Es ist für mich besonders, Musiker zu fotografieren. Meine Liebe zur Musik war vor der Liebe zu den Bildern da. Vielleicht musste ich Elif treffen. Ich mochte ihre Stimme schon sehr lang. Wir trafen uns – erst ohne Kamera. Erzählten und lachten und liefen durch die Straßen. Ich wollte sie genauso fotografieren, wie sie singt. Mit Melancholie und Leichtigkeit zugleich.
An einem warmen Oktobersonntag trafen wir uns bei ihr daheim. Wie immer hatte ich vorher keine Idee von dem, was ich wirklich machen würde. Ich kannte nur die Grundstimmung der Bilder. Wir tranken Tee und hörten Olafur Arnalds. Da war sie wieder – die Melancholie.
In meiner Idealvorstellung vom Fotografieren nimmt man mich nicht wahr. Manchmal wünsche ich mir eine Kamera, die von den Menschen, die ich fotografiere, nicht gesehen werden kann. Dann könnten wir reden und lachen und tanzen und weinen und alle Bilder wären echt. Vielleicht fotografiere ich deshalb gern durch Scheiben. Weil es ein bisschen wie unsichtbar sein ist.
Wie so häufig entstehen die besten Bilder am Schluss. Es wurde ganz, ganz langsam dunkel. Wir kletterten auf ein Berliner Dach. Schornsteine, Krane, ein Stück näher am Himmel. Elif tanzte – im Wind, mit dem Wind. Anmutig und ein bisschen traurig zugleich. Und ich wusste schon beim Auslösen, dass ich diese Bilder lieben würde – weil sie das sind, was ich fühle.
Ich bin wieder und wieder dankbar für das Vertrauen der Menschen vor meiner Kamera. Und ich bin dankbar für die Momente, die wir teilen dürfen. Und die man sich ins Gedächtnis rufen kann, wenn man die Bilder anschaut – und dazu Olafur Arnalds hört.
Ich werde nicht vergessen, wie es sich anfühlt, auf einem Berliner Dach zu stehen und genau so frei zu sein wie der Vogelschwarm über einem.
Danke, Elif.