04. Juni 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

New York. Ein Ausstellungshinweis

Das Gemeinsame an Jörg Rubbert und Antonius‘ Arbeiten ist das Zeitlose. Die Linien und Schatten, die Abwesenheit von Farbe entführen uns. Die Bilder sind Dokumente der einfachen Leute in einer Metropole, deren Geschichten überall Eingang finden.

Träume und Hoffnungen überschwemmen uns bei dem Klang ihres Namens und viele folgten ihr und fanden in der Stadt nicht ganz das, was sie sich erdachten.

Jörg Rubbert und Antonius haben diese Welt auf den Straßen New Yorks festgehalten. Während Jörg Rubberts Fotografien Anfang der 1990er Jahre entstanden, hielt Antonius die Zeit nach der schier unfassbaren Katastrophe in den Jahren 2007 bis 2013 fest. Dies geschah zurückhaltend und beobachtend. Sie begreifen „die Straße als die Bühne des Lebens“.

Scene on Broadway © Antonius

Die beiden Berliner Fotografen wurden das erste Mal durch eine Fachzeitschrift aufeinander aufmerksam, in denen beide ein eigenes Portfolio veröffentlicht hatten.

Jahre später fand dann Jörg Rubbert einen Flyer von Antonius mit einem New York Motiv im Briefkasten der aff Galerie, deren Mitbegründer er ist. Nach einigen Gesprächen war dann sehr schnell klar, dass beide zusammen eine Ausstellung konzipieren müssen, mit dem Thema „New York“ natürlich.

Sidewalk Prayer © Antonius

Antonius‘ Affinität zu New York ist nicht zufällig. Geboren in Berlin, wuchs er in den zwei gegensätzlichen Metropolen Berlin und New York auf. Schnell fand er über einige Umwege, die ihn zunächst zum Theater und Showbusiness führten, zur Fotografie.

In einer seiner ersten Serien über New York dokumentierte er das Leben des Stadtteils Harlem. Die komplette Serie ist ihm leider durch Diebstahl abhanden gekommen, was ihn dazu veranlasste, eine neue zu beginnen, eben jene über die der kleinen Leute seiner Stadt.

In Rubberts fotografischen Arbeiten spielt die Straßenfotografie eine essentielle Rolle. Den Metropolen als Raum eines vielschichtigen und flüchtigen Lebens derer, die sich diese Bühne auserkoren haben, um dort das Glück zu finden, hat er sich verschrieben.

Scarface © Jörg Rubbert

Auf diesen Straßen ist er unterwegs und versucht, das ganz Normale, das manchmal scheinbar Unsichtbare oder Seltsame unseres Hin- und Herwandelns einzufangen. Auf meine Frage, wie sie auf den Straßen fotografisch arbeiten, ob sie Kontakt aufnehmen oder nur Beobachter einer Situation sind, antworten sie:

Antonius:

In der Regel findet zunächst eine situative Beobachtung statt. Es finden aber auch ab und zu direkte Kontakte zu den fotografierten Personen statt. Als „local“, das heißt mit meiner Hautfarbe, bin ich dankenswerterweise nicht allzu sehr sichtbar.

Chinese Street Vendor © Jörg Rubbert
© Jörg Rubbert

Jörg:

Ich nehme die Situation so auf, wie sie sich mir in dem Moment darstellt. Ich habe meine Kamera für diese Eventualitäten „voreingestellt“ und drücke situativ den Auslöser. Ich versuche, stets möglichst nah am Geschehen zu sein, da ich meine Aufnahmen ausschließlich mit dem Standardobjektiv mache.

Der Bildausschnitt wirkt authentisch, da er vom Bildwinkel her dem des menschlichen Auges vergleichbar ist. Da ich analog fotografiere, kann ich das Ergebnis nicht sofort ansehen und gegebenenfalls korrigieren – das ist aber in der sogenannten Straßenfotografie eh nicht möglich, da die Situation sich meist ebenso schnell wieder auflöst wie sie entstanden ist.

Two men with puppet © Jörg Rubbert

Wenn ich mir die Bilder der New-York-Serien betrachte, fällt mir auf, dass die Stadt selbst – ob nun Berlin, New York oder eine andere große Metropole – nicht entscheidend ist. Es könnten auch Filmszenen einer namenlosen Stadt sein. Die Menschen sind es, die einem in der Betrachtung nah sind. Als hätten die Fotografen unsichtbar, dort, wo wir sie nicht sehen können, Regie geführt.

So blind, scheint mir, laufe ich durch die Stadt, dass ich jene Szenen immer erst entdecke, wenn ein anderer sie aufzeichnet. Und genau deswegen sind diese Zeugnisse so bedeutend. Sie halten fest, sie dokumentieren, was wir täglich sehen und nicht beachten.

Erst, wenn ihnen die Farbe genommen werden, wenn Licht und Schatten dramatisch wirken, wenn Unschärfe Bewegung zeigt, dann schauen wir hin, erkunden und können uns nicht vorstellen, dass hier das normale Leben zu sehen ist und wir die Akteure in jedem der Abgebildeten.

~

Unter dem Titel „new york city limits“ stellen die beiden Fotografen Teile ihrer New-York-Serie in der Berliner aff Galerie aus. Die Vernissage findet am 7. Juni 2013 um 19 Uhr statt, die Ausstellung ist anschließend bis zum 7. Juli zu sehen.

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