Entzückungen einer Tagträumerin
Seit drei Jahren fotografiere ich nun ernsthaft und alles begann mit einem Filmprojekt. Ich hatte mich entschieden, das Storyboard für einen Kurzfilm zu erstellen, indem ich Fotos machte, anstatt zu zeichnen.
Seitdem ich mein Filmstudium mit dem Master abgeschlossen hatte, war ich sehr bemüht, meinen ersten Kurzfilm zu machen. Jedoch fand ich den Prozess sehr langwierig und bemerkte recht bald, dass das Erstellen eines eigenen Filmes eine ziemlich schwierige Aufgabe war.
Als ich dann mit meiner Serie aus Fotografien nach Hause kam, die den Verlauf der Geschichte zusammenfassten, wurde mich recht schnell klar, dass es möglich ist, eine Erzählung in eine einzige Aufnahme zu fassen. Ich mochte die Unmittelbarkeit des Prozesses und war schnell davon besessen, Geschichten erzählende Fotos zu kreieren.
Ich erinnere mich noch gut daran, andere Fotografen zu bewundern, die Programme wie Photoshop beherrschen. Sie bringen es fertig, so viel mehr in ihre Arbeiten zu zaubern, indem sie die Realität ihres ursprünglichen Fotos digital beeinflussen.
Davon war ich ziemlich fasziniert, jedoch konnte ich keinen Spaß am Photoshoppen finden und auch keine Geduld dafür aufbringen, das Programm zu erlernen.
So versuchte ich, Effekte dadurch nachzuahmen, dass ich unterschiedliche Materialien benutzte. Ich bemale sehr häufig meine Modelle in weiß, sodas sich die Haut sich nicht nur vom Hintergrund unterscheidet, sondern heraussticht. Ich mag es, verschiedene Materialien wie Puder, Acrylglas, Plastik und viele andere zu verwenden, um „hausgemachte“ Texturen und Strukturen zu erstellen.
Da alles, was man in meinen Bildern sieht, real ist – keine Bildmanipulationen oder andere Spezialeffekte – muss ich sehr bedacht darauf sein, wo und wann ich fotografiere. Nur selten nutze ich direktes Sonnenlicht. Der Grund dafür ist, dass ich denke, dass es nicht zu meinen Ideen passt.
Ich weiß, dass das Arbeiten an theatralischen Ideen oft ein schmaler Grat ist und ich finde, dass ein kaltes, diffuses Licht dem Bild eine Art Ernsthaftigkeit gibt. Und das hilft mir auch, nicht in die Gefilde der Lächerlichkeit abzudriften.
Das Licht, das ich benutze, spiegelt auch die Themen meiner Arbeit wider. Ich spiele gerne mit Dunkelheit und Helligkeit und versuche, eine Ausgeglichenheit innerhalb der Themen zu finden. Meine Arbeit wurde schon einmal als „dunkle Kunst“ bezeichnet, da sich meine Fotos oft um Flucht, Einsamkeit, Tod und ähnliche Dinge drehen.
Die Fotografien können sehr schnell zu gothic werden, deshalb mag ich es, Elemente der Romantik einzubauen und auf diese Weise aus der Dunkelheit Licht zu machen.
Meine Aufnahmen sehe ich als so etwas wie meine persönliche Reflexion des Unbekannten, so etwas wie ein Weg, die Angst vor den großen Fragen des Lebens zu lindern, die uns alle manchmal peinigt.
Ich glaube aufrichtig an Entzückungen und Verzauberungen und tendiere dazu, viel tagzuträumen, was mir nicht immer zum Guten dient, aber mich nichtsdestotrotz auf einen kreativen Pfad gelenkt hat.
Den ersten Hauptteil meiner Arbeit habe ich nun fertiggestellt und beschäftige mich derzeit mit einem neuen Projekt, genannt „The Frozen Theatre“. Mit dieser großen Serie möchte ich wieder eine Geschichte durch eine Serie von Fotos erzählen anstatt nur mit einzelnen Bildern.
Manchmal sehe ich meine Fotografien auch als eine Art Vorbereitung auf einen Film. Und ich hoffe, eines Tages einen solchen zu machen, obwohl dafür dann natürlich viel mehr Leute gebraucht werden.
Deshalb bin ich gerade jetzt recht glücklich darüber, ganz auf mich allein gestellt zu sein und lerne auf meinem Weg viel dazu. Wer weiß, vielleicht dienen diese Bilder ja eines Tages als ein Storyboard für einen surrealen Kurzfilm.
Dieser Artikel wurde von Helen Warner auf Englisch geschrieben und von Martin ins Deutsche übersetzt.
Helen, die Bilder gefallen mir ausgesprochen gut!
Ich fange gerade erst an mich „ernsthaft“ mit Fotographie zu beschäftigen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich einen ganz ähnlichen Zugang am angenehmsten finde. Ich bin davon fasziniert Geschichten mit einem einzigen Bild zu erzählen. Ich finde Bilder, die zum Verweilen und Nachdenken anregen am spannensten. Vielleicht finde ich deine hier gezeigten schon ein klein wenig zu düster, aber es wäre ja auch schlimm wenn ich später mal haargenau solche Bilder schießen wollte, die du jetzt schon machst ;)
Zum Einstieg in den Film ist mir noch ein Gedanke gekommen: Mir ist aufgefallen, dass zum Beispiel der viel gefeierte Tarantino sehr stark mit fotoreifen Bildern arbeitet (wenn auch mit einem ganz anderen Stil als du hier). Man könnte seine Filme an unglaublich vielen Stellen stoppen und als Einzelbild auf sich wirken lassen. Ich glaube, wenn man das beherrscht, kann man richtig gute Filme machen. Dein Ansatz macht also für mich durchaus Sinn!
Helen, I just realised that you’re speaking english, so here is a translation of my comment, in case you are interested:
I really like your pictures!
I’ve just startet to get into „serious“ fotography recently, but I quickly learned, that I find a similar approach as you most appealing. Telling stories in a single Image faczinates me. To, pictures that let the viewer pause and contemplate are most interesting. Maybe your photos are even a little to dark for my taste, but it would be a shame, anyway, if I would aim to shoot pictures exactly like the ones, that you are doing already ;)
One notion concerning motion picture: I recently realised, that celebrated directors like Tarantino are relying on strong images (but in a completely different stile than yours). You could pause his movies at so many times and just let the frame stand for itself, as a picture. I think, if you master this, you are up to a really good movie. So to me, your idea makes total sense :)
Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wieder unbeliebt mache, aber ich sehe die Geschichten in den „verrückten“ Einzelbildern nicht. Sind mir auch schon zu surreal. Vielleicht würde es in der Serie eher gelingen?!
Nichts für ungut, aber ich komme schon mit dem ersten Satz nicht klar:
„Seitdem ich mein Filmstudium mit dem Master abgeschlossen hatte, war ich sehr bemüht, meinen ersten Kurzfilm zu machen. Jedoch fand ich den Prozess sehr langwierig und bemerkte recht bald, dass das Erstellen eines eigenen Filmes eine ziemlich schwierige Aufgabe war.“
Hier muss ein Übersetzungsfehler vorliegen! Anders kann ich es mir nicht erklären, dass man nach einem Filmstudium feststellt, dass ein Kurzfilm, auch wenn er so heisst, nicht mal eben kurz gemacht ist!
Andernfalls fehle mir die Worte.
Maude
Sorry – no translation from my side…
Hi Maude, es ist möglich, dass der spezielle Studiengang einen eher theoretischen Zugang zum Film hat oder dass Helen ihren ersten eigenen Film außerhalb des Studiums meint. Aber genau weiß ich es auch nicht, wären aber Ideen.
… well, it takes the search machine less than half a sec and the user some 3 more secs getting the Masters Programme contents : http://bit.ly/WDv70a
;)
Even better, then it’s clear. :)
Jup, und auch, dass sie keine Lust am photoshoppen findet. Auch beim Filme machen spielt Nachbearbeitung doch meist eine wichtige Rolle und ist mindestens genauso zeitaufwendig.
Verstehe das nicht ganz.
Also das Eine schließt doch das Andere nicht aus. Nur weil ich weiß – oder vielleicht gerade deswegen – wieviel Aufwand es bedeutet, muss es mir keinen Spaß machen. Also ich knipse eher als dass man es wirklich Fotografie nennen kann, aber ich versuche vermehrt das Bild schon so zu erfassen, wie es später aussehen soll. Die Post am Rechner versuche ich auf ein Minimum zu beschränken. Mein Ziel ist es maximal die Nachschärfung je Ausgabemedium anzuwenden. Der Rest sollte schon out-of-the-Camera passen.
Und das nicht nur, weil ich nicht so viel Zeit für die Nachbearbeitung aufwenden will, sondern weil mir das *für mich* erstrebenswert scheint.
die Frau mit dem Raben einfach nur WAU….
Beside of the obvious beauty and skill behind these pictures, I’m especially impressed by the absence of digital manipulation..
Most other photographer and artists (as well those already featured on kwerfeldein) with a similar surreal and story-telling style mostly spend a lot of time in the post-processing.
The results are equally impressing and i love and admire those people, but I always wonder where the Photography stopped and the digital processing began – not as a critic, but out of curiosity and my yearning to learn.
Thanks for showing!
When you look on her flickr account http://www.flickr.com/photos/airgarten/ and consider each title carefully, you will understand the story telling element. There is even better work on the flickr account! A unique visual artist, much love romz
Durch einen Zufallzu einem prima Thema gekommen!
Die Bilder gefallen mir recht gut, tolle Ideen und wenig PS Arbeit, das finde ich sehr gut.
Nur eins würde mich echt mal interessieren, wie hast Du den Vogel dazu gebracht mit zu machne?
Gruß
Oli
Tolle Bilder! Das Aufmacher-Bild erinnerte mich spontan an „Trash-the-Dress“, aber ich sehe inzwischen alles durch die Hochzeitsfotografen-Brille :D
Die Bilder gefallen mit sehr gut! Ich frage mich nur wie ich hier gelandet bin. Ich war auf der Suche nach Hilfe bei der Storyboard Erstellung. Und Google hat mich hier hingeleitet. Wem es genauso geht wie mir, der kann mal bei der BMWA (http://www.beste-medien-werbe-agentur.de/Angebot/Design/Bild-Typo/Vorentwurfe/Storyboards.html) vorbeischaun.