25. Juni 2012 Lesezeit: ~5 Minuten

Im Gespräch mit Yann Faucher

Yann Faucher, den Ihr oben sehen könnt, überraschte mich mit seinen eigenwilligen und persönlichen Portraits, die ich vor Monaten in seinem Stream auf Flickr fand. Mir gefiel sein Ansatz, nicht nur Frauen, sondern auch Männer nackt zu fotografieren.

Denn es passiert mir heutzutage selten, ästhetisch ansprechende Aktfotos von Männern zu Gesicht zu bekommen, die nicht so aussehen, als hätten sich die Leute vorher aufgepumpt. Yann sagte sofort zu, als ich ihn anschrieb. Daraus entstand das folgende Gespräch.

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Hey Yann! Erzähl uns doch zu Beginn etwas von Dir. Wer bist Du, wo lebst Du und was machst Du?

Wer ich bin? Nun, ich bin Yann und genau so schreibt man einen alten britischen Namen in Frankreich, der so etwas wie Jean heißt – oder wenn Du so willst auch Johannes, Giovanni, Juan, Jan und Ian in anderen Ländern. Derzeit lebe ich in London, jedoch werde ich vielleicht bald woanders hinziehen. Ich bin so etwas wie ein Fotograf.

Oh, London! Schön! Wann hast Du das „fotografische Feuer“ gefangen? Wie fing alles bei Dir an?

Es war eigentlich ein kleines Missgeschick, das mich zur Fotografie brachte. Zuerst kam ich als Modell zur Fotografie und ich dachte, dass ich kein gutes war. Jedenfalls traf ich irgendwann Pascal Renoux, der seither mit seiner gesamten Familie einer meiner besten Freunde wurde.

Er hat eine sehr schöne Art und Weise, sich Menschen zu nähern und zeigt stets Respekt und Rücksicht denen gegenüber, die er fotografiert. Somit spielt die Fotografie für mich eine wahrlich soziale Rolle. Ich finde es nicht nur wichtig, den Menschen zu fotografieren, sondern ihm oder ihr auch zuzuhören. Ich fotografiere jetzt seit sechs Jahren.

Interessant! Welchen Stellenwert misst Du dem Zuhören beim Fotografieren bei?

Der Zuhören-Teil. Hm, ich weiß nicht genau, wie ich das am besten ausdrücke, ohne hier Seiten zu füllen. Ich bin grundsätzlich an allem Möglichen interessiert und stelle den Menschen viele Fragen über ihr Leben. Dieser soziale Teil der Fotografie ist mir wirklich wichtig. Ich fühle mich mit Menschen und deren Lebensgeschichten einfach verbunden. Und manchmal erzähle ich auch von meinen eigenen Erfahrungen.

Und echtes Interesse ist ja auch das, was die Menschen spüren und sich dann Dir gegenüber öffnen. Aber sag mal, wie viel Vorbereitung steckt in Deinen Shootings?

Ich tendiere dazu, nichts im Vorfeld zu planen – aber das kommt auch ganz auf das Shooting an. Bei den persönlichen Portraits möchte ich ganz spontan die Person(en) fotografieren. Aber meistens schaue ich vorher, wie das Wetter und somit auch das Licht sein werden.

Ich erlaube mir mal eine technische Frage, Yann: Mit welchem Equipment machst Du Deine Portraits?

Hauptsächlich benutze ich Mittelformat-Kameras. Ich habe eine Pentax 6×7 und eine Hasselblad, meine erste. Weiter benutze ich Polaroids mit einer Polaroid 600se. Eigentlich benutze ich selten digitale Kameras, denn meiner Meinung sind sie nicht so romantisch. Obwohl ich nicht gegen das Digitale bin, muss ich gestehen, dass es einfach nicht zu mir passt.

Lass uns nochmal über die Menschen sprechen, die Du fotografierst. Wie wählst Du sie eigentlich aus?

Ich muss gestehen, dass ich die Menschen nicht wirklich auswähle – soweit bin ich noch nicht. Ich habe kein spezifisches Ziel. Vielmehr ist es der Moment, der Ort und meine Verfassung, die entscheiden, ob ich jemanden fotografiere oder nicht. Da spielt ganz viel Kommunikation zwischen den Leuten und mir mit rein.

Woher nimmst Du eigentlich Deine Inspiration?

Ich kann sagen, dass meine Inspiration hauptsächlich aus meinen Erinnerungen kommt. Ich glaube, dass es da so etwas wie eine neblige Wolke gibt, die mitbestimmt, wie ich meine Fotos und welche Erfahrungen ich mache. Ich habe keinen Lieblingsfotografen, aber ich bewundere natürlich ein paar. Und ich denke meist, dass es gut ist, eine Auge auf neue Fotografen zu haben und auf das, was sie von unserer Gesellschaft zeigen.

Wenn wir schon dabei sind: Was möchtest Du den Betrachtern Deiner Bilder übermitteln?

Ehrlich gesagt möchte ich überhaupt keine Nachricht in meinen Bildern vermitteln. Es sind einfach Portraits. Ich glaube auch, dass die Betrachter sowieso ihre eigenen Interpretationen haben, egal ob es ein Bild, ein Gemälde oder eine Installation ist.

So, dann kommen wir zur allerletzten Frage: Was ist das letzte Foto, das Dich bewegt hat?

Oh, das ist schwer und ich habe nicht wirklich eine Antwort darauf. Klar gibt es welche, die ich immer erwähnen könnte. Jedoch werde ich selten von Fotos bewegt. Ich würde eher sagen, dass ich aus guter Ästhetik meine Inspiration ziehe.

Vielen Dank, Yann, für Deine Zeit und das Interview!

Ich habe dieses Gespräch mit Yann auf Englisch geführt und im Nachhinein übersetzt.