Ein Interview mit Katja Beilschmidt
Es gibt Momente, da weiß ich sofort, dass ich jemanden gerne hier featuren möchte. Als ich Katja Beilschmidts Flickr-Stream fand, ging es mir so. Ihre Fotos wirkten sehr einheitlich, durchdacht und keineswegs gefühllos, sondern eher mitten aus dem Leben gegriffen. Wir haben uns „per E-Mail getroffen“ und die Unterhaltung dürft ihr nun gerne lesen.
Hallo Katja. Wie hat das mit der Fotografie bei Dir begonnen? Erzähl mal…
Eigentlich habe ich schon immer gern geknipst, allerdings habe ich mich da mit den Bildern nie wirklich intensiv beschäftigt. Einige Jahre später kam ich dann durch meinen damaligen Freund auf die fotocommunity und flickr. Ich war fasziniert von der Kreativität und der großen Bilderflut, die jeden Tag aufs Neue hochgeladen wurde.
Damals begann gerade der große Boom der halbwegs erschwinglichen digitalen Spiegelreflexkameras, natürlich hatte mich Leidenschaft gepackt und ich sparte mir eine Canon EOS 350D zusammen. Die Kamera war ein wunderbares Spielzeug, um alles Mögliche auszuprobieren, ohne dabei großes Geld für Filme ausgeben zu müssen.
Ha! Mit der 350D hab ich auch angefangen. Wie bist Du dann zur analogen Fotografie gekommen? Das ist ja schon nochmal ein großer Schritt…
Immer wieder begegneten mir quadratische Bilder mit Negativrahmen und ich ersteigerte aus Neugier bei Ebay ganz billig eine Weltaflex. Diese zweiäugige Mittelformatkamera war wirklich gut erhalten und ich begann mit Rollfilmen zu experimentieren. Das kleine Kästchen machte hübsche Bilder, aber leider war dann nach einem Jahr die Mattscheibe so eingetrübt, dass ich die Welta nicht mehr nutzen konnte.
Durch die Bilder mit den „Zacken“ im Negativrahmen kam ich auf Hasselblad und habe nach einiger Zeit wieder bei Ebay zugeschlagen. Die Hasselblad ist nun seit ein paar Jahren meine absolute Lieblingskamera und ich glaube, ich habe darin meine fotografische Heimat gefunden.
Was macht das Arbeiten mit der Hasselblad für Dich persönlich spannend?
Zunächst das Format. Das Quadrat hat eine ganz eigene Bildwirkung. Ich kann es schwer erklären, aber ich finde besonders bei Portraits wirkt die Person perfekt eingerahmt und man hat nur selten das Gefühl, dass man noch etwas beschneiden müsste. Ich denke, das mag auch daran liegen, dass man durch den Lichtschacht ein Bild viel sorgfältiger komponieren kann als durch einen kleinen Sucher.
Naja und ich muss zugeben, ich liebe das Verschlussgeräusch der Hasselblad. Kleine zweiäugige Mittelformatkameras machen auch wunderbare Bilder, aber es geht nichts über dieses satte „flop-pffft“. Irgendwie unterstreicht gerade das für mich das Handwerkliche der analogen, entschleunigten Fotografie.
Verfolgst du einen bestimmten Plan beim Fotografieren? Beim Betrachten Deiner Fotos wird mir deutlich, dass Du nicht nur das, was Dir vor die Linse kommt, fotografierst.
Hmm, schwierige Frage. Meine Fotos sind eigentlich immer ohne große Planung entstanden. Ich hoffe, dass ich im Sommer noch ein paar hübsche Outdoor-Portraits machen kann. Vielleicht ja auch noch mehr Polaroids.
Verfolgst Du fotografische Ziele, die Du in naher Zukunft erreichen willst? Beispielsweise eine Ausstellung, ein Fotobuch – oder etwas ganz Anderes?
Oh ja, eine Ausstellung wäre großartig! Aber derzeit finde ich meine Bilder irgendwie noch gar nicht wirklich ausstellungswürdig. Mir gefallen meine Bilder, aber ich sehe keinen roten Faden darin und so lange wäre eine Ausstellung wohl einfach zu zusammengewürfelt. Somit bleibt wohl das Ziel, einfach besser zu werden.
Mal was ganz Anderes: Was oder wer inspiriert Dich? Wie kommst Du auf neue Ideen?
Ich liebe die Schwarzweiß-Bilder von Richard Avedon. Seine Portraits und frühen Modestrecken begeistern mich immer wieder. Daneben gibt es zahlreiche Fotografen oder auch einzelne Fotos, die mich inspirieren. Ich gehe gern und oft in Ausstellungen und habe danach immer das Gefühl, voller neuer Ideen zu sein.
Ich glaube aber, die größte Inspiration ist das Leben selbst. Jeden Tag gibt es wieder Neues zu entdecken und das ist auch das Spannende an der Portraitfotografie. Jeder Mensch ist anders und hat viele Facetten, die man festhalten kann.
Fotografierst Du die Menschen spontan oder wie viel Planung und Vorbereitung steckst Du in so ein Shooting?
Meist kontaktiere ich interessante Gesichter bei Model-Kartei und dort spreche ich dann die Örtlichkeiten und auch Outfits ab. Der Rest ergibt sich von selbst. Ich glaube, das ist der große Vorteil die Fotografie „nur“ als Hobby zu betreiben: Man hat keinen Leistungsdruck und kann sich einfach ausprobieren.
Wieviel gibst Du den Modellen vor? Was ist da Deine Grundtendenz?
Möglichst wenig, ich finde es wirkt natürlicher, wenn die Modelle sich durch ihr Gefühl leiten lassen. Es kommt dabei auch auf die gemeinsame Wellenlänge an, manchmal passen die eigenen Vorstellungen und die Umsetzung durch das Model besser zusammen und manchmal muss man sich eher durchkämpfen.
Wie löst Du solch eine Situation?
Ich versuche Anregungen für Bewegungen oder auch Gesichtsausdrücke zu geben und bei den meisten hilft das erst einmal über Anfangsschwierigkeiten hinweg und die Situation entspannt sich mit der Zeit. Ich kann eine gewisse Unsicherheit aber nachempfinden, mir fällt es schwer, mich von anderen fotografieren zu lassen und brauche immer ewig, bis ich locker werde.
Das kenne ich gut, Katja. Letzte Frage: Welches Buch hast Du als letztes gelesen?
„Gefühltes Wissen“ von Horst Evers.
Vielen Dank, Katja, für Deine Geduld und dieses Interview mit Dir!