Bilder, die an einer Wand hängen.
23. Mai 2015 Lesezeit: ~13 Minuten

Fit für die Ausstellung

Fotos auf dem Display wirken brillant, doch sind sie winzig im Vergleich zum perfekt gedruckten Motiv, das zudem noch an der Wand hängen kann und Freunde begeistert. Der große Traum ist dann die eigene Fotoausstellung.

Ist die erste, schwere Hürde der Raumsuche erst einmal überwunden, folgt die Frage, was man denn so alles bei der Herstellung der dazu notwendigen Ausstellungsfotos beachten sollte. Alles eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man sich damit auskennt.

Jede Ausstellungsvorbereitung braucht Zeit. Das ist gut so, denn die Idee, Bilder auszustellen, muss langsam zum Konzept reifen. Zudem ist einiges zu bedenken, was die Produktion der Fotos anbelangt.

Die Planung fängt bereits mit der kritischen Auswahl der Motive an: Einzelbilder oder Serien? Gibt es thematische Werkgruppen? Oder sortiert sich die Ausstellung durch Gestaltungselemente der Fotos?

Soll es eine harmonische Sammlung von Bildern werden oder setze ich auf Kontraste – beispielsweise durch extreme Unterschiede in der Bildgröße?

Oft ist weniger mehr, denn nichts ist langweiliger als eine Ansammlung von ähnlich gearteten Motiven – außer es gehört wirklich zum Ausstellungskonzept. Und recht schnell verlieren Besucher die Lust an Bildern, die sie so oder so ähnlich bereits mehrfach gesehen haben.

Sicht auf Bilder, die ausgestellt an der Wand hängen

Klar ist natürlich auch, dass es immer schwieriger wird, eine unverkennbare, individuelle Bildsprache zu finden. Ich würde also lieber einige wenige, herausragende Bildmotive präsentieren und diesen gegebenenfalls mehr Raum geben.

Fotomotive mit vielen kleinen, bildwichtigen Details brauchen ebenso Größe wie plakative Einzelwerke. Andere Fotos überraschen dagegen im Kleinformat. Damit man die Wirkung abschätzen kann, helfen Teststreifen oder Probedrucke in unterschiedlichen Größen.

Einfach an die Wand pinnen und einige Tage auf sich wirken lassen, vielleicht auch Freunde fragen. Und noch ein Tipp: Ich drucke die Bilder der Ausstellung immer auf einfaches A4-Papier aus und hänge die Bildsequenzen an die Bürowand. Dann wird schnell klar, was zueinander passt (harmonische Bildgruppen, Kontrasthängung, Bildfolgen mit Störer oder Einzelfotos).

Von der gewünschten Bildaussage sowie der Weiterverarbeitung (Rahmung, Kaschierung) hängt dann die Auswahl der Druck-Materialien ab. Fotoausstellungen boomen, dementsprechend sollte sich das Endergebnis auch an der Art und Weise messen lassen, wie andere Fotografen ihre Werke präsentieren. Individualität ist angesagt, doch immer unter dem Aspekt der perfekten Ausarbeitung.

Als guter Grundsatz gilt: Künstler haben meist nur eine einzige Chance, den Betrachter der Bilder anzusprechen. Je besser und perfekter Bildaussage, Bildgröße, Druck, Verarbeitung, Hängung, Licht und Ambiente zusammenpassen, desto eher zieht das Motiv den Zuschauer in seinen Bann und bleibt im Gedächtnis.

Ein Bild hängt an der Wand.

Druckmedien

Am einfachsten wäre es natürlich, die Bilddateien gehen online ins Labor. Doch das ist wie eine Blackbox: Keiner weiß genau, was zurückkommt. Deshalb: Das Tüfteln im Labor ist leider fast tot, es lebe der Feinschliff am eigenen Rechner und Drucker!

Bereits eine minimale Veränderung der Einstellungen am Rechner macht aus dem scheinbar guten Bild ein noch besseres und dann auch einen exzellenten Druck. Und Testen gehört dazu und ist umso erstaunlicher und spannender, je mehr man sich dem Thema nähert.

Daher drucke ich ein Testmotiv zuerst mit den entsprechenden Einstellungen auf unterschiedlichen Druckmedien – auch verschiedener Hersteller – aus. Sehr gute Erfahrungen bezüglich der Bildqualität und Druckerkompatibilität habe ich mit den Papieren von Sihl gemacht.

Natürlich bieten auch Hahnemühle, Tecco und Co. reichlich Auswahl, wobei der persönliche Geschmack letztendlich den Ausschlag gibt. Oftmals werden die Druckereinstellungen im Detail noch nachjustiert. Erst dann kommen die Tests an eine große, weiße Wand.

Im direkten Vergleich fällt dann auf, wie jeder Papiertyp das Motiv individuell umsetzt und welchen großen Einfluss Druckmedien auf die endgültige Wirkung haben können. Bei der Auswahl wird auch die Art der Weiterverarbeitung berücksichtigt, das ist wichtig.

 

Größen

Wer nur bis A4 ausdrucken kann, überlegt sich die Wirkung in der Ausstellung sehr genau. Doch die schiere Größe ist nicht immer ausschlaggebend. So kann eine klassische Reihung von Portraits – auf A4 gedruckt und auf Aludibond aufgezogen – genauso spannend wirken wie die Gruppierung unterschiedlicher Formate einer Reportage.

Oftmals unterstützen Passepartouts und Rahmen die Größenwirkung. Doch ohne Frage beginnt das gängige Ausstellungsformat bei A3 beziehungsweise dem A3+, das gegenüber 29,7 x 42 cm immerhin 33 x 48,3 cm auf die Wand bringt, optisch sowohl im Quer- als auch Hochformat schon ein sichtbarer Gewinn.

Damit kann man zum Beispiel wunderbar Portraits und Stillleben im Hochformat oder Landschaften und Architektur im Querformat präsentieren, mit oder ohne weißen Rand, versteht sich.

Mit dem A2-Format (42 x 59,4 cm) taucht man gänzlich in die Galerieszene ein und ist in der Ausnutzung des Druckformats erheblich flexibler. So lassen sich auch weniger gängige Bildgrößen wie das Quadrat oder panorama-ähnliche Formate sehr viel leichter umsetzen.

Die dazu notwendigen Drucker von Canon und Epson drucken auch Rollenware, sind als kompakte Tischgeräte auf dem Markt und brauchen dementsprechend weniger Platz als die großen LFP-Drucker. Und sie kosten weniger – aus meiner Sicht ein perfekter Kompromiss.

Zwei Herren in Anzug vor einer Schiene.

Druckpapiere

Auch die Weiterverarbeitung der Drucke bestimmt die Wahl des Druckmediums. Wird das Bild ohne Oberflächenkaschierung präsentiert, kann die Papieroberfläche – wie bei den sogenannten Fine-Art- oder Künstler-Papieren – voll zur Geltung kommen.

Speziell hier sollte man auf hochwertige Druckpapiere setzen. Pigmentierte Tinten bleiben oftmals länger stabil als die Papiere. Für eine optimale Bildstabilität und Archivierbarkeit sorgt das Fehlen von optischen Aufhellern sowie der säuregepufferte Aufbau bestimmter Druckpapiere, was besonders Sammler, Galeristen und Museen sehr schätzen.

Deshalb verwenden mittlerweile eine ganze Reihe von namhaften Fotografen u. a. Barytpapiere mit diesen Spezifikationen. Mein persönlicher Favorit wäre das Satin Baryta Paper 290 aus der Sihl-Masterclass–Serie mit seiner individuellen Oberflächenstruktur und der leichten Chamois-Färbung. Das erinnert mich an die Agfa-Portriga-Papiere aus dem analogen Labor.

Anders ist die Situation, wenn das fertig gedruckte Bild mit einer Folie (matt, glänzend oder spiegelglänzend) kaschiert oder hinter Acrylglas oder Glas verklebt wird. Dann reicht in den meisten Fällen die glänzende, manchmal auch die seidenglänzende Oberfläche aus. Doch auch hier gibt es zwischen den Papiertypen Unterschiede in der Haltbarkeit.

Oder man setzt auf die neueste Variante der Dienstleister: Den Direktdruck auf Aludibond-Platten oder hinter Acrylglas. Meine Erfahrungen zeigen jedoch, dass auf Ausstellungen und in Galerien weiterhin auf analogem Fotopapier ausbelichtete Fotos oder perfekt gemachte Inkjetdrucke den größten Zuspruch finden.

Trotz der passablen Qualität der Direktdrucke fehlt es den Ergebnissen oftmals an Tiefe. So oder so behält man nur beim Selbstdrucken die vollständige Kontrolle über die endgültige Bildaussage – das darf man nicht unterschätzen.

 

Passepartout

Klassisch und nach wie vor attraktiv – trotz vieler Alternativen heute – ist die Rahmung der fertigen Drucke: Entweder randabfallend (Vollformat) oder mit einem weißen Rand. Dieser kann bereits beim Druck entstehen, was besonders bei schönen Papieroberflächen sinnvoll ist.

So passt die Färbung des Randes exakt zum Bild. Bei dieser Version kann man auch auf das Glas verzichten. Dann wird der Druck auf Leichtplatten wie Forex oder Kapa aufgezogen. Heutige Druckpapiere (ohne optische Aufheller, säuregepuffert) und die pigmentierten Tinten lassen das ohne Weiteres zu.

Schutzspray schützt zusätzlich vor Fingerabdrücken und Feuchtigkeit. Der edle Oberflächeneindruck der Fine-Art-Papiere lässt sich auch gerahmt zeigen. Dazu benutzt man ein etwas stärkeres Passepartout (mehr Abstand zum Glas) und rahmt mit entspiegeltem Glas.

Bei der Wahl des Passepartout-Kartons würde ich immer einen Testdruck mitnehmen, damit die Papierweißen auch zusammenpassen. Es gibt unterschiedliche Kartonstärken: Je dicker, desto edler – auch klassischer – wirkt das Bild.

Und bitte auf die säurefreie Museumsqualität achten, sonst gibt es an den Schnittkanten später Verfärbungen. Und mit den sogenannten Objektrahmen kann man zusätzlich Abstand zwischen Bild und Glas schaffen.

Unterschiedliche Materialien.

Rahmen

Fertigrahmen werden oft mit einfachem, spiegelndem Floatglas angeboten. Hochwertiges Museumsglas dagegen verbannt Spiegelungen und vermindert die UV-Belastung der Drucke – es ist jedoch recht teuer.

Eine sehr gute Alternative ist das Antireflexglas Flabeg, das zum Beispiel der Künstlerbedarf Boesner an den diversen Standorten in Deutschland anbietet. Meine persönliche Erfahrung: Gegen einen Aufpreis kann man hier das Normalglas des Fertigrahmens gegen entspiegeltes Glas austauschen lassen.

Neben der wirklich großen Auswahl an Fertigrahmen jeglicher Art werden Rahmenzuschnitte für individuelle Formate (immer 2 – 3 mm Zugabe zum Bildformat einrechnen) angeboten. Der neue Katalog ist gerade herausgekommen und eine Quelle an Ideen und Inspirationen.

Seit Jahren schon ist das Kaschieren der Fotos auf Aludibond (Schichtmaterial Alu-Kunststoff-Alu) sehr beliebt. Hierbei wird das Bild mit diesem Material verklebt.

Das rückseitig mit Aufhängern (Metallaufhänger am besten) und Abstandshaltern versehene Kunstwerk kommt dann ganz ohne Rahmen an die Wand und verzieht sich nicht. Bei größeren Formaten als 50 x 60 cm empfiehlt sich zur Stabilisierung die rückseitige Montage von Aluschienen.

Die Tiefe der Schienen bestimmt dann den Abstand zur Wand: Das Foto wirkt wie auf der Wand schwebend. Zusätzlich versehen Fotografen die Oberfläche des Inkjetdrucks mit einer Schutzfolie, was jedoch nicht nur mechanischen Schutz oder eine zusätzliche UV-Abwehr bedeutet, sondern die Wirkung des Bilds nachhaltig beeinflusst.

Eine dezente Mattfolie gibt zum Beispiel Schwarzweißfotos ein edles Aussehen, Glanzfolien hingegen steigern die Brillanz. Spiegelfolien passen zu plakativen Farbbildern oder auch Fotos mit Spiegelungen und Wasser- oder Metalloberflächen.

 

Papier und Folie

Großartig kann auch die Kombination aus Fine-Art-Papier und Folienkaschierung sein. Die edle Oberflächenstruktur des Papiers bleibt dabei zum Großteil erhalten. Das gibt den Fotos einen sehr speziellen Charakter: Helle Bereiche erscheinen dezent metallisch matt. Schutzfolien sollen Farbe, Helligkeit und Kontrast nicht beeinflussen. Das kann ich nicht ganz bestätigen.

Bei schwarzweißen Bildmotiven beispielsweise nimmt die Mattfolie einiges an Brillanz. Da sollte man beim Druck etwas transparenter arbeiten. Je nach Papier oder Folie wirken die Resultate auch etwas kühler (Cyan), was eine leichte Farbanpassung erfordert.

Seit über 40 Jahren schon gilt das Fachlabor Grieger in Düsseldorf als Pionier der Acrylglasversiegelung, kurz Diasec genannt. Mittlerweile bieten viele Finisher unter anderen Namen das dauerhafte und schlierenenfreie Verkleben des Fotos mit Silikon hinter Acryglas an.

Immer mehr kommt auch der Einsatz von Klebefolie. Wenn es gut gemacht ist, dann ist auch das eine – zumeist günstigere – Alternative. Die Wirkung des Sandwichs aus Aludibond, Foto und Acryglas ist frappierend: Das Bild erscheint räumlicher und brillanter.

Zur Wahl stehen unterschiedliche Stärken, sowohl der Aludibond-Platte als auch des Acryls. Gängige Stärken sind beispielsweise drei oder vier Millimeter. Soll es leichter wirken, gehen auch zwei Millimeter, wogegen Acrylplatten mit 6 – 10 mm Stärke das Foto fast schon skulpturhaft erscheinen lassen.

Wen die Spiegelungen stören, der kann auch mattes Acrylglas (3 mm) gegen Aufpreis einsetzen. Bei entsprechenden Motiven ein absoluter Eyecatcher!

Ein Foto mit einem Mädchen drauf.

Gewicht und Verklebung

Einige wenige Finisher bieten die Glaskaschierung an, beispielsweise cromeart in München. Das hat den Vorteil, dass die Kunstwerke extrem gut an der Wand und beim Transport geschützt sind.

Doch mit der Größe des Bilds steigt auch das Gewicht der vier, fünf oder sechs Millimeter starken Glasplatten. Hinzu kommt, dass die rückseitigen Halteschienen sehr robust ausfallen müssen.

Man baut dann einen geschlossenen Halterahmen auf die Rückseite. Neben dem leicht matten Glas (tolle Alternative bei manchen Motiven) wäre da noch das Museumsglas mit dem optimalen UV-Schutz und minimalen Spiegelungen; schön teuer und in der Wirkung zwischen Normal- und Mattglas.

Bei der Bestellung sollte man auch besprechen, ob die Kanten poliert werden sollen. Wer mit Rahmen hängt, kann natürlich darauf verzichten.

Ein Knackpunkt bei der Verklebung mit Silikon ist die Wahl des dazu passenden Papiers. Analoge Papierabzüge machen da weniger Probleme, Inkjet-Papiere führen dagegen oftmals zu Flecken, Schlieren und Verfärbungen.

Die besten Erfahrungen in Bezug auf die Verklebung mit Acryl und Glas habe ich mit dem seidenglänzenden Sihl Masterclass Lustre Photo Paper 300 gemacht. Mit den Druckmedien anderer Hersteller muss das nicht immer funktionieren. Fotos und Inkjetdrucke kann man natürlich auch noch auf andere Materialien wie beispielsweise MDF-Platten aufziehen.

Besonderes Augenmerk verdient dabei neben der Wirkung an der Wand die Frage nach der Haltbarkeit. Nichts stört mehr als ein kunstvoll verarbeitetes Ausstellungsfoto, das sich nach kurzer Zeit verzieht oder an den Kanten vom Untergrund ablöst.

Motiv und Veredelung sollten perfekt zueinander passen, dann wird die Ausstellung ein Erfolg!

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