Sommerpause mit Christopher
In der Sommerpause beantworten wir aus der Redaktion jeden Tag sieben Fragen. Heute bin ich an der Reihe. Normalerweise hört Ihr meine Stimme im Nachrichtenpodcast kwergehört oder lest eine meiner Rezensionen hier im Magazin.
Wie sieht Dein Sommerurlaub aus?
Unser diesjähriger Sommerurlaub wird der erste seit zwei Jahren sein und unser erster als kleine Familie! Wir werden mit dem VW Bus meiner Schwiegereltern durchs Land fahren – coronakonform und nur wir drei. Wohin es gehen soll, wissen wir noch nicht, auf jeden Fall soll es so entspannt wie möglich sein.
Als Rheinländer kenne ich mit wenigen Ausnahmen den Osten des Landes noch gar nicht, was mir ehrlich gesagt sehr peinlich ist und geändert werden muss. Gleichzeitig finde ich den Süden Deutschlands mit seinen Weinregionen und Bergen sehr attraktiv. Aber auch die Küste im Norden und die etwas rauere Landschaft reizen mich.
Alles wird nicht gehen, denn ich habe keine Lust – auch der Umwelt wegen – lange zu fahren. Unsere Tochter liebt es, im Wasser zu planschen, daher werden unsere Ziele ganz bestimmt davon abhängen, ob ein See oder eine Küste in der Nähe ist. Vermutlich lassen wir uns erst einmal treiben. Ob das eine so gute Idee ist, wenn alle gerade Inlandsurlaub machen, wird sich zeigen, aber wir sind optimistisch, dass das was wird.
Was macht Dich gerade glücklich?
Es klingt vermutlich unglaublich kitschig, aber am glücklichsten macht mich meine Tochter. Seit sie auf der Welt ist, hat sich mein Leben grundlegend verändert und das zum Schönen. Ich bin unfassbar glücklich, dass sie da ist.
Aber auch beruflich fügt sich gerade alles nach und nach – und das ist eine sehr beruhigende Erfahrung. Die Pandemie hat zwar eine Delle in meine fotografische Auftragslage gehauen, aber dadurch hatte ich die Gelegenheit, zurück in die Forschung zu gehen. Aktuell bereite ich eine bildwissenschaftliche Promotion vor und erhalte ab dem Herbst eine Förderung, um mein fotografisches Diplomprojekt fortzuführen und weiterzuentwickeln. Darauf freue ich mich am meisten.
Welchen Podcast hörst Du in letzter Zeit besonders häufig?
Normalerweise höre ich Podcasts bei entspannenden und automatisierten Aufgaben wie Bildauswahl, Bildbearbeitung oder Retusche. Durch meine berufliche Schwerpunktverlagerung hatte ich aber in den letzten zwölf Monaten leider keine Gelegenheit, mich intensiv mit Podcasts zu beschäftigen. Entweder habe ich Seminare vorbereitet, Aufsätze geschrieben oder Seminare gehalten, also immer irgendetwas mit Denkanspruch und absoluter Konzentration gemacht. Und da es wegen der Pandemie auch keine längeren Reisen oder Bahnfahrten für mich gab, konnte ich mir kaum Gesprochenes auf die Ohren geben.
Trotzdem: Wenn ich mal die Gelegenheit habe, beim Kochen etwas anzumachen, dann ist es immer etwas Informatives (Laberpodcasts sind für mich Zeitverschwendung). Mein All-Time-Favourite ist Eine Stunde History von Deutschlandfunk Nova. Dieser Podcast ist nicht nur spannend konzipiert und erzählt, ich lerne immer wieder Neues über bisher unbekannte oder bereits bekannte Zusammenhänge, die Auswirkungen auf unsere heutige Welt haben.
Welchem Instagram-Account bist Du zuletzt gefolgt?
Den Instagram-Account, dem ich zuletzt gefolgt bin, habe ich durch das fantastische Interview von Katja am vergangenen Freitag auf kwerfeldein entdeckt. Nina Welch-Kling ist eine großartige Fotografin, die ich bisher nicht kannte und deren Bildsprache mich an die von Aapo Huhta (vor allem sein Buch „Block“) erinnert. Ihre Fotografie hat etwas Magisches. Sie motiviert mich dazu, wieder mehr zu experimentieren und mich aus der kontrollierten Blase, in die ich mich im letzten Jahr in Teilen hineinmanövriert habe, herauszuwagen.
Was ist das letzte Foto auf Deinem Smartphone?
Ich hatte ja geschrieben, dass ich mehr experimentieren möchte. Dazu gehören auch selbstläufige Knipsunfälle. Gestern Abend saß ich im Park und hatte vergessen, mein Telefon auszuschalten. Dabei hat sich irgendwie die Kamera aktiviert und herausgekommen ist ein Bild aus Sicht der Ameise unter mir.
Welches Fotobuch hast Du zuletzt gekauft?
Das letzte Fotobuch, das ich mir gekauft habe, habe ich für kwerfeldein besprochen: Vincent Kohlbecher – „Its flower is hard to find“. Es fasziniert mich noch immer und selbst nach dem zehnten Mal Lesen zieht es mich in seinen Bann. Es ist unglaublich dicht und das Konzept überzeugt auf so vielen Ebenen. Die Bildsprache ist verrätselt, „mitten rein“ und gleichzeitig irgendwie doch „dran vorbei“. Ich liebe diese Art der Fotografie, weil sie Deutungshorizonte eröffnet und die Eigenlogik des Bildes betont.
Außerdem freue ich mich auf das Buch aus der Crowdfunding-Kampagne von Katharina Fröschl-Roßboth :„Mutter Vaterkarenz Kind“. Vor ein paar Tagen konnte genug Geld gesammelt werden, um das Projekt zu realisieren. Was übrigens noch auf meiner Einkaufsliste steht, sind die Bücher „Hure oder Heilige“ von Franziska Gilli, in dem es um das Frauenbild in den italienischen Medien geht und „There are no homosexuals in Iran“ von Laurence Rasti, ein Buch über Geschlechtergerechtigkeit in einer restriktiven Gesellschaft.
Was sind Deine nächsten Ziele?
Das letzte Jahr war zwar schön, ich konnte sehr viel machen, kennenlernen und ausprobieren, es war aber auch unglaublich anstrengend und erschöpfend. Mein erstes Ziel ist es deshalb, innezuhalten und meine nächsten Schritte zu planen. Ich merke gerade, dass das nicht so leicht ist, mein Kopf rast immerfort.
Als nächstes möchte ich wieder stärker fotografisch arbeiten und endlich wieder stärker unser Kölner Atelier einbeziehen. Demnächst portraitiere ich dort einen Podcast für transkulturelle Themen und bereite mein großes Projekt vor, das ich ab Herbst angehe. Es soll grob um gesellschaftliche Heterogenität gehen und eine Verbindung von qualitativer Sozialforschung und Fotografie werden. Mal sehen, wie ich dieses aktuelle Dauerthema spannend umsetzen kann.