Meine Serie „Here Among the Flowers“ untersucht das Jungsche Konzept der „Anima“ und zielt darauf ab, normative Männlichkeitsideen in Frage zu stellen, traditionelle Geschlechterrollen zu unterwandern und eine positivere Darstellung der Männlichkeit in einer Post-#MeToo-Welt zu präsentieren.
Einfach heruntergebrochen repräsentiert die Anima die innere weibliche Seite aller Männer, unsere fürsorgliche, pflegende und einfühlsame Seite. In einem komplexeren Sinne repräsentiert sie den unbewussten, idealen weiblichen Archetyp – die Frau, die in unseren Träumen zu uns kommt und in deren Gegenwart wir als Männer vervollständigt sind.
Die volle Entwicklung der Anima ist Ausdruck der emotionalen Offenheit und Sensibilität eines Mannes und trägt zur Schaffung eines neuen, bewussten Paradigmas für Kreativität, Empathie und Sensibilität gegenüber anderen bei. Als solches ist es etwas, das gefeiert und vielleicht als Gegenmittel für das Konzept der „toxischen Männlichkeit“ angesehen werden sollte.
Männer stehen jedoch bei der Entwicklung ihrer Anima vor großen Herausforderungen. Wir sind von klein auf darauf konditioniert, unsere Verletzlichkeit zu unterdrücken und unsere Sensibilität zu verbergen. Wir sind gezwungen, uns in einer Hierarchie sozialer Dominanz zu behaupten und unser Wert für die Gesellschaft wird in hohem Maße durch unseren Erfolg in diesem Bereich beurteilt.
Die Fotos entstanden in einem kommunalen Erholungsgebiet in Brighton, das einen Skatepark umfasst. Ich nutze für die Portraits die letzten Stunden des Tageslichts. Diese räumliche und zeitliche Beschränkung ist für das Projekt von zentraler Bedeutung, da sie sowohl eine einheitliche Ästhetik der Portraits schaffen, mir aber auch ermöglicht, eine Beziehung und Vertrauen zu den Menschen aufzubauen, die das Erholungsgebiet regelmäßig nutzen.
Ich bitte die Männer, ihr Hemd auszuziehen und zwischen den Blumen und dem Laub zu posieren. Das fehlende Hemd soll sowohl eine starke männliche Präsentation schaffen als auch gleichzeitig das Gefühl der Verletzlichkeit erhöhen. Die Position zwischen Blumen und Blättern schafft eine lyrischere, traumähnliche Kulisse, während die Einbeziehung einer weiblichen Präsenz für die tiefere Bedeutung der Anima repräsentativ ist – des idealen weiblichen Archetyps, der uns vervollständigt und schützt.
Ich möchte mit der Serie dazu auffordern, die Art und Weise, wie man Männer sieht und wie das Männliche dekodiert, interpretiert und beurteilt wird, neu zu bewerten.
Dieser Artikel wurde für Euch von Katja Kemnitz aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.