5 Portraits
17. Januar 2020

52 Wochen – Ergebnisse: Selbstportrait

Nachdem ich unser neues 52-Wochen-Projekt gemeinsam mit dem ersten recht schwierigen Thema „Selbstportrait“ angekündigt hatte, war ich wirklich aufgeregt. Würde sich jemand am Projekt beteiligen? Ist das Thema für den Anfang zu schwer? Umso beeindruckender ist, dass sich über 60 Menschen in der ersten Woche die Zeit genommen und sich selbst portraitiert haben.

Entstanden sind so viele großartige und vielfältige Aufnahmen. Ganz klassische Portraits ebenso wie verfremdete Aufnahmen, Doppelbelichtungen und Collagen. Portraits als Schatten und Silhouetten. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, all Eure Aufnahmen anzusehen und ich habe das Gefühl, Euch tatsächlich ein wenig besser kennengelernt zu haben.

Geschichten zu den einzelnen Bildern gab es nur sehr wenige. Ich nehme an, dass die Portraits selbst schon sehr intim waren und sie für sich selbst stehen sollten. Ich kann an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl zeigen.

Heim nimmt sich eine doppelte Herausforderung vor. Zu jedem Thema wird es nicht nur ein Foto, sondern auch ein Gedicht geben.

augenblick

anschauen
sich selbst.
anschauen
sein sich.
erschauen
sich selbst.
erschauen
sein sich.

Stefan Senf verknüpft die Herausforderung mit einem älteren Projekt und versucht – soweit es die Themen zulassen – alles mit Papier zu verbinden. Das erste Ergebnis ist schon sehr vielversprechend und spannend, gerade weil man sein Gesicht nur erahnen kann.

Selbstportraits sind wirklich schwierig. Hier das Ergebnis, eine kleine Collage. Meine wichtigsten Sachen sind dabei: mein Arbeitszimmer, meine Kamera und ein klitzekleiner Teil meiner Bücher. Dazu ein Spiegel und ich, die sich selber nicht wirklich ernst nimmt.

Gesicht einer Frau zur Hälfte sichtbar

© Lia

Mit dem Bild will ich ausdrücken, dass man dass ich mich nur selten vollständig jemandem öffne. In jeder Situation wähle ich passende Teilaspekte meiner Persönlichkeit und präsentiere diese. Momente, in denen ich davon absehe, meine hässlicheren Seiten so gut wie möglich zu verstecken, sind rar. Zu groß ist die Angst vor der Ablehnung des Gegenübers.

Und falls es jemanden interessiert: Den Effekt im Bild habe ich mit analogen Mitteln erzeugt, in dem ich die Hälfte der Kameralinse mit einem Pergamentpapier zugedeckt habe. Als ich die Idee hatte, wusste ich nicht, ob sie funktionieren würde. Umso grösser war die Freude, als ich sah, dass ich mit dieser Technik genau die Wirkung erzielen kann, die ich mir gewünscht habe.

Surreales Portrait

© Sara Mueller

Männerportrait

© Thomas

Vielen, vielen Dank, es war unglaublich inspirierend, all Eure Arbeiten zu sehen! Das aktuelle Thema lautet „Kälte“. Die neuen Themen werden jeden Montag bekannt gegeben und Ihr könnt jederzeit einsteigen und mitmachen.

11 Kommentare

Schreib’ einen Kommentar

Netiquette: Bleib freundlich, konstruktiv und beim Thema des Artikels. Mehr dazu.

  1. Wow! Da sind wirklich tolle, kreative Fotos entstanden! Klasse!

    Ein schönes Wochenende für alle!
    Kenneth

    PS: Bitte kontrolliert noch einmal die Links in dem Artikel. Diese funktionieren größtenteils leider nicht.

    • Tendenziell still, nachdenklich und über das bloße Abbild hinausweisend, hätte ich gesagt. ;-) Ich verstehe was Du meinst, interpretiere die gezeigten Bilder aber ganz anders. Ich finde man spürt, dass hier Selbstbilder versucht würden. Keine Selfies. Aber ich hätte (wie Du?) fast den Verdacht, dass das nicht das letzte Selbstportrait des Jahres gewesen sein wird und ja, es würde interessant, zu sehen wie sich die Selbstbilder später im Jahr verändern.

      • Das ist mir auch erst bewußt geworden als ich den Kommentar von Andreas gelesen habe. Alles düster, in sich gekehrt, gedankenverloren – es sind nur zwei oder drei Bilder dabei, die etwas positives ausstrahlen, die auch ein wenig Lebensfreude vermitteln. Aber vielleicht liegt es ja auch an der Jahreszeit.

  2. Da sind spannende Interpretationen bzw. Assoziationen zu den Fotos (von Zeitgeist, Hipster und Craft Bier bis hin zu traurig und verstörend). Ich muss zugeben, dass mein Favorit das Foto von Carola ist. Man mag meinen, dass etwas Schweres über den Selbstbildern liegt, aber ich meine dass dies durchaus auch durch den Betrachter hineingelegt wird. Fast alle Bildern beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Selbst: Von der Doppeldeutigkeit bis zur leeren Seele (das ist meine Interpretation) und ich deute aus der Brüchigkeit eine unglaubliche Kraft der Fotografen (hoffentlich klingt das nicht allzu überheblich, wo meins doch an erster Stelle aufgeführt ist). Insofern hat das Betrachten der Selbstportraits für mich etwas Belebendes – und ich bin wirklich keine düstere Seele …

    Vielen Dank an alle … Wilhelm

  3. Ich muss jedenfalls noch ein Kompliment loswerden, an Dich Katja: Es ist nicht das erste Mal, dass ich merke, dass Du sehr genau und auch zwischen den Zeilen liest. Deine Zusammenfassung meiner Idee für das Jahresprojekt trifft gut, obwohl Du etwas schreibst, was ich so nicht selbst geschrieben hatte.

  4. Sich selbst zu portraitieren ist eine sehr schwierige Aufgabe.
    Nicht nur, das man es gewohnt ist auf der anderen Seite der Linse zu stehen, nein….
    Man muss sich auch noch selbst „beurteilen“. Ich mag mich nicht und mach daher oft „Fratzen“ oder schaue einfach sehr, sehr ernst.
    Wie ich das umsetzen sollte? Keine Ahnung. Vermutlich nie, da ich mich nicht mag…
    Daher größter Respekt an die Protagonisten! Echt Klasse!