SILBERSALZ35 – Ein Erfahrungsbericht
Anfang letzten Jahres bekam ich von SILBERSALZ35 eine kleine schwarze Kiste mit vier Filmen, die mir einen Cinefilmlook versprachen. Ich war sowohl skeptisch als auch aufgeregt und erfreut über einen neuen Film auf dem Markt. Die analoge Fotografie erfreut sich zwar einer gewissen Beliebtheit, aber ein Nischendasein fristet sie trotzdem, denn nach und nach sehen wir eher Filme vom Markt verschwinden, als neue und gute hinzukommen.
Hinter dem hübschen Namen verbirgt sich eine Film GmbH aus Stuttgart, die wieder mit analogem Kinofilm (Bewegtbild) für ihre Kundschaft arbeitet und aus dieser Passion ein Produkt für Fotograf*innen erschaffen hat, die analog oder wieder analog arbeiten möchten. Sie bieten vier „Geschmacksrichtungen“ an: die zwei Tageslichtfilme 50D und 250D und die zwei Kunstlichtfilme 200T und 500T. Dahinter verbirgt sich der klassische Cinefilm von Kodak – Kodak Vision 3.
Ein klassischer Cinefilm ist für Fotograf*innen nicht zugänglich, jedenfalls nicht so unkompliziert wie SILBERSALZ35 uns das anbietet. Du kannst Dir den Kodak Vision 3 auch selbst bestellen, aber bei 35 mm scheint es da wieder komplex zu werden.
Es gibt den Negativfilm von Cinestill, hinter dem sich ebenfalls der Kodak Vision 3 verbirgt, der aber im C-41-Verfahren entwickelt wird, da bei diesem die Remjet-Beschichtung entfernt wurde. Mich hat der Cinestill leider nicht glücklich gemacht, deshalb habe ich schnell wieder meine Finger und mein Geld davon gelassen. Bei meinem Filmdealer Fotoimpex um die Ecke gibt es übrigens nur den Kodak Vision 3 für Super 8.
Das Besondere, das uns SILBERSALZ35 hier bietet, ist das Rundum-Wohlfühl-Paket. Das Team entwickelt Deinen Film im Cinefilmprozess Kodak ECN-2 und scannt ihn für Dich. Jetzt wirst Du denken: Den Film kann ich ja auch woanders entwickeln lassen oder sogar selbst, aber genau da gibt es einen kleinen Haken:
Erstens gibt es kein Fotolabor, das ECN-2-Entwicklungen anbietet und zweitens ist der Prozess zuhause nicht so einfach zu bewerkstelligen; man benötigt viel Wissen, Genauigkeit und die nötige Chemie.
Teilweise wird in Foren empfohlen, den Film in C-41 zu entwickeln; die Ergebnisse sind aber meilenweit von dem entfernt, was den Film eigentlich ausmacht: Feinkörnigkeit wird zu Grobkörnigkeit und die tollen Hauttöne sehen im C-41-Prozess nach Bluthochdruck aus – so jedenfalls beschreibt es ein Nutzer im Filmvorführerforum.
In Deutschland kenne ich nur ein Labor, das noch den ECN-2-Prozess anbietet: Andec Film. Es handelt sich hier um eines der letzten Entwicklungs- und Kopierwerke für Super 8, 16-mm- und 35-mm–Filme. Aber Achtung, es handelt sich hier um ein Labor für Bewegtbild.
Ich war wirklich skeptisch, als ich die Filme ausprobierte und hatte die Kamera bei verschiedenen Projekten auch eher als Zweitkamera dabei. Meine Erfahrungen und die hohen Erwartungen, die ich damals an einen anderen Cinefilm stellte, lagen mir noch ein wenig im Magen. Aber ich sollte eines Besseren belehrt werden, denn ich verliebte mich in die Ergebnisse und schaute ziemlich ungläubig, als ich die Scans das erste Mal öffnete.
Die Tageslichtfilme umschmeicheln die Haut, sind feinkörnig und lassen dennoch die Farben explodieren, wie vielleicht an den ersten drei Bildern oben zu sehen ist. Die Bilder geben wieder, was ich in jenem Moment durch meine Kamera sah. Kein anderer Film hatte mein Fensterlicht bisher so zart eingefangen.
Gänzlich verliebt habe ich mich aber in den Kunstlichtfilm 200T, den ich stoisch bei Tageslicht benutzt habe, was den Bildern einen Blaustich verpasste, den ich lange Zeit bei Farbbildern vermisste, seit der Sofortbildfilm Fuji FP-100 eingestellt wurde. Das muss man natürlich mögen und ich tue das eben sehr.
Vom Kunstlichtfilm 500T war ich nicht sehr angetan, fairerweise aber eben auch nur, weil ich diesen genauso stoisch bei Tageslicht statt bei Kunstlicht eingesetzt habe. Deswegen solltet Ihr die Ergebnisse dieses Films eher mit einem Augenzwinkern betrachten und bei Interesse einfach selbst ausprobieren.
SILBERSALZ35 bietet uns also die Möglichkeit, vier Cinefilme inklusive Entwicklung und Scan für momentan 39,90 € zu erhalten. Der einzige kleine Wermutstropfen ist die Tatsache, dass Ihr die Negative zwar zurückbekommen könnt, dafür aber noch einmal in die Geldbörse greifen müsst. Dafür muss beim Bestellen die Option „digital & negative return“ ausgewählt werden. Hierfür fallen zusätzlich 10 € plus 8 € Versand an.
Anfänglich hatte mich das sehr stutzig gemacht, denn gerade die Negative werden von uns doch wie die eigenen Augäpfel gehütet und plötzlich tritt das Negativ hinter die digitalisierte Version. Das hat aber zum einen den Grund, dass die Zielgruppe eine breitere ist und sich nicht ausschließlich auf die analogen Enthusiast*innen beschränkt.
Man setzt auf den hybriden Prozess und spricht auch junge Menschen an, die vielleicht zum ersten Mal mit analogem Film arbeiten möchten. Anderseits ist der Cinefilm von Kodak für den Scanprozess optimiert, also für die digitale Welt. Ich habe mir die Negative natürlich schicken lassen. Sie kommen hintereinander geklebt als ganze Rolle und müssen zum Selberscannen geschnitten werden.
Danke für den Bericht. Mir gefallen auch die ersten drei Bilder am allerbesten und bei den anderen passen die Farben gut zu den Motiven. Sind die Bilder mit dem sogenannten Bleach-Bypass-Verfahren entwickelt oder hast Du es mal ausprobiert?
Hallo Jörg,
da fragst du mich was, ich hab keine Ahnung und mich gerade mal Schlau gemacht was das eigentlich ist. Ich wage mal deine Fragen mit 2x Nein zu beantworten, weil in den Bildern nicht dieser krasse Kontrast ist, der bei solch einem Verfahren entstehen soll.
Freut mich das dir der Bericht gefällt.
Ich finde es schon sehr frech, für die Rückgabe der Negative, die ja faktisch mir gehören, noch einmal 18€ hinlegen zu müssen. Kommt mir sehr unsympathisch vor.
Dennoch sehr schöner Artikel, vielen Dank!
Hallo Marcel,
mich hatte das auch sehr irritiert. Aber bei einem Preis von 39,99 für 4 Filme & Entwicklung & Scan (16 bit Tif-Dateien) muss irgendwo ein kleiner Haken sein, bzw. eine Ersparnis.
Wenn Du die Preise für den Scan eines 35mm Films beispielsweise bei MeinFilmLab vergleichst ( 14 Euro für den Scan+ 12 Euro Aufpreis für 16 bit Tif), bist du hier einfach sehr günstig. So gerechnet ist der Betrag von zusätzlich 18 Euro berechtigt, damit die Jungs hinterher nicht in den roten Zahlen stehen. Oder?
Irritierend ist bei der Sache eben lediglich, das jemand glaubt man möge seine Negative nicht wieder haben. Aber das ist vielleicht der Zeit geschuldet, in der viele den analogen Look wollen aber sonst keinen weiteren Aufwand oder Ballast.
Diesen ersten Reflex hatte ich auch. Dann habe ich mir die Sache mal in Ruhe angeschaut. 40 € für 4Filme inklusive Scan sind ein sehr guter Preis. Das Projekt ist so angelegt, das du analog fotografierst und digital weiterverarbeitest. 10 € für den Versand sind gut. Ein Mitarbeiter muss ja die Filme versandfertig machen. Auch das ist ein Kostenfaktor. Zu guter Letzt hat man sich vom Postversand verabschiedet und lässt per UPS liefern. Es gibt auf YouTube ein interessantes Interview zu und mit Silbersalz.
Ich lasse meine Filme meistens bei MeinFilmLab entwickeln und Scannen. Wenn ich rein von den Kosten ausgehe, müsste ich nur noch bei Silbersalz bestellen.
Das stimmt so auch nicht ganz. Man bekommt seine Negative auch kostenfrei zugesandt, dass aber erst mit der Folgebestellung. Ergo für Einmaltäter kommen die genannten 18€ hinzu und Wiederholungstäter müssen halt warten bis sie wieder nachbestellt haben.
Ja das sehe ich auch so. Ich weiß nicht, ob sich das Angebot an Liebhaber der analogen Fotografie oder an Hipster mit zu viel Geld richtet.
Dieser Artikel hat mich auch animiert, bei Silbersalz zwei Boxen mit je vier Filmen zu bestellen. Vier Filme habe ich bereits belichtet.
Doch leider kann ich über Silbersalz nichts Positives berichten. Wegen einer angeblich vom deutschen Zoll fälschlicherweise doppelt eingezogenen MwSt. im Betrag von € 10 weigert sich Silbersalz weiterhin hartnäckig, meine anfangs November 2021 eingesandten vier Filme zu entwickeln und mir die Scans zuzustellen. Beim Kauf der Filme bezahlt der Kunde jeweils das Entwickeln und das Scannen mit. Dass somit Silbersalz einen Vertragsbruch begeht, scheint niemanden dieser Firma zu kümmern.
Für Fotografen ist ein Fotolabor Vertrauenssache. Leider hat Silbersalz dieses Vertrauen nicht verdient. Schade, dass eine kleine Firma von Filmfreaks 10€ höher gewichtet als 150 teils aufwändig erstellte, unwiederbringliche Aufnahmen eines Kunden.
Über die Qualität der Scans kann ich mich leider nicht äussern. Es ist äusserst ungewiss, ob Silbersalz diese mir je zustellen wird.
Die ISO der Filme ist dann entsprechend des Namens 050D = ISO50 250D = ISO250?
richtig.
Hast du auf deinen Bildern die empfohlene Einstellung +1 Stop overexposed beachtet und somit ISO 100 für den 250D eingestellt?
Danke!
@Peter: Habe ich nicht. Wo wird das denn empfohlen? Kannst du mir eine Quelle nennen?
Ich habe dies von der Silbersalz-Website (FAQ-Shooting-oberstes) und aus einem Youtube Interview.
@Peter: Danke, habe ich glatt überlesen. Aber in meinem Fall vielleicht auch gut. Ich wollte alles sehr weich und zurückhaltend.
Das ist tatsächlich die Empfehlung wegen des Alters des Filmmaterials. Allerdings wurde diese 1 Blendenstufe Überbelichtung bereits bei der ISO DX-Kodierung berücksichtigt. Wenn Deine Kamera den Code lesen kann, musst Du nichts unternehmen. Sonst eben +1 Belichtungskorrektur oder händisch die ISO runterstellen.
Danke für den sehr schön geschriebenen Artikel. Man bekommt auch einen guten Ersteindruck vom Stil des Filmes. Die Fotos finde ich interessant bis verstörend. Ich habe mich also auch damit auseinandersetzen dürfen. Danke auch dafür. ;)
Hi Marit,
sehr schöne Bilder – gefällt mir sehr gut (:
Die Frage, die ich habe, bezieht sich auf die Entwicklungszeit. Klar: Ihr werdet als Magazin sicher etwas bevorzugt behandelt, aber kannst du mir dennoch sagen, wie lange du auf die Scans warten musstest?
Beste Grüße,
Valentin
der bericht hat mich angeregt, gleich mal zu silbersalz bei mir um die ecke reinzuschauen und mir (dann online) eine viererschachtel zu kaufen. so weit so gut. ergebnisse habe ich noch nicht, aber befreundete fotografen sind auch begeistert.
nun der haken:
ich kann die 4 filme nur auf einmal zum entwickeln geben. also entweder alles im urlaub verballern oder wochenlang warten, bis alle filme verknipst sind. so kann ich nicht mal prüfen, ob meine einstellungen beim ersten film richtig waren.
ich fotografiere neben den jobs zwar viel analog, aber vorwiegend schwarzweiß. da bekomme ich den entwickelten film nach zwei tagen bei prolab.
schade, dann mache ich das in zukunft nur für besondere anlässe….
Hallo Marit, für mich wäre es interessant zu wissen, womit Du die Foto’s gemacht hast!?
(Kamera, Objektiv, Blende, Verschlusszeit etc.)
Vielen Dank vorab und einen schönen Tag.
LG Markus
Moin, ich habe mir eine Box mit 4 D050 bestellt. Ich nutze ihn in versch. Kameras (Bessamatic cs, Canon AE1, Canon Eos 50 E und Canon 7 M39). Mit welcher Kamera haben Sie bei den obigen Bildern verwendet? Haben Sie eine Empfehlung. Ich habe die Filme noch nicht alle voll da ich sie auch nur nebenbei verwende (Hobbyfotograf)
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Porten
Blogartikel dazu: Hallo aus Stadtohn