Der Fotograf Marco Justus Schöler hat für sein Projekt „Faces Behind The Voices“ 30 Synchronsprecher portraitiert, deren Stimmen sicher jeder schon einmal gehört hat. Während sie in den Filmen und Serien anonym bleiben, dreht Schöler den Spieß um: Auf einmal sieht man Gesichter und fragt sich, welchen Hollywoodstars sie wohl ihre Stimmen leihen.
Auf die Idee kam der Berliner Fotograf, als er den Psychothriller „Shutter Island“ schaute:
An einer Stelle im Film spricht Leonardo DiCaprio einen langen, emotionalen Dialog. Genau an dieser Stelle, als ich nur die Stimme hörte und völlig passiv auf meinen 7″-Screen starrte, fragte ich mich, wie der Sprecher von Leonardo wohl aussieht.
Daraufhin nahm er Kontakt mit verschiedenen Agenturen auf und schnell verselbstständigte sich das Projekt. Die entstandenen Aufnahmen konzentrieren sich auf die Gesichter. Die Synchronsprecher fotografierte er vor einem beige-farbenen Theatervorhang, mit schwarzem Oberteil und neutralem Gesichtsausdruck.
Eine Wanderausstellung zeigt das Projekt in verschiedenen Bahnhöfen Deutschlands. Dabei werden nicht nur die Portraits gezeigt, sondern unter jedem Foto befindet sich jeweils ein Tablet mit Kopfhörern, dank denen man Filmausschnitte sowie Audio-Aufnahmen hören kann. Die bekannten Filmzitate, persönlichen Geschichten und Rätsel führen den Besucher langsam aber sicher zur Auflösung, welche Stars der Sprecher oder die Sprecherin synchronisiert.
Die kommenden Tourdaten:
Lübeck Hauptbahnhof: 1. – 13. Juni
Mannheim Hauptbahnhof: 20. – 30. Juni
Frankfurt Hauptbahnhof: 5. – 13. Juli
Kiel Hauptbahnhof: 18. – 28. Juli
Bremen Hauptbahnhof: 30. Juli – 8. August
Braunschweig Hauptbahnhof: 11. – 21. August
Wer es nicht zu einer der Ausstellungen schafft, kann auch mit dem Bildband „Faces Behind The Voices“ Vorlieb nehmen. Er ist bei seltmann+söhne erschienen und kostet 35 €. Um in den Genuss der Stimmen zu kommen, gibt es zum Buch eine multimediale App.
Ich finde zwar die Idee faszinierend, aber ich meine, die Fotos werden leider dem Thema nicht gerecht.
Es sind in meinen Augen keine „Portraits“.
Sie zeigen meiner Meinung nach gerade NICHT „the faces behind“.
Alle sehen gleich aus.
Sie sind „Personen“ im Sinn von „πρόσωπον“ = „die Maske“.
„Business faces“, wie aus dem mittleren Management eines DAX-Konzerns.
Keine Charaktere.
Keine Individuen.
Die Idee ist schön. Die Ausführung leider weniger. Diese Art „Porträts“ könnte man in jedem x beliebigen Hochglanzprospekt finden. Egal ob Beratungsfirma oder Sanitäranbieter. Uniform und nichtssagend.
Ich habe mich zuerst auch gefragt, warum der Fotograf diese biometrischen Passbildern ähnlichen Portraits gewählt hat. Auf den zweiten Blick haben diese sehr neutral gehaltenen und damit irgendwie austauschbar wirkenden Bilder für mich einen Bezug zum Austausch der Stimme im Film.
Das sehe ich ganz anders, als meine Vorredner. Gerade durch die Schlichtheit wird die Wahrnehmung auf das gelenkt, was nicht sichtbar ist. Auf mich wirken die Bilder geradezu magisch. Ich finde die Idee genial und die Umsetzung noch genialer!
Sorry, aber da vermag ich kein bisschen Schlichtheit drin zu sehen. Das ist in meinen Augen 0-8-15 Filterei vom…na ja. Ich halte jetzt die Klappe :-)
Guten Abend. Spannend, wie sich hier Likes und Kommentare komplett widersprechen. Divergent! Und auf Wiedersehen :P
Sehr gut! Während des Zuhören habe ich die Gesichter betrachtet und mich gefragt, wie diese in Bewegung aussehen. Einer der besten Beiträge seit langem (für mich)!
Vielen lieben Dank für den Post! Freut mich sehr.
Ich fotografierte alle 30 Synchronschauspieler einheitlich. Alle Sprecher vor einem cleanen, beigen Hintergrund. Jeder trug ein schlichtes, schwarzes Oberteil und sollte neutral in die Kamera schauen. Der Sinn dahinter ist, dass der Besucher der Ausstellung nicht von der Kleidung oder der Mimik des Sprechers beeinflusst werden soll.
Somit kann der Synchronschauspieler, der zB Brad Pitt spricht, reintheoretisch auch Homer Simpson sprechen. Jeder kann jeder sein. Wo wir wieder beim Thema Anonymität und Vielfalt sind.
Hallo Marco, habe deinen Beitrag eben nochmal mit meiner Frau zusammen angesehen. Auch ihr hat er sehr gut gefallen!
Eine sehr schöne Idee und die Umsetung gefällt mir auch. Gut, die Art der Portraits hat man sicher schon öfter gesehen, es passt aber wie ich finde ganz gut. zu dem Projekt.
Es ist auch sehr Interessant wie die Stimme aussieht!
Blogartikel dazu: Monthly Review - Juni 2016 | Peberhardt.net