Collage
20. August 2015 Lesezeit: ~5 Minuten

Die Redaktion stellt sich vor: Kat Kapo

Zwölf Monate bin ich bei kwerfeldein und es hat gefühlt Jahrhunderte gedauert, aber heute ist es soweit: Ich stelle mich vor. Ich erzähle ein bisschen, was ich so mache, wenn ich nicht für kwerfeldein schreibe, über Unterwäsche und Zuckerstückchen.

Was antworte ich, wenn mich Leute fragen, was ich für Geld den ganzen Tag mache? Meistens sage ich gern, dass ich Innenarchitektin bin. Dabei muss ich noch nicht mal rot werden, denn irgendwie stimmt es ja auch.

Wenn ich keine Lust auf lange Gespräche habe, sage ich, dass ich als Fleischereifachverkäuferin oder Heizkörperinstallateurin arbeite. Diese Strategie ist ziemlich effektiv. Bislang machten meine kurzweiligen Bekanntschaften immer eine gekonnte Einhundertachtziggraddrehung. Funktioniert besonders gut bei Galerieeröffnungen. Ich schwöre drauf.

Ein Hund schaut in die Kamera.

Aus der Serie „Life Stills“

Wenn ich meine, dass ich ehrlicher sein darf, sage ich, was ich wirklich gelernt bzw. studiert habe: Psychologie. Mit dem Titel promovierte (Dr.) Psychologin (Dipl.-Psych.) und approbierte Psychotherapeutin tendieren die Heiratschancen signifikant gegen null.

Umso beliebter bin ich bei neuen nicht-amourösen Bekanntschaften, die mich in einem operngleichen Akt der maximalen Selbstöffnung bombardieren. Meistens nutze ich solche neugierigen Momente mit Menschen, die mich noch nicht so gut kennen, gern für Schabernack.

Neulich wurde ich gefragt, ob man die Persönlichkeit eines Menschen anhand der Mimik ablesen könne. Und was es bedeute, wenn man beim Vorstellungsgespräch zwei farbige Blätter vorgelegt bekäme und zwischen der Farbe Blau und Rot entscheiden müsse. Ich meinte, dass ich in dem Kurs an der Uni nicht so gut aufgepasst hätte.

Ein Kind träumt auf dem Arm einer Mutter.

Aus der Serie „Life Stills“

Dafür flunkerte ich, dass ich im Blockseminar zur Semiotik der Unterkleidung ziemlich gut gewesen sei. Ich erklärte, dass wir auch gelernt hätten, von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Auswahl der Unterwäsche zu schließen. Um meine Kenntnisse zum Besten zu geben, sagte ich: „Du trägst eindeutig eine schwarze Herrenunterhose mit elastischem Bund.“

Da die Nasenspitze des Ertappten weiß wurde und sein Mund für gefühlte zwei Minuten offen stand, meine ich, er hat es so mittelmäßig gut verkraftet. Es gibt Dinge von so unwahrscheinlicher Natur, dass die Leute sie einfach nur im Schockzustand glauben.

Immerhin wissen gute Freunde, dass ich zu dienstfreien Zeiten alles, was mit Psychologie zu tun hat, meide. Ab und zu benehme ich mich auch gern daneben. Gute Freunde nehmen mir den Satz „In Berlin gibt’s nur Verrückte“ daher auch nicht allzu krumm. Sie wissen, wie ich es meine und dass das mit Berlin auch nur manchmal ein halbfalscher Satz ist.

Viktorianische Paare

Paar 1 aus der Serie „Ancient Cross-Dressing“

Viktorianische Paare

Paar 2 aus der Serie „Ancient Cross-Dressing“

Vor ein paar Jahren merkte ich, dass ich etwas Abstand von meinem Beruf brauche, zumindestens in meiner Freizeit. Ich wollte mich mit leichteren Themen beschäftigen, die mehr Spielraum für Interpretation lassen.

Damals dachte ich auch noch, dass man sich mit der Fotografie im Zweifelsfall ein paar laue Mücken dazu verdienen kann. Über meine Naivität amüsiere ich mich heute köstlich. Ich sag nur: Augen auf bei der Berufswahl! Und ich merke: Jede Serie, die ich mache, hat irgendwie am Rand mit Psychologie zu tun. Dafür sind die Mittel immer recht bunt gewählt. Zumindestens da will ich mich nicht festlegen.

Dann bin ich über die Fotografie bei kwerfeldein gelandet. Über Marit Beer, die ich auf ihrer ersten Ausstellung kennengelernt habe. Wir konnten uns auf Anhieb gut leiden.

Unsere Freundschaft hat eine Einladung zum Essen überlebt, zu deren Anlass ich Marit, die Veganerin, mit meinen Kochkünsten einer Nicht-Veganerin konfrontiert habe. Da sie der Satz „Aber ein bisschen Butter kannst Du doch wenigstens essen!“ nicht schockte, sind wir auch heute noch ganz gut befreundet.

Ein Portrait.

Aus der Serie „Kabinettkarten“

Kwerfeldein ist mir über das letzte Jahr, neben Marit, ans Herz gewachsen, zusammen mit diesem bunten Haufen an Fotoenthusiasten. Manchmal schiebe ich die Sätze wie Zuckerstückchen im Mund herum und manchmal geht das Schreiben etwas schneller von der Hand.

Dieser Beitrag gehörte wohl eher zu den Zuckerstückchen mit Zitronengeschmack. Immer wenn ich in der Redaktionskonferenz meinte, dass es mit den Gastartikeln gerade etwas stockend vorangehe, entgegnete Aileen, dass ich die Lücke doch flott mit meinem noch ausstehenden Selbstvorstellungsartikel schließen könne.

Diesen Satz muss ich nun nicht mehr hören, aber ich ahne schon Schlimmes, denn ein Artikel zu meiner Technikausrüstung fehlt noch. Und das, wo mich die technischen Neuerscheinungen wohl so stark interessieren wie der Erwerb einer Heizdecke auf einer Kaffeefahrt. Ich sag mal, ich bastele mir noch eine durchsichtige Lochkamera und wir hören uns im Jahr 2016!

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