Grüne kaputte Schreibmaschine
19. April 2015 Lesezeit: ~5 Minuten

Die 5 Artikel des Monats

Freundinnen und Freunde der Fotografie, ich bin der Meinung, dass wir uns auf künstlerischer Ebene dann weiterentwickeln, wenn wir nicht nur die Arbeiten betrachten, die in unserer üblichen Filterblase umherschwirren. Mut zum Blick über den Tellerrand kostet etwas Bequemlichkeit, doch er hält auch die Langeweile fern.

Natürlich haben wir alle unsere Vorlieben, die sich nicht minder darin widerspiegeln, welche fotografischen Genres wir bedienen. Jedoch passiert es schnell, dass uns irgendwann nichts mehr überrascht, inspiriert oder generell berührt.

So wird das Herumklicken geisttötend und die Wahrscheinlichkeit, dass Facebook und Twitter unseren Horizont durch die auf uns zugeschnittene Timeline erweitern, nimmt von Tag zu Tag ab. Gähn. Ein Grund, warum wir von kwerfeldein uns täglich auf die Suche nach spannenden Artikeln über die Fotografie machen, ist, dass wir keine Lust darauf haben, unseren Wissensdurst zu verlieren.

Dies fordert uns jedoch ständig dazu heraus, nicht nur vordergründig beeindruckende Bildstrecken (die es überall gibt) zu zeigen, sondern stets einen Schritt weiterzudenken. Mehr zu wollen. Und uns auch auf fototheoretischen Gebieten umzusehen.

So akkumulieren wir eine große Menge an Artikeln und Links zur Fotografie, die wir im bekannten Format Ausblick in kleinen Häppchen publizieren. Unsere liebsten Artikel der letzten vier Wochen haben wir auch dieses Mal herausgefiltert und servieren Euch hiermit das Beste vom Besten.

 

Intime Portraits von Teenager-Jungen

Gute Fotografie lebt von guten Konzepten und guter Durchführung selbiger. Dies ist beim Projekt der Fotografin Olivia Johnston definitiv der Fall, denn sie stellte sich die Frage, wie Jungen mit gesellschaftlichem Druck umgehen. Wie ihre Zimmer aussehen und wie diese Jungen ohne Oberbekleidung aussehen.

Auf diese Frage hat sie nun Antwort gegeben – und zwar mit analogen Portraits und Architekturaufnahmen, die still daherkommen und den Betrachter herausfordern, sich nicht nur oberflächlich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Das beiliegende Interview nutzt Johnston, um zu erklären, warum sie die Jungen mit nacktem Oberkörper fotografierte und was sie aus dem Projekt gelernt hat.

 

Liebe, Krieg und die Familie

Stern und Fotografie, das gehört für viele Fotografen zusammen. Mit der Vorstellung der Serie „Familia“ Oxana Juschkos stellt das Magazin erneut seine Qualität unter Beweis – wenngleich das Design zu wünschen übrig lässt. Jedoch lohnt sich der Klick, denn die Fotografin bespricht mit ihren Aufnahmen ein spannungsgeladenes Thema: Der aktuelle Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Dies bewältigt sie mit Portraits von Paaren und Familien, die sowohl russische, als auch ukrainische Wurzeln besitzen. Dass auch in Zeiten des Krieges Liebe möglich ist, die Grenzen überwindet, unterstreicht das gelungene Projekt mehr als deutlich. Tipp: Für den Konsum der Bildstrecke empfiehlt es sich, immer auch die Bildbeschreibungen zu lesen.

 

Eine starke Frau

Da im Fotojournalismus immer noch die werten Männer das Sagen haben und dieser Umstand selten zur Debatte steht, verfolgen viele Frauen und Feministinnen die Arbeit der furiosen Lynsey Addario, die mit ihrer Autobiografie „It’s what I do“* schon ordentlich Wind gemacht hat.

Wenn Ihr Euch nun unsicher fragt, ob das Buch eine lohnende Investition ist, dürfte Euch das hier verlinkte Interview mit Sicherheit überzeugen. Addario geht keinem noch so persönlichen Thema aus dem Weg und ihre Entschlossenheit steht spätestens nach diesem Artikel außer Frage. Ich behaupte: Addario ist eine Frau, von der wir noch oft zu hören bekommen werden.

 

Kambodschas Leiden vor der Linse

Viele von Euch werden es nicht glauben, aber es gibt einen Armutstourismus. Was das ist? Touristen bezahlen dafür, dass sie in Armenvierteln herumgeführt werden und machen Fotos von hungernden Menschen, die im Dreck leben. Dass dieser Umstand sehr unschön ist und streckenweise mit Ausbeutung zu vergleichen ist, brauche ich an dieser Stelle nicht erklären.

Fotograf Michael Klinkhamer kritisiert deshalb zu Recht die Unart vieler Hobbyfotografen, die sich beim Fotografieren armer Menschen keine Gedanken machen. Insbesondere kritisch beleuchtet er dieses Verhalten im Umgang mit Kindern, die sich schnell für ein paar Aufnahmen begeistern lassen, aber nicht wissen, was mit den Fotos passiert.

 

Nonkonformer Freundeskreis im dichten Portrait

„Not Safe For Work“ ist die folgende Serie der Londoner Fotografin mit dem schönen Namen Poem Baker. Diese fotografierte Freundinnen und Freunde – eigentlich nichts Außergewöhnliches. Doch hinter den Kulissen sind Menschen zu sehen, die sich nicht geschlechterkonform kleiden, schminken, darstellen – und die auch nicht so leben, wie es die Gesellschaft von ihnen erwartet.

Das gewählte Schwarzweiß abstrahieret die doch sehr direkt und spontan gehaltenen Aufnahmen und verschafft Zugang zu den Lebenswelten derer, die mutig zu dem stehen, wer sie sind – und wer nicht. Definitiv eine der besseren Reportagen in diesem Bereich.

Welcher dieser Artikel hat Euer Weltbild am stärksten herausgefordert?

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