Im Gespräch mit Dhiren Babaria
Hallo Dhiren. Danke, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst. Zuerst, erzähl uns doch mal etwas über Dich: Wer bist Du, was machst Du?
Von der Ausbildung her bin ich Architekt und das trägt natürlich viel dazu bei, wie ich Dinge sehe und analysiere. Ich liebe den Impressionismus und finde ihn höchst inspirierend, ein bisschen hat es auch damit zu tun, dass ich im Herzen ein Romantiker bin. Was man auch in meinen Arbeiten sieht, ist, dass ich ziemlich selbstbewusst bin.
Wie bist Du zur Fotografie gekommen und was hat Dich dazu bewegt, bei ihr zu bleiben?
Ich fotografiere erst die letzten 15 Jahre. Was mich ursprünglich zum Fotografieren brachte, war die SLR-Kamera an sich. Alle von SLRs aufgenommenen Bilder, die ich gesehen hatte, sahen unverkennbar besser aus. Also wollte ich auch solche besseren Bilder machen. Inzwischen jage ich aber ganz anderen Dingen nach. Meine Ziele haben sich verändert. Wie das berühmte Zitat schon sagt: Das Beste kommt erst noch. Meine Reise geht also weiter.
Da Du von Zielen gesprochen hast: Wie würdest Du in Worte fassen, was Du zu erreichen versuchst?
Mit kreativen Medien ist es ja immer sehr schwer, messbare Ziele zu setzen und diese auch auszuwerten. Ich jage also etwas, was ich bereits sehen, aber in seiner Gesamtheit noch nicht festhalten kann. Zumindest noch nicht! Ich lebe in der Hoffnung, dass ich eines Tages an diesem Punkt ankommen werde.
Vor zehn Jahren wollte ich da sein, wo ich heute bin, aber heute wäre ich gern woanders. Ein bewegliches Ziel. Irgendwie eine großartige Tragödie.
Was sind übliche oder immer wiederkehrende Themen, die Du in Deinen Bildern behandelst und warum?
Ich würde sagen, dass mich die Natur, Architektur und Menschen am meisten interessieren. All diese Genres tauchen in meinen Bildern immer und immer wieder auf, weil sie zu einem bestimmten Teil auch eine klassische Schönheit besitzen, die zeitlos ist.
Ein anderer Faktor, der diese Teile verbindet und vervollständigt, ist die Qualität des Lichts. Ich kann das, was ich aufnehme, gar nicht von dem Licht trennen, in dem ich es fotografiere. Licht ist ein extrem wichtiges Element für mich. Ich bevorzuge es, in weichem Licht zu fotografieren, das eine schöne Harmonie in der Szene schafft.
Erzähl uns ein bisschen was darüber, wie Du arbeitest. Planung, Fotografieren, Nachbearbeitung – was sind Deine Schritte, was ist besonders wichtig für Dich?
Normalerweise gibt es zwei unterschiedliche Arten von Projekten: Die einen sind geplant, die anderen zufällig. Erstere sind das Ergebnis eines sorgfältig geplanten Shoots und die anderen sind das Resultat meiner Reisen. Geplante Projekte brauchen oft einen großen Anteil an Zeit für Recherche im Vorhinein. Etwa, geeignete Orte zu finden, mich auf eine geeignete Tageszeit festzulegen und den Wetterbericht im Auge zu behalten.
Für die zufälligen Projekte muss ich nur meine Kamera und eine leichtgewichtige Festbrennweite im Gepäck haben. In der Nachbearbeitung ist mir auch das Sichten der Bilder und neben der Bearbeitung die Erstellung von Kandidatenlisten für ein Projekt sehr wichtig. Das ist vielleicht der schwierigste Teil meiner Arbeit, denn er erfordert, dass ich sehr objektiv auf meine eigenen Arbeiten blicke.
Kannst Du noch etwas mehr über diesen kritischen Teil des Auswählens sagen? Was sind Deine Gedanken dabei, welche Kriterien wendest Du an?
Als ich beschlossen hatte, meine Webseite zu veröffentlichen, habe ich mir selbst versprochen, dass alle Projekte, die ich dort veröffentliche, eine bestimmte visuelle und fotografische Qualität haben würden und alles darunter es einfach nicht ins Projekt schaffen würde. Ich fotografiere sehr viel mehr als ich zeige und so geht es wohl vielen Fotografen.
Es gibt Projekte, die nie das Tageslicht erblicken und auf dem digitalen Schneidetisch sterben. Da ist der Bezug zu unserem Gespräch weiter vorn, als es um das Auswählen von Orten und die Entwicklung von Konzepten ging. Was ich sehe und was ich versuche, festzuhalten. Manchmal sieht mein geistiges Auge ein Bild, aber ich kann es nicht einfangen. Und wenn ich es einmal schaffe, wird es ein Projekt.
Die meisten Deiner Arbeiten sind strikt schwarzweiß. Aber manchmal schleicht sich auch etwas Farbe ein. Was denkst Du über diesen Kampf?
Ich wusste, dass Du dieses Thema auf den Tisch bringen würdest! Es ist wirklich zu einem inneren Kampf für mich geworden. Ich habe eine unsterbliche Liebe für die Kunst der Schwarzweiß-Fotografie entwickelt. Wenn ich könnte, würde ich einfach alles in schwarzweiß aufnehmen, aber manchmal ist die Farbe selbst das Subjekt der Aufnahme. Ich mache nur wenige Projekte, in denen das passiert. Ab und zu taucht also etwas Farbe auf, aber mein Herz gehört der Schwarzweiß-Fotografie.
Um Deine Bilder abschließend noch in den Kontext Deines Lebens zu setzen: Du hast erwähnt, dass Du Architekt bist, aber was noch? Familie, Jobs, andere Hobbies? Was ist Dir wichtig, was treibt Dich an?
Ich mag spazieren sehr gern, meine Freundin und ich unternehmen oft richtig lange Spaziergänge. Ich mag campen und reisen. Ich mag es, auf Nebenstraßen unterwegs zu sein. Anzuhalten und umzukehren, wenn ich eine wilde Wiese sehe oder einen Fluss fließen höre. Ich mag es, dem Licht nachzujagen. Und ich mag Jazz und gute Kinofilme.
Danke für Deine Worte, Dhiren!
Aileen hat das Interview mit Dhiren auf Englisch geführt und anschließend ins Deutsche übersetzt.