kwerfeldein diskutiert: Über Kopie, Inspiration und Idee
Vor ein paar Wochen trudelte bei uns folgender Kommentar ein, den wir mal ganz mutig aus dem Zusammenhang reißen und lesen:
„Allein die Flut solcher Bilder im Internet verrät, dass es sich hierbei um ein massenkompatibles Sujet handelt. Mir erschließt sich der Sinn solcher Bilder allerdings nicht so ganz. Was will der Fotograf hier zeigen? Der inflationäre Umgang mit dem Graufilter und das beharren auf einer Schwarzweiß-Wiedergabe stempelt die Aufnahmen für mich als reine Effekthascherei ab. Warum wird hier nicht mal mit Farben, Kontrasten und Perspektiven experimentiert? Zugegeben, es gibt wirklich wenige Fotografen, die auf dem Gebiet der Landschaftsfotografie neue Sichtweisen vermitteln können, aber ewig auf den selben Effekten herumzureiten kann es nun auch nicht sein. Dann lieber mal den Deckel auf dem Objektiv lassen, und einfach nur spazieren gehen.“
Martin: Daraus ergeben sich viele Fragen, denen wir uns in den nächsten Zeilen bewusst ausgesetzt haben: Macht es Sinn, ein Foto zu machen, das in dieser Form schon einmal ungefähr so gemacht wurde? Ist es erstrebenswert, immer nach Neuem zu suchen oder auch legitim, Vorhandendes weiterzutragen? Oder sollten wir doch lieber gleich „den Deckel auf dem Objektiv lassen und einfach nur spazieren gehen“?
Robert: Zuerst einmal finde ich es wichtig, zu verstehen, mit welcher Motivation Menschen Fotos machen. Und vielleicht hilft es auch für die Beantwortung dieser Fragen, einmal die zwanghafte Fotografie-ist-Kunst-Projektion auszublenden.
Frei nach Susan Sontag: Die meisten Leute, die ein Aufnahmegerät bedienen können, fotografieren gar nicht mit dem Drang, zwangsläufig Kunst zu machen.
Wie bei jedem Massenphänomen ist es für die meisten einfach ein Vergnügen oder Teil eines sozialen Ritus und vielleicht auch einfach das Bedürfnis, Erinnerungen festzuhalten, zu sammeln und mit anderen zu teilen.
Dass auf diese Weise verschiedene Fotografen bildinhaltliche Dopplungen erzeugen, ob nun absichtlich oder unbewusst, ist einfach Teil des Massenphänomens, sich mit Bildern über Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen.
Jemandem zu sagen „Mach das Foto nicht, das gibt es schon.“ wäre etwa vergleichbar mit „Halt bloß die Klappe. Den Satz, den Du gerade sagen willst, haben schon 3.972 Menschen vor Dir gesagt.“
Martin: Womit Du die Fotografie mit der alltäglichen Kommunikation vergleichst. Was mir sehr gut gefällt, denn zu solchen Zwecken wird sie ja auch eingesetzt. Und in einem Gespräch wird oft das noch einmal unterstrichen, was vorher jemand anderes gesagt hat.
Dass es sich hierbei nie exakt um das Gleiche handelt, hört man schon an der Stimme. Und diese lässt sich, um den Kreis zur Fotografie wieder zu schließen, auch in der Fotografie wiederfinden. Denn 100% kopieren, das will mit Sicherheit niemand, zumindest nicht auf Dauer. Wie sehen das die anderen?
Normen: Ich finde es grundsätzlich in Ordnung, wenn man während der eigenen Entwicklung in der Anfangszeit versucht, andere Fotografen zu „kopieren“, jedoch sollte man in so einem Fall dann so ehrlich sein und die Quelle der Inspiration mit angeben. Damit können die meisten kopierten Fotografen leben und der Kopierende bricht sich dabei nicht wirklich einen Zacken aus der Krone.
Ist es nicht oft sogar gut, ein ähnliches Foto noch einmal zu machen? So gibt es unzählige Fotos der Golden Gate Bridge, viele davon hätten nicht gemacht werden müssen, andere hingegen sind es absolut wert.
Katja: Normen, klar sind es einige absolut wert. Aber sind das nicht genau die wenigen, die aus einer anderen, selteneren Perspektive fotografiert wurden? Oder bei denen zum Motiv der Brücke noch weitere seltenere Gegebenheiten kommen, wie Nebel oder der Sonnenuntergang? Und damit sind diese wenigen doch keine einfachen Kopien mehr.
Den Versuch, ein Foto 1:1 kopieren zu wollen, kann ich zum Teil nachvollzielen. Es ist sicher eine Herausforderung und man kann dabei etwas über Technik, Licht und so weiter lernen. Was ich nicht verstehe, ist, dass diese Motive dann stolz gezeigt werden.
Und das geschieht sehr oft, wenn ich mir die Communities ansehe. Ich denke da gerade an das Motiv mit dem Ring zwischen zwei Buchseiten, dessen Schatten ein Herz wirft. Das habe ich schon so unglaublich oft gesehen und klicke meist direkt weg, egal wie gut es gemacht ist.
Normen: Da hast Du natürlich recht, dass die besseren Fotos irgendwelche Besonderheiten aufweisen.
Aber in mich hineinblickend kann ich sagen, dass ich es mir wohl kaum verkneifen könnte, ein Foto von der in Nebel gehüllten Brücke zu machen, obwohl ich weiß, dass es Fotografen gibt, die dies schon besser gemacht haben als ich. In dem Moment würde es mir auch nicht in den Sinn kommen, jemanden zu kopieren, da ich gar keine Vorlage zur Kopie im Kopf hätte.
Von daher würde ich jetzt erst einmal die Meinung vertreten, dass es in Ordnung ist, wenn man Fotos macht, die es in ähnlicher Weise schon gibt. Gerade in der Entwicklungsphase ist es sicherlich in Ordnung, sich an anderen Fotos zu orientieren, bevor man sich gar nichts mehr traut und lieber zu Hause bleibt.
Wie sehr beschäftigt Euch eigentlich der Gedanke, etwas Neues zu schaffen?
Martin: Aktuell überhaupt nicht. Ich habe einfach genug damit zu tun, viele gute Fotos zu machen und mir ist es letztendlich egal, wer wie wann wo was schon einmal gemacht hat. Der Vergleich mit anderen war bei mir nach den ersten drei Jahren Fotografieren gegessen, davon habe ich mich bewusst getrennt, weil mich das zu sehr unter Druck gesetzt hat.
Beim Fotografieren auf der Straße nehme ich alles auf, was irgendwie toll aussieht. Da schalte ich den Kopf aus und mache einfach, solange die Konzentration reicht. Hinterher suche ich dann die besten aus. Natürlich kann es sein, dass jemand ein Foto dieser Art schon einmal gemacht hat. Damit habe ich aber kein Problem.
Ich denke sowieso, dass niemand einfach aus sich heraus etwas Neues erschaffen kann. Denn wir sind nun einmal von anderen beeinflusst, ob wir das wollen oder nicht. Zu sagen, man mache etwas „ganz Eigenes“ ist für mich etwas naiv, denn jeder ist inspiriert von der Arbeit anderer und das beeinflusst – wenn auch nur unterbewusst. Und das ist auch gut so, ich finde daran nichts Schlechtes.
Wie würdest Du, Robert, die Frage von Normen beantworten?
Robert: Wenn ich ehrlich bin, steht für mich selbst gar nicht im Vordergrund, zwanghaft etwas Neues zu schaffen. Gut zu sampeln, das heißt, Vorbilder* zu sammeln, sie anders zu mischen, über Lücken und Brüche mithilfe der eigenen Vorstellungskraft hinweg zu improvisieren und so insgesamt etwas zu schaffen, womit ich selbst zufrieden bin, ist eigentlich alles. Fotografie ist Jazz. Nebenbei bemerkt ist auch dieser Satz nur geliehen.
* Hier wäre eigentlich „Vorideen“ ein angemessenerer Begriff als Vorbilder. Gerade die Inspiration aus fotofremden Bereichen ist mitunter würziger als die Wurst aus der eigenen Brühe.
Ich finde übrigens Katjas Bildbeispiele für den Ring, der einen herzförmigen Schatten auf die Seiten eines aufgeschlagenen Buches wirft, sehr interessant. Nicht wegen des Bildes selbst, sondern eher, weil Katja hier anhand eines Begriffes (der wiederum als Idee auf einem Bild basiert) relevantes Material aus den Datenbanken (hier: Flickr und Fotocommunity) herausgefiltert hat.
Die auf verfügbare Daten anwendbare Suchfunktion ist also das technische Hilfsmittel, das uns überhaupt erst zu erkennen ermöglicht, dass es viele solche sich ähnelnde Bilder gibt. Ich finde die Überlegung interessant, ob wir uns die eingangs gestellte Frage auch gestellt hätten, wenn es dieses technische Hilfsmittel nicht geben würde. Vielleicht führt das jetzt aber auch zu weit…
Normen: Vermutlich hätten wir anders argumentiert. Überlegt doch mal, wie lange das Internet erst als Instrument der Verbreitung genutzt wird. 15 Jahre? 20 Jahre? Weitergedacht werden in den kommenden 50 Jahren noch unfassbar viele Fotos gemacht werden und man wird immer mehr den Eindruck gewinnen, dass es alles schon gegeben hat und man nichts Neues mehr macht.
Ich denke auch, dass es oftmals auch eine Sache des Geldes ist, vorhandene (neue) Ideen umzusetzen. So würden sicherlich viele Fotografen gern Fotos mit einem Aufwand ähnlich wie bei Gregory Crewdson machen und so mancher Landschaftsfotograf würde sicherlich gern einen Helikopter haben, um andere Perspektiven zu bekommen.
Ich denke, dass man in seinem Sujet die Fotos einfach mit Liebe und Leidenschaft machen sollte. Diese Herangehensweise führt dann dazu, dass man eine eigene Bildsprache entwickelt und möglicherweise dann auch als Vorbild für andere dient.
Katja: Das klingt, als wären wir uns alle einig. Jeder soll fotografieren, was er möchte, auch gern dasselbe Motiv. Und wenn die „Inspiration“ einverstanden ist, darf man das Bild auch veröffentlichen. Warum auch immer man das möchte. Dieser Teil erschließt sich mir nach wie vor nicht.
Wurde denn schon einmal jemand von Euch auf irgendeine Art und Weise kopiert?
Robert: Naja, Katja, ich verstehe schon, dass es Dich verwundert, wenn mehrere Autoren das augenscheinlich gleiche Bild machen und dann stolz das Resultat auch (mit)teilen, womöglich noch so als wäre es auf ihrem eigenen Mist gewachsen. Die Motivation dafür steht, denke ich, kaum in irgendeinem nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem Bild selbst.
Wenn man das Kopieren als legitim akzeptieren möchte, kommt es, finde ich, entscheidend darauf an, was eigentlich kopiert wird – ein Bild oder eine Idee?
Der massenhaft wiederholten Kopie eines Bildes kann man schnell überdrüssig werden, wie wir am Beispiel des Herzschattens schon festgestellt haben. Hingegen eine Idee zu kopieren, ist schwieriger und im direkten Vergleich mitunter weniger offensichtlich.
Und um nun endlich den Bogen mit einer Antwort auf Deine Frage zu schließen, Katja: Ja, es kam schon vor, dass Bilder, die ich gemacht habe, in technischer Weise imitiert wurden, wobei ich allerdings merke, dass meine Idee dahinter gar nicht verstanden wurde. Der „Look“ ist ähnlich, aber das „Warum“ fehlt. Respekt zolle ich Bildern, die mit einem Verständnis für das Warum ihrer Vorbilder diese kreativ nutzen und neu interpretieren.
Martin: Ja, auch von mir wurden schon Bildideen übernommen, ein und dasselbe Bild „kopiert“ hat aber noch niemand – und das geht technisch auch nicht, außer jemand klaut das Foto und setzt es bei sich in den Stream – was auch schon passiert ist.
In gewisser Weise bin ich jedoch davon überzeugt, dass wir alle kopieren, wenn auch nicht bewusst. Wir übernehmen einen Stil, eine Idee, eine Pose, eine Art, zu sehen und und und. Ich glaube, niemand kann von sich behaupten, etwas gänzlich Neues zu schaffen – denn wir alle sind in einem Netz (Web) von Menschen, die uns inspirieren.
Der Herzschatten ist ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen imitieren. Bücher und Ringe sehen eben fast alle gleich aus, aber mit offener Blende Menschen auf der Straße fotografieren, da unterscheiden sich auch nur die Menschen und der Hintergrund – auch, wenn jedes Bild anders aussieht.
Wie gesagt: Ich finde es schwierig, hier von „klauen“ oder „kopieren“ zu sprechen, denn keiner ist eine Insel, wie schon Thomas Merton sagte.
Normen: Wenn man sich nun einmal umschaut, gibt es eigentlich in allen Richtungen, in denen etwas geschaffen wird, eine Art Epoche, also einen Stil, der für einen bestimmten Zeitraum besonders bevorzugt wurde. Sei es in der Architektur, der Malerei oder in der Musik; überall finden wir ähnliche Werke, die unweigerlich durch Inspirationen entstanden sind. Ich kann Martin also nur Recht geben. Es ist nicht möglich, sich nicht inspirieren zu lassen, selbst wenn man es nicht möchte.
Martin: Ich kenne ganz gut von mir selbst, dass mir das Streben nach Originalität manchmal sogar im Wege stand. Früher habe ich dann manchmal lieber gar kein Foto gemacht, als eines, das ich in dieser Form schon einmal gesehen hatte. Daraus entstand dann ein destruktiver Druck, der, zumindest was die Kreativität anbelangt, ein Schuss in den Ofen war. Kennt Ihr das auch? Oder läuft es bei Euch einfach?
Katja: Ich habe mir bisher keinen Druck bezüglich der Originalität gemacht, aber einige Ideen verworfen, wenn ich sie ähnlich öfter gesehen habe. Zum Beispiel gab es vor Kurzem viele kreative Portraitbilder, bei denen Mehl oder farbiges Pulver verwendet wurden.
Nachdem ich das erste Foto damit gesehen hatte, fand ich es großartig und überlegte, wie man dieses Pulver noch verwenden könnte. Die Tage darauf sah ich aber immer mehr dieser Bilder und verlor die Lust an dieser Idee; ja, sogar die Lust an den Fotos, die mich zu Beginn so faszinierten.
Versteht mich nicht falsch, ich finde Wiederholungen nicht an sich schlecht. Dass „I follow rivers“ von Triggerfinger gecovert wurde, ist großartig, denn die „Kopie“ ist viel besser als das Original. Aus „Covern“ kann auch in der Fotografie etwas Anderes und für mich Besseres, Interessanteres entstehen.
Vielleicht nimmt man sich mit dem Originalitätsdenken doch mehr Möglichkeiten als man manchmal denkt.
Robert: Ja, das sehe ich auch so. Wobei das Streben nach Authentizität und Originalität an sich erst einmal nichts Schlechtes ist. Es sollte nur nicht die oberste Direktive für das eigene Schaffen sein. Zu leicht baut man sich sonst einen Turm aus den Erwartungen eines ausgedachten Publikums und immer wieder Ausreden, um der eigentlichen Arbeit auszuweichen.
Und Martin, um auf Deine Frage einzugehen: Abgesehen davon, dass ich solche Situationen nur selten erlebe, gibt es, finde ich, überhaupt keinen Grund, ein Foto nicht zu machen, weil ich mich in diesem Moment an ein bereits existierendes Bild erinnere. Es kann ja auch sehr reizvoll sein, bewusst und unbefangen ein schönes Zitat zu erstellen, ohne sich zu ängstlich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob eine Kopie nun legitim ist oder nicht.
Man lernt auch nicht beim Nachdenken über seine Möglichkeiten, sondern beim Machen. Und virtuelle Ausreden zu konstruieren, weshalb man jetzt gerade nicht fotografieren sollte, ist nichts als hinderlich.
Martin: Da stimme ich Dir zu, Robert.
Und an dieser Stelle übergeben wir das Wort an unsere Leser. Wie seht Ihr das? Könnt Ihr unseren Gedanken folgen? Wo habt Ihr eine anderen Standpunkt? Wir sind gespannt und lesen mit.
Genau der zitierte Kommentar ist mir auch noch einige Zeit im Kopf geblieben und ich habe das mit meinem Fotografierverhalten verglichen.
Gerade als Anfänger lässt man sich sehr leicht von guten Bildern inspirieren und so wird unter Umständen aus Inspiration schnell der Versuch das Bild zu kopieren.
Allerdings ist das bei mir auch sehr schnell wieder verflogen, und durch die Tatsache dass ich mich kaum bis gar nicht in irgendwelchen Fotocommunities aufhalte (abgesehen von Instagram) habe ich auch diesen Druck nicht von dem ihr sprecht.
Ich wüsste und weiß in dem Moment einfach gar nicht dass es das Bild so oder ähnlich schon gibt (was man sich aber bei beliebten Motiven etvl vorstellen kann) und so kann ich fromm und frei ans Werk gehen. Wenn dann nachträglich herauskommt dass ich nicht der erste bin der ein Foto genau so geschossen hat, brauche ich „kein schlechtes Gewissen“ haben und verspüre dann auch keinen Drang mich rechtfertigen zu müssen.
Was ich aber komplett aufgegeben habe, ist zu Ereignissen/Locations zu fahren, wo ich weiß das dutzende von Fotografen schon warten werden (Kirmes, Lichtinstallationen etc), da ich dann einfach weiß dass hunderte ähnliche Bilder gemacht werden. Da langweilt mich allein der Gedanke daran schon.
Und genau aus dem Grund liebe ich die eher stiefmütterlich behandelte Straßenfotografie. Da ist es meiner Meinung nach nahezu unmöglich ein Foto zu kopieren, sei es auch nur unbewusst.
Man kann vllt an die gleiche Location gehen, aber man wird nie wieder das gleiche Foto machen können.
Wenn ich meine musikalische Laufbahn damit vergleiche fällt ganz klar auf, dass man IMMER kopiert oder sich „inspirieren“ lässt und das passiert zu 90% unabsichtlich. Die Dinge liegen in der Luft und werden aufgegriffen, verändert und im besten Fall auch weiterentwickelt. So hat sich die Musik vom Blues zum Rock, Hardrock, Heavy Metal, Grunge etc. entwickelt.
Die Einflüsse miteinander und ganz persönlich zu mischen, zu verarbeiten und zu etwas neuem zu machen, ist die Unterscheidung von der reinen Kopie.
Ich finde das Argument ein Foto nicht zu machen weil es dieses schon gibt ist zu oberflächlich. Die meisten von uns Fotografieren aus Spaß an der Freude und es ist auch nicht verkehrt diese in seinem Bereich im Netz „auszustellen“. Das wir heutzutage eine Online Gesellschaft sind und sich immer mehr von uns dort findet ist unbestreitlich.
Gerade für Fotografen ist dies doch Interssanter dort sein Hobby zu teilen anstatt diese im stillen Kämmerchen verstauben zu lassen.
Das man so unweigerlich viele Bilder sieht und davon automatisch beeinflusst wird ist klar.
Wir googeln jeden Tag etwas und greifen so auf die Erfahrungen anderer zu. Copy and paste ist ein Ergebnis davon. Hausaufgaben werden nicht mehr vom Sitznachbarn sondern im Netz abgeschrieben.
Unsere Gesellschaft hat sich durch Social Media geändert. Wo uns das hinführen wird, ob Gut oder schlecht, das muss jeder selber wissen.
Ich stimme zu das man offenen Auges durch die Welt gehen sollte, mal spazieren gehen. Ich tue dies auch und lasse mich auch inspirieren, von der Natur meiner Umwelt.
Diesen Eindruck, meinen Eindruck, möchte ich mit meiner Kamera festhalten.
Wenn ich eine Person fotografiere mache ich das Foto so wie diese Person auf MICH wirkt. Ich möchte die Persönlichkeit einfangen.
Dadurch das ich beim Fotografieren viel probiert habe, das was ich irgendwo gesehen habe hat mich inspiriert, hat mir soweit geholfen, das ich weiß, welches mein Bereich innerhalb der Fotografie ist.
Wie heißt es so schön learning by doing. Macht das was ihr wollt, wie, wo und wann ihr es wollt.
Ich denke, es gibt einfach einen Unterschied zwischen kopieren und inspiriert sein. Und eben auch einen schleichenden Übergang. Ich finde, es spricht nichts dagegen sich von anderen inspirieren zu lassen und sein eigenes Bild daraus zu kreieren. Den Sinn einer nahezu identischen Kopie sehe ich hingegen nicht wirklich.
Man muss allerdings auch unterscheiden, ob 543 Menschen das fast gleiche Bild von einer Brücke machen (was nun einmal passieren kann, wenn man von einer beliebten Aussichtsplattform fotografiert) oder ob es tatsächlich um eine Idee geht.
Ich würde mir zum Beispiel einfach nur falsch vorkommen, wenn ich bei diesem Bild [ http://www.flickr.com/photos/laurazalenga/7945436416/ ] nicht auf das von Moritz [ http://www.flickr.com/photos/moritzaust/6914788392/ ] verwiesen hätte. Klar es gab sicher schon vorher Menschen die Bilder mit Wasserfarbe im Gesicht gemacht haben, aber ich hatte nun mal seines auf Flickr gesehen, es favorisiert und mein Gefallen in einem Kommentar ausgedrückt. Er war also eindeutig die Quelle oder ein Teil der Quelle und hätte das auch gewusst. Ich denke nicht, dass jemand mein Bild wenig mag, weil es durch Moritz Idee entstanden ist und ich das auch für jeden lesbar klarstelle, er allerdings freut sich, dass ich ehrlich war und ihn genannt habe und genau das erwarte ich auch von jedem der offensichtlich eines meiner Bilder kopiert oder offensichtlich davon inspiriert wurde.
Allerdings kommt es natürlich auch vor, dass man ein Bild macht und später ein sehr ähnliches findet, das schon vie länger existiert. Es muss wohl auch vorkommen, dass zwei Menschen die gleiche Idee haben, ohne je von der des anderen gehört zu haben.
Aber hat nicht jeder Künstler im Großen und Ganzen den Wunsch etwas Neues zu schaffen oder – da Martin wahrscheinlich recht – etwas 90%ig Neues? Denn auf was kann man bei einer Kopie stolz sein und was kann man mit einer Kopie Persönliches ausdrücken?
Laura, ich sehe das sehr ähnlich wie Du. Ich habe 1991 mal ein Bild im Monument Valley gemacht und ein oder zwei Jahre später ist fast exakt das gleiche Bild auf Platz 1 einen Fotowettbewerbs gelandet, aber da konnte niemand von dem anderen kopiert haben. Aber was ein Zufall!!! Wie Du sagst die Grenzen sind sehr unscharf.
Gruß
Oli
Ich liebe Dich – ich hasse Dich.
Tausend-, billionen-, trilliardenfach gesagt. Und trotzdem – ich auch schon und ohne Gewissensbisse, zumindest, aus Gründen der Urheberschaft.
Schon eher ob, sag ich es weil ich es fühle, jetzt, nur ich und meine das Gegenüber jetzt und ihn/sie aus tiefstem Herzen, nicht es nur sagend, weil es schon … und ich es gehört. Ich muß/kann es fühlen.
Dann mache ich ein Bild weil ich es mache – und wenn es ein anderer Mensch schon gemacht hat, dann ist das auch gut so und wenn ich es mache weil ich es machen muß, weil es aus mir heraus kommt, obwohl ich vielleicht einen Anstoß gebraucht habe, dann ist es trotzdem (auch) mein Bild. Weil ich es machen muß, weil ich es fühle.
In der Sammlung aus Zitaten auf querfeldein von Lisette Model kann man das lesen: Fotografiere niemals etwas, was dich nicht interessiert,
Martin, sich über den Anspruch, etwas völlig Neues zu schaffen, hinwegzusetzen, ist ein mehr als schweres Geschäft… Kompliment. Ich hörte kürzlich im Zusammenhang mit Jazz: make your own thing! Könnte man auch die Knipserei übertragen. Und doch, als kürzlich ein Freund bei einer Bildbesprechung sagte: ach ein Klassiker und später ach, schon oft gesehen… musste ich ziemlich schlucken. Aber ich stehe zu den Aufnahmen, es war mein „thing“.
Kleiner Widerspruch in eigener Sache: der 397. Sonnenuntergang über dem Meer nervt schon.
Ich würde da nach dem Motto „Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Leider keine Ahnung mehr von wem das Zitat ist) agieren.
Eine exakte Kopie wird sowieso nie herauskommen, da jeder doch ein bisschen was anders macht. Und wie auch im Artikel genannt, ist es so gut wie nicht möglich etwas komplett neues, nie gesehenes zu erstellen: alles ist eine Inspiration, ist eine Inspiration, ist eine Inspiration.
Von daher halte ich den Zwang etwas nicht zu machen, nur weil es ähnlich oder fast identisch bereits existiert, für falsch und nicht nachvollziehbar.
Sich selbst so einzuschränken, wird im Endeffekt wahrscheinlich auch zu keinem eigenen Stil führen.
Huuaaah. Gähn. War da was?
Ich finde Hobbyfotografen sollten das Recht haben, mit der Kamera festzuhalten was immer sie möchten. Mal eben das Mittagessen fotografieren oder die Rose im Garten … warum nicht?
Wer keinen Spaß daran hat lässt es eben.
Fotografen werden sich ganz bestimmt anders verhalten und auf ein aussagekräftiges Portfolio achten.
Ich denke es kommt vielleicht einfach darauf an, wen oder was man mit den Fotos erreichen möchte.
Na ja, nachmachen,,, kopieren…damals in einer gewissen Fotocommunity wurden des Öfteren Bilder nachgemacht. Soweit ich mich erinnere hatte man damit ein achievement unlocked ^^ Eine bestimmte Technik gelernt oder wollte einfach sehen wie weit man in der eigenen Fotografie gekommen ist
Wenn ich manchmal schöne Bildideen habe möchte ich oft gern auch so ein Bild machen. Einfach, weil ICH es dann gemacht habe.
Aus solchen Inspirationen eine Ausstellungen machen zu wollen, käme mir allerdings nicht in den Sinn. Da dann lieber etwas eigenes.
Die größte Frage ist wohl, wie man mit Bildern umgeht, die offensichtlich anderen ähneln. Benimmt man sich, als hätte man das Rad erfunden oder legt man Bescheidenheit und Demut an den Tag?
Wobei letzteres wohl immer gut zu Gesicht stehen würde :-)
Die Frage, die sich stellt ist ja eigentlich nicht: „Ach, das hab ich jetzt schon tausendmal gesehen“ sondern ob das was als Stilmittel gewählt wurde, Sinn macht und sich eben dieser Sinn durch die Bilder erschließt. Die Motivation der gewählten Stilmittel ist zu hinterfragen und da kann als Antwort des Schaffenden auch ein: „Weil ich das genau so geil finde! Punkt!“ reichen und ist ab da, jenseits eines subjektiv als „langweilig“ empfundenen Standpunktes, nicht mehr zu diskutieren. Steht allerdings eine andere Motivation – im Sinne von z.B: „Ich möchte mit dem gewählten Stilmittel die Aussage der Bilder unterstützen“ – dahinter , dann lässt sich allerdings trefflich darüber diskutieren ob das gelungen ist oder nicht.
Pauschalurteile funktionieren jedenfalls nicht ohne weiteres – außer der Entscheidung, dass man sich das was einen persönlich langweilt einfach nicht antut.
Irgendwie werden hier zwei verschiedene Dinge in einen Topf geworfen, zum einen die „totfotografierten“ Motive und zum anderen wirklich kopierte Bilder.
Totfotografiert ist praktisch alles, was irgendwie sehenswert ist.
Und warum sollte man jemandem das Recht absprechen, solche Motive zu fotografieren und anderen zu präsentieren? Wenn es mich stört oder ich das Bild nicht „sehenswert“ finde, sehe ich es mir eben nicht an.
Und eine Bildidee nachzufotografieren ist meiner Erfahrung nach schwerer als eine Idee aufzugreifen und dem Bild dann seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
Ich habe einmal versucht, ein Bild von Jim Rakete nachzufotografieren. Herausgekommen ist ein Bild, das seinem ähnelt, aber eine gänzlich andere Bildaussage hat.
Findet das Ganze im beruflichen Kontext statt und jemand plagiiert hier wirklich, stellt sich die Frage, ob so ein Fotograf auf lange Sicht erfolgreich ist und das wage ich doch zu bezweifeln.
Wenn ich mir das Portfolio der einzelnen Redakteure ansehe, fällt mir bei vielen Bildern spontan ein bekannter Fotograf ein, der ein ähnliches Bild oder sogar eine Serie hat. Na und?
Ich fotografiere gerne Dinge wie Sonnenauf- und untergänge. So Bilder sind mit Sicherheit schon eine Milliarde Mal fotografiert worden. Na und?
Ich denke erst mal muss dass natürlich jeder für sich entscheiden, hier in dem Forum hat mal jemand zu mir gesagt/geschrieben wenn andere doch Spaß daran haben dann lass ihnen doch ihre Freude (oder so ähnlich). Zweitens ist es sich auch nicht zuletzt eine Frage der Granularität der Kopie. Niemand würde sagen Menschen zu fotografieren macht keinen Sinn dass hat schon ein Anderer gemacht. Anders ist das wenn Bilder und deren Ideen exakt kopiert werden, wie der Ring oder was ich nicht mehr sehen kann diese Wassertropfen Bilder.
Aber ich finde noch viel schlimmer ist es einen sehr speziellen Stil zu kopieren, wie diese übertriebenen HDR’s oder Bilder über die lieblos eine Textur gelegt wird und dann als Oldstyle verkauft werden.
Natürlich denke ich ist auch das Thema mehr oder weniger anfällig für Kopien. Bei der Straßenfotografie ist es gar nicht so einfach eine Kopie zu erzeugen bei Stillleben und Tabletop ist das Risiko schon viel größer. Ich habe mir von Ebherhard Schuy die DVD „Objektfotografie im Detail“ besorgt und natürlich sind da viele Beispiele drin die ich nachmachen möchte. Aber mein innerer Schweinehund zwingt mich dann schon da eine eigene Note rein zu bringen und die Bilder etwas anders mehr nach meinem Geschmack zu machen, ist das dann kopiert? Falls ja, ist dann das Verwenden von Dampf oder Wassertropfen eine Kopie? Was ist mit der Verwendung von Softboxen? Da sind wir dann wieder bei der Granularität. Aber ich habe in der FC schon einige Bilder gesehen die einfach Eberhard Schuy stumpf nachgemacht waren (das mit der Tasse von der man nur die Umrisse sieht).
Letztlich und endlich entscheidet der Betrachter welche Bilder Erfolg haben. Eines dürft Ihr dabei auch nicht vergessen: ihr von der Redaktion seit auf einem sehr hohen Level angekommen aber 99% derer die fotografieren suchen noch ihren Platz in der Welt der Fotos. Ich will damit sagen allzu leicht setzt man Maßstäbe von denen Andere noch träumen.
Es ist halt wie bei der Musik, zu meiner Zeit war die noch viel besser ;-)
Gruß
Oli
Ich finde diese Unterhaltung hier höchst Interessant. Denn genaus das gleiche Thema hatte ich vor einigen Tage mit meiner Freundin. Bei uns ging es mehr in die Richtung Portraitfotografie. Klar ist, dass jeder Fotograf, wenn er mit dem fotografieren beginnt, sich Inspirationen einholt. Nun finde ich es jedoch weniger schön, das man sich völlig auf den Fotografier- und Bearbeitungsstil einlässt. Nicht von der Linie ablässt. Ich als ‚kopierter‘ Fotograf würde das als weniger toll ansehen. Und als lernender Fotograf ist es doch wichtig, schnell seinen eigenen Stil zufinden, oder? Wie seht ihr das? Das man Brücken und Ringe in einem ausgeschlagenen Büchern fotografiert finde ich nicht schlimm. Das habe ich zugegebener maßen auch schon gemacht. Nur finde ich das Thema in Sachen Portraitfotografie ein Stückchen sensibler.
Sehr interessantes Thema!
Ich habe mich auch schon dabei erwischt, diverse wunderschöne Landschaftsabschnitte nicht besuchen zu wollen, weil ich davon schon so viele geniale Bilder gesehen habe, die ich mit meinen Fähigkeiten einfach nicht noch besser fotografieren kann. Wie gesagt, habe ich mich dabei erwischt und dann dennoch all das zur Seite geschoben und diese Einschränkung gewissermassen ignoriert.
Ich sollte mir ja nicht selber im Weg stehen und die Lust auf das Erleben von Landschaften von der Lust auf ein einzigartiges Bild versauene lassen, daher habe ich solche Gedanken weit weg geschoben und versuche mich davon nicht beeinflussen zu lassen.
Ein jeder interpretiert das was er sieht anders und unsere Natur hat ihren eigenen Willen.
Auf dem Weg zu einer eigenen Bildsprache haben wir heut zu Tage auf der einen Seite einen grossen Vorteil- das Internet lässt uns schneller denn je Infos sammeln und Beispielbilder sehen. Trotzdem ist es gleichzeitig auch das größte Hindernis (falls man ambitioniert zu Werke geht) , denn es wird einem immer wieder aufgeführt, wie hoch die Messlatte liegt.
Die Bereiche Landschaft und Architektur sind trotzdem ein Fall für sich. Jeder von uns kann dem Wunsch nachgehen, dass Gebiet möglichst schön darzustellen, ohne sich direkt den Vorwurf des Kopierens machen zu müssen, selbst wenn jemand eine „Kopie“ von bekannten Werken umsetzen will- meist werden es ihm die äusseren Umstände nicht ermöglichen.
Im Bereich Tabletop/Studio ist es schon einfacher, die äusseren Umstände 1/1 zu kopieren, da entscheidet das vorhandene Equipment und die Fähigkeiten dies zu benutzen.
Trotzdem find ich hier auch legitim zum Lernen Dinge nachzustellen- ich hätte halt einfach selber wenig Freude daran, dies dann als geniale Eigenleistung zu vermarkten…
Das Thema ist genial gewählt, man könnte eine ewige Diskussion veranstalten.
Besonders witzig finde ich Beispielsweise die Horden, die bekannten Photoshopartists folgen und dann deren echt einzigartigen Style als ihren eigenen und etwas originelles vermarkten.
Euer Blog ist übrigens schnell mein Lieblingsblog geworden, ich kenne keinen in dem so viele Interessante Berichte zu verschiedenen Thematiken zu finden sind- dafür schonmal Danke!
Felix
Für mich ist es völlig ok, wenn sich Leute von den Ideen anderer inspirieren lassen, gerade im Hobbybereich. Auch wenn versucht wird, die Bilder „nachzubauen“, um heraus zu finden, wie die technische Umsetzung funktioniert, oder wie die Stimmung erzeugt werden kann oder warum auch immer – find ich alles ok. Es gibt genug leute, die machen gerne Musik und covern die von anderen Leuten, weil sie selbst keine komponieren können, möchten oder … damit treten sie dann auch auf und manche veröffentlichen diese Musik dann auch. Das Einstellen nachgestellter Bilder halte ich auch für legitim. Schön, wenn man jemanden benennen kann, der einen inspiriert hat – oftmals ist das aber gar nicht möglich, weil es zu viele sind, die in der Regel einen „Stil“ verfolgen und veröffentlichen. Wer war jetzt der erste?
Für Profifotografen sieht das vielleicht ein wenig anders aus, aber auch da ist es legitim, sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.
Bei der o. g. Diskussion hat mich Katjas Position etwas erstaunt, erinnerte ich mich doch sofort an Ihre Levitationsbilder. Die sind ja auch weder neu noch einzigartig. Dennoch schön und veröffentlicht (zu meiner Freude).
Blogartikel dazu: browserFruits März #1 - kwerfeldein - Fotografie Magazin
Blogartikel dazu: Eine Idee auf Reisen - kwerfeldein - Fotografie Magazin