Geschichte der Fotografie: Die Suche nach Farbe
Als 1839 das erste fotografische Verfahren präsentiert wurde, war die Euphorie groß. Doch schnell kam auch die Ernüchertung: Der Wiedergabe von naturgetreuen Bildern fehlte die Farbe.
Die Welt in schwarzweiß genügte nicht. Um 1850, mit dem Aufkommen der Fotos auf Papier, begann man Fotografien zu kolorieren und unscharfe Ränder mit Stift und Pinsel zu kaschieren. Die Malerei war in dieser Zeit noch von großer Bedeutung und an den Kolorierungen von Fotografien erkennt man wunderbar den Übergang von der Miniatur-Malerei zur Personenfotografie.
Koloriertes Foto um 1850, Fotograf unbekannt
Das erste Farbbild stammt von James Clerk Maxwell und zeigt ein Ordensband aus kariertem Stoff. Der Physiker wollte mit dem Bild den Prozess der additiven Farbmischung demonstrieren. Mit Licht der drei Pimärfarben rot, grün und blau ließen sich alle Farben des Regenbogens darstellen. Dass bei dieser Präsentation das erste Farbbild entstand, war für die anwesenden Wissenschaftler damals noch nebensächlich.
Das Verfahren von Maxwell war jedoch noch nicht ausgereift, zeigte die Farben nicht perfekt und war sehr blaustichig. Zudem war es sehr aufwändig, wodurch eine Weiterverwendung für die Fotografen der Zeit noch nicht möglich war.
Dieses Bild gilt als erstes Farbbild: Tartan Ribbon von James Clerk Maxwell (1861)
Das Problem der exakten Farbwiedergabe verfolgten unter vielen anderen auch Louis Ducos du Hauron und Charles Cros. Hauron veröffentlichte 1868 ein Buch mit verschiedenen Farbverfahren. Jede davon beruhte noch darauf, drei Negative mit den drei verschiedenen Farbfiltern aufzunehmen. Von ihm stammt auch eines der ältesten erhaltenen Farbbilder.
Landschaftaufnahme von Agen von Louis Ducos du Hauron (1877)
Eine tatsächlich anwendbare Methode entwickelten erst die Brüder Lumière mit ihren Autochromplatten. Mit dieser Methode war es erstmals möglich, ein Farbbild mit nur einer einzigen Aufnahme zu erschaffen. Sie beschichteten Glasplatten mit rot-, grün- und blaugefärbten Stärkemehlkörnchen, die als Lichtfilter fungierten.
1903 reichten sie ihr Patent ein. Bereits 1913 produzierte die Firma der Familie Lumière circa 6000 der Autochromplatten täglich. Die Farbbrillianz und Intensivität der Autochrome sind auch aus der heutigen Sicht noch beeindruckend.
Zwei Mädchen pflücken Blumen von Alphonse Van Bestern (Autochrom 1910)
Erst 30 Jahre später setzte sich der Dreischichtenfilm durch. Kodak und Agfa brachten durch diese Erfindung um 1936 zeitgleich die ersten Diafarbfilme auf den Markt. So war es erst fast 100 Jahre nach Erfindung der Fotografie für eine breitere Masse möglich, die Welt in Farbe festzuhalten.
Quellen und Literaturangaben:
• Baatz, Willfried: Geschichte der Fotografie. Ein Schnellkurs. Überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe. Köln 2008.
• Beurer, Monica: WAS IST WAS, Band 63: Fotografie. 2006.
• Dewitz, Bodo von: Facts – Tatsachen: Fotografien des 19. und 20. Jahrhundert aus der Sammlung Agfa Foto-Historama im Museum Ludwig Köln. Köln 2006.
• http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1456233/ (Stand: 14.12.2011)
obwohl ich doch schwarz-weiß sehr liebe, ist die wirkung von sehr sehr alten farbfotos echt verrückt. das „damals“ wird aufgehoben. tolle aufnahmen gibt es auch hier- Russland vor 100 Jahren- in Farbe:
http://www.boston.com/bigpicture/2010/08/russia_in_color_a_century_ago.html?p1=Well_MostPop_Emailed2_HP
Hallo Lena! Leider funktioniert der Link zu den Russland-Fotos bei mir nicht…
Bei mir funktioniert der Link. Interessante Bilder!
Das tollste an den alten analogen Aufnahmen ist ja, dass man diese selbst nach hundert jahren noch ohne besondere Technik anschauen kann.
Bei meinen ersten Digtalfotos von 1994 ist dies schon nur noch mit viel Aufwand möglich und einige sind für immer verloren….
Der Wert analoger Bilder, Negative und Dias wird mal sehr sehr hoch sein
Gruß
G-S
Ein Jpg wird man aber bestimmt noch in 100 Jahren anschauen können *g*
Es sei denn du speicherst die in einem nicht wirklich geläufigen Format ab wie diverse Raw dateien. Da kann man wirklich pech haben die ohne ein passendes Programm anzuschauen.
Was genau hindert dich denn, deine alten digitalen Fotos anzuschauen?
Die berühmten russischen Photos sind auch hier zu finden: http://www.angelfire.com/ak2/intelligencerreport/old_pictures2.html
(BostonGlobe hat sie scheinbar seit paar Tagen offline genommen)
Dieses Buch ist übrigens sehr empfehlenswert: 100 Jahre Farbfotografie http://www.amazon.de/dp/3894793783 (sehr fundiert, sehr ausführlich, mit qualitativ hochwertigen Beispielen)
Danke für den Artikel!
Schöne Grüße
Vadim
http://www.boston.com/bigpicture/2010/08/russia_in_color_a_century_ago.html?rss_id=Most%2BPopular
hier ist der link
Super, danke!
Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel
Ein toller Artikel, sehr informations- und lehrreich. Auch die Bilder gefallen mir sehr gut und passen gut zum Artikel.
schöne grüße
Interessant, danke!
Noch ein Paar mehr, sehr beeindruckende Fotos aus den Anfängen der Farbfotografie:
http://citynoise.org/article/10598/