11. Februar 2024 Lesezeit: ~5 Minuten

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Aktuell werden die Pictures of the Year Awards vergeben – ein Wettbewerb für Fotojournalist*innen. Ein Bild wird dabei besonders kontrovers diskutiert. Es zeigt einen kleinen Jungen mit einer Plastiktüte über dem Kopf.

Der Kritikpunkt ist jedoch nicht, dass eine Tüte über dem Gesicht wegen der Erstickungsgefahr eine dumme Idee ist, sondern dass der Junge der Sohn des Fotografen ist. Viele argumentieren, dass ein „Familienportrait“ nichts in einer Newskategorie verloren hat und werfen dem Fotografen Inszenierung vor. Andere sagen, dass es trotz der Familienzugehörigkeit ein Zeitdokument ist, weil der Junge versucht, sich vor dem Rauch der Waldbrände zu schützen. Was denkt Ihr?

Hat das Foto den Award verdient?

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In der letzten Woche habe ich Euch gefragt, ob Ihr Fotokunst sammelt:

 

Linktipps

• Gleich zwei große deutsche Fotograf*innen sind in der letzten Woche gestorben. Helga Paris im Alter von 85 Jahren. Sie hielt in ihren eindringlichen Arbeiten Menschen in ihrem Alltag in der DDR fest. → ansehen

• Der Fotograf Andreas Herzau ist im Alter von 61 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Er war einer der bedeutendsten dokumentarischen Fotografen Deutschlands, arbeitete in Liberia und Istanbul – und begleitete jahrelang Kanzlerin Merkel. → ansehen

• Journalist*innen des Medienportals „Recherche Nord“ haben mehrfach kritisch über Rechtsrock-Konzerte in Eisenach berichtet und die Polizei vor Ort kritisiert. Nun ermittelt diese gegen die Medienschaffenden wegen der Veröffentlichung verfassungsfeindlicher Symbole. Ein Angriff auf die Pressefreiheit? → ansehen

• Der Künstler Richard Prince verdiente viel Geld mit den Instagram-Portraits anderer Leute. Er vergrößerte Screenshots der Instagrambilder inkl. Kommentare und zog sie auf Leinwand auf. Jetzt kam die Urheberrechtsklage nach acht Jahren zu einem Ergebnis: Er zahlt zwei Fotografen 650.000 Dollar. → ansehen

• Werner Zellien hat als erster Künstler nach den Terroranschlägen von 2011 auf der norwegischen Insel Utøya fotografiert. Ein Gespräch über Trauer und Hoffnung. → ansehen

• Der Fotograf Nikita Teryoshin dokumentiert seit acht Jahren Rüstungsmessen auf der ganzen Welt. Was treibt ihn an? → ansehen

• Der senegalesische Künstler Omar Victor Diop schlüpft für seine Fotografien in die Rollen historischer Persönlichkeiten und erzählt so schwarze Geschichte neu. Nun ist sein Werk bei Fotografiska in Berlin zu sehen. → ansehen

• Éric Vazzoler gibt in der Ukraine Foto-Workshops. 2023 reiste er in das zerstörte Mariupol und ließ Jugendliche ihre Stadt portraitieren. → ansehen

• Die Sony World Awards haben die Gewinner*innen der nationalen und regionalen Preises 2024 bekanntgegeben. → ansehen

• Jason Gardner zeigt Bilder des Karnevals in verschiedenen Kulturen. → ansehen

 

Buchempfehlungen

„Foodfotografie“ : Einsteigen in die Foodfotografie – mit Hilfe der professionellen Fotografin Sandrine Saadi. Sie zeigt ganz praxisnah, was guten Bildaufbau und ansprechende Farbgebung ausmacht, wie man mit Schärfe/Unschärfe arbeitet und mit professionellen Foodstylings Motive farblich und kompositorisch optimal präsentiert.

„Ruth Orkin“ : Ihr American Girl in Italy – die Straßenszene mit den pfeifenden Italienern – ist eine Ikone. Nun sind sensationelle Negative und Dias aus dem Archiv aufgetaucht, die eine wenig bekannte Seite von Ruth Orkin offenbaren: Die der feinfühligen, interessierten, geistreichen wie witzigen Chronistin der Frauen-Welt der 1940er und 1950er Jahre.

 

Ausstellungen

Chronorama. Photographic Treasures of the 20th Century
Zeit: 15. Februar – 20. Mai 2024
Ort: Museum für Fotografie, Helmut Newton Foundation, Jebensstr. 2, 10623 Berlin

Hello Again
Zeit: 15. Februar – 17. März 2024
Ort: Galerie für Fotografie in der Eisfabrik (GAF), Seilerstraße 15d, 30171 Hannover

World Press Photo 2023
Zeit: 17. Februar – 10. März 2024
Ort: Landesmuseum, Kunst & Kultur, Oldenburg, Damm 1, 26135 Oldenburg

 

Drüben auf Instagram

@birgitvonbally – Gute Portraits mit starken Farben zeigt die Berliner Fotografin Birgit von Bally auf Instagram.

 

Podcasttipp

Boris Eldagsen – Über Künstliche Intelligenz in der Fotografie, Kunst und Gesellschaft

Was ist eigentlich Kreativität? Was Bewusstsein? Wo steht die KI aktuell? Wie fange ich als Kreativer an, KI für meine Kunst zu nutzen? Fragen über Fragen! Boris Eldagsen hat Antworten: zum Thema KI in der Fotografie, der Bedeutung von Kreativität und den Chancen und Gefahren von KI für Fotograf*innen und unsere Gesellschaft.

 

Videos

Ernst Leitz war Mitglied in Hitlers NSDAP, er produzierte Kameras und optische Geräte für die Wehrmacht. Gleichzeitig rettete er jüdische Freunde und Familien vor dem Tod. Durch Zufall stößt der amerikanische Fotograf und Rabbi Frank Dabba Smith auf einen Artikel, der ihn neugierig macht – so beginnt eine jahrzehntelange Forschung.

 

Im März startet die National-Geographic-Serie „Photographer“. Der Trailer dazu ist meiner Meinung nach ein wenig zu dramatisch und romantisierend, aber seht selbst.

 

Das Titelbild stammt von Bravingbird. Vielen Dank!

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