Photobooks Online: Ein Archiv für Fotobücher
Photobooks Online ist ein ganz neues Archiv für Fotobücher, über das ich eher zufällig gestolpert bin. Ben Hammer und Johanna haben es gegründet und ich durfte die beiden in Köln treffen und im Gespräch mehr darüber erfahren.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Photobooks Online eine Onlinesammlung von Fotobüchern. Wie kam es zu der Idee?
Johanna: Ich bin komplette Quereinsteigerin in die Szene und hatte, bis ich Ben kennengelernt habe, mit Fotobüchern gar nichts zu tun. Ich habe durch Ben gemerkt, wie viel schöner es ist, einen Bildband durchzusehen, statt auf Instagram zu scrollen. Online ist alles so furchtbar schnelllebig.
Bei einer Recherche bin ich zufällig auf die Seite Widewalls aufmerksam geworden. Ein unfassbar großes Online-Archiv über Kunst und Fotografie. Es gibt dort einen Index mit vielen Kreativen, die in Galerien vertreten sind und von denen man auch direkt Arbeiten kaufen kann. Man kann sich mit der Seite stundenlang beschäftigen und dabei noch einiges über Kunst und die Menschen dahinter lernen. Diese Seite diente als Inspiration für unser Fotobucharchiv.
Der Fotobuchmarkt ist tatsächlich groß und nahezu unüberschaubar. Wie wählt Ihr die Bücher, die eingereicht werden, aus?
Ben: Im Moment ist das Archiv noch sehr klein, wir starten ja gerade erst und wollen möglichst wenig Vorgaben machen.
Johanna: Wir machen auch keine Vorgaben im Hinblick auf Auflage oder Format. Ganz egal ob dickes Coffee Table Book oder kleines Zine – alles ist willkommen, wenn es Fotokunst zeigt.
Ben: Um ein Fotobuch gut oder schlecht zu finden, gibt es einige Kriterien. Aber spätestens bei den Fotos selbst wird es auch sehr subjektiv. Ich möchte das deshalb auch gar nicht kuratieren. In erster Linie geht es darum, dass wir eine große, vielfältige Auswahl schaffen.
Wer möchte, kann einfach das eigene Buch einreichen und wir werden es sehr wahrscheinlich veröffentlichen. Bewerben klingt tatsächlich ein wenig nach Jury, aber die gibt es nicht. Wenn die Einreichung ordentlich ausgefüllt wird und die Produktbilder gut sind, nehmen wir die Sachen an. Ausgenommen sind natürlich rassistische und andere menschenverachtende Inhalte.
Was wird es in Zukunft noch zu entdecken geben?
Ben: Unser Ziel ist es, in den nächsten Wochen auch Bücher aus dem Archiv noch einmal ausführlicher vorzustellen. Wir schreiben also nach und nach die Leute an und bitten um mehr Informationen für Artikel. Das Ganze wird also nicht nur Archiv bleiben, sondern auch eine Art kleines Magazin.
Johanna: Wichtig ist für uns auch, dass es nicht nur fertige Fotobücher zu finden gibt, sondern dass wir bald auch eine Unterseite für Crowdfundings anbieten und so die Entstehung neuer Bücher unterstützen können.
Guter Punkt. Mittlerweile muss man ja oft auch Bücher, für die man einen Verlag gefunden hat, über Crowdfundings vorfinanzieren.
Ben: Ja und die Vermarktung über Crowdfundings wird immer schwieriger. Kaum jemand bewirbt noch Fremdbücher und auch die Verlage selbst machen leider oft viel zu wenig Werbung.
Neben der Vermarktung soll man sich aber auch Ideen für eigene Projekte holen können. Wir sammeln neben den gängigen Angaben wie Auflage, Größe, Seitenzahl zum Beispiel auch die Papierwahl oder die Druckerei. Man könnte theoretisch also auch sagen: Ich interessiere mich für A5-Bücher, wie sind die so gelayoutet?
Johanna: Was auch oft in Vergessenheit gerät, bei den ganzen Projekten ist, dass neben den Fotograf*innen noch viel mehr Leute dahinter stecken: Unter anderem für Design, Lektorat, Illustration. Deshalb ist uns wichtig, dass auch solche Angaben gemacht werden. So kann man leicht auch für das nächste Projekt jemanden finden, der zum Beispiel beim Layout hilft.
Die Links unter den einzelnen Büchern und Projekten führen immer direkt zu den jeweiligen Shops der Fotograf*innen. Ihr verdient mit der Seite selbst nichts?
Johanna: Genau, das sind auch keine Affiliate-Links oder so und die Bewerbung ist kostenlos.
Ben: Ich glaube nicht daran, aber es kann natürlich sein, dass wir irgendwann in Zukunft über 100 Einreichungen am Tag haben. Dann müssen wir uns etwas überlegen und vielleicht eine kleine Einreichungsgebühr nehmen, aber darauf ist es auf keinen Fall ausgelegt. Es soll einfach ein möglichst großes Archiv werden, in dem man möglichst viel findet.
Die bisherigen Fotograf*innen kommen alle aus Deutschland, das Archiv selbst ist auf Englisch. Ihr wollt damit international werden?
Johanna: Ja. Das sind momentan alles deutschsprachige Fotograf*innen, aber ihre Bücher sind ja zum Teil auch komplett auf Englisch. Das Buch von Marco Klahold hat einen deutschen Titel, ist aber ansonsten komplett auf Englisch.
Ben: Von den letzten Fotobüchern, die ich mir gekauft habe, waren etwa 90 % aus dem EU-Ausland. Im Fotobuchmarkt gibt es keine Ländergrenzen, daher ist das Archiv auch international.
Wie ist das bisherige Feedback zu Photobooks Online?
Johanna: Bisher haben wir viel positives Feedback bekommen und warten jetzt auf die nächsten Bewerbungen. Auch wenn das Archiv noch klein ist, schrieb bereits jemand unter das aktuelle Buch von Kai-Hendrik Schroeder, dass er von dem Fotografen sein erstes Fotobuch überhaupt gekauft hat und sich jetzt freut, dass er auf diese Weise herausfindet, dass es einen zweiten Band gibt. Genau das ist das Ziel: Die Leute sollen Fotobücher neu- und wiederendecken.
Danke für das Gespräch, ihr beiden und viel Erfolg mit dem Archiv!