Was passiert, wenn wir in einen Moment stolpern, bei dem wir einem wilden Tier in die Augen sehen? Bleiben wir stehen wie angewurzelt, eingefroren – was erfüllt uns? Angst, Unsicherheit, Erhabenheit, Neugier?
Selten passiert es noch, dass wir unberechenbaren Wesen begegnen, selten laufen wir nachts durch den Wald oder über Wiesen. Trotzdem haben wir immer dieses Unbehagen vor dem Unbekannten, wenn es knackt und knarzt und wir den Ursprung nicht kennen. Wenn der Wind besonders menschlich heult. Wenn es im Dunkeln im Garten raschelt.
Mit meiner Serie „caught by night“ wollte ich das Gefühl einer klassischen Wildkamera aufgreifen. Mit Blitz in der tiefsten Nacht, wie wir es von Jäger*innen kennen. So bekommt der Mensch die besonders scheuen Tiere zu Gesicht. Oft sagen wir uns, dass sie doch mehr Angst vor uns haben als wir vor ihnen, aber ist das wirklich so?
Die Bilder zeigen Frauen, die frei durch die Nacht tanzen, laufen, fliegen und lachen. Wer hat Angst vor einer starken, unabhängigen und freien Frau, die man nicht beherrschen kann? Man sollte meinen, dass es im zwanzigsten Jahrhundert niemand mehr haben sollte, aber wenn man in die Welt schaut, ist es doch immer noch nicht selbstverständlich.
Die Hexe verkörpert oft eben die Frau, die sich nichts gefallen lässt und für ihre Freiheit kämpft und damit den Bürger*innen der braven Städte Angst und Unbehagen bereitet. Wie der Wolf noch heute.
Doch wie schön ist es, frei zu sein, für jeden Menschen. Wie wunderbar wohl das Gefühl ist, nachts durch den kalten Nachthimmel zu fliegen und mit einem Augenzwinkern an die zu denken, die hoffen, dass man mehr Angst vor ihnen hat als sie vor einem.