Mit meiner Aussage „ich mache nur Männerportraits“ bin ich schon oft angeeckt. Weil ich eine Frau bin? Vielleicht. Wenn man wie ich eine Zeitlang vor allem auf Facebook in diversen Fotogruppen unterwegs war, stellt man schnell fest, dass unendlich viele Männer unendlich viele Frauenportraits schießen und dafür gefeiert werden. Männerportraits und Männermodellen wird meist nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Sätze wie „Frauenportraits mache ich auf TFP-Basis, Männer müssen zahlen“ habe ich zuhauf von Fotografen gehört oder gelesen. Und ich kann es nachvollziehen – ein wenig. Was mein Portfolio und das meines Modells erweitert, schieße ich auf TFP-Basis. Da ich nur Männer in meinem Portfolio habe, gilt das in den meisten Fällen nur für Männer. Allerdings scheint man es mir vorzuhalten, weil ich eine Frau bin, die nur Männer fotografiert, dabei bin ich sicherlich nicht die einzige.
Als ich damit anfing, war es für mich das Normalste auf der Welt. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, was andere darüber denken würden. Doch nach und nach stieß ich auf Kommentare und Gesprächsverläufe, die ich nicht erwartet hätte. „Wie, Du fotografierst nur Männer? Das ist schon etwas seltsam“ und „Mach es Dir doch einfacher und fotografiere Frauen“!
Ich hatte ständig das Gefühl und Bedürfnis, mich zu rechtfertigen. Zunächst frustrierten mich diese Bemerkungen und Fragen, aber ich bemerkte schnell, dass einfach das Verständnis bzw. das Bewusstsein dafür fehlte. Denn alle hatten eins gemeinsam: Wies man sie darauf hin, dass es doch andersherum den Fall ebenso gibt und sich da niemand weiter Gedanken macht, reagierten sie plötzlich voller Verständnis.
Nachdem ich die ersten Kommentare in diese Richtung erhielt, fing ich an, meine Fotografie in Frage zu stellen. Und das war falsch. Denn von Beginn an stand ich voll und ganz dahinter. Was ich auch immer noch (oder wieder) tue. Deshalb habe ich mich auch dazu entschlossen, diesen Artikel zu schreiben. Es hat mich erschrocken, dass meine Fotografie im Zusammenhang mit meiner Person als „seltsam“ abgetan wurde.
Natürlich ist es immer gut und wichtig, zu reflektieren, aber man sollte sich nicht so schnell verunsichern und schon gar nicht beeinflussen lassen. Sollte es denn nicht eigentlich völlig egal sein, wer wen fotografiert?