31. Dezember 2016 Lesezeit: ~11 Minuten

Die wichtigsten Fotos der Redaktion 2016

Gestern haben wir Euch dazu aufgerufen Euer Archiv zu durchsuchen und Euer wichtigsten Bild 2016 zu wählen. Wie schwer das ist, wissen wir zu gut, denn natürlich haben wir auch selbst zurück geblickt und zeigen Euch heute die wichtigsten Bilder der Redaktion. So lernt Ihr auch gleich alle, die dieses Magazin jeden Tag bereichern noch ein wenig besser kennen. Viel Spaß!

Eine Person läuft durch karge Landschaft

Chris Hieronimus

Im Herbst bin ich mit meiner Frau durch Israel gereist, größtenteils per Anhalter. Das Bild ist in der Wüste Negev entstanden und zeigt einen Teil der faszinierenden, ungastlichen Landschaft. Die Sonne brannte auf den trockenen Wüstenboden und der Wind blies uns Sandkörner in die Haare.

Die Wüste ist von Gebirgen und Tälern durchzogen, in den Wadis blüht es bei Regen in der sonst eintönigen Umgebung. Mehr als die Hälfte des kleinen Landes nimmt der Negev ein, vom roten bis zum toten Meer.

Die ungastliche Wüstengegend steht damit im Kontrast zu der immensen Gastfreundschaft, die uns Israelis und Palästinenser auf unserer Reise entgegen gebracht haben. Wo immer wir hin kamen, fanden wir offene Türen und einen gedeckten Tisch. Die Menschen, die Landschaft und die Küche haben unsere Zeit dort zu einem persönlichen Höhepunkt des Jahres werden lassen.

Christopher Kreymborg

Mein wichtigstes Bild 2016 ist so wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass man manchmal einfach ein bisschen Einsatz zeigen muss, um gute Bilder zu schießen. Entstanden ist die Aufnahme im Dezember 2016 auf der Seiser Alm in Südtirol. Zusammen mit Florian Wenzel besuchte ich die Gegend im Norden Italiens einfach um ein paar Bilder zu machen. Florian warnte mich bereits vor dem Trip, dass wir wohl etwas früher aufstehen müssen, damit wir Bilder bei Sonnenaufgang machen können. Der Wecker klingelte dann tatsächlich um fünf Uhr Morgens und wir machten uns auf den weg, eineinhalb Stunden durch die Serpentinen der Dolomiten um Pünktlich zum Sonnenaufgang auf der Seiser Alm zu sein.

Was wir allerdings nicht bedacht haben: Der Sonnenaufgang mag zwar um 7:30 sein, bis die Sonne aber über die Gipfel der Berge vor uns steigt, vergeht nochmal gut und gern eine Stunde. Da standen wir also, unsere Kameras fertig im Anschlag, mitten im Dezember auf einem Bergplateau, liefen im Kreis und rieben die Hände aneinander um uns warm zu halten. Der ganze Aufwand nur für den einen Moment, für diese paar wenigen Sekunden in denen die ersten Sonnenstrahlen sich über die Berggipfel kämpfen. Wenn man dann aber die wärme spürt, das Bild auf seinem Display sieht und diese besondere Szene auf sich wirken lässt, weiß man dass es sich gelohnt hat. So sehr gelohnt dass ich zukünftig vielleicht öfter mal früh genug aufstehe, um den Sonnenaufgang zu fotografieren.

Selbstportrait einer Frau im Spiegel mit Kamera in der Hand

Laura Su Bischoff

„Mein Bild des Jahres? Nichts einfacher als das!“, dachte ich, als ich hörte, wir sollten einen Blick in unser Archiv werfen und ein für uns besonders wichtiges Bild heraussuchen. Doch oft sind die vermeintlich einfachsten Fragen die schwersten, wie sich schon bald herausstellen sollte. Denn je länger ich grübelte, desto klarer wurde mir: Ich habe gar kein Bild des Jahres, weil mir jedes einzelne Foto, das ich in den letzten 12 Monaten machte, auf die eine oder andere Weise viel bedeutet.

Die meisten meiner Bilder zeigen einen mir sehr wichtigen Menschen: meinen Freund, enge Vertraute und, in letzter Zeit, vermehrt auch gute neue Bekannte. Entstanden sind all diese Bilder auf gemeinsamen Ausflügen, gewissermaßen als persönliche Andenken an die miteinander verbrachte Zeit. Viele dieser Schnappschüsse hängen in unserer Küche, dem Herzen unserer Wohnung, in der alles zusammenkommt. Für mich ist das sehr privat und persönlich und in vielen Fällen nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt – abgesehen davon, dass „die Öffentlichkeit“ an diesen einfachen kleinen Bildern ohnehin nur bedingt Interesse hätte.

Jede neue Erfahrung mit der Kamera lehrt mich aber aufs Neue, wie verbindend die Fotografie im direkten Umgang miteinander sein kann und wie sehr sie mir dabei hilft, meine zuweilen sehr große Scheu zu überwinden und mich Neuem zu öffnen – selbst, wenn die Fotos noch nicht so ausfallen, wie ich es mir wünsche. Es ist ein Prozess.

Warum zeige ich dann kein Bild dieser Freund*innen, sondern wähle ein Selbstportrait, das mich mit einem meiner „Lieblingsinstrumente“ zeigt? Ist das nach dem eben Erwähnten nicht geradezu paradox? Nun, einerseits möchten sehr viele meiner Freund*innen möglichst wenig im Internet „ausgestellt“ werden, andererseits fotografiere ich nicht in erste Line für die Allgemeinheit, sondern für mich und meine Bekannten. Insofern ist das ausgewählte Selbstportrait ein Symbolbild und versinnbildlicht den Entstehungsprozess hinter der Kamera. Denn jedes Foto ist unabhängig vom tatsächlich Abgebildeten immer auch ein Spiegel des eigenen Ich.

Eine Frau schaut ins Nichts.

Marit Beer

Dieses Bild ist der Anfang einer Winter-Serie mit dem Namen „Atlantis“. Es zeigt einen schönen Menschen mit versteinerten Blick, der in eine Zukunft schaut die zur Vergangenheit wird. Der Kragen des Kleides symbolisiert ein Türschloss, dessen Schlüssel die Menschen jedoch verloren haben. Mein Lieblingsbuch ist „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende und so möchte ich, wie er, an die kindliche Kaiserin glauben und an Bastian, der ihren Namen endlich ausspricht, damit das Dunkle nicht über alles herein bricht und die Phantasie wieder in die Herzen der Menschen Einzug hält.

Ein Foto einer Karte mit Route

Tabea Borchardt

Dieses Bild ist für mich das Wichtigste des Jahres, da es eine für mich sehr wichtige Zeitspanne markiert und visuell darstellt – meinen 2,5 Monate andauernden Aufenthalt in Senegambia – inklusive der markierten Reiseroute. Die Zeit dort war sehr prägend für mich, hat mich eng verbunden mit den Menschen vor Ort, meiner besten Freundin mit der ich dort war und mit mir selbst. Außerhalb meiner Komfortzone ist mir klar geworden wie vieles wir hier in Deutschland als so selbstverständlich erachten, dass wir uns daran nicht mehr erfreuen können und der Arbeit die dahinter häufig steht, keine Bedeutung mehr beimessen.

Besonders im Hinblick auf die teils verzerrten, überspitzten Darstellungen im Kontext der sogenannten Flüchtlingskrise, die pauschalisierte Betrachtungsweise einzelner Bevölkerungsgruppen, war der Aufenthalt in einem friedlichen, muslimischen Land mit einer fremden Kultur sehr wichtig für mich um eine wirkliche eigene Meinung entwickeln zu können und mir der wichtigen Differenzierungen klar zu werden und mich ernsthaft mit dem was um uns herum noch auf der Welt geschieht auseinander zu setzen.

Die Abbildung der Karte fungiert für mich als Erinnerungsstütze ebenso wie als Darstellung davon, wie klein der Teil Afrikas war, den ich bereist habe. Dieses Bild soll mich nie vergessen lassen was ich habe, wovon ich zehre und wie gleich die Menschen sich sind, egal wie groß die Unterschiede auf den ersten Blick scheinen mögen.

Eine Frau steht auf einem Baum über dem Wasser

Katja Kemnitz

2016 war ein schweres Jahr und etwas leichter wurde es durch eine wunderbare Freundin, die ich im Frühjahr gewonnen habe. Simone ist nicht nur ein wunderbar kreativer Mensch, mit der ich viel vor und hinter der Kamera gearbeitet habe, sondern sie ist auch eine der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden. Ich mag das Foto von ihr, denn es zeigt wie schön, aber gleichzeitig auch was für eine starke Frau sie ist.

Portrait einer Katze mit überkreuzten Vorderpfoten

Aileen Wessely

Ich hatte kurz gezögert, hier mit Katzencontent um die Ecke zu kommen, aber dann wollte ich ehrlich sein: Wichtigstes Bild? Dieses! Das abgebildete, sehr elegante Tier ist Mona und seit ein paar Monaten bei uns. Wenn sie nicht gerade posiert, ist sie einfach eine sehr liebe Hauskatze ohne Allüren.

Meine „richtige“ Kamera hatte ich so „richtig“ im Sommer das letzte Mal in der Hand. In den letzten Jahren hatte ich ohnehin kaum noch Zeit (und Antrieb) für persönliche Projekte, sie kommt also nur noch für Auftragsarbeiten aus dem Schrank. Im Urlaub und unterwegs nutze ich manchmal die SX-70, um ein paar Polaroids als Erinnerungen an schöne Momente festzuhalten.

Sowohl die DSLR als auch die Instantkamera machen Klickgeräusche, vor denen Mona wohl Reißaus nehmen würde, daher sind bisher alle Fotos von ihr mit meinem Fairphone gemacht. Die Qualität der Handybilder ist erstaunlich gut und nachbearbeitbar, wenn ich bedenke, dass die Lichtverhältnisse in der Wohnung winters nicht so toll und es nur JPGs sind.

Im nächsten Jahr nehme ich dann die „richtige“ Kamera mal wieder „richtig“ in die Hand und fotografiere für den Tierschutz einige der anderen Katzen, die auf den Pflegestellen noch darauf warten, dass sie endlich in ein schönes Zuhause zu fürsorglichen Dosenöffner*innen umziehen können.

Meine Erkenntnis der letzten Zeit: Viele Dinge, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, sind gar nicht mehr wichtig, sobald sich der Blick auf die Wesen (seien es nun Tiere oder Menschen) richtet, die Hilfe brauchen. Mit meinen Fotos und meiner Zeit kann ich helfen, also tue ich es.

Frauenbeine mit einer Blutspur und eine Kanüle in der Armvene.

Anne Henning

Mein wichtigstes Foto 2016 ist im Kreißsaal entstanden. Es zeigt mich unmittelbar nach der Geburt meiner Tochter, die auch der Grund ist warum ich seit ein paar Monaten in Babypause bin und Kwerfeldein erst wieder im neuen Jahr unterstützen werde. Ich hätte natürlich auch ein Foto des Kindes auswählen können, davon gibt es genügend, aber meine Wahl fiel dennoch auf dieses Bild.

Zum einen weil es den Startschuss in unser neues Leben symbolisiert, ein Leben, das ich mir in all seinen Überraschungen und Abenteuern, die da auf uns zukommen werden, noch nicht vorstellen kann. Ab jetzt sind wir wirklich zu Dritt, das ist schon eine unglaubliche Tatsache, an die man sich erstmal gewöhnen muss: Aus einem Paar wird eine Familie.

Zum anderen ist es für mich genau dieses Foto, weil es unverblümt und ehrlich ist, es zeigt blutige Beine, den Zugang in der Vene, Krankenhausunterwäsche und den immer noch dicken Bauch. Denn nach einer natürlichen Geburt sieht man eben nicht aus wie die Frauen in den Babyzeitschriften – dünn, geschminkt und mit einem rosigen Zehn Pfund Baby auf dem Arm.

Eine Geburt ist einfach ein wahnsinnig schmerzhaftes, intensives und anstrengendes Erlebnis, für Mama, Papa und Baby. Ich bin stolz das gemeistert zu haben, und das Foto ist vielleicht mein kleiner persönlicher Protest gegen Kaiserschnitt nach Plan, das verzerrte oder tabuisierte Bild von Geburt oder Schönheitdideale im Wochenbett, denn das Wunder des Lebens sieht nunmal so aus. Und das ist schön so.

Und wer sich wie ich für ehrliche Bilder frischgebackener Mütter interessiert, dem kann ich nur Rineke Dijkstras Serie „Mothers“ von 1994 ans Herz legen.

Die Aktion in der wir Euer Wichtigstes Bild suchen geht noch bis zum 11. Januar. Macht gern mit! Wir freuen uns auf Eure Geschichten und Bilder. Wie das geht, erfahrt Ihr hier.

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