Von der Idee zum Bild mit Martijn van Oers
Vor über einem Jahr starteten mein guter Freund Andress Kools und ich die Fotogeschichte über Wolfram von Eschenbach, einen modernen Ritter, der täglich darum kämpft, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden: Wolframs urbane Abenteuer. In der Regel kommen wir zusammen auf die Ideen für neue Abenteuer (meist nach ein paar Bier). Danach beginnen wir, das Foto vorzubereiten. Orte und Modelle suchen sowie Requisiten vorbereiten, ist immer ein Teil des Prozesses.
In einem der vorherigen Abenteuer kam Wolfram in Kontakt mit dem „Weißen Zauberer von Heißenbergen“, mit dem er seine eigene Crystal-Meth-Produktion in einem verlassenen Anhänger in den Wäldern startete (selbstverständlich war die Serie „Breaking Bad“ eine große Inspiration).
Andress und mir kam die Idee, dass Wolfram für sein Drogengeschäft einige Mitarbeiter finden müsste, um ihm bei der hohen Nachfrage zu helfen. Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern, was als nächstes passiert ist, aber wir lachten Tränen, als wir auf die Idee kamen, dass seine Mitarbeiter die sieben Zwerge sein sollten.
Ich kann versichern: Die Suche nach sieben tatsächlichen Zwergen ist nicht einfach. Ich fragte meine Facebook-Freunde, ob sie eine Idee haben und jemanden kennen und zu meiner Überraschung brachte mich jemand in Kontakt mit Stijn Keuleers, einem kleinwüchsigen belgischen Schauspieler. Um mein Glück nicht zu sehr herauszufordern, änderte ich die Geschichte und entschied mich für nur einen Zwerg.
Ursprünglich hatten wir das Bild mit sieben Zwergen geplant, die Taschen voller Drogen tragen und Wolfram auf einer Landstraße folgen. Aber da wir nur einen Zwerg hatten, änderten wir die Geschichte und ich bin sehr froh darum. Ich erinnere mich, Andress sagen zu hören: „Was ist, wenn Wolfram seiner neuen sieben Mitarbeiter überdrüssig wird, weil sie ständig heigh-ho singen und er beschließt, sie zu töten und im Wald zu vergraben?“ Und so war die Geschichte zum Bild geboren.
Wir hatten nun also eine Geschichte und einen Zwerg. Eine der Stärken der Serie sind die Orte, an denen sich Wolframs Abenteuer zutragen. Jeder ist sorgfältig ausgewählt, um die richtige Atmosphäre zu schaffen. Da wir nun das Märchen von Schneewittchen andeuteten, wollte ich einen märchenhaften Ort mit wunderlicher Stimmung und am besten einem verlassenen Haus, in dem die Zwerge angeblich leben.
Ich will Euch die Details ersparen, aber diese Suche dauerte über zwei Monate, in denen wir herumfuhren, im Wald wanderten, Google Earth scannten, herumfragten und langsam etwas demotiviert wurden. Es ist schwer, wenn man ein genaues Bild im Kopf hat, aber nicht die nötigen Zutaten findet, es auch umzusetzen. Doch dann, aus dem Nichts, stolperte ich über ein Bild von einem verfallenen, schönen, kleinen Holzhaus in meinem Facebook-Feed. Mit etwas Glück konnte ich den Standort herausfinden.
Ich musste drei Stunden zum Haus fahren. Ich wusste, dass das Haus nicht leicht zugänglich war und das Fotografieren mit Ritter und Zwerges vor Ort nicht funktionieren würde. Ich machte also zunächst nur sieben Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungen des Hauses, um sie anschließend in der Nachbearbeitung in ein HDR zu verwandeln. Ich stellte dafür meine Nikon D750 auf ein Stativ, um jedes Bild gleich ausgerichtet zu wissen. Mein Objektiv für das Foto war das 16–35 mm f/4.
Eine Woche später fand ich mich in einem nahe gelegenen Wald mit einem Ritter und einem Zwerg vor sechs frisch ausgehobenen Gräbern, die gekrönt waren mit Kreuzen aus gesammelten Zweigen. Es dauerte etwa 30 Minuten, um das Foto zu machen, das ich im Kopf hatte und das zum Hintergrundbild des Hauses passte.
Während Andress die Geschichte des Bildes schrieb (jedes Bild der Serie wird von einer kleinen Geschichte begleitet), begann ich mit der Nachbearbeitung der Bilder. All meine Bearbeitung findet mit Hilfe einer großen Vielfalt an Techniken, die ich mir im Laufe von etwa sieben Jahren selbst beigebracht habe, in Photoshop statt.
Das endgültige Bild besteht im Wesentlichen aus zwei Fotos: Dem Bild des Hauses und dem Bild von Wolfram und dem Zwerg im Wald. Ich begann mit der HDR-Version der sieben Belichtungen des Hauses. Dafür nutze ich HDR Efex Pro 2 von Nik Software. Mit Ebenenmasken maskierte ich das Foto im Wald.
Da das Bild eine Abendstimmung bekommen sollte, nutzte ich mehrere Einstellungsebenen, um das bläuliche, gedämpfte Licht der Nacht zu imitieren. Viel Zeit floss in das Beleuchten der Szene und das Erstellen von Schatten. Das Hinzufügen der Fensterbeleuchtung im Haus (einschließlich des kleinen Lichtes in der Nähe des Dachs) und der Laterne des Zwerges war eine Menge Spaß und ich denke, es hat alles ziemlich gut funktioniert. Ich landete bei etwa 40 Einstellungsebenen, wodurch das endgültige Bild etwa acht Stunden Zeit in Anspruch nahm.
Nachdem das Bild für mein Gefühl fertig war, bat ich den Bildermacher Sem um Feedback, denn er ist ein wahrer Zauberer in der Bildbearbeitung. Er gab mir ein paar wirklich gute Hinweise, die das Bild noch etwas natürlicher machten.
Am Ende war ich sehr glücklich mit dem Ergebnis. Wie bei vielen Projekten war die Lernkurve sehr steil, aber ich liebe gute Herausforderungen. Andress und ich hatten viel Spaß daran, zusammen an dieser visuellen Geschichte zu arbeiten und inspirierten einander bei jedem Schritt des Weges. Er gab mir Feedback bei der Erstellung des Bildes und ich half ihm bei der Geschichte.
Die Geschichte zum Bild
„Da die Nachfrage nach meinem magischen blauen Trank wächst, werden Knechte zu seiner Auslieferung benötigt. In den Wäldern hinter meinem fahrbaren Labor fand ich eine Gefolgschaft von sieben hart arbeitenden Männern, stämmig in Erscheinung. Es war einmal, da betrieben sie ein kleines Bergbauunternehmen, bis ein umherstreifender Prinz mit Nekrophilie die Kontrolle über ihre Minen an sich riss, um seine pompöse Hochzeit zu bezahlen.
Obwohl ihre Größe das Gegenteil suggeriert, habe ich nie eine größere Arbeitsmoral erlebt. Ihre Aufgaben erfüllen sie mit Freude und wollen nicht mehr zum Lohn als ein Dach, unter dem sie schlafen können und eine Schüssel Brei, um ihre Bäuche zu füllen. Aber ihre fröhliche Haltung wurde ihr Verderben, denn ihr ruheloses Singen von heigh-ho ging mir so auf die Nerven wie eine Amsel, die nach einem Wurm gräbt. Ihr Pfeifen der immer gleichen Melodie wurde meinen Ohren so verächtlich, dass das bloße Schürzen ihrer Lippen Lust zum Schlachten in meinem gequälten Geist rührte.
So begab es sich eines Nachts im Hochsommer, schwer von Stechmücken und dem erstickenden Geruch der blühenden Wildnis, dass ich mich im Wald bei ihrer Hütte fand und sie rief, ihre Grabwerkzeuge zu sammeln. Einer nach dem anderen grub sein eigenes kleines Grab in den von Blättern bedeckten Boden. Unbemerkt von ihnen selbst hatten sie ihre letzte lästige Pflicht ausgeführt.
Als sie fröhlich vor mir versammelt waren, dauerte es nur einen Schlag meiner kalten Klinge, um das Licht aus ihren Augen zu schlagen und ihre Köpfe in entgegengesetzter Richtung von ihren Körpern zu senden. Kein Mann, dessen Tod auf den Dienst eines echten Ritters geht, sollte ohne eine richtige Beerdigung ruhen und deshalb gestaltete ich symbolische Kreuze des Christentums, um ihren ewigen Schlaf zu heiligen.
Erst da bemerkte ich jedoch die sechs Gräber, wo ich sieben erwartete. Der kleine Lümmel musste bald zurückkehren, wie ich von seinem Brei, der noch auf dem Tisch stand, ableitete. Kaum hatte ich damit begonnen, das Grab des Ahnungslosen zu graben, als er mit einem Sack voller Pilze und gefangener Eichhörnchen auftauchte. Unsere Gefühle waren offensichtlich, als wir einander in die Augen blickten. Er fürchtete um sein Leben. Ich war hungrig. Und so wurde ein Deal gemacht. Eichhörnchen und Pilz-Eintopf mit Brei zum Nachtisch beruhigt wirklich die Nerven. Die Pilze schienen den Zwerg auch ein wenig zu benebeln. Wer weiß, ich könnte nur dieses eine Leben lassen.“
Dieser Artikel wurde für Euch von Redakteurin Katja Kemnitz aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.