Nachdem ich in den Jahren 2006 und 2007 einige Zeit beim Celebrity-Fotografen Martin Schoeller in New York City verbracht hatte, entstand die Idee, mich in meiner Arbeit einmal näher mit Gesichtern auseinanderzusetzen. Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass die Subventionen der deutschen Steinkohle in den kommenden Jahren auslaufen würden. Kohle aus Südafrika oder Australien war einfach viel preiswerter geworden als die Förderung deutscher Kohle.
So sollten aus fast 500.000 Arbeitern im Ruhrbergbau nur noch einige wenige bis zum Jahr 2018 übrig bleiben. Ich fragte bei der Unternehmenskommunikation der Deutschen Steinkohle (DSK), die noch mehrere Zechen in Nordrhein-Westfalen betrieb, an, ob ich an einem der Standorte die Bergleute fotografieren durfte. Besondere Begeisterung schlug mir nicht entgegen. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft war nicht gut wegen der neuesten Entwicklungen und es sollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit durch ein Fotoprojekt entstehen.
Nach einigem Hin und Her gelang es mir jedoch, die zuständige Presseverantwortliche vor Ort im Bergwerk Ost von meiner Idee zu überzeugen, die Kumpel nach der Arbeit im Bergwerk zu portraitieren. Zwei Tage lang installierte ich mein Fotostudio vor der Waschkaue. Zunächst waren die Bergleute skeptisch und mein Assistent und ich brauchten einige Zeit, sie zu überzeugen, bei dem Projekt mitzumachen.
Aber sobald die ersten Männer zugesagt hatten, folgten viele weitere und während der zwei Tage ließen sich fast 200 Kumpel von mir fotografieren. Sie alle bekamen anschließend einen kleinen Druck zugeschickt. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Fotos mochten und auch ein wenig stolz waren, fotografiert zu werden und ein Foto als Erinnerung zu erhalten.
Drei Jahre später, im September 2010, wurde das Bergwerk Ost stillgelegt.