SEO und Fotografie
Kürzlich hat ein guter Freund (der Fotograf ist) für Recherchearbeiten nach Bildern gesucht. Dabei hat er eines seiner eigenen Bilder in den Suchergebnissen bei Google gefunden, das aber nicht auf seiner Webseite veröffentlicht war.
Ohne Erlaubnis hat ein Webseitenbetreiber sein Bild auf der Webseite eingebunden. Dies verstößt nicht nur gegen das Urheberrecht, sondern hinterlässt beim Eigentümer des Bildes einen bitteren Nachgeschmack.
Einige Fotografen machen daraus sogar ein Geschäftsmodell und mahnen solche Verstöße ab. Ich bin der Meinung, dass das ein altes Geschäftsmodell ist und dem Ruf des Fotografen nicht unbedingt förderlich ist. Wie man solche Verstöße besser angeht, beschreibe ich etwas später.
Der Grund dafür, weshalb Ihr Eure Bilder in den Suchergebnissen von Google gut platzieren solltet, ist, dass Ihr stolz auf Eure Arbeit seid. Schließlich stellt Ihr deshalb Eure Bilder ins Netz. Ihr wollt, dass Leute Eure Arbeiten sehen und Euch vielleicht sogar für weitere Aufträge buchen.
In den folgenden Punkten möchte ich Euch ein paar Tipps geben, wie Ihr Suchmaschinen richtige Signale gebt, damit Eure Bilder und Arbeiten besser gefunden werden. Was sollte ein Fotograf beim Onlinestellen seiner Bilder beachten? Bereits beim Hochladen auf den Server machen viele Fotografen einen entscheidenden Fehler.
Bilddatei zu groß
Statistiken belegen, dass etwa 80 % der Webseiten-Besucher abspringen, wenn diese länger als 5 Sekunden lädt. Zu große bzw. nicht komprimierte Bilder verlangsamen Eure Webseite um ein Vielfaches.
Damit verscheucht Ihr nicht nur Eure Besucher, sondern sendet an Suchmaschinen wie Google negative Signale. Wenn ein Besucher auf Euer Suchergebnis klickt und wegen einer zu langen Ladezeit direkt wieder zurück auf die Suchergebnisse springt, lautet das Signal an Google: Diese Seite ist kein passendes Ergebnis für den eingebenden Suchbegriff.
Daher achtet darauf, dass Ihr Bilder beim Bereitstellen immer komprimiert. Ich benutze dafür Photoshop. Dort gibt es die Funktion „Für Webseiten speichern“. Natürlich solltet Ihr darauf achten, dass die Qualität nicht darunter leidet.
Spielt einfach etwas mit den Einstellungen und Ihr werdet sehen, wie sich die Dateigröße verkleinert. Für diejenigen, die kein Photoshop haben, empfehle ich JpegMini oder PNGGauntlet. Tipp: Wenn Ihr keine transparenten Ebenen nutzt, speichert das Bild im JPG-Format ab. Als Fotografen wisst Ihr, dass diese kleiner als PNG-Dateien sind.
Kein sprechender Dateiname
Bereits beim Speichern des Bildes solltet Ihr immer einen sprechenden Dateinamen wählen. Dabei solltet Ihr keine Keywords „spammen“, sondern genau das beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Wenn Ihr ein Hochzeitsbild von Braut und Bräutigam vor einer Kirche gemacht habt, könnte ein passender Dateiname so aussehen:
hochzeit-braut-braeutigam-kirche.jpg
Füllwörter wie und, oder, der, die, das etc. könnt Ihr weglassen.
Kein Alt-Attribut
Das Alt-Attribut ist wohl der wichtigste Rankingfaktor für Bilder. Ähnlich wie beim Dateinamen solltet Ihr hier eine passende Beschreibung für das Bild wählen. Das Alt-Attribut hat eigentlich einen anderen Hintergrund: Sehbehinderte Internetnutzer können sich Webseiten bzw. deren Inhalt von sogenannten Screenreadern vorlesen lassen.
Wenn auf der Webseite ein Bild angezeigt wird, liest der Screenreader das Alt-Attribut vor. Damit wissen sehbehinderte Webseitenbesucher, was auf dem Bild zu sehen ist. Diese Information nutzt auch Google, um zu erfahren, was auf dem Bild abgebildet wird. Der HTML-Code könnte so aussehen:
<img src=“http://www.deinewebseite.de/hochzeit-braut-braeutigam-kirche.jpg
alt=“Hochzeit mit Braut und Bräutigam vor der Kirche St. Jakob in München“/>
Wenn Ihr Eure Webseite zum Beispiel mit dem CMS WordPress betreibt, könnt Ihr direkt beim Hochladen das Alt-Attribut eintragen und auch nachträglich pflegen.
Größe des Bildes nicht im HTML-Code
Ein weiter Fehler, dem ich leider oft begegne, ist die fehlendende Angabe der Bilddimensionen im HTML-Code. Wenn diese Angabe fehlt, muss der Browser das Bild erst komplett laden und rendern, bevor es in passender Größe auf der Webseite angezeigt wird.
Um die Ladegeschwindigkeiten zu erhöhen, solltet Ihr im HTML-Code immer die Auflösung des Bildes angeben. So kann der Browser den benötigten Platz für das Bild reservieren und parallel schon den Rest der Seite laden, bis das Bild dargestellt wird. Ein HTML-Code könnte wie folgt aussehen:
<img src=“http://www.deinewebseite.de/hochzeit-braut-braeutigam-kirche.jpg“
alt=“Hochzeit mit Braut und Bräutigam vor der Kirche St. Jakob in München“ width=“650“ height=“360“/>
Wieso Fotos ohne Text nicht gut ranken
Bilder ganz ohne Text werden es schwer haben, in den Suchmaschinenergebnissen hoch zu ranken. Bilder, die in einem Text eingebaut sind, geben Suchmaschinen wie Google viel mehr Informationen. Dabei werden zusätzliche Informationen direkt aus dem Text, dem Titel und den Überschriften (H1, H2 etc.) entnommen.
Hier ein kleines Praxisbeispiel: Mein Kollege hatte vor einiger Zeit eine Fotostrecke zum „Fresh Market in Bangkok“ veröffentlicht. Nur Bilder, kein Text. Zwar wurden die Bilder in der Google Bildersuche bereits nach einiger Zeit gefunden, aber nur auf schlechten Positionen.
Meine Empfehlung war: „Bau um die Fotostecke eine Geschichte.“ Also schrieb er um die Bilder eine kleine Geschichte zu seinen Erlebnissen auf dem „Fresh Market in Bangkok“. Bereits nach einigen Tagen war der Artikel in den Suchergebnissen in den Top 20 zu sehen. Im gleichen Zug schossen die in dem Artikel eingebunden Bilder in der Bildersuche bei Google in die Höhe. Ein passender Text ist ein großer Hebel, um Bilder in den Rankings nach vorn zu bringen.
Noch ein kleiner Tipp von mir: Wenn es sich anbietet, benutzt Bilder öfter auf Eurer Webseite. Damit meine ich nicht, dass Ihr ein Bild mehrfach hochladen sollt. Wenn es sich anbietet, nutzt das gleiche Bild in mehreren Texten, Unterseiten oder Passagen. Damit signalisiert Ihr Google eine höhere Relevanz des Bildes.
Wie kann ich herausfinden, ob andere meine Bilder benutzen?
Ihr könnt ganz leicht rausfinden, ob eines Eurer Bilder unerlaubt von anderen Webseitenbetreibern genutzt wird. Geht dazu auf die Google Bildersuche. Neben dem Lupen-Symbol findet Ihr ein Kamera-Symbol, mit dem Ihr Euer Bild hochladen könnt. Google zeigt Euch nun alle Webseiten an, die Euer Bild eingebunden haben.
Tipp: Wenn jemand eines Euer Bilder unerlaubt verwendet hat, Ihr dieses aber nicht zum Verkauf anbietet, solltet Ihr nicht direkt mit einer Abmahnung drohen. Schreibt den Webmaster an und weist ihn freundlich darauf hin, dass die Bildrechte bei Euch liegen und er Eure Webseite unter dem Bild verlinken soll. So sendet Ihr ebenfalls positive Signale an Google.
Welche Rolle spielt die fotografische Qualität der Fotos?
Für SEO spielt die fotografische Qualität der Bilder nur indirekt eine Rolle. Welches Bild nun aus fotografischer Sicht gut oder schlecht ist, kann eine Suchmaschine überhaupt nicht beurteilen.
Suchmaschinen wie Google nutzen hierfür andere Signale, um festzustellen, welches Bild für eine Suchanfrage die höchste Relevanz hat. Die fotografische Qualität der Bilder spielt in dem Sinne eine indirekt Rolle, da Google auf User-Signale achtet.
Daher ist eine lange Verweildauer und geringe Absprungsrate sehr wichtig. Wenn Eure Bilder nicht die nötige Qualität aufweisen und der Besucher deswegen zurück zu den Suchergebnissen springt, wird das Eure Rankings negativ beeinflussen.
Abgesehen davon werden Eure Besucher nicht zu Kunden konvertieren, wenn Eure Arbeiten schlecht sind. Deswegen solltet Ihr SEO nur als Maßnahme für mehr Sichtbarkeit und Reichweite Eurer Arbeiten sehen.
Wenn alle das Gleiche machen …
… haben wir dann nicht irgendwann ein Sammelsurium von denen, die zwar SEO können, aber nicht unbedingt gut fotografieren?
Die in dem Beitrag erklärten Tipps sind nur reine Grundlagen, die man als Fotograf auf seiner Webseite beachten sollte. Grundlegende Merkmale, um an Google positive Signale zu senden. Natürlich sollte die eigentlich Arbeit, das Fotografieren im Vordergrund stehen.
Aber ich sehe viel zu oft, dass hervorragende Arbeiten einfach nicht genügend Beachtung in Suchmaschinen bekommen, da Webseitenbetreiber nicht die notwenigen SEO-Grundlagen beherrschen und so große Potenziale verschenken. Schließlich sollten Eure Arbeit es wert sein, auch im Internet gefunden zu werden.
Titelfoto: Link zur Webseite von Mats Karlsson