Während meines Staatsexamens bekam ich als viertes Prüfungsfach Augenheilkunde zugelost. Zu dieser Zeit konnte man sich auf Facebook kaum noch vor Kirschblütenfotos retten. Mich dagegen starrten Hunderte mehr oder minder kranke Augen an. Als ich irgendwann das Lehrbuch zur Seite legte und betrübt zu meiner verstaubten Kamera sah, kam mir eine Idee.
Immer wieder hört man, dass Fotografen ein gutes Auge haben müssten. Viel wichtiger als eine gute Kamera sei dies. Doch wie sehen diese Augen eigentlich aus, die durch den Sucher blicken und die Welt auf eine ganz besondere Weise betrachten?
Im Juli hatte ich die Chance, dieser Frage auf den Grund zu gehen und die Augen vieler wunderbarer und talentierter Fotografen abzulichten, um schlussendlich ein kleines Gruppenbild zu basteln.
Eine der Teilnehmerinnen brachte mir extra ihre Makroringe zum Treffen mit, sodass ich mein Projekt umsetzen konnte, denn ein Makroobjektiv besitze ich leider nicht. Das Ganze war gar nicht so einfach und auch die Fotografen, die dieses Mal vor der Kamera standen, mussten sich ganz schön anstrengen, die Augen offen zu halten, während ich mit dem Objektiv so nah kam.
Ob sich die Augen von Fotografen nun von denen anderer Menschen unterscheiden, mag ich nicht zu beurteilen, jedoch verbinde ich mit jedem einzelnen Auge eine Person, die mir während des Treffens ans Herz gewachsen ist. Und zum ersten Mal habe ich wirklich das Gefühl, den richtigen Augenblick festgehalten zu haben.