Lichtträumerin
Schon in meiner Kindheit liebte ich die kleinsten Dinge: Marienkäfer, kleine Blumen, millimetergroße Muscheln, die zwischen Sandkörnern kaum zu erkennen waren. Die Faszination für Details und für für andere Menschen unsichtbare Dinge hat mich seit jeher geprägt und beeinflusst.
Eine andere Welt, in Form von selbstgebundenen und gemalten Geschichtsbüchern zu erschaffen, war mein liebstes Hobby.
Heute male ich mit Licht, beobachte es im Laufe des Tages und versuche, die Schönheit in diesen nur Minuten anhaltenden Momenten bewusst wahrzunehmen. Architektur und Natur, ihre grafischen Formen und natürliche Schönheit waren der Beginn meiner Reise.
Während eines längeren Aufenthaltes in Frankreich lernte ich, wie atemberaubend ein einfacher Blick aus dem Fenster sein kann. Wenn der Vorhang am Morgen aufgeht und sich eine Berglandschaft ausbreitet, die malerischer ist als alles, was man sich je zuvor erträumt hat.
In dieser Zeit verstand ich, die Fotografie als einen ernsthaften Teil meines Lebens anzusehen. Vielleicht als Sinn meines Lebens, als Möglichkeit, nie wiederkehrende Momente einzufangen.
Bald darauf entstanden erste Selbstportraits und ich begann, mich an den Menschen als Medium heranzutasten. Eine Faszination für die Dunkelheit, das Mysteriöse und Undurchschaubare trug ich immer in mir.
Man könnte mich als Außenseiter bezeichnen und viele meiner Fotos schlichtweg als dunkel. In meinen Augen war dies nie ein Makel, sondern eine eigene Weise, die Dinge zu interpretieren.
Ich möchte die melancholische und tiefgehende Seite einer Person einfangen. Sie wirklich kennenlernen, in diesem Augenblick bedingungslos lieben und ihr Herz so pur darstellen, wie es ist.
Ich offenbare dabei mein Inneres, reflektiere mich selbst. Jemanden in seinen fragilsten Momenten zu erleben und die Erlaubnis zu bekommen, ihn so einzufangen, ist etwas sehr Persönliches. Ich bin dankbar für dieses Vertrauen.
Es kam der Moment in meiner Entwicklung, als ich begann, analoge Bilder und ihre spezielle Wirkung zu studieren und in einer digitalen Welt umzusetzen. Die digitale Fotografie ist kontrollierbar. Ich schätze es auf der einen Seite sehr, auf diesem Wege immer die Kontrolle zu haben.
Auf der anderen Seite ist es sehr vorhersehbar. Es reichte irgendwann nicht mehr aus, nur etwas nachzuahmen, also wagte ich den Schritt in die analoge Fotografie und bereue es bis heute nicht.
Den entwickelten Film in der Hand zu halten, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Gefühl wie eine Erinnerung an Kindertage. Wie am Weihnachtsabend vor der Tür zu dem Zimmer zu stehen, in dem gleich der magischste aller Augenblicke stattfindet.
Auch die Fashion-Fotografie und ihre zahlreichen Verlockungen sowie schöner Schein sind ein mittlerweile immer größerer Bereich in meiner Arbeit. Natürlichkeit zu bewahren und den Menschen in den Vordergrund zu stellen, ihn nicht auf die schönen Kleider an seinem Leib zu reduzieren, ist mir dabei sehr wichtig.
Die Fotos, die mir persönlich am meisten bedeuten, entstanden auf Reisen, auf verrückten Road-Trips oder in Momenten, in denen ich mich mit der Natur verbunden fühlte. Durch zufällige Begegnungen mit Menschen, die so gutherzig und offen gegenüber einer völlig Fremden waren.
Es sind diese unvorhergesehenen Momente, in denen ich mich lebendig fühle, neu geboren und bereit für ein neues Kapitel. Die Momente, die zu rar sind und im Alltag oft untergehen.
Ich wage es zu träumen, hochzustapeln in meinen Erwartungen an das Leben und die Zukunft und diese Momente als Erinnerungen in Bildern einzufangen.
Die Möglichkeit zu haben, mich in Kunst zu verwirklichen und etwas gefunden zu haben, das mich Tag und Nacht einnimmt, macht mich sehr dankbar. Ich möchte weiter träumen.
Alles geben und jede freie Minute nutzen, um die individuelle Schönheit derer einzufangen, die mir im Laufe meines Lebens begegnen und mich inspirieren. Geschichten von starken Persönlichkeiten erzählen. Gedanken und Gefühle projizieren und teilen. Ich hoffe auf das Unvorhergesehene und möchte Augenblicke intensiver erleben.