27. Juni 2012 Lesezeit: ~9 Minuten

Unscharfe Fotos löschen! Ja, aber …

… mit unscharfen Fotos sind zum Beispiel persönlich wertvolle Fundstücke aus der eigenen Familienchronik gemeint oder eine so nie zu wiederholende Aufnahme. Der Fokus hat nicht ganz gesessen, die Belichtungszeit war einfach zu lang. Da kannst Du an den Reglern der Unscharfmaskierung in Photoshop schieben wie Du willst, Du bekommst allenfalls eine „Verschlimmbesserung“.

Was tun? Aufgeben? Nein! Denn es gibt Rettungsmöglichkeiten.

Woher kommt die Idee, unscharfe Fotos per Software zu retten? Ein astronomisch teures Beispiel – 1,5 Milliarden Dollar – war das Weltraumteleskop Hubble. Unerklärlicherweise war der Hauptspiegel des Teleskops falsch geschliffen, sodass die per Funk übermittelten Astro-Fotos unscharf waren.

Erst drei Jahre später wurde Hubble repariert! Um den bis dahin aufgenommenen Fotos Schärfe zu verleihen, musste Software- bzw. Rechnerhilfe in Form sogenannter Dekonvolution her. Was das ist, kannst Du nach Einnahme einer Kopfschmerztablette in der Wikipedia oder bei Deconvolve.Net nachlesen.

Um die Reparaturtechnik durch Dekonvolution ein bisschen zu verstehen, genügt es allerdings zu wissen, dass eine Unschärfe, egal ob durch Fehlfokus oder Bewegung (also Verwacklung) ausgelöst, mathematisch beschrieben werden kann. Durch entsprechende Algorithmen, die in der Software programmiert sind, kann das Ganze zumindest teilweise „zurückgerechnet“, also schärfer und erkennbarer gemacht werden.

Mit dieser Softwarehilfe konnten nicht nur die ersten Hubblefotos gerettet werden. In der Kriminalistik können so auf Fotos unscharfe Gesichter oder KFZ-Kennzeichen sichtbar gemacht oder die Schärfe von Satellitenfotos extrem erhöht werden. Hier ein kleines, aber beeindruckendes Beispiel dafür.

Mit dieser Technik kannst Du – in Grenzen – auch persönliche Fotounglücke retten oder zumindest etwas verbessern. Photoshop und Elements bieten Dir unter „Scharfzeichnungsfilter“ neben dem Schärfungsstandard „Unscharf maskieren“ mittlerweile auch „Selektiver Scharfzeichner“, also Dekonvolution an. Mit den Auswahlmöglichkeiten „Gaußscher Weichzeichner“, „Tiefenschärfe abmildern“ und „Bewegungsunschärfe“ kannst Du leichte Unschärfen durch Fehlfokussierung und bis zu einem gewissen Grad auch Verwacklung korrigieren.

Dass die Umkehrung von unscharf zu scharf, die Rekonstruktion so gut wie nie vollständig gelingt, liegt an der Tatsache, dass der Grad an Fehlfokussierung, der Grad an Verwacklung – in welche Richtungen? – natürlich nicht bekannt sind und vom Bildbearbeiter ausprobiert werden müssen. Dafür gibt’s im Photoshop-Menü „Selektiver Scharfzeichner“ die möglichen Parameter für „Bewegungsunschärfe“.

Für den Fall, dass Du keine aktuelle Version von Photoshop oder Elements benutzt – und auch für „schwere Fälle“ verunglückter Fotos – stelle ich Dir zwei kostenlose Freeware-Alternativen vor. Die zudem den Vorteil haben, „blinde Dekonvolution“ anzubieten. Dabei versucht die Software ohne Zutun des Bedieners, den Grad an Fehlfokussierung oder Verwacklung selbst zu ermitteln und automatisch gegenzusteuern.

Um es aber noch einmal zu betonen: Wir sprechen hier von Rettungsversuchen an aus welchen Gründen auch immer persönlich wertvollen Fotos. Belangloser, unscharfer, verwackelter Kram gehört eigentlich sofort gelöscht. Ich bitte daher, die hier gezeigten Bildbeispiele auch nicht auf die fotografische Goldwaage zu legen.

Statt mit eigenen unscharfen oder verwackelten Fotos zu experimentieren, kannst Du Dir natürlich unter dem Stichwort „unsharp pictures / photos“ oder „unscharfe Fotos“ von Googles Bildsuche entsprechende Fotounglücke präsentieren lassen. Aus Urheberrechtsgründen verzichte ich hier auf das Zeigen, denn auch solche Unglücke haben Rechte.

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Unshake steht für Windows, Linux und Mac OS X zur Verfügung.

Die englischsprachige Freeware wurde plattformunabhängig in Java programmiert – Windows- und Linux-Nutzer müssen also gegebenenfalls die Java Runtime Umgebung (JRE) installieren. Wenn Du Fotos mit Unshake bearbeiten willst, müssen sie als JPEG- oder PNG-Dateien vorliegen.

Außerdem kann Unshake nur maximal 2048×2048 Pixel große Bilder verarbeiten. Bezogen aufs Format 3:2 stehen Dir also 2048×1365 Pixel zur Verfügung. Ausreichend immerhin noch für eine 150 ppi Druckauflösung und mit 34×23 cm Papiergröße mehr als A4.

Theoretisch soll die jeweilige Bildseitenlänge durch 64 teilbar sein. Nach meinen Versuchen funktioniert Unshake aber auch mit beliebigen Pixelzahlen. Wie Unshake bedient wird, zeigen Dir die folgenden Screenshots. Bevor Du richtig loslegst, entfernst Du das Häkchen bei „Select blurred…“. So zwingst Du Unshake, das komplette Bild zu verarbeiten und nicht nur den Teil im Fenster.

Mit Klick auf die Schaltfläche „Open“ wird das gewünschte Foto geladen. Du kannst zwischen „Normal blur“ (normale, geringe Unschärfe) und „Severe blur“ (schwere, starke Unschärfe oder Verwacklung) wählen und probieren, wie stark Unshake Dein Fotounglück anschließend zu reparieren versucht.

Im Auswahlfeld daneben gibt es einen weiteren „Stärkeregler“: „Basic“ (schwach), „Portrait“ (stärker), „Estimate Quality“ (Unshake schätzt selbst die Stärke) und „Scenic“ (im Sinne höchste Reparaturstärke).

Ein Klick auf die Schaltfläche „Estimate“ (gemeint ist die geschätzte Verarbeitungszeit) zeigt hinter „Time“ (Zeit) die zu erwartende Verarbeitungszeit. Mit „Amplification“ (Verstärkung) kannst Du noch mehr Einfluss aufs spätere Ergebnis nehmen. Die Starteinstellung ist 3. Kleine Werte machen Dein Foto eher noch weicher oder unschärfer, höhere Werte bis maximal 20 führen zu vermehrten Störungen, die im unscharfen, verwackelten Foto gar nicht vorhanden waren.

Die mit „x1“ bezeichnete Auswahl gestattet bis zu 100 Durchläufe. Zu viele Durchläufe verstärken lediglich das Bildrauschen. Und dann heißt es nach einem Klick auf die Schaltfläche „DeBlur“ und Spielen mit den eben genannten Parametern wieder: Probieren geht über Studieren!. Hier sind zwei Beispiele fürs „Entwackeln“:

Scan eines Fotos, das Großmutter und Mutter Mitte der 1930er Jahre zeigt. Und hier der Reparaturversuch von Unshake mit diesen Parametern: Normal blur, Estimate Quality, Amplification 3. Es sieht besser aus als alle Versuche mit Photoshop!

Hier ein zweites Beispiel für ein stark verwackeltes Erinnerungsknipsbildchen aus dem Inneren eines Schiffes und der Reparaturversuch von Unshake mit diesen Parametern: Severe blur Scenic, Amplification 10. Schön ist anders, und Wunder gibt es keine, aber Du solltest die Möglichkeiten von Unshake erkennen.

Beachte das Teppichmuster und die Gesichter der Trolle auf dem Wandbild. Kein Wunder, dass Kriminalisten zu solchen Mitteln greifen, um Un- oder kaum Sichtbares erkennbar zu machen. Auf die Reparaturversuche mit dem oben beschriebenen selektiven Scharfzeichner von Photoshop und Elements habe ich verzichtet, da mir Unshake in diesem Fall unschlagbar schien.

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ImageAnalyzer gibt es für Windows und wahlweise auch mit deutscher Oberfläche.

Im Gegensatz zu Unshake kann ImageAnalyzer neben der automatischen, blinden Dekonvolution wie Photoshop und Elements auch gezielt gegen Unschärfe durch Fehlfokussierung oder Verwacklung vorgehen. „Kreisförmige” und „Bewegungsunschärfe” heißen die entsprechenden Menüeinträge.

Nachdem Du das Bild geladen hast, wählst Du aus dem Menü „Operations“ > „Filter“ und weiter „Restauration mittels Deconvolution“. So sieht das bei einem durch Fehlfokus unscharfen Foto zunächst aus:

Danach öffnet sich dieses Fenster mit diversen Einstellmöglichkeiten. Ich habe sie der Übersichtlichkeit halber mehrfach untereinander in den folgenden Screenshot einmontiert.

Aus „Modell“ wählst Du in diesem Fall „Kreisf. Unschärfe“. Nach einem Klick auf die Schaltfläche „Raten“ versucht der ImageAnalyzer, den Grad der Unschärfe zu ermitteln. Der „Radius“ steht bei diesem Bildbeispiel auf 3,3. Hier kannst Du später auch mit höheren Radien, zum Beispiel 5 bis 10 experimentieren. Dass die Schaltfläche „OK“ noch ausgegraut ist, liegt daran, dass Du bei „Iterationen“ (= Wiederholungen) noch einen Wert eingeben und mit Klick auf die Schaltfläche bestätigen musst.

Dann erscheint unter „Spektrum schätzen“ und „Filtermatrix“ ein etwas merkwürdig aussehendes Gebilde: Die optische Darstellung der sogenannten Punktspreizfunktion. Vereinfacht gesprochen sind damit die ausgebreiteten, „verschmierten“ Bildpunkte des unscharfen Fotos gemeint, das ja durch Dekonvolution in ein scharfes Foto zurückgerechnet werden soll.

Nachdem die „Filtermatrix“ verschwunden ist, erscheint an ihrer Stelle „Konvergenz“. Das braucht Dich alles nicht zu kümmern. Mit den Parametern Radius und Iterationen kannst Du jetzt experimentieren, bis Du das Maximum an Wiederherstellung erreicht hast. Du siehst selbst sehr schnell, wann es zu viel ist, also wenn das Bild nicht mehr verbessert, sondern mit merkwürdigen Doppellinien und störenden Mustern überlagert wird.

Erscheint Dir das Reparaturergebnis befriedigend genug, bestätigst Du mit einem Klick auf die Schaltfläche „OK“ und speicherst das Bild unter einem neuen Namen. Hier die Gegenüberstellung des Originalausschnitts mit dem Reparaturversuch durch den ImageAnalyzer:

Hier die in diesem Beispiel gewählten Parameter:


Und hier noch einmal das frühere Beispiel mit den ImageAnalyzer-Parametern für Bewegungsunschärfe:

In diesem speziellen Fall bleibt Unshake der Sieger. Unter „Kreisf. Unschärfe“ kannst Du im ImageAnalyzer zusätzlich noch mit den Parametern „Spalten“ und einem bei „Viertelspiegel“ gesetzten Häkchen experimentieren.

Insgesamt hängen die Parameter neben der Art der Unschärfe auch vom Motiv ab. Ist es sehr detailreich oder eher flächig? Es gilt, einfach durch Probieren den besten Kompromiss aus Schärfe, wiederhergestellten Details und ring- oder wellenförmigen Dekonvolutionsstörungen zu finden.

Zum Abschluss hier noch ein etwas praktischeres Beispiel. Das letzte Bild der Sequenz, in der der Basketballer dem Ball hinterherhechtet, war nicht mehr scharf. ImageAnalyzer hat es gerichtet!

41 Kommentare

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    • Hier geht es aber nicht um Bilder, die aus gestalterischen Gründen bewusst unscharf gehalten sind, sondern um Rettungsversuche. Ralfs Einwurf „Belangloser, unscharfer, verwackelter Kram gehört eigentlich sofort gelöscht“ kann ich einfach nur zustimmen. Damit hat er aber sicher nicht bewusst gestaltete Verwackler gemeint, die sollten dann ja im günstigen Fall nicht belanglos sein :-)

    • Hi Hi Hi

      Hallo Stefan

      Deine Kunst würde ich nie per Unshake „zerstören“! Wie ich schon schrieb, der verwackelte Triumphbogen gefällt! „Das gehört da ja auch so“ ;-) Von dir gewollt, von mir für gut befunden ;-)

      Viele Grüße

      Ralf

  1. Danke, das sind wertvolle Tips! Und besonderen Dank dafür, dass auch ein Programm dabei ist, das auf Linux läuft – schließlich besteht die Betriebssystemwelt für Desktop-Computer wirklich nicht nur aus MacOS und Windows.

  2. Ah, genial! Ich hab so ein schönes Bild von meiner Tochter und ihrem ersten Mohrenkopf, aber leider ist es ein bisschen (sehr). Da werd ich diese Tips gleich ausprobieren. Vielen vielen Dank !!!

  3. Je nachdem, wie unscharf das Ausgangsbild ist, funktioniert es offensichtlich gut oder weniger gut. Beim letzten Bild finde ich das Ergebnis sehr brauchbar, bei den vorigen Beispielen eher mäßig, wobei ich schon zustimme, daß es bei wichtigen Fotos sicherlich eine Überlegung wert ist. Für mene Bilder lohnt sich der Aufwand eher nicht – ich bleibe wohl bei der Löschtaste… ;-)

  4. Tipp: RawTherapee beherrscht neben der standard Unschärfemaske auch standardmäßig Deconvolution Sharpening.
    Die Windows-Version ist zwar am weitesten entwickelt, aber Linux Versionen gibt es auch. Open Source, kostet nichts.

  5. Hi, also ich finde es sehr interessant, dass es mathematische Ansätze gibt, so etwas auch praktisch anzuwenden. Ist ne gute Sache. Zumindest was eben z.B. Kriminalarbeit angeht. Aber irgendwie ist mir das zuwider wenn es um persönliches und auch Ästhetik geht. Wie ich das sehe, lässt sich Dekonvolution nur in einem Rahmen sinnvoll anwenden, der gleichzeitig genau der Rahmen der Toleranz ist. Meint: Ist ein Foto vollkommen unscharf, bekommt es kein Algorithmus wieder scharf. Ist es nur ein bisschen verwackelt (Beispiel oben: Familienandenken), kann ich doch sicher über die Uneschärfe hinwegsehen und mich dennoch freuen. Also gerade bei dem Bild aus dem Innern des Schiffes weiß ich wirklich nciht was ich hässlicher finde. Stefan hat in meinen Augen zwar Recht, aber redet bisschen an der Diskussion vorbei – ich könnte jetzt auch auf Gilbert Rossi verweisen – aber da geht es ja direkt um – teils bewusst eingesetzte – ästhetische Unschärfe. Wenn es einfach ein Unfall war, stell ich mir die Frage nach dem Maß, und wenn es erträglich ist, macht es auch keine Software besser.
    Carl

    • Hallo Carl

      Du schriebst: „Also gerade bei dem Bild aus dem Innern des Schiffes weiß ich wirklich nciht was ich hässlicher finde.“

      Überhaupt keine Frage – MÜLL! Ein Knipsbild meiner Schwester die irgendwie ALLES aufhebt. Bei mir hätte das Bild gar nicht mehr existiert ;-) Zumindest wäre es nach späterer Sichtung ganz sicher nicht auf der Festplatte geblieben.

      So etwas nicht sofort nach der Aufnahme zu löschen und umgehend zu wiederholen ist natürlich Unsinn. Denn DIE Verwacklung hätte ich auch auf dem Kameramonitor hätte erkennen können/müssen… Aber, und das ist eine Unart: wenn ich nie ins Bild zoome, sieht fast alles scharf aus! Zum Beispiel auch auf dem „Hääändie-Monitor“ ;-)

      Also noch mal: es ging nur um die Möglichkeiten. Und ich würde auch nie einem „verbieten“ das unscharfe Bild eines geliebten Verwandten so wie es ist aufzuhängen!

      Ralf

  6. Vielen Dank für die Tips! Habe es mal ausprobiert mit einem misslungenen Porträtfoto. Tolles Ergebnis! Trotzdem sollte klar sein, dass Bilder grundsätzlich lieber vorher scharf sein sollten :-) Aber ich denke das hast du ausreichend gut betont.

  7. Hi Daniel und Sascha,

    das wunderteil von dem Ihr sprecht nennt sich Imagedeblurrer von Adobe und wurde auf der Adobe Audience vorgestellt.

    Vorab erstmal: Der Imagedeblurrer ist momentan noch in der Entwicklungsphase und noch gar nicht veröffentlicht. Er soll EVENTUELL dieses Jahr noch kommen (Adobe legt sich aber nicht fest)–> Photoshop CS6 hat dieses Feature leider nicht ;-)

    UND NOCH ETWAS: der gezeigt Effekt war wirklich Wahnsinning. ABER ihr müsst bedenken , dass Adobe Werbungen machen will/muss. Deshalb haben sie scharfe Bilder genommen und sie anschlißend künstlich verwackelt. Danach mit dem Deblurrer zurückgerechnet. Klar das das super Ergebnisse gibt ;-) ich behaupte aber mal, das die obigen Programme ähnliche Ergebnisse liefern würden. Einen Test unter Realen bedingungen gab es meines Wissen noch nicht. Wer weiß wie der Deblurrer dann in der Praxis abschneidet.

    Sorry, dass ich euch da etwas enttäuschen muss! LG Chriss

    • Den Punkt Werbung, den du ansprichst, finde ich sehr wichtig. Sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass diese „Wundertools“ von Adobe durchaus technisch einiges können, die Werbevideos aber auch immer an sehr genau ausgewählten Beispielen vorgeführt werden. Da wird zwar nicht im eigentlichen Sinne gemogelt, aber man ist schnell geneigt zu glauben, dass ebenso perfekte Ergebnisse bei jedem anderen Bild möglich sind, während in der Praxis doch etwas mehr Arbeit nötig ist oder die Ergebnisse nur unter bestimmten Voraussetzungen so gut werden.

    • Hallo Winnerger

      Du schriebst: „ABER ihr müsst bedenken , dass Adobe Werbungen machen will/muss. Deshalb haben sie scharfe Bilder genommen und sie anschlißend künstlich verwackelt.“

      Das kannst du in der Tat komplett vergessen! So einen „getunten“ Test habe ich übrigens auch gemacht. Ein Bild reproduzierbar verwackelt/unscharf gemacht. Um daraus ein sogenanntes PSF (PointSpreadFunction) Bild zu erzeugen mit dem die Unschärfe wieder rausgerechnet wurde. Die Wiederherstellung war phantastisch. Aber eben total unrealistisch! Deshalb habe ich im KWERFELDEIN-Beitrag auch auf diesen „Schmu“ verzichtet. Aussagefähig sind nur echte Fotounglücke!

      Ralf

    • Und noch mal an WINNERGER und andere, die es interessiert:

      WINNERGER/Chriss hatte geschrieben:

      „ UND NOCH ETWAS: der gezeigt Effekt war wirklich Wahnsinning. ABER ihr müsst bedenken , dass (…) Werbungen machen will/muss. Deshalb haben sie scharfe Bilder genommen und sie anschließend künstlich verwackelt. Danach mit dem xxx zurückgerechnet.“

      Um eine Ahnung zu bekommen, was da geht, habe ich noch mal ins Archiv gegriffen. Und den Ausschnitt eines einwandfreien Fotos, den ich seinerzeit gezielt per EBV (Photoshop, bitte nicht nach den Parametern fragen, ich weiß sie nicht mehr!) „versaut“ hatte, um das unscharfe Foto anschließend per Deconvolutionssoftware und den damals bekannten Parametern rekonstruieren zu lassen:

      http://farm9.staticflickr.com/8148/7453821476_f0ba731481_b.jpg

      Ein Wunder? Nein, hat mit der Realität leider wenig bis nichts zu tun!

      Ralf Jannke

  8. Schöner Artikel, allerdings würde ich gerne noch ein paar Dinge anmerken.

    1. Das selektive Schärfen hat meines Wissens nichts mit Dekonvolution zu tun. Da hinter steckt der normale Schärfungsalgorithmus, der allerdings nur clever auf bestimmte Bereich angewandt wird, die geschärft werden müssen/sollen. Die Bereiche werden zum Beispiel durch Filter ausgewählt, die Kanten erkennen (Kanten sollen ja üblicherweise scharf sein). Tatsächlich ist es so, wie in den Kommentaren über mir schon gesagt wurde, dass Dekonvolution eins der neuen Features in CS6 sein wird.

    2. Dass die Rekonstruktion eines scharfen Bildes nicht 100% funktioniert liegt allein schon an der Tatsache, dass die Dekonvolution ein so genanntes ›Inverses Problem‹ ist. Wer mehr darüber erfahren will kann einfach mal nach „schlecht gestellten Inversen Problemen“ suchen. Man sollte sich aber auf viel Mathematik einstellen =) … fehlende Informationen machen das ganze natürlich noch viel schwieriger.

    3. Der »Vorteil« der blinden Dekonvolution, muss nicht unbedingt ein Vorteil sein. Ja, man muss selber weniger machen, weil versucht wird ohne zusätzliche Informationen abzuschätzen, warum das Bild unscharf ist und wie man die Schärfe wieder rekonstruieren kann. Allerdings ist blinde Dekonvolution natürlich auch das schwierigere Problem. Jede Information die man über die Unschärfe hat, hilft das Problem besser zu lösen, wodurch im Zweifel ein besseres Ergebnis erzielt werden kann, wenn man die normale Dekonvolution benutzt und Vorinformationen hinzugibt.

    Grüße,
    Ralf

  9. Interessant. Aber es ist zu bemerken, daß Unshake nicht so wie im Readme beschrieben auf einem aktuellen Mac startbar ist. Man bekommt den Hinweis, daß PPC-Programme auf einem Intel-Mac mit Lion nicht laufen (Programmdatum Jahr 2006).
    Man kann jedoch das Java-Programm direkt starten.

  10. Kopfschmerztablette für den Wikipedia-Artikel? Der ist doch noch ziemlich zurückhaltend. Für nen Chemiker sollte das sowieso nicht weiter schwer sein :)

    Ansonsten können wir uns überraschen lassen, was uns die Zukunft noch bringt – bei den Rekonstruktionen dürfte noch einiges kommen. Vielleicht weniger bei Fehlfokusierungen (Information ist im Grunde weg, und da gibts in Zukunft andere Lösungen), dafür aber viel mehr bei den typischen Verwacklern – die Information ist ja da nicht weg, man kann hier bspw. die Spuren zurückrechnen, da diese überall im Bild gleich sind (zwangsläufig). Das wird spannend!

  11. Hallo Ralf,

    danke für deine Antworten! :-) ist interessant zu hören, was für eine Meinung der Profi zu dem Thema hat… und genau wegen deinen Praxisnahmen Beispielen unter realen Umständen finde ich deinen Artikel wirklich sehr gut gelungen. Es ist eben keine Werbung , wie schön bunt und toll alles ist, sondern ein sachlicher gut erklärter praxisbezogener Artikel! freue mich schon auf weitere Artikel von dir…

    LG Chriss

    PS: In CS6 ist definitiv kein Deconvuluter drin (habs nochmal nachgeschaut), obwohl man für den Preis definitiv einen verlangen könnte wie ich finde. Der wird als seperates Plugin bereitgestellt nach aktuellem wissen. Vielleicht ist dieses dann für registrierte PS-Nutzer ja dann kostenlos ;-) (*träum*)

  12. Blogartikel dazu: Unscharfe Fotos sind mir auch wichtig - photodings

  13. Sehr interessanter Artikel! Dieses Wissen wollte ich gleich in Adobe Photoshop Elements 10 (also in der aktuellen Version) ausprobieren, doch leider konnte ich die Aussage, Elements böte mir unter „Scharfzeichnungsfilter“ auch „Selektiver Scharfzeichner“, also Dekonvolution an, nicht bestätigt finden – Es gibt dort einfach keinen Scharfzeichnungsfilter. Und den Selektiven Scharfzeichner konnte ich auch sonst nirgendwo ausmachen.
    Dann muss ich offenbar doch auf die Freeware-Alternativen ausweichen.

    • Hallo Andreas

      Ich kann jetzt nicht mit letzter Bestimmtheit sagen, dass es bei Photoshop Elements 10 auch so ist – aber: bei PSE Version 8, die ich aus Neugier noch auf meinem MacMini habe, sind die entsprechenden Tools unter „Überarbeiten/Schärfe einstellen“ zu finden! Dort gibt es: „Gaußscher Weichzeichner“, „Verwackeln“ und „Bewegungsunschärfe“. Was ganz miserabel in die deutsche Menüführung übersetzt wurde! Schau doch noch einmal nach – bei PSE 10!

      Ralf

  14. Blogartikel dazu: Potpourri 26. KW: Canon 1D X Unboxing und Review – u.v.m … - nopublica

  15. so am rande: ich finde den schärfefetisch heutiger fotografie maßlos übertrieben, auch wenn ich mir mühe gebe, möglichst das scharf zu stellen, was in meiner komposition dafür vorgesehen ist.

    was den artikel betrifft, so habe ich auch große hoffnungen auf adobe, dass sie eine gut funktionierende korrekturmöglichkeit erfinden bzw zum perfekten laufen bekommen. in ner agentur, wo man desöfteren mal grütze als vorlagen bekommt, dürfte das ein gewinn sein und im fahndungsbereich müsste das ein quantensprung sein…

  16. Der Artikel kam just in time! Muss morgen ein Bild in Druck geben, das ziemlich groß werden muss – größer, als es dem Crop gut tut. Habs nachbearbeitet, vorsichtig, und glaub, dass es klasse wird :)

  17. Blogartikel dazu: Linksammlung #10 - mathias-velten.de - Fotografieblog

  18. Blogartikel dazu: Unscharfe Fotos gehören sofort gelöscht. Ja, aber … › Thomas Egger

  19. Hatte die Idee, für ein Jubiläum, alte Fotos einzuscannen und „schärfer“ zu machen.
    Da kam mir die Anregung mit „Unshake“ gerade recht.
    Leider funktioniert es bei mir überhaupt nicht.
    Schon das Laden war abenteuerlich. Es installierte sich dann – ohne die Möglichkeit einen Ort zu wählen – auf dem Desktop.
    Ok, kann man drüber hinweg sehen.
    Also das Programm gestartet. Es öffnet sich ein winziges Fenster, fast so simpel wie in guten alten DOS-Zeiten. Ein paar Schalter, ein Schieberegler,zwei Spalten (wohl mit Infos zum Bild, zwar in Englisch, aber so krytisch, dass sie auch in Deutsch oder Japanisch da stehen könnten und ich würde genau so viel davon vertsehen!)
    Ein Bild ausgewählt und zu meinem Erstaunen öffnet sich ein neues Fenster und darin ein Ausschnitt des ausgewählten Bilds.
    Ach ja, Unshake kann nur maximal 2048×2048 Pixel große Bilder verarbeiten. Bezogen aufs Format 3:2 stehen also 2048×1365 Pixel zur Verfügung!
    Also kann das (dämliche) Programm meine sorgfältig in höhst möglicher Auflösung eingescannten Fotos gar nicht verarbeiten.
    Angeblich soll das ausreichend für 34×23 cm Papierbilder sein (mehr als A4), bei einer Druckauflösung von 150 ppi. Wer schon mal A4-Bilder mit 150 dpi-Drauckauflösung hat drucken lassen weiss, dass das eine Qualität erbringt, die wir aus unserer Tageszeitung kennen – einfach unsäglicher Schrott!
    Erst habe ich das ja auch gar nicht gemerkt, weil das Programm nach dem Befehl zum Öffnen sehr schnell die Texte in seinem Fensterchen ändert und man schon sehr genau hinsehen muss, dass da steht, dass das Bild zu groß ist.
    Na gut, ich will ja Ergebnisse sehen, also das Bild verkleinert, so dass es in dasd Schema passt, und neu geöffnet.
    Es passiert aber immer noch nichts. Ich warte …, keine Infos …
    Ich gebe auf.
    Über eine Stunde vergeudete Lebenszeit!
    Dann doch lieber Photoshop, da habe ich, wenn auch nur mäßige Erfolge, aber ich habe welche. Und außerdem ist dann auch die Druckqualität bei „normalen“ 300 dpi gewährleistet.

    Auch wenn Unshake ein kostenfreies Programm ist, ist es ärgerlich, dass es derart primitiv programmiert ist und offensichtlich nicht in der Art funktioniert wie es der Autor anpreist.
    Warum Ralf Jannke dieses Programm empfiehlt ist mir ein Rätsel.