kwerfeldein
19. Dezember 2009 Lesezeit: ~3 Minuten

7 Fragen an Jim Rakete: Ein Interview

Jim Rakete ist ein Fotograf, den sicherlich einige unter Euch schon kennen werden. Einerseits, weil Jim Rakete sehr bekannt ist und andererseits, weil ich Mitte 2009 ein Video mit ihm hier veröffentlicht hatte. Jim war schon – neben der Fotografie – in der Musikbranche tätig und hat Größen wie Nina Hagen & die Ärzte betreut. Später hat er sich voll der Fotografie gewidmet und ist für seine Portraits deutscher und internationaler Schauspieler und Musiker bekannt.

Ich selbst bewundere seine Arbeiten sehr. Nicht nur weil Jim in Schwarzweiss fotografiert, sondern auch, weil mir seine Bildsprache überaus gut gefällt. Vor ein paar Wochen habe ich ihm ein paar Fragen gestellt – mit der Bitte, ob er sie mir nicht beantworten möge. Er hat es getan und ich bekam sogar ein paar Fotos bereitgestellt, um sie hier meinen Lesern zu zeigen.

Martin Gommel: Herr Rakete, wann und wie hat Sie die Fotografie „gepackt“?

Jim Rakete: Ich habe mit vier die erste Box vom Schrank heruntergeholt, und so fing es an: dass ich die Welt im Ausschnitt eines Suchers plötzlich ganz spannend fand, und diese Kamera so schön nach dem alten Leder roch und  seltsame Geräusche machte.

Für ein paar Jahre hat sich mal ein Schlagzeug dazwischen gedrängelt (zwischen mich und die Fotografie), aber ich wusste immer: hinter der Kamera ist besser für mich, als davor.

Jim Rakete: Natalie Portman
Natalie Portman

Martin Gommel: Wenn Sie Menschen fotografieren, auf was schauen Sie – und auf was nicht? Was ist Ihnen beim Fotografieren wichtig?

Jim Rakete: So komisch das klingen mag – ich schaue ihnen gar nicht so viel zu, höre eher zu, was sie sagen, und versuche zu erraten, was sie verstecken. Wichtig ist der Rhythmus, in dem man fotografiert. Nicht zu schnell – und keinesfalls zu langsam.

Jim Rakete: Loriot
Loriot

Martin Gommel: Wenn sie heute in den Zwanzigern wären und mit der Digitalkamera die Fotografie entdeckt hätten, welche Schritte würden sie unternehmen?

Jim Rakete: Ich weiss nicht, ob ich das heute noch mal machen würde. Und mir gefällt auch die Künstlichkeit der bearbeiteten Bildern nicht. Kann ich alles nur ertragen, weil ich bessere Seiten & Zeiten der Fotografie gesehen habe.

Jim Rakete: Heike Makatsch
Heike Makatsch

Martin Gommel: In welcher Hinsicht sehen Sie sich als Vorbild für junge Fotografen?

Jim Rakete: Ich habe eine Haltung dazu. Koste, was es wolle. Jede Mühe lohnt, solange es interessant ist. Und umgekehrt.

Jim Rakete: Günter Grass
Günter Grass


Martin Gommel: Ist es für Sie schwierig, geldbringende Aufträge zu bekommen und wie erleben Sie die – es ist ja ein ganz anderes Arbeiten, oder?

Jim Rakete: Das mache ich alles sehr bewusst, denn ohne das eine könnte ich das andere nicht machen. Und es macht Spaß, noch immer.

Jim Rakete: Götz George
Götz George


Martin Gommel: Was reizt Sie an Schwarzweiß – oder andersherum: Welche Vorteile hat das für Sie gegenüber einem Farbfoto?

Jim Rakete: Schwarzweiss ist zeitlos – und ein bisschen schwieriger, weil man nicht bluffen kann. Deshalb hat es alle Trends immer wieder überlebt.

Jim Rakete: Die Aerzte
Die Ärzte

Martin Gommel: Zum Abschluß: Welche großen Leidenschaften haben Sie „neben“ der Fotografie?

Jim Rakete: Literatur und Film.

Jim Rakete: Jürgen Vogel
Jürgen Vogel

Vielen Dank, Herr Rakete!

Copyright © Jim Rakete

26 Kommentare

Schreib’ einen Kommentar

Netiquette: Bleib freundlich, konstruktiv und beim Thema des Artikels. Mehr dazu.

  1. Glückwunsch zu dem Interview!
    Seine Position zu SW/Farbe und Digital/Analog wäre ausführlich vermutlich auch nochmal interessant. Wobei er die Frage sicher schon jetzt nicht mehr höhren kann ;)
    Die Frage mit dem Vorbild sollte „potentiellen Vorbildern“ öfter mal gestellt werden..

  2. Klasse das die Jim deine Fragen beantwortet hat!
    Klar, warum er so fotografiert wie er es eben macht und wie er zu der aktuellen Art des Fotografierens steht, das hat man ja schon zu genüge gelesen und mitbekommen, daher hier an dieser Front auch nicht viel neues, aber war schön den Künstler mal wieder ins Gedächtnis gerufen zu bekommen mit seinen Werken zwischen den Zeilen.

  3. Blogartikel dazu: Tweets die 7 Fragen an Jim Rakete: Ein Interview | Digitale Fotografie Lernen - KWERFELDEIN - Martin Gommel erwähnt -- Topsy.com

  4. Sehr gute Fotos, aber leider ein wenig interessantes Interview. Bsp: „Schwarzweiss ist zeitlos – und ein bisschen schwieriger, weil man nicht bluffen kann.“ Was bluffen, warum schwieriger. Bei einem weniger bekannten Fotografen würde man das gar nicht ernst nehmen.

  5. Ich mag die „alten“ s/w – Fotografen sehr gerne. Ich selbst bin damit groß geworden und merke auch heute immer wieder, dass Bilder völlig anders wirken, wenn man die Farbe aus dem Bild eliminiert.

    Seine Bilder gehören zu meinen Lieblingsbildern, für mich zu den großen unserer Zunft, wie auch die von Robert Lebeck.

  6. Blogartikel dazu: uberVU - social comments

  7. auch wenn ich mich jetzt vielleicht zu weit aus dem Fenster lehne: Aber ich mag alte Männer nicht, die immer nur behaupten, früher sei alles besser gewesen!

    Es gibt sicherlich Leute, die digital fotografieren, und die Bilder zu sehr bearbeiten, sodass am Ende kein Foto mehr rauskommt…

    Aber dieses „Über einen Kamm scheren“ find ich einfach nicht in Ordnung!

    Aber fotografieren kann er, keine Frage

    So, musste raus

    • @Pixelboogie: Ich kann Deine Reaktion durchaus verstehen – wenndoch ich der Meinung bin, dass man erstmal in Jim Rakete’s Schuhe schlüpfen müsste, um das nachzuvollziehen. Ich selbst habe sehr hohen Respekt vor Jim – und fotografiere trotzdem digital. Ist ja auch okay. Er ist ein Mensch mit einem völlig anderen Backround, als ich. Klar, dass es da unterschiedliche Sichtweisen gibt.

  8. Jim Raketes Ansicht über die Digitalfotografie teile ich auch nicht, respektiere sie aber, da sie ein Resultat seiner persönlichen Erfahrungen und Vorlieben bzw. Abneigungen ist.

    Seine Bilder sind erstklassig, und wenn man sie genau ansieht, erkennt man vielleicht, was er mit seiner Kritik an der Digitalfotografie meint: Die Bilder leben vom Motiv, aus sich heraus, die Beziehung zwischen Fotograf und Modell wird sichtbar – dazu ist keine Technik oder Nachbearbeitung nötig, es sind andere Qualitäten und Eigenschaften gefordert.
    Klar machen das andere hervorragende Fotografen auch mit Digitaltechnik, aber Jim Rakete macht’s eben analog…

  9. @Martin – Hab ja extra dazugeschrieben, dass er fotografieren kann.
    Ich wollte damit nur sagen, daß ich es nich verstehen kann, wie man, nur weil es digital ist, so tun muss, als wäre es keine Fotografie.
    Natürlich muss man in des anderen Schuhe schlüpfen, aber vielleicht würde das Jim Rakete auch mal ganz gut tun. Ich würde niemals die Arbeit von Ihm anzweifeln, im Gegenteil. Ich finds großartig, was er macht.

    Ey, der Mann hat mir Nina Hagen und den Ärzten zusammengearbeitet, nicht nur als Fotograf!
    Möchte nicht wissen wieviel Leute, die damals in seinem jetzigen Alter waren, die Sachen nicht erst genommen haben. Gerade in den Zeiten von Punk und neue deutsche Welle.
    Deswegen kann ichs noch weniger verstehen.

  10. Ach, der liebe Jim… seine Fotos sind grandios – keine Frage.
    Aber der hier schon monierte Standpunkt von ihm gegenüber digitaler Fotografie wird noch mehr ad absurdum geführt, wenn man hier:

    http://photoscala.de/Artikel/Es-gibt-sie-die-Leica-S2

    sieht, dass er von Leica für die S2 „gekauft“ wurde und nun ganz unverblümt vom Digitalen schwärmt. Dabei auch noch einen Spruch vom Leder lässt, wie „[…] man kann endlich wieder Tiefenschärfe in den Bildern fühlen.“

    Interessant sind auch die vielen anderen kritischen Kommentare zu Jims Verhalten unter der News:
    „[…] Ich finde es nur Schade, dass Jim Rakete sich so billig verkauft. Bis vor kurzem hat er doch auf schwarzweiss und Baryt geschworen. Ein Meister seines Faches wechselt nicht einfach seine „Hände“, seine Werkzeuge. […]“
    – von freedomland

    Mag nun wohl jeder denken, was er möchte. Seine bisherigen Schöpfungen berührt das natürlich in keinster Weise und ich habe immer noch großen Respekt vor eben diesen.

  11. Die Bilder funktionieren einfach, und darauf kommt es an…schlussendlich ist die Kamera nur ein Werkzeug, wie der Hammer eines Handwerker. Ich bin mir ziemlich sicher, das Jim auch beeindruckende Portraits mit einem digitalen Werkzeug kreieren könnte, aber meiner Meinung nach soll er weiterhin seine alte Linhof mit 13×18 Filmen bestücken, solange er die noch bekommt… ;-)
    Unlängst kam auf ARTE ein Film über Ihn, der ist ein wahrer Genuss. Eigentlich müsste dies auf der Arte Seite noch zu finden sein.

  12. Tolles Interview, ich bin seit du sein Video auf deinem Blog veröffentlicht hast sehr begeistert von ihm. Seine Bilder sind einfach einzigartig.
    Und meinen Glückwunsch, dass er dir die Fragen beantwortet hat, das kann sicherlich nicht jeder von sich behaupten ;)

  13. Habe mir das Video mit dem Interview angesehen und teile vor allem die eine Meinung „Perfektion ist langweilig“ oder die Tatsache, daß heutzutage die Bilder totperfektioniert werden. Ich mag Bildbearbeitung auch nicht, Aber ich mag digitale Fotografie, weil sie sich für mich als (fortgeschrittene) Anfängerin wunderbar eignet, mir selbst die Fotografie beizubringen, ohne teure Schulungskurse zu besuchen oder auf andere Fotografen angewiesen zu sein. Ich lese viel, probiere aus, teste an hunderten Bildern, bis was Gescheites rauskommt. Und das kann sich dann sehen lassen!
    Ich mag seine S/W-Bilder, sind sehr ausdrucksstark.
    Mein Kollege hatte neulich mich porträtiert, gut, Photoshop war mit im Spiel, aber das Bild gefällt mir sehr, sehr gut:

    http://www.cityreporter.de/?page=photo&albump=0&pic=25032_1260479878.jpg