Die Geburtsstunde der Fotografie
Die Fotografie hat laut Lehrbüchern am 19. August Geburtstag. An diesem Tag 1839 wurde das Verfahren der Daguerreotypie der Öffentlichkeit vorgestellt. Seitdem gilt der 19. August 1839 als Geburtsstunde der Fotografie.
Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Der Franzose Louis-Jacques-Mandé Daguerre, nach dem das Verfahren benannt ist, stand nicht an diesem Morgen auf, bildete seine Frau mit einer Camera obscura ab und fixierte bis zum Abend das erste Foto der Welt.

Der Louvre, Ansicht vom rechten Seine-Ufer aus von Louis-Jacques-Mandé Daguerre (1839), Musée national des Techniques, C.N.A.M. Paris.
Große Erfindungen sind meist das Ergebnis vieler Versuche (und Fehlschläge) verschiedener Personen. Daguerre forschte zusammen mit Niecéphore Niépce, der 1833 verstarb, wie man die von der Camera obscura erzeugten Bilder am besten auf chemischem Wege auf Metallplatten festhalten könnte.
Die beiden korrespondierten über Briefe. Während Niépce der Meinung war, Asphalt wäre die beste lichtempfindliche Substanz, erkannte Daguerre 1831 die hohe Empfindlichkeit von Jod in Verbindung mit poliertem Silber. Er erzielte dadurch Negative in bereits drei Minuten, die er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht fixieren konnte.
Im August 1835 gelangen ihm die Umkehrung der Tonwerte sowie die Fixierung des Bildes mit Hilfe von Quecksilberdampf. Die Prozedur war umständlich und teuer. Dennoch kamen nach der öffentlichen Vorstellung des Verfahrens 1839 Broschüren in mehreren Sprachen heraus, die das neue Verfahren darstellten.
Die ersten Bilder waren aufgrund der langen Belichtungszeiten Stillleben oder Ansichten von Paris. Von Daguerre sind heute aus dem Jahr 1839 noch 15 Daguerreotypien bekannt. Sie besaßen eine bestechende Schärfe.
Mit Hilfe einer starken Lupe von fünfzigfacher Vergrößerung wurde jeder Buchstabe klar und deutlich lesbar, und ebenso die winzigsten Risse und Sprünge in den Mauern der Häuser […]. (S. F. B. Morse)
Das Verfahren hielt schnell Einzug in den Portraitateliers. Die Bilder konnten sich jedoch nur wenige leisten. Zudem hatten sie weitere Nachteile. So waren sie seitenverkehrt, die Oberfläche glänzte stark und kippte vom Positiv ins Negativ, je nachdem, wie man sie hielt. Auch dass die Abbildungen nur schwarzweiß waren, störte zu der damaligen Zeit sehr, betrachtete man doch immer zum direkten Vergleich die Malerei.
Auch die Belichtungszeiten waren noch sehr lang. So wirkten Bilder von Straßenzügen, die in Meyers Konversationslexikon als „Haupttummelplatz des eigentlichen Pariser Volkslebens“ galten, wie ausgestorben.
Das ein oder andere Problem lösten findige Fotografen. Sie bastelten eigene Kameras mit Spiegeln, um das Bild nicht mehr seitenverkehrt zu zeigen oder entwickelten lichtstärkere Optiken.
Den größten Nachteil konnten sie jedoch nicht umgehen: Die Bilder waren Unikate. Dieses Problem sollte den Niedergang der Daguerreotypien bedeuten und die Zukunft der eigentlichen Fotografie einläuten. Denn die Methode der Vervielfältigung sollte schließlich die Oberhand gewinnen. Aber davon ein anderes Mal.
Literaturangaben
• Frizot, Michael: 1839–1840. Fotografische Entdeckungen. In: Michael Frizot (Hg.): Neue Geschichte der Fotografie. Köln 1998.
• Koetzle, Hans-Michael: Photo-Icons. Die Geschichte hinter den Bildern. 1827–1926. Köln 2002.
• Starl, Timm: Das Aufkommen einer neuen Bildwelt. Gebrauch und Verbreitung der Daguerreotypie. In: Michael Frizot (Hg.): Neue Geschichte der Fotografie. Köln 1998.
• Von Brauchitisch, Boris: Kleine Geschichte der Fotografie. Stuttgart 2002.

Danke für den Artikel – sehr interessant!
Sehr interessante Einblicke in die Anfänge der Fotografie, ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
Danke für die Einblicke in die Geschichte der Fotografie. Bitte mehr davon :)
Aber davon ein anderes Mal.
Lese ich da etwa eine Hommage an „Es war einmal …“?
Wirklich sehr Interessant geschrieben! Mehr davon!
Das Geschichtswissen hört ja meist damit auf, das man mal vor vielen Jahren mit Filmen Fotografiert hat :)
Die ersten Fotographien haben etwas magisches – sie zu betrachten ist eine richtige Zeitreise.
Vielen Dank für den schönen Artikel. Würde mir sogar mehr Artikel dieser Art wünschen :)
Spannend! :) Bitte mehr :)
Toller Artikel! Vielen Dank dafür.
Wie immer alles Betrachtungsweise. Für mich war die Geburtsstunde der Herbst letzten Jahres – mit dem Kauf einer GF1.
Und dann wurde sie sogar ein halbes Jahr später wiedergeboren – mit dem Umstieg auf Nikon. Oder eher eine Evolution. Das passt inhaltlich besser.
sehr gewagte aussage 19-08-1839 es gibt leute die meinen Daguerre warein kleiner dieb
das kind fotografie hat mehrere väter aristoteles , abu ali hasan ibn-al-haitham usw aber zuerst würde ich joseph nicephore niepce nennen er machte unbestritten das erste Foto damals nannte man das verfahren noch heliografie es entstand 1826 gruß norbert
Sehr interessant! Danke! Erstaunlich wie gut die ersten beiden Fotos sind! Besser als vieles, was Hobbyfotografen mit ihren DSLRs so abliefern …
sehr schöne geschichte, danke!
Großen Dank für den Artikel!
Jedesmal kann man sich nur wundern, wie man überhaupt auf solche Ideen kommt wie mit dem Iod…echtes Glück dass wir in der heutigen Zeit leben und gestalten und walten können wie wir lustig sind (zumindest wir hier aus der ersten Welt ;-) )
Wen das Thema Daguerreotypie weitergehend interessiert, der sollte sich mal die Seite http://www.daguerreotype-gallery.de anschauen. Da kann man ganz tief in die faszinierende Welt der frühen Silberbilder eintauchen.
Blogartikel dazu: Geschichte der Fotografie: Kalotypie oder die fotogenischen Zeichnungen | KWERFELDEIN | Fotografie Magazin
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