Oranger Raum mit dunklem Eingang
10. November 2020 Lesezeit: ~5 Minuten

Wege in die Fotografie

Der Wunsch, die Fotografie zum Beruf zu machen, ist bei vielen Menschen groß und Wege in die Fotografie gibt es viele. In den nächsten Tagen möchten wir gemeinsam mit Euch diese Wege beleuchten: Ob Hochschule, Ausbildung, privates Institut oder Quereinstieg.

Wir haben Expert*innen zu den Optionen befragt und Statistiken gewälzt, um Euch einen Einblick in den aktuellen Arbeitsmarkt und Einstiegsmöglichkeiten aufzuzeigen. Morgen und übermorgen kommen unsere vier Expert*innen zu Wort und berichten über ihre Wege und die Erfahrungen auf ihnen.

Nehmt gern aktiv an diesem Angebot teil und ergänzt unsere Artikel mit eigenen Erlebnissen und Fragen, die Euch beim Lesen beschäftigen. Was ursprünglich als Diskussionsabend geplant war, soll nun als Artikelserie kein Monolog werden. Wir möchten gemeinsam mit Euch einen umfassenden Überblick schaffen, deshalb beginnen wir direkt mit einer Umfrage:

Welcher Weg in die Fotografie ist Deiner?

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In unserem heutigen Artikel geht es zunächst um harte Fakten und Zahlen. Wie viele Menschen fassen nach einem Studium Fuß in der Fotografie? Wie viele Ausbildungsplätze gibt es aktuell? Wie hoch ist die Arbeitslosenquote? Diese und weitere Fragen beantworten wir Euch im heutigen Einstiegsartikel zum Thema.

Der aktuelle Stand

Im Jahr 2004 ist der Meisterzwang und damit im Grunde der Ausbildungszwang für Fotograf*innen gefallen. Wer möchte, kann sich seitdem Fotograf*in nennen und das sieht man auch in den Statistiken: Die Anzahl der in der Fotografie arbeitenden Menschen hat sich seitdem mehr als versechsfacht. 1999 waren es etwa 4.700 Betriebe bzw. Personen, 2019 bereits 35.500.

Gleichzeitig hat die Zahl der Auszubildenden allein zwischen 2007 und 2017 insgesamt um mehr als 30 % abgenommen. Trotz steigender Betriebszahlen gibt es also deutlich weniger Azubis. 2007 hat noch jeder vierte Betrieb ausgebildet, 2017 nur noch jeder zwanzigste, die handwerkliche Ausbildung scheint also in einer Krise zu stecken.

Dabei bilden die handwerklich ausgebildeten Fotograf*innen am Arbeitsmarkt mit 41 % momentan noch die größte Gruppe. Nur 17 % kommen von einem Studium in den Arbeitsmarkt und das übrige Drittel sind Quereinsteiger*innen.

Das liebe Geld

Wie viel man als Fotograf*in verdienen kann, ist abhängig von vielen Faktoren: Je nach Genre, ob man mit Privatkundschaft oder größeren Firmen arbeitet, liegen die Tagesbudgets weit auseinander. Außerdem arbeiten 90 % der Fotograf*innen als Selbstständige und die Auftragslage ist oft unberechenbar – nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie.

Durch den Mindestlohn bekommt man als Angestellte*r mit einer 40-Stunden-Woche mindestens ein Gehalt von 1.470 € brutto im Monat. Laut Arbeitsagentur können angestellte Fotografinnen im Durchschnitt mit einem mittleren monatlichen Bruttoeinkommen von 2.643 € rechnen.

Bei selbstständigen Fotograf*innen ist es schon schwieriger, genaue Zahlen anzugeben. Bei einer Umfrage von Berufsfotografen.com gaben die Teilnehmer*innen durchschnittliche Tagessätze von etwa 1.000 € in der Werbung, 600 € bei redaktionellen Aufträgen und 800 € bei Privatkundschaft an.

Was erst einmal nach viel klingt, muss jedoch nicht zuletzt mit den Buchungstagen ins Verhältnis gesetzt werden: In derselben Umfrage gaben 47 % der Befragten an, nur ein bis fünf Tage im Monat Aufträge zu haben. Weitere 30,5 % konnten sechs bis zehn Tage pro Monat abrechnen – nur ein entsprechend kleiner, verbleibender Anteil mehr.

Nach Abzug der Fixkosten bleiben demnach keine hohen Summen zum Leben übrig – wer reich werden möchte, sollte nicht in die Fotografie einsteigen. Das bestätigen auch die Statistiken der KSK: Das Durchschnittseinkommen der Versicherten liegt dort bei 18.416 € im Jahr für den Bereich der bildenden Kunst. Die Fotografie ist leider nicht gesondert aufgeschlüsselt.

Nichtsdestotrotz agieren viele Fotograf*innen erfolgreich auf dem Markt und liegen mit ihren Tageshonoraren weit über dem Durchschnitt. Die höchsten Honorare werden nach wie vor in der Werbung gezahlt, wahrscheinlich gefolgt von der Unternehmens- und Industriefotografie. Aber auch innerhalb einzelner Genres gibt es starke Preisunterschiede, je nachdem, wie erfolgreich man sich positioniert. Grundsätzlich gilt, dass Fotohonorare und Nutzungsrechte frei verhandelt werden. Daher können Honorare und Preise für Nutzungsrechte sehr weit auseinanderliegen.

Der Markt

Der Markt für Fotograf*innen ist voll, es herrscht eine Arbeitslosenquote von 4,5 %. Amateur*innen überschwemmen den Markt zudem mit Dumpingpreisen, da sich jede*r eine Kamera leisten und Fotograf*in nennen kann. Es war wohl selten schwerer, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Und dennoch versuchen es jedes Jahr aufs Neue hunderte Absolvent*innen und Quereinsteiger*innen.

Ich hoffe, dass diese Analyse niemanden abschreckt, diesem Berufswunsch zu folgen, dennoch möchten wir einen möglichst realistischen Einblick bieten. Niemandem nützt es, wenn man nach Ausbildung oder Studium völlig unvorbereitet in den Markt kommt und denkt, dass Aufträge und hohe Honorare automatisch vor der Tür stünden. Es ist ein umkämpfter Markt, aber ein schöner Beruf, der viel Abwechslung und Freude bieten kann.

Quellen

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