11. Februar 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Testbericht: Lomography Experimental Lens Kit

Seit Oktober 2013 bietet Lomography ein Linsenset für Micro-Four-Thirds Kameras an. Es soll mit drei Linsen und bunten Farbfolien für lomografisches Feeling und für mehr Möglichkeiten zum Experimentieren auch beim digitalen Fotografieren sorgen.

Das Set beinhaltet eine Fisheye-Linse für fantastische 160°-Aufnahmen, eine Weitwinkel 12mm-Linse und eine Standard 24mm-Linse. Sie bestehen alle aus Kunststoff – nicht nur das Äußere, sondern auch das Wichtigste, die Linsen selbst, sind aus Kunststoff.

© Tamara Skudies

© Tamara Skudies

Jede davon ist mit einer festen Blende von f/8 ausgestattet und besitzt die zwei Verschlusszeiten N (1/100) und B (Bulb). Mit dem T-Blendenverschlusshebel kann man die Blende dauerhaft öffnen, um der Kamera die Belichtungszeit zu überlassen oder die Blende schließen, um an der Linse selbst mit einer der beiden Verschlusszeiten auszulösen.

Letztere Einstellung nutzt man am besten für Mehrfachbelichtungen, indem man an der Kamera eine lange Belichtungszeit einstellt und an der Linse mehrfach auslöst. So fällt nur dann Licht auf den Chip, während man an der Linse auslöst und man erhält direkt in der Kamera Mehrfachbelichtungen, auch wenn die Kamera keine eigene Funktion für Mehrfachbelichtungen hat.

© Tamara Skudies

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Bei jeder Optik gibt es je eine Entfernungseinstellung für unendlich und eine für den Nahbereich. Bei der Fisheye-Linse sind es 5cm, bei 12mm sind es 20cm und bei 24cm sind es 60cm. Zu den Linsen werden noch fünf Farbfolien in gelb, blau, orange, grün, lila und zwei unterschiedlich starke ND-Filter mitgeliefert.

Die ND-Filter sind für die Mehrfachbelichtungen wie oben beschreiben (Kamera auf lange Belichtung, an der Linse auslösen) sehr gut geeignet, da es sonst schnell zu Überbelichtungen an hellen Tagen kommt. Ebenso kann man auch die Farbfilter benutzen, um die einfallende Lichtmenge zu reduzieren.

© Tamara Skudies© Tamara Skudies
© Tamara Skudies© Tamara Skudies

Dieses Feature der Linsen, direkt an ihnen auslösen zu können und so echte digitale Mehrfachbelichtungen erstellen zu können, ist meines Erachtens das absolute Highlight an den Linsen. Man ist nicht mehr an die Einstellung seiner Kamera gebunden und kann einfach wilde Mehfachbelichtungen schießen.

Während des Fotografierens bleibt der Monitor der Kamera natürlich schwarz, was den Überraschungseffekt, wie das Bild am Ende aussieht, erhöht. In der analogen Fotografie werden gerne HQME (High Quantity Multiple Exposure) Fotos vom gleichen Objekt gemacht. Das ist jetzt Dank der Linsen und den ND-Filtern auch mit den Micro-Four-Thirds Kameras möglich.

© Tamara Skudies

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Im hinteren Teil der Linsen setzt man die Farbfilter ein. Man kann den Bildern dadurch einen Farbtouch geben, ohne am PC das Bild großartig nachbearbeiten zu müssen. Am liebsten mag ich die orange und grüne Folie. Bei Benutzung der orangen Folie sehen die Bilder fast aus wie die eines Redscalefilm und mit der grünen wie bei einem cross-entwickelten Fujifilm, wenn man den Kontrast am PC noch etwas erhöht.

Zusammen mit dem Lomography Colorsplash Flash nahm ich meine Olympus und die Linsen in die Disco mit. Die feste Entfernungseinstellung ist an den Linsen wirklich praktisch, wenn man beim Weggehen mal Partyfotos machen möchte.

© Tamara Skudies© Tamara Skudies

© Tamara Skudies

Man muss nicht mehr warten, bis die Optik in der Fast-Dunkelheit endlisch scharf gestellt hat, wenn sie es denn überhaupt schafft. Somit sind der spontanen Fotografie im Dunkeln mit Blitz, bunten Farbfolien und Doppelbelichtungen keine Grenzen gesetzt.

Zusätzlich habe ich sie noch mit den Holga Close-Up-Linsen getestet, da ich gerne Nahaufnahmen mache. Das Ganze funktioniert am besten bei der 24mm-Linse, da man bei 12mm gern mal den Rand der Nahlinse im Bild hat. Natürlich kann man auch jegliche andere Nahlinsen damit nutzen.

© Tamara Skudies© Tamara Skudies
© Tamara Skudies© Tamara Skudies

Die Linsen machen wirklich sehr viel Spaß. Auch, wenn sie für mich niemals eine analoge Kamera ersetzen können, würde ich sie mir kaufen. Am liebsten ist mir die 12mm-Linse, die eine schöne Unschärfe im Randbereich hat und weil ich einfach ein großer Weitwinkelfan bin. Im nächsten Urlaub werden mich die Olympus und die 12mm Linse auf jeden Fall begleiten.

11 Kommentare

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  1. Hallo Tamara,
    vielen Dank für Deinen Testbericht und die gelungenen Beispielbilder- schönes ‚Spielzeug‘.
    mal sehen was die experimentelle Zukunft bringt…
    //Matz

    • Hallo Alexander,

      eine analoge Holga ist noch mal was ganz anderes als die Holga Linse für eine DSLR.
      Auch diese Linsen hier bringen bessere Ergebnisse an meiner Olympus als die Holga Linse an ihr oder meiner DSLR. Der Punkt mit den Mehrfachbelichtungen ist für mich sowieso das wichtigste und das bekommt man entweder nur analog oder eben mit diesen Linsen ohne am PC irgendwelche Bilder auszuwählen und übereinander zu legen. Wobei natürlich keiner der extrem hochwertige Bilder haben will weder die eine noch die andere Linse verwendet ;) Es geht ja um den Spaß und natürlich sind die Linsen auch nicht für jeden etwas.

      Grüße
      Tamara

      • Mehrfachbelichtungen gehen auch mit der DSLR ohne Photoshop, zumindest an meinen beiden Nikons (D700 und D800). Wobei ich da lieber zu Photoshop greife, weil ich das einfach besser und genauer umsetzen kann. Hat aber nicht zwangsweise etwas mit Spaß zu tun, sondern eher um das bestmögliche Ergebnis anzubieten.

        Das mit dem Spaß kann ich nachvollziehen, ich hätte z.B. gerne zum Spaß eine Nikon DF oder eine Leica M9, aber der Spaß ist mir zu teuer :)

        Aber vielleicht kauf ich mir so eine Lomography Kamera zum selber zusammenbauen, die gibts ja online zu bestellen für ein paar Euronen :)

      • Hallo Andreas

        Bei mir geht das nicht mit den Mehrfachbelichtungen an der Canon und ich möchte auch nicht immer so eine große Kamera mit schleppen ;) und gerade die geplanten Mehrfachbelichtungen am PC finde ich für mich persönlich äusserst langweilig. Aber da es bei dir dann um das beste Ergebnis geht macht man das eh mit einer guten Optik ;)

        Ja solche Kameras hätte ich auch noch gerne aber sprengen leider das Budget.

        Die Konstruktor hab ich auch und die hat mich wirklich überrascht! Ist ihr Geld meines Erachtens Wert ;)

        Grüße Tamara

  2. Ich liebe die Firma Lomo für ihre Arbeit für die Analogfotografie, aber ich bin doch immer wieder erstaunt wie sie mit Billigware im Retro-Chic Geld verdienen möchten. Kauf ich mir lieber für 3 EUR ein paar Farbfolien bei Amazon und für die restlichen 87 EUR auf Ebay ein „echtes“ Objektiv mit Glaselementen… :-)

    • Hi Peter,

      ja man zahlt halt für den Namen und das Design, wäre ja nicht die erste Firma bei der das so ist. Wobei ich und einige andere gerade ja auf die Plastiklinsen stehen ;) und die Farbfolien besitze ich natürlich auch für alle möglichen spielerein ;)

      Grüße