kwerfeldein
31. Oktober 2011 Lesezeit: ~5 Minuten

Nimm die Nase von der Scheibe

Jedes Jahr werfen Fotohersteller neue Kameras, Objektive und andere Gadgets auf den Markt. Es vergeht fast kein Quartal mehr, ohne dass es zig Produkte gibt, die man sich als Fotografieliebender kaufen könnte.

Ich behaupte, dass es hilfreich ist, als aufstrebender Fotoenthusiast den Fokus voll auf Fotografie zu setzen, um nicht im Gadgetsturm die Orientierung zu verlieren. Denn das Versprechen, mit einer neuen Kamera auch ein besserer Fotograf zu werden, ist nur eine Halbwahrheit.

Ich bin der Meinung, dass es gut ist, eine Kamera zu haben, die dabei hilft, das umzusetzen, was man machen möchte. Sie ist ein Werkzeug, das funktionieren muss, respektive auslösen sollte, wenn man den Auslöser drückt. Sie sollte den Funktionsumfang haben, den man braucht. Luft nach oben gibt es bekanntlich immer.

Und somit ist schon die erste Prämisse gestellt: Es wird stets etwas Besseres geben. Immer. Man betrachte hierzu nur die Pressemitteilungen der letzten Wochen und es ist nicht zu übersehen, wie groß der Andrang neuer Geräte auf dem Markt ist. Und wie groß das Aufsehen unter Fotografierenden, von Einsteigern bishin zu den Profis.

Und wenn ich in diesen Zeiten Beiträge auf Twitter, in Blogs, Foren und Fotomagazinen so betrachte, beschleicht mich das Gefühl, dass wir Fotoleute eine Art Mantra in uns tragen, das nicht gut für uns ist und ungefähr so klingt:

Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.
Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.

Das Problem dabei ist, dass der Blick vom Akt des Fotografierens selbst auf das Gerät einge- und beschränkt wird. Und so setzen junge Fotoleute große Hoffnungen in neueste Technologie. Glauben und hoffen, dass sie damit „endlich gute Fotos machen“ können. Hätte man dies oder hätte man das, wäre der Abstand zur Profiliga hauchdünn. Es fehle eigentlich nur diese eine Kamera.

Ich bezweifle das. Auch, weil ich schon selbst dieser Hoffnung erlegen bin und mich ständig in dieser Spannung zwischen „alter“ Kamera und einer möglichen neuen befinde. Und weil ich jedes Mal, wenn wieder einmal die topaktuelle Superkamera beschworen wird, zwischen den Zeilen unser Mantra herauslese:

Du musst immer das beste und das neueste Gerät haben.

Musst Du nicht.

Was Du als Allererstes brauchst, ist der Wille, die Leidenschaft und den Biss, zu fotografieren. Du brauchst den Mut, mit einer ganzen Menge Frust umzugehen, nämlich dem, dass viele Fotos erstmal gar nicht perfekt aussehen werden. Spaß am Vorgang des Erstellens eines Bildes, ganz gleich mit welcher Kamera, den brauchst Du.

Am Start sein, Neues ausprobieren und Fotos machen, Fotos machen, Fotos machen. So trainierst Du Dein Auge, die Sehkraft, Dinge zu erkennen, die jeder andere nicht sieht. Da passiert die Magie. Da explodiert die Kreativität und bildet etwas Neues aus dem, was Du siehst und dem, was schlussendlich auf Film oder Elektronik gefesselt wird.

Und dafür brauchst Du eine Kamera, die Dir hilft, das umzusetzen, was Du vorhast. Sie muss Deinen Herausforderungen angepasst sein und nicht umgekehrt. Sie muss sich in Deinem Aktionsradius bewegen und dir das ermgöglichen, was Du visualisiert hast, bevor Du an Technik dachtest. Sie muss es Dir möglich machen, Deine Vision in Realität zu verwanden.

Erst dann, wenn Du ständig an Grenzen stößt, weil Du nicht mehr umsetzen kannst, was Du willst und es Dich beim Fotografieren so sehr stört, dass Du nicht mehr damit arbeiten kannst, erst dann brauchst Du eine neue Kamera. Aber solange sie das tut, was Du willst, brauchst Du keine neue Kamera.

Vielleicht willst Du eine neue Kamera, und niemand in der Welt kann Dir das Recht absprechen, Dir so viele Kameras zu kaufen, wie Du lustig bist. Aber von brauchen im fotografischen Sinne kann hier nicht die Rede sein.

Nimm die Nase von der Scheibe und verkaufe nicht Dein letztes bisschen Persönlichkeit an die neuesten Gadgets. Richte Deine Augen auf Dein Herz und frage Dich, was Du eigentlich machen willst, was Dir auf der Seele brennt. Was Du der Welt zeigen willst.

Tu das. Fotografiere das. Und wenn Du dazu eine andere Kamera brauchst, dann kauf sie Dir. Und arbeite mit ihr. Mach sie Dir zu eigen. Fordere sie heraus. Bring sie in ihre Grenzen. Und drüber hinaus. Benutze Dein Werkzeug als sei es das einzige, was es gibt. Und nun möchte ich schließen mit einem Zitat von Henri Cartier-Bresson. Diese Worte haben sich mir eingebrannt wie nur wenige und sie bringen diesen Artikel zu einem guten Abschluss:

Fotografieren, das ist eine Art zu schreien, sich zu befreien… Es ist eine Art zu leben.

42 Kommentare

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  1. Oha, Martin!
    Endlich jemand, der sich zwischen beiden Welten bewegt! ;-)
    Denn fast genauso präsent wie die Gruppe: „Nur mit einer D3s lassen sich gute Bilder machen“ ist die Gruppe: „Die Kamera ist ABSOLUT egal“

    Schön, dass du beide Seiten verbindest :-)

  2. so ist das!!!! Ausgesprochen gut und ich kann dir da nur beipflichten denn was wollen wir denn ein Profi sein oder gar werden, wohl kaum. Man sollte vielmehr seine Kamera lieben dann macht sie auch das, was man für nicht möglich hält und eins kann ich noch beisteuern, lösche nie sofort ein Foto lass es liegen und gucke bei Zeiten nochmals drüber du wirst überrascht sein wie schnell ein „Ausschuss“ zu einem wirklich guten Foto werden kann, wenn man ihm Zeit gibt. Toller Beitrag

  3. man streiche „kamera“ und setze „auto“, „handy“, „tv-gerät“… was du beschreibst ist sehr richtig, lässt sich aber problemlos in so gut wie allen bereichen des täglichen lebens finden. so funktioniert die konsumgesellschaft. es ist ja sogar schon gesellschaftlich akzeptiert, wenn jemand als hobby „shoppen“ angibt – ich denke vor gut 20 jahren wäre auf so eine idiotische idee niemand gekommen – einkaufen als mittel zur selbsterfüllung…

  4. Mir hat vor allem der Satz: „… Sie muss Deinen Herausforderungen angepasst sein und nicht umgekehrt.“ sehr gut gefallen. Ich möchte ja mit der Kamera fotografieren und nicht die Kamera mit mir.
    Wie immer – sehr gut auf den Punkt gebracht!!

  5. Danke für den Artikel Martin!
    Ich denke er wird einige Leute zum Nachdenken anregen und ihnen helfen aus dieser Gatget-Achterbahn auszusteigen.

    Am Anfang war das Licht. Dann kam die Camera Obscura.
    Jeder der es noch nicht gemacht hat sollte sich aus dem Baumarkt ein Stück Teichfolie holen, die Scheiben eines Zimmers damit komplett abdunkeln und dann an geeigneter Stelle ein ca 4cm Loch hinein schneiden.
    Was dann an natürlicher Schönheit passiert sollte Euch klar machen wie viel Technik ihr wirklich braucht.
    Mir hat es jedenfalls die Augen geöffnet.

    Die grundsätzliche Frage sollte sein was man fotografieren will.
    Der Amateur hat zum Glück die Wahl. Der Berufsfotograf weniger.
    Müssen es unbedingt High-End Werbeaufnahmen sein?

    Meine persönlichen Frieden habe ich damit gefunden dass alles was ich jemals fotografieren will mit einer Flohmarkt-Praktica und einem 1.8 50er möglich ist. Dass ich aber eine Nikon FE (50€) mit mir rum trage geht eigentlich schon wieder in Richtung Gatget. Mist!

  6. „Nimm die Nase von der Scheibe und verkaufe nicht Dein letztes bisschen Persönlichkeit an die neuesten Gadgets. Richte Deine Augen auf Dein Herz und frage Dich, was Du eigentlich machen willst, was Dir auf der Seele brennt. Was Du der Welt zeigen willst.“
    Und genau DA beginnt es eben häufig „eng“ zu werden. „Was will ich überhaupt?“ Und um sich nicht näher mit dieser Frage einlassen zu müssen und sich auf das eigentliche Fotografieren zu konzentrieren, kaufe ich lieber immer wieder Kameras. Quasi als „Ersatzhandlung“. Das lenkt von dem Problem der fehlenden Ideen ab; man hat keine Zeit, sich dem Foto zu widmen, denn schließlich benötigt man die erstmal, um sich wieder in die neue Technik einzuarbeiten. Zu basteln, zu vergleichen; das noch bessere Objektiv zu der neuen Cam zu suchen ….
    Allein, die Bilder, die sonst gemacht werden könnten, bleiben auf der Strecke. Aber DAS ist dann ja wieder nicht „meine“ Schuld, denn ich hätte ja nur zu gerne, … wenn ich denn die Zeit dazu gehabt hätte…. aber ich musste ja….

  7. letzten endes ist es doch so, dass fotografen mit einem guten blick und einem gefühl für stimmung und licht mit ner einwegknipse bessere fotos machen, als viele andere mit ner 1dxyz.

    Daher auch mein tipp, lieber mit dem drum herum beschäftigen und weniger dem technikhype folgen.

    danke für den artikel, einfach klasse!

    lg frank

  8. Auch mit teuren neuen Kameras läßt es sich gut schlechte Bilder machen!
    Und: Das kann und darf *auch* Spass machen!
    Wo der Artikel allerdings richtig liegt, ist, dass man für gute Bilder eben keine teure neue Kamera, sondern die (Bild-)Idee und das Wissen um die Umsetzung mit dem gewählten Werkzeug benötigt. In die selbe Kerbe schlagen auch:
    http://alesserphotographerbook.com/2011/09/spend-on-images-not-gear/
    und
    http://chrismarquardt.com/blog.php?id=3709375896979978193

    Meiner Meinung nach darf der aufstrebende Fotoenthusiast aber ab und an auch mal ein wenig nach neuen Werkzeugen lechzen. Am Gadget-Minimalismus ist schon was wahres dran, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen, sonst braucht man am Ende zum Erstellen eines guten eben nur einen BLEISTIFT und noch nicht mal eine Kamera…

  9. Grundsätzlich stimme ich dem Artikel überein, aber aus meiner Sicht gibt es einen Punkt der nicht angesprochen wurde: Manchmal wird eine Leidenschaft durch ein gutes aktuelles technisches Hilfsmittel erst entfacht, man kann es ungefähr damit vergleichen mit einem schönen Sportwagen bei offenen Verdeck die Landschaft entlang zu fahren und das Sommerwetter genießen oder ich fahre die Strecke mit einem Trabbi um ans Ziel zu kommen.

    Der Reiz bei ersterem liegt in meinem Fall höher als bei der 2. Option. Um auf den Punkt zu kommen: als ich Anfang diesen Jahres eine Kamera kaufen wollte, war mir ein gutes technisches Hilfsmittel auf jeden Fall wichtig. Das mag daran liegen, dass ich Technik begeistert bin, es hat mich auf jeden Fall gereizt am Anfang damit rumzuspielen, auch wenn es mit der Zeit immer unwichtiger wird. Aber als Einsteiger ist es faktisch erstmal wichtiger: der Schwerpunkt zur wirklichen Fotografie kommt erst später.

    Mich wundert eigentlich immer nur, warum viele Fotografen (die auch hier interviewt werden) immer eine 5D Mark II besitzen aber gleichzeitig betonen das es überhaupt nicht wichtig sei eine gute Kamera zu besitzen. Ich glaube diese Haltung kann man erst als erfahrener Fotograf einnehmen, wenn das Geld keine Rolle spielt und man einfach das beste Werkzeug parat haben möchte, was ja auch verständlich ist. Eine gewisse Ironie kann ich darin schon sehen.

    Dieser Kommentar soll sich nur auf den fotografischen Einstieg beziehen beim dem die Technik als Entfachung der Begeisterung zur Fotografie durchaus mehr Bedeutung haben kann als man sich als erfahrener Fotograf vorstellen kann.

    • Ist halt die Frage welchen Anspruch man hat. Steht das Fotografische nicht im Vordergrund, d.h. ist einem die Bildgestaltung usw. „egal“. Dann kann man sich immer das neueste Modell und die besten Objektive holen. Damit zu arbeiten macht Spaß, ob man gut ist oder nicht ;-).

      Will man sich entwickeln, lernen, einen eigenen Stil finden, dann muss man in die Tiefe gehen. Und wenn man sich da ein Werkzeug aussucht und damit auf das Bild konzentriert, wie Martin das beschreibt, DANN kommt man weiter. Die neueste Technik lenkt ab weil man ständig auf der Suche ist und die Verantwortung auf die Kamera schiebt statt selbst raus zugehen und zu fotografieren.

      Um auf das Beispiel mit dem Sportwagen zu kommen… Michael Schumacher ist gut auf einem Kart gewesen und ist erst später in einem Formel 1 Wagen gelandet. Weil er das Beste aus dem Wagen holen konnte. Aber andere könnten ihn auch fahren, nur nicht so gut. So ist es auch mit der 5D.

    • Man muss halt erst einige Scheine auf den Tisch legen um zu bekommen was für gute Bilder wichtig ist:
      Volle Manuelle Kontrolle über Fokus, Belichtungszeit Blende, ISO und RAW.
      Und Vollformat um die Objektive ausnutzen zu können.
      Man bekommt dazu 2239 Funktionen die nur bei zeitkritischen Reportagen von Nutzen sind und sonst nur im Weg rumstehen.

  10. „Meine Ausrüstung kostet sehr viel Geld, und ich weis auch das meine Bilder dadurch nicht besser werden, aber es macht so verdammt viel Spaß damit zu fotografieren.“

    Ich denke es gibt auch hier nicht nur schwarz und weiß.

  11. „Klar war die Ausrüstung teuer und ich mach keine besseren Fotos dadurch.
    Aber ich hab jetzt mehr Spass an meinen schlechten Bildern“.

    Das Zitat stammt von Heiko Kanzler und sagt eigentlich alles.

    Gruß
    Rolle

  12. Ihr habt in eurer Zitate-Sammlung einen meiner Liebsten Sprüche der hierzu hervorragend passt:

    Helmut Newton:

    Der Koch: “Ihre Fotos gefallen mir, Sie haben bestimmt eine gute Kamera!” Helmut Newton (nach dem Essen): “Das Essen war vorzüglich – sie haben bestimmt gute Töpfe!”

  13. Endlich ein neues (jaha: doppeldeutiges) Fotografen-Mantra:

    Ich kann fotografieren, ohne alles besitzen zu müssen.
    Ich kann fotografieren, ohne alles besitzen zu müssen.
    Ich kann fotografieren, ohne alles besitzen zu müssen.

    Hej Martin,

    Dein Artikel sprach mir aus Herz und Seele.
    Kann ihn so nur empfehlen, weiterreichen, modern: teilen.

    Form follows function – hier mal so übertragen:
    alle ständig angepriesene Kameratechnik
    folgt meinen Intentionen, Ideen, Projekten und
    mag sich orientieren an möglichen Rezipienten.
    Nicht umgekehrt – neue Technik, na, was paßt zu ihr,
    wer folgt?

    Und damit Punkt, aber zuvor
    ein herzlicher Gruß von

    Hermann

    .

  14. Das Wort zum Sonntag, welches aber erst am Montag veröffentlicht wird.

    Hallo Martin,

    du triffst es auf den Punkt.
    Gib einem guten Fotografen eine „schlechte“ Kamera und er macht trotzdem gute Bilder. Gibst du aber einem weniger erfahrenen Fotografen eine „gute“ Kamera, so werden seine Bilder trotzdem nicht besser.

    Ich persönlich schleiche seit langem um eine bessere Kamera rum. Einfach weil ich sie haben will. Doch vor einer Woche habe ich erst einen akzeptablen Grund gefunden, warum ich sie auch brauche. Denn meine Canon 500D schränkt mich gestalterisch zwar nicht ein aber nach 8h Fotografieren bekommt man nun mal ergonomische Probleme bei einem so kleinen Gehäuse. Jetzt kann ich mir ruhigen Gewissens eine 7D kaufen, weil ich sie nicht nur haben will sondern auch brauch! Fehlt nur noch das Geld ^^

    LG
    Christian

  15. aber ganz wegdenken kann man sich das werkzeug dann doch nicht. wenn ich zb mit hassi + rollfilm knipse, mach ich 100% andere fotos als mit ner digitalen. ich streng mich mehr an, komponiere genauer… und mehr den „foto blick“… ;) daher kann ne schöne alte kamera einen doch irgendwie inspirieren!

  16. Für mich ist die Kamera extrem wichtig!
    Vllt. kann man es mit der „Seele“ der Kamera beschreiben: Ich mache mit meiner Leica andere Bilder als mit meiner Mamiya. Mit der Mamiya mache ich Bilder, die mit meiner digitalen Canon nicht entstehen würden.

    Entscheidend ist für mich das Feeling beim fotografieren – wenn das nicht stimmt, machts (mir) auch keinen Spass. Und wenn man bei der neuesten Kameratechnik ein besseres „Feeling“ hat, warum nicht? Vielleicht werden die Bilder ja wirklich besser, weil man dadurch einen neuen Blickwinkel hat…
    Aus diesem Grund betreibe ich auch drei verschiedene Kamerasysteme! Für unterschiedliche fotografische Situationen unterschiedliche Kameras, auch wenn ich mit einer Kamera alle Bereiche abdecken könnte, ist es doch nicht das Gleiche!

    Also von mir ein klares: PRO Technik (nicht zwangsläufig die neueste, aber dafür unterschiedliche!)

  17. Ich stimme dem Artikel völlig zu. Dieser Hype hält von der guten Photographie manchmal regelrecht ab. Ist es denn nicht oft auch so, dass neue Spielzeuge einfach auch „nur“ neue Technik bedeutet und eben nicht gleich noch bessere Bilder. Und ist es nicht auch so, dass gute Bilder nicht nur die sein müssen, die technisch einwandfrei sind?
    Bei dem Satz: „Erst dann, wenn Du ständig an Grenzen stößt, weil Du nicht mehr umsetzen kannst, was Du willst und es Dich beim Fotografieren so sehr stört, dass Du nicht mehr damit arbeiten kannst, erst dann brauchst Du eine neue Kamera.“
    Das dachte ich auch immer. Konnte mir aber nie leisten was ich glaubte zu brauchen. Das galt auch für Photoshop, Studiogebühr und ein Auto mit dem man alles bequemer von A nach B bekommt.
    Jetzt habe ich ein asbach uraltes manuelles 50mm und bin endlich glücklich.
    Mein Fazit, manchmal muss es nicht das neueste sein sondern nur das richtige.
    Gruß, Martina

  18. Sass mit „anderen“ andere Fotos entstehen, mag natürlich sein. Ich denke aber nicht, dass die neuen Features oder Funktionen schuld daran sind. Gut ist für einen die Kamera, die ihn am meisten zum Nachdenken bringt. für einen ist das eine Nikon D3x, für den anderen eine uralte Rolleiflex. Meine besten Bilder bekomme ich mit einer Nikon F mit einem kaputten Belichtungsmesser hin :)

  19. Und wie immer, wenn du dieses Thema ansprichst: Es gibt auch Hardware-Wünsche, mit denen man definitiv bessere Bilder macht. Ein Vollformat-Sensor oder gar ein digitales Mittelformat-Rückteil würden mir es bspw. ermöglichen, noch mehr Schärfenuntiefe zu produzieren als mit meinem Crop-Sensor. Eine Kamera mit Telefonfunktion würde bessere Bilder machen als mein Telefon mit Verlegenheitssensor (damit krieg ich teilweise nicht mal die Bilder auf den Sensor gebannt, die ich machen möchte, die mit meiner DSLR kein Problem wären).

    Und auch ein eigenes Studio mit Reflektoren, großen Blitzen etc. würde mir manche Fotos erleichtern; immer nur in fremden Studios zu „knipsen“, ist anstrengend.

  20. Hey,

    wunderbarer Artikel! All meine Gedanken zusammengefasst :D

    Als ich mir vor ca. anderthalb Jahren die 550D gekauft hatte ist für mich auch ein Traum in Erfüllung gegangen… Mit einer Knipsdigitalen konnte ich meine Ideen nicht umsetzen. Die 550D war zwar für mich schon richtig was teures, aber ich wollte eine Kamera die auch noch in 5 und auch noch in 10 Jahren richtig mithält, somit passt sie perfekt zu meinen Ansprüchen, ich bin eigentlich noch an keine Richtige Grenze gestoßen eher an meine eigenen (damals ;)), aber man lernt an der Kamera enorm viel.

    Letztendlich finde ich ist es nebensächlich mit welcher Kamera das Foto gemacht wurde, die Hauptaussage trifft der Fotograf mit der Idee und seiner Kreativität und der Erfahrung wie er die Idee umsetzen kann.

    Super auch das Zitat am Ende! Ich arbeite gerade an meiner Homepage und habe das Zitat (schon lange vor dem Lesen ;) ) dort eingefügt.

    Vielen Dank für all die tollen Artikel, sie sind wunderbar!

    pm

  21. Hallo ihr, ich habe mir alle Kommentare durchgelesen, danke dafür. Sowohl für die kritischen, als auch die zustimmenden und ergänzenden Worte. Die Kamera als solche ist das wichtigste Mittel, mit dem wir arbeiten – ohne sie geht eben gar nichts. Nicht nur auf die neuesten Gadgets zu starren, sondern auch das, was man fotografieren will im Auge behalten und dann die Kamera sich zu eigen machen, das möchte ich mit diesem Artikel unterstreichen.

    Dass kreatives Arbeiten mit unterschiedlichen Kameras unterschiedlich ausfällt ist klar, weil jede Kamera einen gewissen Rahmen vorgibt beziehungsweise Möglichkeiten ausschließt, wo eine andere Kamera diese eröffnet. Deswegen stimme ich hier denen zu, die hier die Thematik der alten analogen Kameras ins Spiel gebracht haben – guter und wichtiger Punkt. Auch die Frage nach Vollformat oder Cropsensor, alles berechtigte Positionen – die für mich aber trotzdem in der Fragestellung münden, wohin man denn eigentlich möchte. Natürlich weiss man das nicht immer, aber ich behaupte mal, dass mit der Zeit und der Erfahrung ein jeder seinen Schwerpunkt finden wird.

    Ein weiterer Punkt, den ich oben auch schon beschrieben habe, ist das Mantra des „brauchens“. Ob man eine Kamera „will“ oder tatsächlich braucht, das sind für mich zwei unterschiedliche paar Schuhe, die gern verwechselt werden – und dann bei vielen Einteigern als Enttäuschung enden, weil sie meinten, mit der Neuen sofort in die Profiliga (schreckliches Wort) aufzusteigen.

    Uns selbstverständlich ist jeder – wie oben beschrieben – frei, mit dem zu fotografieren, wozu er Lust drauf hat. Das möchte (und vor allem: kann) ich niemandem absprechen. Sich dabei einwenig zu reflektieren und sich zu fragen, was man eigentlich machen will, DAS halte ich jedoch für eine gute Eigenschaft. Insbesondere beim Kauf diverser Objektive & und anderem Zubehör, denn da kommt diese Fragestellung noch mehr zum Tragen – und wurde hier bisher noch nicht weiter erörtert.

  22. Ich habe mir vor zwei Wochen die neue Coolpix P7100 angeschafft (meine erste Kleine) und bin damit die letzten 4 Tage durch Berlin gelaufen. Ich war so glücklich, mich nicht mit der schweren Kamera abschleppen zu müssen…
    Manchmal ist es eben doch ganz schön, was Neues zu haben, aber dann, wenn es einen messbaren Nutzen erfüllt.
    Bei den beiden Spiegelreflex – ja, die habe ich schon ziemlich lange, aber irgendwie tun sie es immer noch. Sind einfach nicht kaputt zu kriegen. Eine neue ist deshalb noch lange nicht fällig.
    Henry

  23. Ich halte das für ein zweischneidiges Schwert. Ich stimme zu, wenn argumentiert wird, dass ein guter Fotograf auch mit einer schlechten Kamera gute Fotos macht. Allerdings sollte, um den Lernerfolg sicher zu stellen, auch die Kamera ein gewisses Maß an Qualität haben.
    Musikschülern beispielsweise wird immer nahe gelegt, nicht das allerbilligste Instrument zu kaufen, da sonst schnell der Spass am Spiel auf der Strecke bleibt. Wenn man das Spielen ersteinmal beherrscht, vermag man auch einem billigen (um nicht zu sagen: schlechten) Instrument schöne Töne zu entlocken.
    Ich glaube, da gibt es durchaus eine Analogie zu Kameras. Man will sich ausprobieren, experimentieren, erweitern. Wenn man dann schon auf die Grenzen der Technik stößt, landet die Kamera relativ schnell wieder in der Ecke.
    Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass die Entry-level DSLRs diese Anforderung durchaus gut erfüllen. Ich nenne selbst seit ca. 1 1/2 Jahren eine Einsteiger DSLR mein eigen. Und ich bin noch nicht herausgewachsen.

    Trotzdem, Martin, danke ich dir für diesen Beitrag. Gerade deshalb, weil ich selbst schwer mit dem GAS (Gear aquisition syndrome) kämpfe. Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist :)

    Gruß … Lars

  24. Die neuste Technik mit den aller aller neusten Funktionen. Höher , schneller , weiter, besser.
    Es sind sicher gute Werkzeuge aber braucht man wirklich immer jede der neuen Funktionen um jeden Preis?
    In den letzten Jahren werden die Produktzyklen immer kürzer und gleichzeitig findet man in Foren immer wieder Probleme die Besitzer der neuesten Technik haben. Oft wird dann mit Firmwareupdates nachgebessert. Das Produkt reift praktisch beim Kunden der damit leider zum Produkttester wird.
    Ein Blick in den Gebrauchtmarkt kann sich lohnen.
    Hier findet man dann sofort nach Erscheinen des neusten Models einer Kamera viele gebrauchte Vorgängermodelle (teilweise mit Restgarantie) zu einem guten Preis.
    Die Zuverlässigkeit des Werkzeuges sollte im Vordergrund stehen und natürlich der Spaß damit zu arbeiten. Es nützt die beste Technik nix, wenn es mich nervt damit zu arbeiten aus welchen Gründen auch immer.
    Der Artikel und die Kommentare beleuchten das Thema sehr gut.

  25. Ein Spitzenartikel, vielen Dank dafür! :-) Es wäre schön wenn man immer so straight wäre und nicht regelmäßig auf das beschriebene Mantra hereinfallen würde. Aber wie Lars sehr schön geschrieben hat: Es ist gut zu wissen daß man nicht allein ist! ;-)
    Macht weiter so, ihr öffnet uns immer wieder die Augen und zeigt andere Perspektiven auf, wie man die Dinge sehen kann!

  26. Jo… ich unterschreib alles… :-)

    Vor einer Woche hauchte meine 20D ihr Leben aus… Eine Reperatur wär zu teuer gekommen. Eine Neue?… ebenfalls.
    Und ich fand eine Gebrauchte 20D aus einer Sammlerauflösung , nur wenige Auslösungen für weniger, als die Reparatur kosten sollte.
    Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens eine Kamera wieder bekommen, die ich aus dem FF kenne und dann noch Geld gespart… Was will man mehr?

    :-)