17. August 2011 Lesezeit: ~3 Minuten

Geschichte der Fotografie: Das Sofortbild

„Macht Ihnen das Aufhören unmöglich. Plötzlich sehen Sie überall ein Bild … Und jetzt drücken Sie auf den roten Knopf. Rrrr … zack! Schon ist´s da! … Bald machen Sie Schnellfeueraufnahmen – alle ½ Sekunde ein Schuß!“
Werbung von Polaroid 1975

Ebenso wie man nach einem Labello oder einem Tempo fragt, anstatt nach einem Lippenbalsam und einem Taschentuch, spricht man auch vom Polaroid, statt vom Sofortbild. Das liegt vor allem an der großartigen Erfindung, mit der die Firma Polaroid jahrelang untrennbar verbunden war.

Mit ihr verkürzte sich die Zeit zwischen Aufnahme und fertigem Bild auf eine Minute. Diese schnelle Methode der Bildentwicklung machte vom Labor unabhängig und passte wunderbar in das Denken der damaligen westlichen Konsumgesellschaft: „Alles und zwar gleich!“


Cover des Life Magazins, 1972


Edwin H. Land gründete die Firma Polaroid 1948. Er wurde am 7. Mai 1909 in Connecticut geboren und studierte in Harvard. Er erforschte vor allem polarisiertes Licht und erfand die Flächenpolarisation, durch die das Sofortbild erst möglich wurde. Dass polarisiertes Licht zur Verwendung von Bildtrennung verwendet werden konnte, vermutete bereits 1891 John Anderton, scheiterte jedoch an dessen Erzeugung.

Die erste Polaroid-Land-Kamera wurde am 26. November 1948 verkauft. Die ersten Farbfilme gab es 1963. 1980 zog sich Edwin Land aus seiner Firma zurück, was vor allem am Scheitern der Entwicklung einer Sofortfilmkamera lag. Er starb am 1. März 1991. Mehr als 500 Patente gehen auf ihn zurück.

Wie er auf die Erfindung des Sofortbildes kam? Es gibt eine hübsche Anektode darüber, laut der seine dreijährige Tochter ihn auf einer Reise fragte, warum sie das Bild, das er von ihr gemacht hatte, nicht gleich zeigen konnte. Da seine Erklärungsversuche sie nicht zufriedenstellte, ging er ins Labor und erfand die Sofortbildkamera.


Oliviero Toscani, Andy Warhol with camera (1974) © Oliviero Toscani

Edwin Land war nicht nur ein großer Forscher und Geschäftsmann, sondern auch ein Liebhaber von Kunst. In den 50er Jahren begann er, Stipendien an junge Fotografen zu vergeben. Sie bekamen eine Kamera, einige Filme und sollten Polaroid die besten Bilder überlassen. Mit Hilfe der Ergebnisse wollte Land seine Filme verbessern und hatte gleichzeitig Bilder, mit denen er die hervorragende Qualität seiner Erfindung bezeugen konnte. Es entstand die Polaroid Collection mit circa 23.000 Fotografien von über 2.000 Fotografen.

Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie erlosch jedoch die große Beliebtheit des Sofortbildes nach und nach. 2008 gab Polaroid bekannt, die Produktion von Sofortfilmen einzustellen. Die große Polaroidsammlung wurde zum Teil bei Sotheby’s versteigert. Das Wiener Fotomuseum WestLicht erwarb 2011 ebenfalls einen Teil der Sammlung und plant mehrere Ausstellungen.


Helmut Newton, Untitled (1976) © Helmut Newton Estate

2010 gründete Florian Kaps eine kleine Firma namens Impossible und erwarb eine der letzten Sofortbildfabriken in Enschede (Niederlande). Dank ihr werden heute neue Filme produziert. Der Name Polaroid bleibt dabei jedoch erhalten. Ich habe zumindest noch niemanden sagen hören: „Ich hab heute ein Impossible gemacht.“


Literaturangaben:
• Barbara Hitchcock: The Polaroid Book. Selections from the Polaroid Collections of Photography.
• Koetzle, Hans-Michael: Photo-Icons. Die Geschichte hinter den Bildern. 1827 – 1926. Köln 2002.
• http://3dtv.at/Downloads/Diplomarbeit3DVideos.pdf (Stand: 26. Juli 2011)
• http://www.wasistwas.de/technik/beruehmte-personen/artikel/link//088a9290ab/article/edwin-herbert-land.html (Stand: 26. Juli 2011)

Ähnliche Artikel