31. Januar 2011 Lesezeit: ~3 Minuten

Perfektion ist langweilig

„Die Tatsache, dass eine technisch fehlerhafte Fotografie wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.“ (Andreas Feininger)

Ich hab mir bewusst dieses Zitat rausgesucht, um den Artikel damit zu beginnen. Dann wissen alle Leser direkt worum es mir geht. Ich will hier nicht über Andreas Feininger schreiben. Mir geht es um die Aussage des Zitats. Und eins vorweg: Ich stelle hier nur meine Meinung, bzw. meinen Geschmack dar.

Mich langweilt Perfektion!
Mich langweilen Menschen, die ein angeblich perfektes Leben leben. So mit schön scharfkantig geschnittenem Rasen. Menschen, die ihr Auto brav, samstags zur Waschanlage fahren. Menschen, die Laub vom Bürgersteig fegen, und die, die mit der Schneeschaufel auf selbigem stehen, noch bevor die erste Flocke den Boden erreicht hat. Ich rege mich nicht großartig über sie auf. Ich werde sie deswegen auch nicht belästigen. Aber sie langweilen mich.

Das oben stehende Zitat kann man spielend auf alle Bereiche des Lebens übertragen. Ebenso auf andere Formen der Kunst. Beispielsweise Musik. Mich langweilt perfekt produzierte Popmusik ohne jede Ecke und Kante. Seelenlose Musik.

Was das ganze mit Fotografie zu tun hat?
Mich langweilen perfekte Fotos. Ganz einfach. Fotos, die als gut beurteilt werden, weil sie perfekt belichtet, und perfekt scharf sind. Am Besten noch ganz brav die „Drittel-Regel“ einhalten, die ja an sich schon nur eine Faulenzer-Version des goldenen Schnitts ist.
Oder Fotos, die für mich keinerlei Aussage haben, außer dass der Fotograf seine Kamera bedienen kann. Mir persönlich wird es immer ein Rätsel bleiben, was einen antreibt einen Wassertropfen, der in eine Schüssel Wasser fällt, im perfekten Moment zu fotografieren.
Wie gesagt, das ist nur meine Meinung.


Approaching von derScheuch

Ich merke, je länger ich mich mit Fotos beschäftige, um so mehr bleibe ich bei den eben nicht so perfekten, bei den eher sonderbaren Fotos hängen. Fotos, die mich zum Nachdenken anregen. Oder die mir eine Geschichte erzählen. Fotos, die irgendeine bestimmte Stimmung rüberbringen. Fotos, die leben.

Fotos von Wassertropfen, oder perfekt belichtete Fotos von perfekt geschminkten Models, sagen mir gar nichts. Bitte nicht falsch verstehen: Ich respektiere die Leistung und die Arbeit der Fotografen, die dahinter steckt. Ich bin einfach nicht die Zielruppe.

Vielleicht passen diese nicht perfekten Fotos einfach besser zu mir, denn das Leben ist nicht perfekt, läuft nicht immer rund, und man lebt nicht immer so perfekt fokussiert. Manchmal verliert man den Fokus. Manchmal scheitert man. Natürlich sollte man immer versuchen, soweit es geht, mit Würde zu scheitern. Stil ist mit nichts zu ersetzen.

Das dann wieder auf die Fotografie übertragen, bedeutet für mich, dass man natürlich nicht loslaufen, und jedes x-beliebige Motiv irgendwie schnell ablichten kann. Das Zitat bezieht sich ja auch nur auf die technische Seite der Fotografie. Vom Motiv ist nicht die Rede. Das Motiv ist das, was zählt. So lange man sein Motiv nicht aus den Augen verliert, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Stil ist mit nichts zu ersetzen.

Walk on!


mallorca no. 8 – gold von edward olive edwardolive

47 Kommentare

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  1. Wohl wahr Holger,

    erst neulich habe ich nach einer Fototour bei der mir genau klar war, was ich technisch umsetzen will ein paar „Missgeschicke“ produziert die dem Gegenteil meiner Vorstellung entsprachen.
    Aber genau das waren die Bilder welche ich am Ende in Lightroom bearbeitet habe weil sich mich doch irgendwie sehr ansprachen.

    Gut Knipps,
    Dazbrot

  2. Dein Artikel ist perfekt geschrieben, aber nicht langweilig.

    In vielen Bereichen stimme ich Dir auch zu, nur nicht so absolut. Technisch perfekte Aufnahmen können auch faszinieren, müssen aber nicht nur wegen ihrer technischen Perfektion.

    Ich denke, dass die technische Perfektion und das Festhalten an (Fotografie-)Regeln für viele ein guter Anfang ist und eine grobe Anleitung zum dran festhalten bietet.

    Im Gegensatz geht technische Imperfektion schnell in den Bereich Kunst über und der ist ja schließlich eher Auslegungssache…

  3. Die Fotos, die Du als perfekte Fotos beschreibst, sind in Wirklichkeit nicht perfekt.

    Ich glaube der Begriff „perfekt“ ist einfach irreführend. Perfektion entsteht, wenn etwas vollkommen ist. Dabei entsteht Perfektion in der Fotografie nicht durch die Summe der „richtig“ gemachten einzelnen Bestandteile, sondern sie entsteht, wenn das Foto selbst mehr ist, als die Summe seiner Bestandteile.

    Und was die Bestandteile eines Fotos angeht, können auch die technisch einwandfrei sein, sie müssen es aber nicht um ein perfektes Bild zu ergeben. Gerade – und da gebe ich dir Recht – das von der Norm abweichende Detail eine kann ein Bild perfekt werden lassen. Andererseits kann aber auch ein Bild, bei dem alles richtig gemacht wurde, perfekt sein, wenn es das richtige Maß mehr ist als die Summe seiner Teile.

  4. Schöne und wahre Worte.
    Die Schönheit in der Kunst liegt im Auge des Betrachters. Ich probiere gerne das eine oder andere, aber am meisten freue ich mich über die Bilder, die einfach das gewisse etwas haben, egal ob nach allen Regeln der Kunst oder einfach ein Glücksgriff den ich nicht erklären kann.

    ‚Guten Start in die neue Woche:-)

  5. Mich langweilen Fotografen, die den Wortlaut „mich langweilt Perfektion“ benutzen, um ihre mangelhaften Fotografien zu rechtfertigen. Nicht unbedingt auf die Posts dieser Seite bezogen aber man sieht es nur allzu oft. ;)

      • Ich glaube nicht dass er dich angreifen, sondern nur auf einen Trend aufmerksam machen wollte. :)

        Stimmt schon was du schreibst. Aber Wenn ich ein Foto absichtlich nicht perfekt mache wie es die ‚Regeln‘ sagen, ist es ja dann für mich doch perfekt, wie ich es mag. Nur eben nicht dem Geschmack anderer entsprechend die auf korrekte Belichtung, etc Wert legend. Ich habe oft den Focus nicht da wo er nach Meinung von vielen hinsollte oder drehe Fotos wie ich es mag oder Belichte sie unter, usw… Ich mag es so. Ich finde einfach ‚perfekt‘ ist das falsche Wort. Du magst wohl nicht die Fotos, die viele Fotografen als ‚gut‘ bezeichnen (das werden auch immer weniger). Der Artikel hier zielt ja auch ganz stark darauf ab. Ihr wisst ja was eure Leser denken und das bringt dann ja gut Klicks und Co. ;)

  6. Ein Wassertropfen ist allerdings auch so eine Sache. Den perfekten Wassertropfen-Schuss gibt es wohl auch nicht. Alle sehen anders aus und sind alleine deswegen schon irgendwie fazinierend.

    Ich habe das auch mal versucht mit einem Gummi-Stern der in ein Weinglas fällt. Nicht perfekt. Nicht wirklich bearbeitet und man sieht die Blitzreflektionen links und rechts. Das Bild ist also bei weitem nicht perfekt. Ich mag es dennoch.

    http://www.flickr.com/photos/fdomig/5340181610/

    Ich kann dir auch sonst eigentlich nur zustimmen. „Perfekte“ Menschen oder Fotos sind langweilig.

  7. ich stimme Dir vollkommen zu,

    Wobei ich die Wassertropfenphotos oder ähnliches als Übung zur Beherrschung seiner Kameragut finde.

    Regeln sollte man kennen und beherrschen bevor man sie bricht, und genauso sollte man seine Kamera und Arbeitsgerät beherrschen um eine Unperfektion als gewolltes Mittel zum Zweck einzusetzen.

  8. „Stil ist mit nichts zu ersetzen“ – Dieser Schlusssatz hat sich in mein Gehirn eingebrannt :)

    Erst gestern hatte ich in meinem Kopf eine Diskussion über die Perfektion bezüglich Schönheit. Dazu muss ich sagen, dass das Wort ‚Perfektion‘ eigentlich total überflüssig ist, da es das Perfekte einfach nicht gibt. Annähernd perfekte Fotos werden schnell langweilig, da das gewisse Etwas fehlt. Eben ähnlich wie beim Menschen selbst: Was ist ein Charakter ohne Ecken und Kanten, um diesen abzuschließen? :)

    Danke für diesen Artikel, ich glaube ich werde noch einige Zeit über dieses Thema nachdenken :)

  9. Gibt es für das unperfekte Foto nicht eine App?

    Was treibt einen Fotografen an einen Wassertropfen zu fotografieren? Der Antrieb könnte z.B. Fotos für einen Artikel in einer Fotozeitung oder im Internet sein.

    Und was die Drittelregel betrifft. Sie bzw. das Ergebnis beienflusst unsere Wahrnehmung. Unterstützt sie die Bildaussage, so kann man die Regel begrüssen, Läuft sie ihr konträr, ist ihre Anwendung kontraproduktiv.
    Vergleichbar mit einer gut ausgewählten Musik, die eine Stimmung unterstützen kann.

    Gruß
    Michael

  10. Ich denke, schon die Definition von „perfekt“ ist sehr subjektiv. Für mich ist ein Foto „perfekt“, wenn mich das Motiv anspricht, mir die Bildaussage und vielleicht sogar noch die Bildbearbeitung gefällt. Welche technischen Qualitäten das Bild erfüllt (Belichtung, Schärfe, Schnitt etc.) ist dabei für mich eher zweitrangig.

  11. ein guter bericht, der mir aus der seele spricht. aus eigener erfahrung kann ich berichten, dass ich bis vor kurzem (und nach diesem bericht :-)) immer dem technisch perfekten foto hinterhergerannt bin. logischerweise immer gescheitert. postkartenmotive waren mein antrieb und jedes noch so kleine bildrauschen war der super-gau. nun versuche ich mich, mit neuer cam und innerer einstellung, wieder auf das wesentliche zu konzentrieren. dem bild. ich hoffe, es gelingt mir. meine nächste „dschungel-prüfung“ wird sein, ein portrait mit ISO 1600 in s/w zu machen…….

    gruss

    mycle

  12. Hmmm, ich finde Leute beeindruckend, die absichtlich „Fehler“ machen um so eine Aussage in ihr Bild zu bringen… Das heißt ihre Kamera so sehr beherrschen, dass sie eine Bildaussage über stilistische Mittel erreichen.

    Jemand, der jeden fehlerhaften Schnappschuss als neues „Kunstwerk“ feiert es aber einfach nur nicht besser kann finde ich langweilig. Dann habe ich lieber ein perfektes Tropfenfoto. Weil auch nicht jedes Bild eine Aussage haben muss. Manche haben einfach nur den Sinn schön auszusehen, das ist wie Pop-Musik. Es muss nicht immer Impro-Jazz sein.

    Ich finde man muss die Technik beherrschen, um vermeintliche Fehler als Stilmittel einsetzen zu können. Ansonsten ist es eben auch nur ein Fotograf von vielen, dem bei den tausenden von Schnappschüssen ein Bild gelingt, das gut aussieht…

    Und auch Stil kann sich erst entwickeln, wenn man weiß, was man tut. Und vor allem sollte man bereit seinen Stil infrage zu stellen bzw. weiterzuentwickeln. Nichts ist langweiliger als Stillstand…

  13. Ich hoffe das würden die Linsenhersteller auch endlich verstehen.
    Ich möchte Linsen mit Vignettierung, chromatischer Abberration und einem natürlichen Bildrauschen. Stattdessen wird dies schon in der Kamera herausgerechnet. Auch farbverfäschende Linsen und verzerrende Linsen sollten neben den „technisch perfekten“ Linsen doch im Angebot der Linsenschleifer sein!

  14. Hm, immer wieder faszinierend was diese Artikel mit den Themen: „Mach was dir gefällt“ – „Machs anders als die Regeln“ und ähnliches hier immer wieder bewirken.
    Scheinbar jeder ist immer begeistert und in voller Zustimmung. An sich ja eigentlich auch gut, aber da fragt man sich als schon, warum es diese Regeln dann überhaupt gibt, wenn doch scheinbar meint das anders („abnormal“) sowieso besser und faszinierender ist und sowieso.

    Zumindest regt es mal zum länger drüber nachdenken an, über die gängigen Gestaltungsregeln.

    • Ich glaueb erst die „Definition“ des normalen macht es ja möglich als „Fotografischer Rebell“ auf zutreten, und dadurch, dass sich viele nicht mit diesen fein, gestriegelten Bildern zufriedengeben, die aber auch auf jeden Fall ihren Reiz haben, so ist es für die doch das optimale als andersartig bezeichnet zu werden, sich gar selbst so zu bezeichnen. Man fällt ebena us dem Muster.

  15. Perfekt oder nicht Perfekt; Langweilig oder Spannend. Letztendlich sollte man das machen was einem Spaß macht. Es sei denn, man arbeitet z.B. als Fotograf für die Vogue. Da sollte man nicht sagen, ich will ein spannendes Motiv, deshalb habe ich das Model unscharf und mit dem Pickel auf der Stirn abgelichtet. :-) Aber solange man es als Hobby und zum Spaß macht, sollte man nur seinen eigenen Geschmack nachgehen. Ganz egal, wie es auf andere wirkt. :-)
    Rheinländische Grüße,

    Marcel

  16. Ich habe diesen Artikel mit großer Ausmerksammkeit gelesen. Ich möchte ihn nicht als „Freibrief“ für Fehlerhafte Fotos werten.
    Ich finde es wichtig sein Werkzeug, in diesem Fall die Kamera, perfekt zu beherschen. Und dieses am Besten in allen Situationen.
    Ich stimme zu das hier und da ein Foto mit technischen Mängeln, dennoch ein schönes Bild sein kann. Aber nicht im Grundsatz.
    Letztlich kommt es auch auf die Aufgabenstellung an, zu welchem Zweck setzte ich meine Kamera ein?
    Wenn ein Produktfotograf technisch fehlerhafte Bilder abliefert, wird man ihm seine Ergebnisse um die Ohren hauen. In einem Zeitgeist Magazin wird man sie vielleicht ganz toll finden.

    Eine Frage habe ich, woher stammt das Zitat von Andreas Feininger?

  17. Grundsätzlich stimme ich zu. Anderseits finde ich das die richtige Mischung den Reiz ausmacht.
    Fotos die Emotionen rüber bringen weil sich absichtlich aus der Reihe tanzen und zum Beispiel gezielt unscharf sind, sind nur so lange interessant wie sie eben aus der Reihe tanzen.
    Häufen sich solche Bilder werden sie ebenfalls schnell langweilig und keiner guckt mehr drauf.

    Gut gelungene Landschaftsfotos die einen trotz perfekter Belichtung und Aufteilung fesseln finde ich dennoch wesentlich schöner als absichtlich falsch fotografierte Fotos die nur Profis als schön empfinden weil sie den Grundregeln widersprechen.

    Es ist wie in der Kunst eine Betrachtungs,- und Geschmackssache ob solche Fotos als Kunst empfunden werden. Während Profis in solchen Bildern ein schönes Foto sehen das die Regeln der Fotografie absichtlich außer Kraft gesetzt wurden sehen Leihen einfach nur ein Verschwommenes Bild ohne Emotionen.

    Das im Artikel letze Bild zog mich persönlich einige Sekunden an, danach fand ich es nur langweilig.

  18. Dein Artikel ist alles andere als Langweilig, war sehr schön zu lesen.
    Ich bin der Meinung die „Perfekte“ Mischung aus beiden macht es aus, weil man sonst zu Einseitig wird.
    Die Vorgestellten Fotos finde ich sehr eindrucksvoll.

    LG
    Robert B.

  19. …ob der arme Herr Feininger wohl geahnt hat, wie häufig sein oft gelesenes Zitat in Foto-Foren als Entschuldigung und trotzige Rechtfertigung für missglückte und handwerklich defizitäre Fotos dienen würde…?
    Präzision, Akuratesse, Makellosigkeit? Sie haben sehr wohl ihren Reiz und ihre Berechtigung, wenn’s zum Sujet gehört und passt. Und längst nicht alles, was unscharf, verwackelt, fehlfarbig und schräg ist, ist auch wirklich gut.

    Aber „Stil ist durch nichts zu ersetzen“ unterschreib‘ ich jederzeit und fotografische Regeln funktionieren in der Regel, aber eben nicht immer – sie sind „ein guter Diener, aber ein schlechter Herr“.

  20. Klasse Holger, Du bringst es ebenso wie jüngst Martin mit seinem Artikel zur Bildkritik auf den Punkt! :-)

    Durch ein gerade an diesem Wochenende gemachtes Erlebnis in einem Studio-Workshop zum Thema LowKey kann ich es besonders gut nachempfinden: Ich hatte in einer mit dem Teleobjektiv aufgenommenen Serie unbewusst LensFlares in mehreren Portraitbildern erzeugt und war mit dem Ergebnis erst mal unzufrieden. Bis mich der Workshopleiter darauf aufmerksam machte, dass es gerade diese „Unzulänglichkeit“ sei die diese Bilder für ihn auszeichneten…

    Anders herum wiederum könnte man natürlich wieder dagegenhalten, dass es nicht sein kann das „Unperfekte“ (und wenn es das überhaupt gibt, was ist das überhaupt?) schön zu reden. Auch das beschreibst Du sehr schön… :-)

    Das bringt mich zu dem persönlichen Schluss: Wir alle würden sicherlich davon profitieren uns bewusst mehr damit auseinanderzusetzen OB, WANN und WARUM ein Bild „PERFEKT“ sein soll, oder eben auch mal (ganz bewusst) nicht…

    Viele Grüße
    Sascha

  21. „…schön scharfkantig geschnittenem Rasen. Menschen, die ihr Auto brav, samstags zur Waschanlage fahren. Menschen, die Laub vom Bürgersteig fegen, und die, die mit der Schneeschaufel auf selbigem stehen, noch bevor die erste Flocke den Boden erreicht hat“

    Ist das ein wirklich perfektes Leben oder eher spießig oder ist man da eher Opfer des eigenen Schubladen Denken?

    Zweifelslosohne ein Feiniger Zitat in dem sehr viel Wahrheit liegt.

    Für mich ist es allerdings auch schon zu einer Phrase mutiert.
    Zu oft hab ich es schon in Portfolios gesehen.
    Schnell bekommt es die Wirkung von:
    „Ich muß ja noch ein schlaues Foto Zitat in mein Portfolio schreiben. Welches nehm ich ? Ach ja , das vom Feiniger.“

    Oft erscheint es mir wie eine Art Rechtfertigung oder fotografisches Feigenblatt, daß man vor das handwerkliches Unvermögen hält.

    • Wenn du zitierst, dann solltest du alles zitieren.
      „Mich langweilen Menschen, die ein angeblich perfektes Leben leben“
      Damit erübrigt sich eigentlich deine Frage, ob das denn wirklich ein perfektes Leben wäre.

  22. Und wenn Du zietierst Holger, solltest Du die Quelle angeben, möglicht mit Titel und Seitenzahl, sonst wird das ganze unglaubwürdig und ist nicht überprüfbar.

    Ich habe z.B. folgendes Zitat vom gleichen Autor, also Herrn Andreas Feiniger aus dem Buch „Die Hohe Schule der Fotografie“, S.11 gefunden: „So werden beispielsweise in der Schwarzweißfotografie Rotfilter und extreme Weitwinkeobjektive besonders gerne ohne die geringste Rechtfertigung benutzt, um >>schwarzem Himmel<>interessante Verzeichnungen<< zu erzielen. In zahllosen Fotos sind Unschärfe und Körnigkeit keineswegs schöpferisch verwendet worden, um besondere Eigenschaften des Motives zu charakterisieren, sondern sind lediglich das Resultat schlechter Technik. Ich kenne sogar Fälle, in denen Fotografen in dem verzweifelten Versuch, originell um jeden Preis zu sein und neue Wirkungen zu schaffen, Aufnahmen durch das Wabengitter eines Belichtungsmessers gemacht haben. So etwas ist armselig." Zitat Ende. Ansonsten stimme ich Jonathan M., Paul, Yosh, Janus und Silvio Meinungen voll zu. Es wird leider zu oft als Deckmantel für die eigene Unfähigkeit missbraucht.

  23. Sehr schoener Beitrag! :) Ich denke genauso, denn egal wie sehr man es probiert entweder es ist seelenlos oder eben nicht perfekt.
    Ich bevorzuge das nicht perfekte, denn es zeigt das in jedem Kuenstler ein Mensch steckt, der auch mal Fehler macht.

  24. Hey,

    mich wundert immer wieder mit welchen Komplexen manche Leute durch das Leben laufen – „Perfekt“ – „nicht Perfekt“ … wer anfängt sich daran zu reiben was andere Leute meinen, „neidisch“ auf andere ist wenn deren „Werke“ als Perfekt gekennzeichnet werden, man selber aber meint man ist „perfekter“ und es dann so tarnt als sei man der Perfektion aber gar nicht verfallen – weil das ja anscheinend so uncool ist Perfekt zu sein (natürlich nur weil andere nicht finden das man so super kreativ & perfekt ist) ;).

    In der Bildlichen Darstellung liegt die Wertung immer im Auge des Betrachters, von daher sollte es völlig irrelevant sein was andere denken & schreiben, was andere für Werke bezahlen oder für Kunst halten – ich halte es für völlig unnötig sich darüber Gedanken zu machen.

    Im übrigen zeigt dieser Artikel aber auch das nicht perfekte Bilder langweilig sein können ;)

    Grüße aus Berlin
    Kai

  25. was für den betrachter perfekt erscheint ist für den fotografen meist unbeendet, sprich nicht perfekt. denn irgendwann muss mal schluss sein mit perspektive, lichtbastelei, postprocessing… und dann ist es „fertig“, das bild.

    übrigends, schöner artikel!

  26. durch die ‚Perfektion‘ der Fotografie, dem Wahn der neusten Technik, verliert das Foto seine ursprüngliche Aufgabe, einen Moment der Realität abzubilden. Immer mehr drängt sich das perfekte Bild, also das perfekte Zusammenspiel von der ‚besten‘ Linse mit der ‚besten‘ Kamera, in den Vordergrund und verliert dabei das, was eigentlich zählt, das eigentliche Motiv, das Foto aus den Augen. Die Kamera ist nicht mehr Mittel zum Zweck, sonder der Zweck selbst. Ich ertappe mich allzu oft selber dabei.

    Vielen Dank für den guten Beitrag, Holger!

  27. Du verwendest den Begriff „Perfektion“ einfach falsch. Denn jeder misst mit einem anderen Maß, legt wert auf andere Schwerpunkte usw. Was du meinst ist „der Norm entsprechend“, „das was die meisten machen/erwarten“.

    Der Point.

  28. „Lieber Daniel,

    Ich denke nicht, dass man ein allgemein bekanntes Zitat eines bekannten Fotografen mit Zitatangaben versehen muss, um glaubwürdig zu erscheinen.“

    Aber natürlich Holger,

    den ich würde es gerne selber nachlesen. ;-) Zitate werden sonst gerne aus dem Zusammenhang gerissen, und dann muss man sich fragen lassen ob die eigene Recherche sorgfältig genug gewesen ist, oder ob man das Buch überhaupt gelesen hat? Das lernt man an der Uni bereits im Grundstudium.

    Komischerweise taucht nämlich dieses Zitat ohne genaue Quellenangabe ziemlich oft im Internet auf, und wird sogar noch anderen Fotografen zugesprochen. Und da mein o.g. Zitat so ziemlich das Gegenteil von dem beeinhaltet was der Kern deines Zitates ist, kommen da schon Fragen auf, da es ja eigentlich vom selben Autor stammt? Doch lassen wir das, ich denke dir ist klar worauf ich hinausmöchte… (Ich bezweifle jetzt nicht das das Zitat tatsächlich von Feininger ist, es geht mir eher um die Methodik und Diskussionsstil.)

    „Das perfekte Bild“ gibt es sowieso nicht, da jeder etwas anderes unter „perfekt“ versteht. Über Kunst lässt sich übrigens vortrefflich streiten. Über Qualität nicht, die kann man definieren. Daher bezahlen Kunden gerne Qualität. Im Gegensatz dazu ist die Kunst oft eine brotlose, da Geschmackssache und nicht eindeutig definierbar.

    Und Qualität muss ja nicht zwangsläufig im Umkehrschluss bedeuten das es keine Kunst ist. Ich akzeptiere natürlich deine Meinung, nur sie so allgemeingültig dann auch noch auf sämtliche Lebensbereiche zu übertragen halte ich doch etwas vermessen. Denn gerade Fotografen die gute Qualität abliefern werden oft am besten bezahlt.

  29. „durch die ‘Perfektion’ der Fotografie, dem Wahn der neusten Technik, verliert das Foto seine ursprüngliche Aufgabe, einen Moment der Realität abzubilden.“

    Fabian,

    die Fotografie hat keineswegs die Aufgabe „einen Moment der Realität abzubilden“, sie ist subjektiv. Zur Lektüre möchte ich dir gerne diesen sehr guten (hier auf Kwerfeldein geposteten) Artikel empfehlen: http://kwerfeldein.de/index.php/2010/06/26/truegerisches-licht/
    und hier auch: http://www.tamoc.de/tamoc-fotografien.html

  30. Vielen Dank für diesen Beitrag. Das macht mir als jemandem, der gar nicht weiß, was ein goldener Schnitt ist, Mut weiterhin zu fotografieren, obwohl ich nicht die Zeit habe, viele technische Details zu lernen (und auch nicht das Geld für eine bessere Ausrüstung). Schön zu wissen dass es mehr Menschen gibt, die ein technisch nicht überragend gutes Foto trotzdem zu schätzen wissen, wenn es Emotionen oder Erinnerungen trägt oder Gedanken anregt. :)

  31. Moin,

    Ich hab ja das zweite Bild in diesem Artikel gemacht. Interessant finde ich die Emotionen, die das Wort „perfekt“ hier auslöst.
    Auch muss ich zugeben, dass mein Bild als Beispiel für ein „nichtperfektes“ Foto herhalten muss, macht nicht ganz glücklich ;) aber ich verstehe Holgers Intention dahinter.
    Meine Gedanken zum Thema hab ich mal hier zusammengeschrieben: http://derscheuch.wordpress.com/2011/01/31/was-heist-hier-nicht-perfekt/

    Ciao Oli

  32. So…

    Mir war ja bewusst, dass dieser Artikel Stoff für eine Diskussion bieten würde. Ist ja auch sehr gut so.
    Um nochmal deutlich zu machen, worum es mit ging, muss ich noch ein zwei Sätze loswerden, denn ich glaube, ich bin da vielleicht falsch verstanden worden, bzw. ich hab ein falsches Wort benutzt.

    „Perfekt“ oder „Perfektion“ kann in dem Zusammenhang falsch verstanden werden. Ich möchte weder das Foto von derScheuch damit in ein schlechtes Licht rücken, noch möchte ich das als Freibrief für schlechte Fotos sehen.

    Ich will damit nur meinen Geschmack ausdrücken.
    Ich mag halt Bilder die ein bißchen schmutzige, erdig wirken. Mit Körnung. Bilder, die Emotionen, wie Melancholie in mir auslösen. Bilder die nicht so clean daher kommen. Ich mag Jazz, Blues und Country Musik. Ich mag staubige Straßen.

    So gesehen sind dann die Bilder die mir gefallen, für mich perfekt, weil oder obwohl sie, technisch gesehen, vielleicht Mängel aufweisen.

    Alles wird gut!
    Danke für die Diskussion.

  33. Blogartikel dazu: Das Geheimnis der großen Fotografen | digitale fotoschule