22. Oktober 2023 Lesezeit: ~5 Minuten

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Auf die Frage, ob die sozialen Medien Fluch oder Segen sind, würde ich in der aktuellen Zeit doch eher mit Fluch antworten. Wie viele Bilder in den letzten Tagen auf Plattformen wie X ungefiltert und ohne Prüfung geteilt werden, ist unfassbar. In Deutschland auf dem Sofa sitzend, glauben einige Menschen tatsächlich, die schwierige Lage in Israel und Gaza besser einordnen zu können, als Journalist*innen vor Ort, die sich seit Jahren mit Kriegsberichterstattung und Fake News beschäftigen.

Bevor Medienhäuser Bilder und Artikel herausgeben, werden diese eingehend besprochen und untersucht. Es werden verschiedene Perspektiven eingeholt, zum Teil nach weiteren Bildern derselben Situation gesucht. Es ist viel Arbeit. Es ist unglaublich zeitintensiv. In den sozialen Medien hingegen werden Bilder binnen Bruchteilen von Sekunden tausendfach geteilt. Ohne Überprüfung. Bitte denkt daran, wenn Ihr durch Instagram scrollt.

In Anbetracht dieser Problematik möchte ich Euch heute besonders das dpa-factchecking empfehlen. Die Seite klärt täglich über Falschmeldungen zu verschiedensten Themen auf, die gerade im Umlauf sind. Kennt Ihr noch mehr solcher Seiten? Teilt sie gern mit mir!

Soziale Medien: Fluch oder Segen?

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In der letzten Umfrage wollte ich von Euch wissen, ob Ihr manchmal daran zweifelt, genug Ahnung von Eurer Arbeit zu haben.

Erkennt Ihr Euch in der Beschreibung des Hochstapler-Syndroms wieder?

 

Linktipps

• Fotos könnt Ihr mit dem Werkzeug Hive auf Echtheit überprüfen. Es gibt Euch auch einen Hinweis, ob ein Bild komplett KI-generiert ist oder „nur“ manipuliert wurde. → ansehen

• Solche Werkzeuge funktionieren leider nicht immer akkurat: Echte Fotos aus Israel wurden von einigen Onlinewerkzeugen als gefälscht eingeschätzt. → ansehen

• Konkurrieren gegen KI-Bilder? Die DGPh fordert klare Regeln zum Thema in Fotowettbewerben. → ansehen

• Ein Fotomagazin, das den Spagat zwischen KI und Foto gut geschafft hat, ist das Fotoforum. Sie haben neben ihrem Fotoforum Award einen getrennten KI-Award ins Leben gerufen. Die Ergebnisse sind hier zu sehen. Ich durfte Teil der Jury und Preisverleihung sein. → ansehen

• Die prämierten Bilder des Wettbewebs „Ocean Photographer of the Year 2023“ sind ebenfalls sehenswert. → ansehen

• Ein Problem, das bisher kaum besprochen wird: Die Rechenzentren, in denen KI-Chatbots wie ChatGPT von OpenAI betrieben werden, verbrauchen astronomische Mengen Strom und Wasser. Bald so viel wie ganze Länder im Jahr an Strom verbrauchen. → ansehen

• Wer bestimmt, was schön ist? Das Spiel mit Rollen und Normen ist der Mode nicht fremd. Eine Ausstellung in Hamburg spürt dem im Werk von Cindy Sherman nach. Ein Beitrag der taz. → ansehen

• Ivo von Renner im Interview mit der BFF Akademie: Von Marken, Musen und dem Weg zu sich selbst. → ansehen

• Quil Lemons erforscht in seiner neuen Serie „Quiladelphia“ schwarze, männliche Queerness. (nsfw) → ansehen

• Zum Schluss noch ein Link in eigener Sache: Ich durfte für laif Sophie Kirchner interviewen. Die freie Fotografin aus Berlin portraitiert für diverse Magazine Politiker*innen und bekannte Persönlichkeiten. In ihren freien Arbeiten setzt sie sich hingegen mit der DDR-Vergangenheit auseinander. → ansehen

 

Buchempfehlungen

„Die Welt der Neuen Bilder: Dokumentarische Fotografie und KI“ : Bernd Arnold ist überzeugt, dass wir eine neue Welt betreten werden, wenn authentische Fotos und KI-generierte Fotografie-Imitationen bei der Bildung unseres Welt- und Geschichtsbildes miteinander konkurrieren. In drei Essays analysiert er die Technik- und Wahrnehmungsgeschichte der Fotografie, erklärt das Neue und Innovative der KI und befasst sich mit der zukünftigen Rolle der dokumentarischen Fotografie und ihren Produzent*innen.

„Expo 2000 – 20 Years Later“ : Piet Niemann hat zwanzig Jahre nach der EXPO 2000 in Hannover eine umfassende fotografische Bestandsaufnahme des EXPO-Geländes vorgenommen. Nachhaltigkeit und die erfolgreiche Entwicklung des Ausstellungsgeländes in eine „Stadt der Zukunft“ werden, ähnlich wie bei Olympia, häufig von der Politik versprochen. Doch ist dem auch so?

 

Ausstellungen

Die Stadt ist anderswo. Revision eines Traums
Zeit: 27. Oktober 2023 – 21. April 2024
Ort: Stiftung Situation Kunst, Nevelstr. 29c / Park Haus Weitmar, 44795 Bochum

Kathrin Linkersdorff Works
Zeit: 27. Oktober 2023 – 21. Januar 2024
Ort: PHOXXI / Deichtorhallen, Deichtorstr. 1, 20095 Hamburg

Die neue Generation kubanischer Fotografen/innen
Zeit: 23. Oktober 2023 – 3. Januar 2024
Ort: Kunsträume der Michael Horbach Stiftung, Wormser Str. 23, 50677 Köln

Kafka: 1924
Zeit: 26. Oktober 2023 – 11. Februar 2024
Ort: Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60, 81675 München

 

Drüben auf Instagram

@erickogan – Eric Kogan sieht im Alltäglichen immer wieder absurde Momente und lustige Zufälle.

 

Podcasttipp

Die Welt durch Fotografie verstehen

Für Olaf Heine ist Fotografie eine Art, die Welt zu begreifen und zu verstehen – dieser Aspekt taucht immer wieder in diesem Gespräch zwischen dem Fotografen und Sven Jürgensmeier von „Ohne den Hype“ auf.

 

Videos

Der Film von Luzia Schmid portraitiert die drei Journalistinnen Lee Miller, Martha Gellhorn sowie Margaret Bourke-White und ihren Blick auf den zweiten Weltkrieg.

 

Roger Melis ist einer der Großen des ostdeutschen Fotorealismus. Stets war er mit nüchternem Blick auf der Suche nach dem, was „wahr“ war. Er mochte nicht, wenn der Fotograf im Vordergrund stand, nie wollte er sich als Künstler exponieren.

 

Das Titelbild stammt von Taylor Burnfield. Vielen Dank dafür!

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