30. Juli 2023 Lesezeit: ~6 Minuten

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Mein Bruder hat mir aus dem Irland-Urlaub Fotos von Bücherregalen geschickt. Verbunden mit der Frage: „Gibt’s ein tolles Fotografiebuch, Das du noch brauchen könntest?“ Ja, ich weiß, ich habe den besten Bruder der Welt. Aber ich möchte hier gar nicht angeben, sondern mich beschweren.

Warum gibt es in deutschen Buchhandlungen keine solche Auswahl an Bildbänden und Fotobüchern? Selbst in großen Buchhandlungen mit mehreren Stockwerken findet sich maximal eine kleine Ecke mit Reisebildbänden. In meiner kleinen Lieblingsbuchhandlung in Bonn hat man mich auf die Frage, wo denn die Fotokunst steht, nur verständnislos angesehen.

Dann aber sehr nett erklärt, man könnte jedes Buch bestellen. Das tue ich also jetzt tatsächlich oft. Klar, es gibt auch viele Museumsshops und gerade in Köln und Berlin ganz tolle Kunstbuchhandlungen. Aber ich würde mich so über Bildbände in ganz normalen Buchläden freuen. Ihr auch?

Brauchen wir Fotokunst in Buchhandlungen?

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Sollte gerade eine Person mitlesen, die eine Buchhandlung betreibt: Bietet doch in einem Testlauf mal dokumentarische Fotografie an. In der letzten Umfrage habe ich nämlich in der Umfrage kontextlos zwei Begriffe zur Auswahl gegeben: inszeniert oder dokumentarisch. Dokumentarisch hat mit 82 % haushoch gewonnen.

 

Linktipps

• Die Remini-App generiert per Klick Bewerbungsfotos auf Basis alter Smartphone-Bilder. Der Hype um die Anwendung löst jedoch auch Kritik aus. Ein Selbsttest. → ansehen

• Wenn Ihr den neuen Film „Oppenheimer“ von Christopher Nolan gesehen habt, sind Euch sehr wahrscheinlich auch die besonderen Farben bzw. das starke Schwarzweißbild aufgefallen. Dahinter steckt ein 65-mm-Großformatfilm von Kodak. Mehr zur Technik findet Ihr hier. → ansehen

• Anna Atkins gilt als die erste Frau, die ein fotografisches Verfahren wissenschaftlich nutzte. Der Verlag Taschen würdigt diese Leistung mit einer prächtigen, zweieinhalb Kilogramm schweren Gesamtausgabe. Eine Rezension von Damian Zimmermann. → ansehen

• Das Kaltblut Magazin hat ein Interview mit Aline Pape über ihr Projekt „Modern Gender“ geführt. Sie portraitiert darin Männer, die das erste Mal weiblich konnotierte Kleidung und Make-up tragen. → ansehen

• Stefan Thull sammelt historische Fotos von Krawatten und hat seinen Bestand nun der Kunstbibliothek Berlin geschenkt. Ein Gespräch über den Zauber eines nutzlosen Kleidungsstücks und seine Bedeutung in der Kunstgeschichte. → ansehen

• Reiner Pfisterer zeigt im Kaput Magazin seine Aufnahmen vom Auftritt von Grace Jones bei den Jazz Open Stuttgart. → ansehen

• Ein Bauwagen als temporärer Ausstellungsort zeigt Schwarzweißbilder des 1992 verstorbenen Franz Kräft. → ansehen

• Das ZDF hat mit „Die Bilderkriegerin“ einen Film über die in Afghanistan erschossene Fotojournalistin Anja Niedringhaus veröffentlicht. Eine Rezension der FAZ meint: Leider ist der Film so unterkomplex, dass es einen schmerzt. → ansehen

• Wenn Ihr Euch trotz der schlechten Kritik einen eigenen Eindruck machen wollt, ist der Film in der ZDF Mediathek zu sehen. → ansehen

 

Buchempfehlungen

„Ein Jahr entlang der Ufer“ : Beim Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 verloren über 180 Personen ihr Leben; für viele Menschen änderte diese Nacht alles. Am Tag nach der Katastrophe machten sich die Mitglieder des DOCKS Kollektivs auf die Reise ins Ahrtal, um die Lage vor Ort zu fotografieren und mit Betroffenen zu sprechen. Die Arbeit als Kollektiv ermöglichte es den fünf Fotograf*innen, an mehreren Orten gleichzeitig zu arbeiten. Zwei Wochen lang fotografierten sie, dokumentierten die Erzählungen der Menschen, die unfassbare Zerstörung und die große Solidarität der Helfenden. Als das mediale Interesse wieder abnahm, beschloss das Kollektiv, die Region, die zahlreichen Helfenden, Feuerwehrleute und Betroffenen weiterhin zu besuchen. Ein Jahr lang wurden die Mitglieder Zeug*innen von Verlust und immenser Trauer, aber auch von beeindruckender Solidarität, Hilfsbereitschaft und Ausdauer.

„New York Street Diaries“ : Für alle Fans von Coffee-Table-Büchern über New York und Schwarzweißfotografie hat der Verlag teNeues die Bilder von Phil Penman veröffentlicht. Er zeigt in diesem Band die Großstadt an der Ostküste der USA von einer Seite, die nur selten zu sehen ist, nämlich ruhig und beschaulich. Die Bilder entstanden teils während des großen Schneesturms und teils während des Lockdowns. Damit sind sie Zeitzeugen der Pandemiebeschränkungen, die unsere bis dato bekannte Welt völlig auf den Kopf stellte.

 

Ausstellungen

PaintingPhotography
Zeit: 28. Juli – 3. Dezember 2023
Ort: H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Beim Glaspalast 1, 86153 Augsburg

Die letz­te Gren­ze des Kal­ten Krie­ges
Zeit: 28. Juli 2023 – 31. März 2024
Ort: AlliiertenMuseum, Clayallee 135, 14195 Berlin

Jacolby Satterwhite – We Are In Hell When We Hurt Each Other
Zeit: 28. Juli – 20. August 2023
Ort: Halle für aktuelle Kunst / Deichtorhallen, Deichtorstr. 1–2, 20095 Hamburg

 

Drüben auf Instagram

@uwmahler – Ute und Werner Mahler sind auf Instagram und ich weiß nicht, warum ich das erst jetzt entdeckt habe. Aber die nur 5.000 Follower*innen zeigen, dass Ihr das auch noch nicht wisst. Also los, folgt schnell zwei der wohl herausragendsten deutschen Fotograf*innen.

 

Podcasttipp

Christoph Bangert on his journey from war photography to…

Der Podcast „Visual Minds“ geht in die dritte Staffel. Dieses Mal spricht unser Kollege Sebastian H. Schroeder mit Christoph Bangert. Der Fotograf studierte Fotojournalismus und Dokumentarfotografie am International Center of Photography in New York. Im Auftrag der New York Times dokumentierte er die Kriege in Afghanistan und im Irak von 2005 bis 2013. Er ist Autor mehrerer Bücher und Gründer der Fotobus Society, eines der weltweit größten gemeinnützigen Fotografieprojekte für Student*innen.

 

Videos

Zum ersten Mal gewährt der international berühmte amerikanische Fotograf Steve McCurry intime Einblicke in seine Arbeit und sein Leben. Der Filmemacher Denis Delestrac begleitet ihn auf Reisen in seine Vergangenheit.

 

Während der Wald in der Gironde brennt, genießen die Feriengäste den Sand, die Sonne und das Meer. Führt uns dieses Foto aus dem Juli 2022 unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Klimawandel vor Augen?

 

Das Titelbild stammt von Beyza Yurtkuran und wurde mit Adobe Firefly erweitert.

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