In den ersten Anfängen der Pandemie im Jahr 2020, die wir beide noch in London erlebten, begannen wir damit, unsere Umgebung fotografisch festzuhalten und mit den internen Prozessen, die wir in jener Zeit in uns selbst und in anderen beobachteten, in Bezug zu setzen.
Parallel zu unseren fotografischen Tagebüchern begannen wir während des ersten Lockdowns auch einen Bildaustausch auf der Plattform stayathome.photography, die von Yana Wernicke und Jonas Feige ins Leben gerufen wurde.
Im Zuge dieser Konversation entwickelte sich zwischen uns eine ganz eigene visuelle Sprache und wir erkannten auch in unseren fotografischen Tagebüchern verschiedenste Parallelen, was schließlich den Anstoß für unser gemeinsames Buchprojekt Augury, in Kollaboration mit Antics Publications, lieferte.
Schon seit der Antike gelten geflügelte Wesen als symbolische Manifestation der Seele und werden oft mit dem Spirituellen und dem Übernatürlichen in Verbindung gebracht. Innerhalb der sogenannten Auspizien interpretierten die Auguren im alten Rom vor allem das Verhalten der Vögel, um den Willen der Götter vorauszusagen und deren Zustimmung vor bedeutsamen Entscheidungen einzuholen. Auch innerhalb unseres Buches, dessen Titel sich daraus ableitet, haben sich die Vögel (oder deren Abwesenheit) als zentrales Symbol herauskristallisiert.
Unsere Bildzeichen traten ganz automatisch miteinander in Verbindung und verwoben sich zu völlig neuen Narrativen, die sich immer wieder um dieselben großen Themen drehten: Die plötzliche Umkehr von Innen und Außen, die Bedeutung von Begriffen wie Heimat und Zugehörigkeit und die Frage nach dem Platz des Menschen innerhalb der Natur (und umgekehrt).
Besonders das illusionistische Symbol von Vogel und Käfig, wie man es vom Thaumatrop, der „Wunderscheibe“, kennt, zeichnete sich im Anbetracht dieser Themen immer deutlicher ab. Und wie Zugvögel zog es uns während dieser Krisenzeit über das Meer, zurück in die Heimat und in die Natur – Teri nach Prag und in das Jeseníky-Gebirge (später auch kurzzeitig in die Alpen), Elena zurück in das Fichtelgebirge.
Wie auch beim Thaumatrop, so wachsen unsere Bildwelten, die geografisch eigentlich weit voneinander entfernt liegen, zu einem einzigen allegorischen Ort zusammen – so wie auch unsere Realität zu jener Zeit, als die Tage, Wochen und Monate, die Tage und Nächte, zu einer einzigen, scheinbar untrennbaren zeitlichen Einheit verschmolzen.
Jener Ort, der durch diesen Austausch entstanden ist, kann nun durch die Seiten betreten werden. Das Buch hat keinen Anfang und kein Ende: Durch die spezielle Rücken-an-Rücken-Bindung kann es von beiden Seiten gleichermaßen geöffnet werden und reflektiert einen Spaziergang in vertrautem und zugleich fremdem Territorium, zu dem wir die Betrachter*innen einladen möchten. Denn letzten Endes sind der Vogel und der Käfig nur zwei Kehrseiten derselben Medaille.
Informationen zum Buch
„AUGURY“ von Teri Varhol und Elena Helfrecht
Auflage: 200 Exemplare
Einband: Softcover, Dos-à-dos Bindung, Foliengeprägter Einband
Seiten: 120 Seiten (60 pro Buchhälfte)
Maße: 160 x 235 mm
Verlag: Antics Publications
Preis: 55 €
Vorverkauf beinhaltet: Motivschuber aus Recyclingpapier
Versand innerhalb der USA
Sammleredition mit zwei Drucken in Clamshell-Box (Auflage von 20 Exemplaren)