29. Juni 2019

Experiment: Das doppelte Lottchen

Im vergangenen Jahr schrieb ich von meiner Suche nach Kreativität, dem Gefühl des Stehenbleibens und damit verbundener Ängste. Auch wenn es bereits viele Monate zurückliegt, fühlt es sich an, als wären all diese Gedanken erst gestern noch in meinem Kopf umhergegeistert. Ich bin diesen Gefühlen, besonders der Angst, anderen nicht gerecht zu werden, noch immer so nah und es ist, als müsste ich sie abermals verbannen.

Doch dadurch, dass ich mich selbst wiederholt reflektiere und anderen gegenüber immer offener meine Wünsche kommuniziere, habe ich mir eine Tür öffnen können, deren Schlüssel ich jederzeit bei mir trug – ich war nur zu, unsicher ihn zu benutzen.

Und so kam es, dass ich zunächst mittels Selbstportraits neue Techniken ausprobierte, kurz darauf meine Mutter bat, Modell für eine solche Technik zu stehen und anschließend erste Modelle fand, die ebenfalls an meinen Ideen interessiert waren.

Besonders viel Freude bereitete es mir in diesem Kontext, mit vertrauten oder ähnlich schöpferischen Menschen zu arbeiten. Seither habe ich etliche Dinge ausprobiert und mit großer Begeisterung festgestellt, wie schön es sein kann, Neues zu versuchen und Unerwartetes zu schaffen.

Doch genug der langen Vorgeschichte! Ich möchte Euch zeigen, wie ich eine Person öfter in einem Bild erscheinen lasse. Inspiriert wurde ich einerseits durch Arthur Tress, der sich fotografisch mit den Albträumen von Kindern auseinandersetzte, und andererseits durch das sonderbare Fehlen meiner nie geborenen Zwillingsschwester.

Zwei Frauen vor einem Fenster

Drillinge auf einem Feld

Frau mit vielen Händen um einen Baum

Viele Beine ragen aus Bilderrahmen am Rand eines Feldwegs.

Zwillinge im Wald

Sechslinge frontal auf einem Feld

Zwillinge einander zugewandt auf einem Feld

Fünflinge stehen frontal auf einem Feld

Zur Bearbeitung solcher digitalen Fotografien nutze ich nur wenige Werkzeuge in Photoshop. Um die Vorgehensweise möglichst simpel und nachvollziehbar darzustellen, beschreibe ich Euch die einzelnen Schritte meiner Bearbeitung.

Wähle zuerst zwei unterschiedliche Fotos, die aus der gleichen Perspektive (zum Beispiel mittels Stativ) und mit den gleichen Einstellungen (Fokus, ISO, Blende, Belichtungszeit etc.) aufgenommen wurden. Am einfachsten ist es, wenn sich die zu vervielfältigenden Objekte nicht überschneiden.

Öffne dann die Fotos und füge das zweite Bild als Ebene in das erste Bild ein. Die Kurzbefehle dafür sind Strg+A (alles auswählen), Strg+C (Auswahl kopieren), wechsle von Bild zwei zu Bild eins, Strg+V (kopierte Auswahl einfügen). Füge der gerade erstellten Ebene eine Ebenenmaske hinzu.

Ich nutze dann das Verlaufswerkzeug, um einen Schwarzweißverlauf innerhalb der erstellten Ebenenmaske anzulegen. Die Fläche, die Du erhalten möchtest, sollte im weißen Bereich des Verlaufs liegen. Eventuell sind noch ein paar Kleinigkeiten wie zum Beispiel Schatten auszubessern. Fertig!

Screenshot

Screenshot

Sollten sich die Objekte jedoch überschneiden, ist etwas mehr Geduld gefragt. In diesem Fall könnt Ihr ebenfalls mit einer Ebenenmaske arbeiten. Bei klaren Abgrenzungen empfehle ich das magnetische Lassowerkzeug und das Pinselwerkzeug mit verschiedenen Härtegraden.

Mir hilft es auch, ab einem bestimmten Punkt die Ebenen zusammenzufügen („Sichtbare auf eine Ebene reduzieren“) und dann mit dem Kopierstempel und dem Bereichsreparatur-Pinsel den Feinschliff vorzunehmen.

Ich bin sehr gespannt auf eure Ergebnisse. Teilt diese gerne in den Kommentaren!

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