05. November 2016

Ein Tag, eine Filmrolle

Seit Beginn des Jahres lebe ich nun in Thailand. Das Leben und die Umstände sind häufig so unterschiedlich, dass man es mit Worten kaum beschreiben kann. Daher versuche ich seither, dieses Leben mit Bildern festzuhalten. Vielleicht aber auch, weil ich einfach schlecht mit Worten und mich lieber und besser mit visuellen Stilmitteln ausdrücken kann.

Wenn etwas Spannendes passiert oder ich auf Reisen bin, ist natürlich immer meine Kamera dabei. Doch anstelle der berühmten Tempel oder Sehenswürdigkeiten, die man auch googlen kann, sind es viel mehr Situationen des Alltags, Begegnungen auf einer Reise und inspirierende Momente, die mich faszinieren. „Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen“, meinte einst Pearl S. Buck – und ich finde, sie hat absolut Recht damit.

Irgendwann habe ich begonnen, mir daraus eine Aufgabe zu machen. Zum einen, damit ich genau diese alltäglichen Momente festhalte, um mich später besser an sie erinnern zu können. Und zum anderen, damit ich bewusster fotografiere. Eine Herausforderung sozusagen, um wieder öfter die Kamera in die Hand zu nehmen. Ein Tag, eine Filmrolle. Momente, aufgenommen über den Tag verteilt.

Das Tolle ist, dass sich automatisch eine Geschichte ergibt und festhält, woraus unser Leben eigentlich hauptsächlich besteht: Nämlich dem, das Tag für Tag stattfindet. Die folgende Fotostrecke zeigt so einen Tag. Einen für mich momentan typischen Tag in Bangkok, an dem ich zur Uni gehe und mich danach mit Freunden treffe:

Füße auf einer Badematte

Medizin auf einem Löffel

Eine Hand hält einen Schminkspiegel

Eine Dusche, ein kurzes Frühstück, ein wenig Make-Up und los. Du bist spät dran.

Selbstportrait in einem Verkehrsspiegel

Selbstportrait im Verkehrsspiegel

Auf dem Weg zur Universität, in Uniform natürlich.

Bushaltestelle

Die Orte, die mir auf dem Weg dorthin begegnen. Die Bushaltestelle, die Metrostation und das Motorradtaxi.

Menschen in einer U-Bahnstation

Rolltreppe

Foto in den Rückspiegel

Straße mit Autos

Klasse mit Tischen

Tafel in einer Klasse

Anwesenheitscheck nach der Vorlesung. Danach Mittagspause.

Portrait im Spiegel

Becher mit Getränk

Mädchen vor einem Spiegel

Ein Mann auf der Straße

Mann auf der Straße

Hund

Straßenszene

Frau an einem Essenstand

Mann mit Tüte in der Hand

Häuser mit Baugerüst

Lichreflexe an einer Hauswand

Katze

Nachmittag mit Freunden.

Mann auf einem Balkon

Zwei Füße vor einem Geländer

Ausblick

Ausblick auf eine Stadt

Sonnenuntergang mit den Jungs.

Karten an einer Wand

Ich werde diese Stadt vermissen, irgendwann, wenn ich zurückgehe.

Diese Fotostrecke soll anregen, macht mit! Gern möchten wir Eure Momente sehen, die Ihr über einen Tag verteilt auf eine Filmrolle brennt. 36 Auslösungen, um 24 Stunden festzuhalten. Das ist manchmal gar nicht so einfach, da man morgens natürlich nicht weiß, was einen abends erwarten wird. „Kann ich das noch fotografieren? Oder brauche ich den Platz auf der Rolle später für etwas anderes?“ Typische Sätze, die einem dann in den Kopf schießen. Eine Herausforderung, wie gesagt, aber es lohnt sich!

Schickt uns Eure Bildstrecken, die schönsten werden wir hier auf kwerfeldein veröffentlichen.

8 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Das ist eine schöne Idee, so etwas einmalig oder ab und an zu machen. Ehrlich gesagt müsste ich an meinem Heimatort im Alltag schon sehr viel Disziplin aufbringen, ein Foto pro Tag zu machen. Ich mag die Geschichte und die Farben. Finde es natürlich besonders spannend, weil ich Thailand nicht kenne. Schön finde ich, dass die analoge Fotografie auf Kwerfeldein so viel Platz einnimmt, wenn ich das richtig beobachte. Das kommt mir sehr entgegen.

  2. dokumentarphotographie in des wortes unmittelbarer bedeutung.
    lebensweltliches:
    es ist die kleine welt, in der die große ihre probe hält.
    mir gefällt die offensichtliche (und/oder gestylte?) spontaneität.
    ob digi oder ana, egal. same results.
    servus,
    werner aus der hochsteiermark

  3. Wären das Fotos einer Digitalkamera, würde ich schreiben: „falsche White Balance“.

    Da es Film ist: was ist das für ein Film? Warum haben die Bilder so einen Cyan-Farbstich? Ist das gewollt?

    Wenn es auf die Farben nicht ankommt und dieser Monochrom-Eindruck gewollt ist: warum machst du sie dann nicht gleich schwarz-weiß?

    Die Idee, einfach alles, was einem vor die Linse kommt, festzuhalten, finde ich nicht schlecht. Manchmal, wenn ich keine Ideen habe, mache ich das auch, und es kommen zuweilen überraschende Fotos dabei heraus.

    • Auf deinem Flickr-Account sind die Fotos nicht so cyanstichig, sehe ich gerade.
      Und die gefallen mir deutlich besser.
      Wie gesagt, mir erschließt sich nicht, warum alle weißen Wände und weißen Hemden und die weiße Katze und der Straßenbelag türkis sein sollen.

      • Hallo Jürgen,
        ich habe die Bildstrecke mit einer Nikon FA und (soweit ich mich erinnern kann) einem ganz einfachen 35mm-er Kodak Color Film gemacht. Die Bilder hier sind, bis auf wenige welche etwas gecropped wurden, komplett unbearbeitet. Ich stimme dir zu, dass der Cyan-Stich sehr stark ist, zudem auch die Antwort, nein, das ist so nicht gewollt. Ich vermute, dass dies eher an dem Scanner meines Entwicklers lag als an dem Film, da ich aber zu der Zeit kannte ich die Entwickler hier in Bangkok noch nicht, und hab mich erstmal „durchprobiert“. Das gleiche gilt für die Filme, daher kann ich dir die Frage nicht besser beantworten.
        Die analoge Fotografie hat für mich etwas sehr reines, möchte ich hier grundsätzlich eher weniger oder besser, wie hier, gar nicht bearbeiten. Bei der digitalen Fotografie habe ich dazu eine etwas andere Einstellung, da sehe ich die Kamera und die Postproduction viel mehr als Tool an, dementsprechend erlaube ich es mir da auch die Bilder zu bearbeiten. Auf meinem Flickr Account sind momentan vorwiegend digital aufgenommene und bearbeitete Bilder zu finden, dementsprechend ist auch da der Stil anders.

        Viele Grüße aus Bangkok!

  4. hallo!
    wenn die bilder wirklich von einem dienstleister stammen, würde ich das reklamieren (falls noch möglich). denn die qualität ist leider mehr als unterirdisch. das hat film nicht verdient. ansonsten ist es ein tolles projekt.
    vg.

    • Hallo, ihr „Vorredner“. Schon merkwürdig… das was ihr an den Bildern kritisiert, spricht mich gerade an?! Keine Ahnung warum. Aber da regt sich irgendwas in mir…