Sunprints: Bilder, Tipps und Anregungen
Einer der Überraschungen in unserer ersten kwerbox waren wie angekündigt die Sunprints der Lawrence Hall of Science. Wir hatten Euch aufgefordert, uns Eure Ergebnisse zuzusenden und zusammengekommen sind sehr vielfältige Arbeiten mit verschiedenen Tipps, wie man die blauen Bilder noch weiter verbessern oder verändern kann.
Die Technik der Sunprints ist auch als „Cyanotypie“ bekannt und die lichtempfindlichen Papiere können ganz einfach in der Sonne belichtet werden, ohne großes Gepansche mit Chemikalien. Natürlich könnt Ihr Papier auch selbst lichtempfindlich machen. Dazu gibt es Tausende Anleitungen im Netz. Zum ersten Experimentieren sind die fertigen Papiere jedoch sehr praktisch. Auf Amazon findet man sie auch unter dem Namen Solarpapier.
David Szubotics
Als ich die erste Ausgabe der kwerbox in den Händen halten konnte, war ich schon sehr auf das Sunprint-Kit gespannt und ging direkt zum nächstgelegenen Elektrofachmarkt, um ein paar Overheadfolien zu kaufen. Ich habe nicht einfach Negative von Kleinbild- oder Rollfilmen genutzt, weil sie nicht so viel Licht durchlassen wie die bedruckbare Folie. Die Bilder wirken dadurch nicht so kräftig. Ich habe also ein paar Lieblingsbilder digital in ihre Negative umgewandelt, den Kontrast angezogen und ausgedruckt.
Bei reinem Sonnenschein reichten fünf Minuten Belichtungszeit locker aus. Nachdem die ersten Minuten vergangen sind, sah man bereits, wie sich die Farbe des Papiers von Blau zu sehr hellem Blau, fast Weiß, verfärbte. Das ist der Zeitpunkt, an dem alles schnell gewässert werden muss. Nach etwa 30 Sekunden im Wasser sieht man, wie sich das Negativ ins Positiv verwandelt.
Um den Kontrast nochmals zu verstärken, habe ich die Sunprints kurz in Wasserstoffperoxid gebadet, das kräftigt die Farben noch einmal um 300 %! Ehrlich gesagt finde ich aber die Sunprints in kräftigem Blau nicht so toll, deshalb habe ich sie für eine Sekunde mit Chlor angesprüht und direkt unter fließendem Wasser ausgewaschen – wartet man etwas länger, verblassen die Farben sofort und das Bild ist kaputt.
Danach habe ich einen Sud aus fünf Beuteln Schwarztee und 300 ml Wasser gekocht, abkühlen lassen und die Bilder darin etwa fünf Minuten gebadet. Alles trocknen lassen et voilà, die Sunprints sind fertig! Die Ergebnisse können sich sehen lassen, die mit Chlor gebleichten Bilder kommen durch den Schwarztee super zur Geltung und sehen aus, als ob man sie im Fotoalbum von Omi gefunden hat.
Dirk Kultus
Das Sunprint-Kit motivierte mich, mich endlich einmal mehr mit alternativen Drucktechniken zu beschäftigen – war längst überfällig. Für den Sunprint habe ich ein wenig mit Wasserstoffperoxid und Kaffee gepanscht, das hat gut funktioniert. Als Ausgangsmaterial diente ein Tri-X-Negativ aus meiner Kiev 88. Da ich einen hellen Rahmen haben wollte, habe ich mir eine Pappschablone in der passenden Größe ausgeschnitten.
Frank Monemail
Als das Experimentierset mit der Überraschungsbox eintraf, machte ich mir sofort Gedanken, wie ich es nutzen könnte. Reine Fotogramme (also Dinge auf einer lichtempfindlichen Schicht anzuordnen) finde ich persönlich eher langweilig. Schnell kam in mir der Wunsch auf, richtige Negative zur Belichtung zu nutzen.
Ein Nachteil beim (Kontakt-)Belichten eines Negativstreifens ist, dass immer Teile der benachbarten Bilder mit abgebildet werden. Also schnell eine passende Maske gebastelt, Negative herausgesucht und ab in die Sonne. Belichtungszeiten zwischen 3,5 und 5 Minuten waren ausreichend. Alles in allem war die Beschäftigung mit dem Experimentierset ein kurzweiliger Spaß, der Lust auf mehr macht.
Robin Aust
An sich schien mir die Logik sehr simpel: Sunprintpapier ist lichtempfindlich. Film auch. Warum also, anstatt das Papier für Kontaktdrucke zu benutzen, es nicht direkt in eine Kamera stecken? Das Internet hielt die Antwort bereits parat: Durch das zwischen Papier und Sonne befindliche Objektiv dauert es ziemlich lange, bis man ein Bild erkennt – wenn überhaupt.
Nun, Unbelehrbarkeit kann eine Tugend sein: Ich ging also daran, verschiedene Kameras mit Sunprint-Schnipseln zu bestücken und an verschiedenen Orten in der Wohnung zu positionieren – und vor allem zu warten. Das Schöne: Man kann während der Belichtung die Kamera ruhig öffnen und kontrollieren, ob sich schon so etwas wie ein Bild auf dem Papier abzeichnet – die Paar Sekunden direktes Sonnenlicht schaden dem Bild nicht sonderlich.
Und siehe da, nach ein Paar verschwommenen und verwackelten Fehlversuchen entstand mit einer übersimplen Exa 1a, einem Helios 44M mit Blende f/20 sowie (momentan ausnahmsweise) durchgängig sonnigem Wetter nach nur einem Tag Belichtungszeit ein brauchbares Bild!
Meine anfänglichen Recherchen zur Cyanotypie hatten zu Tage gefördert, dass ein wenig Essig beim Ausspülen des Negativs die benötigte Belichtungszeit halbieren und den Mittenkontrast verbessern kann. Also ab mit dem Negativ in die Küche, ins Essigwasser, trocknen lassen und zurück ins Büro und auf den Scanner.
Zwar ist das fertige Bild durch das 35-mm-Format der Kamera ziemlich klein geraden; auch das matschige Ocker des am Rechner invertierten Blaudrucknegativs erschien mir relativ unschön. In schwarzweiß konvertiert ist das Endergebnis mit seiner detaillos-verschwommenen, durch die Papierfasern körnigen Ästhetik doch – für mein Empfinden – eigentlich recht hübsch geworden.
Der nächste Schritt hin zu mehr Details wäre, eine Kamera mit größerem Bildformat zu verwenden. Ursprünglich war mein Plan, eine rudimentäre, dezidierte Cyanotypie-Kamera mit einem lichtstarken f/1.8-Projektionsobjektiv mit ausreichend großem Bildkreis, das sonst ungenutzt in der Schublade liegt, zu bauen – aber wie so oft fehlt da momentan die Zeit. Leider hat meine momentan größte Kamera ein Objektiv mit einer maximalen Blende von f/8, deswegen behindert mich nun also seit knapp 10 Tagen ein Stativ bei meinem Weg auf den (ab und zu) sonnigen Balkon.
Anette Siegelwachs
Vor wenigen Tagen dann konnte ich endlich die Sunprints ausprobieren und hatte, zugegeben, viel Spaß. Natürlich, Blau muss man mögen, auch den geringen Kontrast (Wasserstoffperoxid nach dem Wässern soll den Kontrast erhöhen, auch Blondspray soll helfen). Das Wichtigste für mich jedoch waren an erster Stelle die Freude am Experimentieren und das Neu-inspiriert-Werden.
Gerade in Momenten, in denen der produktive Antrieb fehlt und es nur wenige Minuten Zeit für Kreativität gibt, ist das kleine Experiment perfekt. Wenn die Ergebnisse dann noch positiv überraschen, freut es einen natürlich doppelt.
Lukha
Ich habe Mittelformatnegative für die Sunprints verwendet. Beim oberen Bild wurde der Kontrast mit Wasserstoffperoxid erhöht. Den zweiten Sunprint habe ich nach der Oxidation noch mit Chlor gebleicht und anschließend mit schwarzem Tee getönt, so entstand der schwarze Farbton.
Wir hoffen, wir konnten Euch mit den Ergebnissen und Tipps inspirieren. Insbesondere alle, die ihre Sunprints noch nicht benutzt haben. Zeigt gern weitere Ergebnisse in den Kommentaren! Wir sind auch schon sehr gespannt, was Ihr mit den Produkten aus unserer zweiten kwerbox macht. Und wer jetzt traurig ist, dass er noch keine unserer Überraschungsboxen bekommen hat, sollte die Augen offen halten, denn wir starten bald den Verkauf der kwerbox #3.