07. Februar 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Einfachheit, Banalität und sanfte Melancholie

Ich bin kein Mensch vieler Worte, aber dennoch werde ich versuchen, ein paar Ansätze meiner Fotografien hier zu beschreiben.
 2007 habe ich mit der Fotografie die ersten Schritte gemacht. Eigentlich durch Zufall und Langeweile im damaligen Job.

Für mich hat sich dann relativ schnell eine kleine Welt aufgebaut, in der ich mich richtig wohl fühle. Als ich im Laufe der Zeit die analoge Fotografie entdeckte, fing alles an.

The desire to start running © Sebastian Reiser
The desire to start running, Andorf, Oktober 2010

In vielen meiner letzten Fotos versuche ich, das Zusammenspiel von Natur und von Menschen Erschaffenem sichtbar(er) zu machen. Definiert durch die auffällige Präsenz des Menschen und seiner Technologie. Für mich ist es sehr beeindruckend und manchmal skurril, in welchem Ausmaß sich dies darstellt.

Solche Orte haben für mich eine Anziehungskraft, die mich immer wieder an solche Plätze zieht. Zum Glück gibt es in Österreich genug Berge, die sich dafür ganz gut eignen. 
Vor einiger Zeit wurde ich von Redbird Editions eingeladen, eine kleine Serie zusammenzustellen: Tiroler Mountains.

Adler Lounge © Sebastian Reiser
Adler Lounge, Tirol, August 2012.

Für mich ist ein sehr wichtiger Aspekt, fast ausschließlich analog zu fotografieren. Zu wissen, dass nur eine begrenzte Anzahl von Fotos auf einem Film Platz hat, macht es für mich sehr wichtig, nicht alles zu fotografieren, was mir vor die Linse gerät.

Es ist wie ein Filter, der mir hilft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, darüber nachzudenken, was ich eigentlich fotografieren will und all den Überfluss auszublenden. Was dazu beigetragen hat, dass sich meine Fotos in den letzten Jahren sehr stark vereinfacht und in ihrer Bildsprache ausgebaut haben.

Broadcasting system © Sebastian Reiser
Broadcasting system, Schöckl, Oktober 2013.

Die Geschwindigkeit macht bei mir viel aus. Ich mag die Langsamkeit der analogen Fotografie. Wir leben in einer Zeit, die immer schneller, weiter, größer und lauter wird. Beim Fotografieren zählt dies für mich nicht.

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als ich 2010 in Nizza eine Ausstellung besuchte, bei der Fotos aus „Plank Piece“ von Charles Ray aus dem Jahr 1973 gezeigt wurden. Die Arbeiten haben mich damals schon wahnsinnig inspiriert und tun es jetzt noch viel mehr.

Wie es der Zufall so will, war ich letzten Sommer in Graz unterwegs und sah die Kunstperformance „Fitting“ von Willi Dorner im Rahmen des Festivals La Strada, die mich sehr an die Bilder von damals erinnerten.

Fitting I © Sebastian ReiserFitting III © Sebastian Reiser

Fitting I, Graz, August 2013. Fitting III, Graz, August 2013.

Zuletzt hatte ich die Möglichkeit, eine in Privatbesitz befindliche Burg von innen zu fotografieren. Der dort allein lebende Mann kümmert sich während einer Renovierung der Burg um das Anwesen sowie um die Pferde. Für mich war es eine gute Möglichkeit, in den knapp zwei Stunden, die ich zur Verfügung hatte, die Stimmung, die ich auf dieser Burg spürte, in den Fotos wiederzugeben.

Zu wissen, dass dieser Mensch dort allein lebt, machte für mich diese Räume spürbarer in ihrer Bedeutung, was es heißt, dort allein zu leben. 
Ich habe erstmals versucht, von Anfang an so zu fotografieren, um daraus eine Serie erstellen zu können.

Tower © Sebastian Reiser

Die Herangehensweise, bewusst eine Serie zu fotografieren, ist für mich immer noch schwierig und eine Herausforderung, bei der es noch viel zu lernen gibt.
 Alle Fotos gibt es hier zu sehen: „Lord, the air smells good today“.

Limousine © Sebastian Reiser
Limousine, Andorf, Juni 2010.

Untitled © Sebastian Reiser
Untitled, Venedig, Juli 2013.

Abschließend kann ich noch sagen, dass die Fotografie für mich zurzeit eine Art Reise ist, auf der ich mich befinde und auf der es noch viel zu entdecken gibt. Noch nicht sehr lange unterwegs, schon einiges entdeckt und hoffentlich nie zu Ende.

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