browserfruits 37.2023
Ich lese in den Fotogruppen auf Facebook und Co. immer wieder Fragen nach dem Honorar. Wie viel kann ich verlangen, wenn eine Firma mein Bild auf Instagram nutzen möchte? Wie viel zahlt eine Tageszeitung für eine halbe Seite? Antworten findet man in der mfm-Tabelle. Aber nur wenige Fotograf*innen scheinen das Nachschlagewerk zu besitzen.
In der letzten Umfrage wollte ich wissen, ob Ihr Euch in einer Galerie oder einem Museum schon einmal verloren gefühlt habt. Da ich diese Frage mit einem sehr klaren „JA!“ beantworten würde, habe ich mich über den großen Anteil der „Neins“ sehr gefreut. Vielleicht spiegelt das eine positive Entwicklung wider. Ausstellungen sind heute viel weniger elitär und bemühen sich stark, auch inklusive Angebote zu bieten.
Habt Ihr Euch schon in einer Ausstellung oder Galerie verloren gefühlt?
Linktipps
• Auf den ersten Blick wirkt das Bild von Olaf Scholz mit Augenklappe wie von einer KI generiert. Doch das Foto des Bundeskanzlers mit Jogging-Blessuren ist Teil eines Trends: Politiker*innen inszenieren ihre eigene Schwächen, um sie für sich zu nutzen. → ansehen
• Seit 2011 zeigt und fördert das emerge Magazin ausdrucksvolle Fotoreportagen – unabhängig und werbefrei. In den letzten drei Jahren musste das Projekt aus finanziellen Gründen pausieren. Nun will das Team die Arbeit wieder aufnehmen und verweist auf eine Crowdfundingkampagne. → ansehen
• Ein Zwischenruf von Stefan Enders anlässlich der intensiv geführten Diskussion zwischen Fotograf*innen des Berufsverbandes FREELENS e. V. über die Kennzeichnungspflicht von bearbeiteten Fotos zum Schutz einer authentisch journalistischen Fotografie. → ansehen
• In ihrem neuen Buch rekonstruiert die Künstlerin und Kuratorin Moshtari Hilal die Ursprünge gängiger Schönheitsnormen – und fordert mehr Mut zur Hässlichkeit. → ansehen
• Im April 1945 hat der Fotograf Robert Capa in Leipzig das ikonische Bild vom „letzten Toten des Zweiten Weltkrieges“ gemacht. Nun wurde das Capa-Haus vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig wiedereröffnet – als Geschichtsort und Erinnerungsstätte ganz auf das Erbe Capas zugeschnitten. → ansehen
• Schrille Selbstdarsteller*innen und der stete Blick auf die, die an den Rändern der Öffentlichkeit leben. Tom Bowdens inszenierte Portraits der Amerikaner*innen zeigen ein Panoptikum der US-Gesellschaft. → ansehen
• Larry Sultan gehört zu den einflussreichsten US-amerikanischen Fotograf*innen und Konzeptkünstler*innen. Nun ist posthum ein neuer Band erschienen, der gegensätzlicher kaum sein könnte: „Swimmers“ zeigt Unterwasserfotos von Schwimmschüler*innen. Eine Buchvorstellung von Damian Zimmermann. → ansehen
Buchempfehlungen
„Italia“ : Das Italien der späten 1950er Jahre lebt in den neorealistischen wie humanistischen Straßenfotografien der Magnum-Legende Thomas Hoepker wieder auf. Der damals 19-Jährige reist 1956 und in den folgenden Jahren regelmäßig nach Italien, um dort mit einer Leica MP zu fotografieren. Es ist der Beginn einer mehr als sechs Jahrzehnte andauernden fotografischen Kariere, die ihn die ganze Welt bereisen lässt und über die Magazine Stern und Geo im Jahr 1989 zur Vollmitgliedschaft in der Fotoagentur Magnum Photos führt.
„Vom Gedächtnis der Bilder“ : Drei Daguerreotypien und ihre Wirkungsgeschichte. Das gesellschaftliche Leben bleibt Mitte des 19. Jahrhunderts von den wachsenden Möglichkeiten der Fotografie nicht unberührt. Fotografien bildeten die Welt nicht nur ab, sie veränderten sie auch. Günter Karl Bose widmet sich in drei Essays jeweils einer Daguerreotypie und begibt sich auf Spurensuche. Warum rufen Bettina von Arnims Kinder nach ihrem Tod einen Fotografen ins Haus, um ein letztes Bild von ihr aufnehmen zu lassen? Weshalb lässt Heinrich Tschech, bevor er auf den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. schießt, eine Daguerreotypie von sich machen? Welche Geschichte erzählt die zerkratzte Daguerreotypie eines österreichischen Offiziers, auf der nicht mehr als dessen Name verzeichnet ist?
Ausstellungen
Unabhängigkeit! Fotografien aus der Ukraine 1991–2023
Zeit: 14. September 2023 – 25. Februar 2024
Ort: Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn
Stars ohne Glamour. Lette Valeska – eine Braunschweiger Fotografin in Hollywood
Zeit: 5. September 2023 – 7. Januar 2024
Ort: Haus am Löwenwall, Steintorwall 14, 38100 Braunschweig
World Press Photo 2023
Zeit: 13. September – 9. Oktober 2023
Ort: Altonaer Museum, Museumstr. 23, 22765 Hamburg
Hamburg Portfolio Review. Photographic Positions 2023
Zeit: 14. September – 18. Oktober 2023
Ort: Freelens Galerie, Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg
Inna Schneider und Daniel Sadrowski: Sommer im Revier
Zeit: 9. September – 15. Oktober 2023
Ort: Fotoraum Köln, Herderstr. 88, 50935 Köln
Tiefen/Lichter – Bildgedächtnis einer Stadt.
Zeit: 12. September 2023 – 25. Februar 2024
Ort: Haus Böttchergäßchen, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig
Ralph Gibson: Secret of Light
Zeit: 13. September – 26. November 2023
Ort: Kunstfoyer, Maximilianstraße 53, 80538 München
Drüben auf Instagram
@les.creatonautes – Tier oder Gemüse? Diese Fotomanipulationen sind nicht nur lustig, sondern auch richtig gut gemacht.
Podcasttipp
Raubt KI mir das Recht an meinen Texten und Bildern?
Wenn Sprachmodelle und Bildgeneratoren mit Werken von Autor*innen, Maler*innen und Fotograf*innen lernen, gehen die Urheber*innen leer aus. Dagegen ziehen jetzt einige vor Gericht. Ihre Copyright-Klagen könnten über die Zukunft Künstlicher Intelligenz entscheiden. Ein Beitrag des DeutschlandFunk.
Videos
Oskar Barnack. Ein Portrait des Erfinders der Ur-Leica.
„Entschuldigung. Ich bin Weniamin, ich bin Straßenfotograf. Ich fotografiere so schöne Menschen wie Sie. Darf ich Ihnen ein Foto schenken?“ – Wie arbeitet eigentlich ein TikTok-Fotograf und wird man mit Kurzvideos reich?
Das Titelbild stammt von Dima Solomin. Vielen Dank dafür!