24. November 2022 Lesezeit: ~3 Minuten
kwerfeldein – kurz erklärt
Wie kalkuliert man Preise für Drucke?
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Wie kalkuliert man Preise für Drucke?

Die erste Ausstellung steht an oder jemand hat eines Eurer Fotos im Internet gesehen und würde es gern kaufen? Herzlichen Glückwunsch! Aber welches Preisschild hängt man eigentlich an ein Foto?

Sehr verbreitet zur Berechnung ist eine Formel, die ich Euch kurz vorstellen möchte:

(Breite + Höhe) × Faktor

Breite und Höhe beziehen sich natürlich auf die Größe des Drucks. Der Faktor hingegen ist variabel und abhängig von Eurer Bekanntheit. Steht Ihr noch am Anfang Eurer Karriere, ist der Faktor entsprechend niedrig. Hattet Ihr bereits einige Ausstellungen oder Publikationen und habt vielleicht sogar Preise gewonnen, wächst der Faktor mit der Zeit.

Beispiel 1: Ihr habt kein abgeschlossenes Kunst- oder Fotostudium und verkauft Euren ersten Druck mit den Maßen 20 × 30 cm. Dann setzt Ihr den Faktor noch recht niedrig an und rechnet:

(20 + 30) × 3 = 150 €

Beispiel 2: Ihr habt ein Studium bei einer namhaften Professorin abgeschlossen. Im Rahmen Eures Studiums hattet Ihr bereits zwei Ausstellungen und habt sogar einen Preis bei einem Nachwuchswettbewerb gewonnen. Der Druck ist 30 × 45 cm groß.

(30 + 45) × 6 = 450 €

Diese Formel ist schön einfach und leicht verständlich. Aber ich wollte wissen, ob man sie wirklich auf dem Kunstmarkt nutzt und ob es dabei noch mehr zu beachten gibt. Wer könnte das besser wissen als Galerist*innen? Ich habe einige Galerien angeschrieben und um eine Einschätzung gebeten.

Zurückgemeldet hat sich Maruan Bahrour. Er ist Veranstalter verschiedener Kunstevents, Gründer der InstantCologne und hat Anfang 2021 mit The Stage Gallery eine eigene Galerie mit einem Schwerpunkt für Fotografie in Köln eröffnet.

Er hat mich auf einen Punkt aufmerksam gemacht, den die schöne Formel nicht berücksichtigt: Die Limitierung. Fotos sind in der Regel beliebig reproduzierbar. Wenn ich digital arbeite, kann ich ein Foto nur einmal, zehnmal oder sogar 100 Mal drucken und verkaufen. Diese Auflage spiegelt sich auch das im Preis wider.

Was ebenfalls die Rechnung beeinflussen kann: Große Bilder verkaufen sich besser als kleine. In Maruans Galerie wechseln Drucke in den Größen 50 × 70 cm und 60 × 80 cm viel häufiger den Besitz, weil man sie repräsentativer ins Wohnzimmer hängen kann, als ein kleines Foto mit den Maßen 20 × 30 cm.

Maruan selbst würde die Formel deshalb nicht zur Berechnung seiner Bilder nutzen, sondern er orientiert sich lieber am aktuellen Markt. Fragt Euch: Wer verkauft gerade ähnliche Werke und welche Preise wurden dafür angesetzt? Davon ausgehend könnt Ihr Euch und Eure Arbeit realistisch abgleichen und einordnen.

Am Ende bleibt die Preisgestaltung immer auch ein wenig Lotterie. Wenn sich jemand in ein Bild verliebt, ist manchmal das Preisschild auch völlig egal, wie mir Maruan lachend am Telefon berichtete.

Ein großer Dank an Maruan von The Stage Gallery für diesen spannenden Einblick. Ich weiß, dass so viel Transparenz nicht selbstverständlich ist, denn für die heutige Antwort habe ich acht Galerien angeschrieben und nur eine hat mir Auskunft gegeben!

Ich hoffe, Euch hat die Antwort etwas weitergebracht, auch wenn es am Ende keine einfach Rechnung gibt, die Ihr als Schablone für Eure Bilder nutzen könnt. Ich wünsche Euch viel Erfolg beim nächsten Verkauf und wenn Ihr noch eine Frage habt, dann schreibt sie mir an: kk@kwerfeldein.de

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