fotoforum Impulse 2022 – Ich bin dabei!
Ich freue mich wahnsinnig, die fotoforum Impulse begleiten zu dürfen. Als Moderatorin unterstütze ich Martin Breutmann, den Herausgeber der Zeitschrift fotoforum, auf der dreitägigen Veranstaltung. Das Programm verspricht ein großartiges Wochenende rund um das Thema Zeit.
Die fotoforum Impulse finden vom 7. bis 9. Oktober 2022 im Bildungs- und Veranstaltungszentrum der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg statt. Dort gibt es einen eigenen Hotelbetrieb, sodass es ideale Voraussetzungen zum gemeinsamen Kennenlernen, Ideen spinnen, Diskutieren, Erleben und Fachsimpeln bietet.
Freitag, 7. Oktober 2022
19:30 Uhr: Das Phänomen der Zeit im Spiegel von Malerei und Fotografie
Am ersten Abend geht es nach einem gemeinsamen Abendessen bereits los mit dem ersten Vortrag von Dr. Alexander Linke. Schon in der Renaissance avancierte die als einheitlich verstandene Bildzeit zur Norm eines modernen Bildkonzepts. Doch erhielt dieses moderne Bildverständnis mit der von Lessing im 18. Jahrhundert getroffenen Unterscheidung von Raum- und Zeitkünsten eine nochmals neue Wendung.
Schließlich geriet das Verhältnis von Bild und Zeit mit dem Aufkommen der Fotografie im 19. und den Möglichkeiten der Fotoreportage im 20. Jahrhundert durch die Verbindung von Moment und zeitlicher Abfolge abermals in Bewegung. Diese verschlungenen Pfade durch die Kunstgeschichte mit einem bilderreichen Vortrag nachzuzeichnen, ist das Anliegen des Vortrags.
Um 20:30 Uhr eröffnet die Ausstellung „fotoforum Award 2022: Highlights der Fotografie“.
Zudem ist genügend Zeit zum Netzwerken und Kennenlernen.
Samstag, 8. Oktober 2022
Nach dem Frühstück geht es weiter im Programm.
9:15 Uhr: „Unser Naturerbe – Ein Geschenk auf Zeit. Naturfotografie schenkt Bedeutung“
Der Naturfotograf Willi Rolfes ist davon überzeugt, dass uns die Verantwortung für die Natur – unser Naturerbe – zeitlebens anvertraut ist. Anders als im Erbrecht können wir unser Naturerbe nicht ablehnen. Es ist eine Realität, auch für künftige Generationen. In den vergangenen Jahren hat Willi Rolfes sein naturfotografisches Schaffen in den Dienst seines Naturerbes gestellt.
10:15 Uhr: „Das fotoforum in der Zeit. Start in ein neues Langzeitprojekt“
Auch das fotoforum selbst ist Thema. Martin Breutmann blickt zurück auf die 30-jährige Geschichte und natürlich auch in die Zukunft der Zeitschrift.
11:45 Uhr: „Entschleunigung pur – In zwei Wanderungen durch Deutschland“
In 101 Tagen ist der renommierte GEO-Fotograf und vielfach ausgezeichnete Fotojournalist Andreas Teichmann durch Deutschland gewandert: von Aachen nach Zittau, von Oberstdorf nach Sylt. Das Tempo des Gehens hat seine Wahrnehmung von Zeit dramatisch verändert. Die Entschleunigung wird auch in der Art seiner Fotografie deutlich. Schon Teichmanns Kamera nimmt gehörig Tempo raus: Seine hochauflösende Großformatkamera mit Stativ wiegt fast vier Kilogramm. Bis sie aufgebaut ist, vergehen einige Minuten.
15:15 Uhr: „Reine Zeit. Gedankenexperimente zu Zeit, Musik und Fotografie“
„Wenn wir Zeit wirklich verstehen, beflügeln wir die Wurzeln der Fotografie“, sagt Martin Timm, „Bildsprachen werden klarer und poetischer. Wir werden noch echter, noch zugewandter und leichter gestalten können.“ Ihm geht es im Vortrag um das wahre Potenzial der Fotografie. Es geht um Denken und Erleben, um Philosophie, Psychologie, Mythologie, Physik und eine Klang-Performance. Damit wir inneren Bildern äußerlich noch näher kommen.
16:15 Uhr: „Fotografie in intentionalen Gemeinschaften: Eine andere Wahrnehmung von Zeit“
David Klammer befasst sich in seinen fotojournalistischen Arbeiten seit vielen Jahren mit intentionalen Gemeinschaften. 2016 bis 2018 fotografierte er in der indischen utopischen Enklave Auroville Aussteiger*innen aus 50 Nationen. Für sein Projekt FORST dokumentierte er die Besetzung des Hambacher Waldes durch Umweltaktivist*innen.
Während seiner Projekte lebte Klammer immer wieder in diesen Communities und erfuhr dabei eine andere Wahrnehmung von Zeit: die Zeit der anderen und die eigene. David Klammer erkundet, wie der Faktor Zeit auf seine Fotografie Einfluss nimmt.
Sonntag, 9. Oktober 2022
9:05 Uhr: „Wie viel Zeit passt in einen Raum? – Die Dimension der Zeit in der Audiovision“
Wie macht man die gigantische Zeitspanne von Millionen Jahren der Erdgeschichte in einem Raum sichtbar? Genau das war die Aufgabe, die der AV-Produzent Mathias Michel mit einer Multimediaschau für das Urwelt-Museum Oberfranken in Bayreuth lösen musste. Um die zeitliche Dimension der Erdentstehung deutlich zu machen, ließ Mathias Michel die Zeit aus der Gegenwart rückwärts laufen. Als Sinnbild dafür fällt in der 20-minütigen Schau alle 30 Sekunden ein Tropfen. So wird der Raum visuell „unter Wasser gesetzt“. Mathias Michel gibt hier Einblicke in sein audiovisuelles Schaffen über viele Jahrzehnte.
10:00 Uhr: „Kalochorafitis. Ein Bergdorf auf Kreta 1983/2021“
1983 lebte der Fotograf Jürgen Escher für zwei Monate in einem kleinen Bergdorf auf Kreta: Kalochorafitis. Zu dieser Zeit war Griechenland seit gerade zwei Jahren der EG beigetreten – mit großen Folgen für das Dorf. Die jungen Leute zogen fort, die Alten blieben in ihrer Heimat zurück. Fast vier Jahrzehnte später, 2021, besuchte Escher das Dorf erneut, sprach mit den Menschen, fotografierte ihren Alltag. Seine Bilder und Interviews schlagen eine Brücke über fast vier Jahrzehnte.
11:30 Uhr: „Vulkanberge, tausende von Jahren alt. Fotos sollen sie retten. Doch es bleibt nur wenig Zeit“
Über tausende von Jahren hat die Natur die Berge der Vulkaneifel aufgeschichtet – in weniger als hundert Jahren hat der Mensch sie verändert und zerstört. Eines Tages fasste der Fotograf Eddi Meier einen Plan: Mit den Mitteln der Fotografie und einem visuellen Konzept, das die Berge in ihrer Schönheit und Zeitlosigkeit zeigt, möchte er die geschundenen Riesen retten. Oder ihnen zumindest ein Denkmal setzen. Wie er das macht, erzählt er in seinem Vortrag.
Alle Infos zu den fotoforum Impulsen 2022 sowie Tickets findet Ihr hier.
Das Titelbild zeigt die Katholische Akademie Stapelfeld. Das Foto stammt von Ernst Fritzemeier.