01. April 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Leseraktion: Dein hässlichstes Foto aller Zeiten

Es gibt eine Tatsache, die nicht sehr oft thematisiert wird: Die Fotoverbrechen von uns allen, die Grausigabscheulichzumweglaufenfotos.

Jeder Fotograf hat sie mindestens früher zu Hunderten oder Tausenden gemacht und jeder statistischen Wahrscheinlichkeit zufolge liegen auf Festplatten und Speicherkarten von Fotografen überall auf dem Planeten sehr viel mehr absolut beschissene Bilder als die vermeintlich guten, die es ins Netz geschafft haben.

© Katja Kemnitz
Foto: Katja Kemnitz

Auch wenn man sich bei manchen Fotografen zu Recht die Frage stellen kann, ob er das Prinzip wirklich verstanden hat, dass man tendenziell eher gute Bilder veröffentlicht, so wollen wir uns heute dennoch dafür einsetzen, diesen riesigen, verlorenen Bilderschatz zu heben, den man nie zu Gesicht bekommt.

Die Aufgabe der Leseraktion lautet: Setzt Euch ein für die Bilder, die normalerweise nie das dunkle Innenleben von Chipkreisen verlassen dürfen, die wegen ihrer Hässlichkeit brutal von gnadenlosen Fotografen wegdiskrimisortiertgelöscht werden und zeigt uns Euer schlechtestes Foto!

© Martin Gommel
Foto: Martin Gommel

Um Euch den Einstieg etwas zu erleichtern, haben wir hier schonmal angefangen, ein paar Bilder aus der Redaktion zu sammeln. Bitte helft alle ein Stückchen mit, an dieser Stelle die wirklich abscheulichste, von den Fotografen selbst erstellte Sammlung von Lichtbildverbrechen zu erstellen, die die Welt jemals gesehen hat!

Wenn’s es ein bisschen hübsch ist oder grade noch erträglich, dann denkt lieber noch einmal darüber nach und schickt uns ein anderes Machwerk, denn Ihr habt doch bestimmt noch etwas viel Scheußlicheres auf Lager. Wir sind uns ganz sicher und glauben an Euch!

Der Ablauf

  • Seid kreativ und durchwühlt Eure Archive! Auch extra erstellte Bilder zählen, aber eigentlich wollen wir die bereits existierenden Hässlichkeiten sehen, die Ihr sonst niemandem zeigen würdet.
  • Meldet Euch bei uns bis zum 16. April 2013 zur Aktion an, indem Ihr uns unter diesem Aufruf einen Kommentar mit einem Link zu Eurem wirklich außergewöhnlich miesen Foto hinterlasst.
  • Schreibt zu diesem Link in wenigen Sätzen etwas zu Eurem Bild. Zum Beispiel: Wie zum Teufel hast Du es hinbekommen, dieses Bild so schlecht aussehen zu lassen? Warum ist Dein Foto sogar in einer Sammlung von schlechten Lichtbildern eine absolute Beleidigung für jedes Paar normale Augen?
  • Ab dem 23. April präsentieren wir hier auf kwerfeldein unsere Auswahl Eurer Abscheulichkeiten.

© Aileen Wessely
Foto: Aileen Wessely

Hilfestellung

Wer noch nicht eine Kamera in der Hand hatte, der fragt sich jetzt sicherlich: Wie macht man eigentlich ein schlechtes Bild? Hat man als Fotograf mit Ausrüstung für viele Tausend Euro nicht quasi die Lizenz für gute Fotos schon mitgekauft? Wir geben Euch deshalb einige Tipps mit auf den Weg:

  • Bizarres Beschneiden hilft immer gegen alles bei allen Fotos, das lernt man in jedem Workshop. Das ist Kreativität, das ist Kunst!
  • Kunst ist außerdem natürlich auch alles, was komplett verrauscht, verwackelt, verwaschen oder ohne jegliches Konzept geknipst wurde.
  • Krasse Unterbelichtungen oder Überbelichtungen gehen immer.
  • Ein guter Indikator dafür, dass ein Bild in unsere Sammlung gehört, ist auch, wenn Du einer der ambitionierten Fotografen bist, die ausschließlich Familienmitglieder, ihre Partner und eigene Haustiere ablichten.
  • Wenn man nicht weiß, wie man mit Blitzen umgeht, dann sollte man sie unbedingt nutzen. Sie sind eine absolute Wunderwaffe beim Erstellen schlechter Bilder.
  • Wer das alles nicht hinbekommt, dem hilft schließlich nur noch Photoshop bei der Erstellung eines wirklich schlechten Fotos. Hier sind die Möglichkeiten im Grunde unbegrenzt: Vom Colourkey über Haut aus Wachs und brutal übertriebenem HDR bis zur schlechten Collage oder Montage ist alles drin für den ambitionierten Teilnehmer unserer Aktion. Echte Profis bearbeiten schlechte Bilder übrigens mit Photoshop Elements oder direkt mit MS Paint.

Wir sind gespannt auf Eure Beiträge und Geschichten!

34 Kommentare

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  1. Eigentlich eine super Aktion – aber ich habe in den letzten Jahren so oft auf den Auslöser gedrückt, dass ich gar nicht mehr weiß welches das schlechteste Foto sein soll. Viele davon wurden natürlich schon gelöscht – immerhin haben sie mir nicht gefallen.

    Natürlich sind nicht nur die Fotos übrig geblieben welche ich absolut klasse finde. Schließlich war ich (wie sicher jeder mal) am Anfang in einer Phase wo man jedes Detail im Bild festhalten möchte. Da sind viele sinnlose Fotos bei :) Ist nun sinnlos = schlecht/hässlich?

    Ich glaube ich verstehe die Aktion noch nicht so richtig…

  2. Da weiß ich gar nicht, was ich zuerst posten sollte – es gibt Leute, die mir regelmäßig mitteilen, daß alle meine Fotos total schrecklich seien… :o) Aber ernsthaft: Ich bin dazu übergegangen, tatsächlich rigoros alle Bilder zu löschen, mit denen ich nichts anfangen kann. Kostet Überwindung, aber spart letztlich Zeit und Speicherpaltz. Ich bin sicher, daß beim nächsten Ausflug mit der Kamera genug Material entsteht, das hier Platz findet. Das poste ich dann. :o)

  3. Wow, das ist aber ganz schön mutig und sehr subjektiv, von den beschissensten Fotos zu reden. Wer entscheidet denn sowas? Okay, extrem über- oder unterbelichtet mag vielleicht ein Kriterium sein, aber sonst? Nur weil es vermeintlich verpönt ist, Colorkeys zu machen? Oder weil Farben nicht zusammenpassen? Als Ergebnis kann ja eigentlich nur herauskommen, das Fotos von einer Person, oder denen, die sich dieser Meinung anschließen, als schlecht empfunden werden.
    So das ist jetzt auch mal ein bisschen überzogen, aber von der Tendenz sehe ich es schon so.

  4. Interessante Aktion. Aber wenn ich mir die Beispiele im Artikel so ansehe — geht es da nicht eher um Bilder, die durchaus mit gewissen ästhetischen und künstlerischen Anspruch gemacht wurden, aber dann abstürzen und ihn nicht einlösen? Sind solche Bilder dann „schlechter“ und „hässlicher“ als welche, bei denen man aus Versehen auf den Auslöser gekommen ist, oder nichtssagende Familienfotos? Geht’s hier nicht eher um Stil- und Kitschkunde auf hohem Niveau?

  5. Sehr nette Aktion, da kann ich Punkten….

    Yippieh!
    Ich habe mich einfach mal an meine uralten Bilder rangetraut. Da ich ja grundsätzlich eher seehr faul bin, lösche ich sehr oft einfach mal nicht. Gerade für diese Aktion ist das natürlich Glück, also habe ich mein Lieblingsbild gewählt, aber die Auswahl fiel mir doch sehr schwer, deshalb habe ich noch mehr gefunden. Ich habe keine Ausreden für diese Bilder, nur eine Anmerkung, wer mir sagen will, dass die Bilder schlecht sind, bitte nur zu, aber seid bitte nicht zu ehrlich und grausam zu mir… :-)

    http://juergenadler.jimdo.com/2013/04/01/kwerfeldein-leseraktion-dein-h%C3%A4sslichstes-foto-aller-zeiten/

    Vielen Dank für die Aktion, hat Spaß gemacht…

    Viele Grüße Jürgen

  6. Bei mir wimmelt es von schlimmen Fotoverbrechen, was daran liegt, dass ich diese schreckliche Affinität zu Filtern habe und obwohl ich es weiß, begehe ich den Fehler immer noch. Am schlimmsten sind meine ersten Fotos auf flickr davon betroffen. Da schmerzen die Augen vor lauter unnatürlicher Farben und mein damaliger Begriff von Farbsättigung ist wohl eher als deutliche Farbübersättigung zu definieren, von der Unterbelichtung des Fotos und dem schrecklichen Bildaufbau ganz zu schweigen. Wobei es noch schlimmer ist, wenn man in seiner Fotobegeisterung meint, dass dieses Bild ansehnlich ist und es ins Internet reinstellt. Aber so ist das als Amateur, man lernt nie aus! http://www.flickr.com/photos/anfaenger01/6298624010/in/photostream

  7. Die etwas andere Idee, ich hoffe hier noch die eine oder andere Überraschung zu sehen. Was für den einen auch professionellen Bildarchitekten grauenvoll ist, kann dem Unbedarften also mir sehr wohl gefallen.

    • Antwort auf den Artikel und Ergänzung zu meinem Kommentar: War mit Freunden bei einem Fußballspiel. Die Kameraeinstellung war unbeabsichtigt auf maximal 400 ISO eingestellt, was bei einem düsteren Himmel, einer Sportveranstaltung, sowie einem Objektiv mit 4.0 Anfangsblende überhaupt nicht reicht, um halbwegs ordentliche Bilder zustande zu bringen. Die Bilder wurden fast alle unscharf. Außerdem hatte ich falsch fokussiert. Bei der Bearbeitung habe ich auch nicht geglänzt. Veröffentlicht habe ich sie trotzdem, allein der Freunde wegen, mit denen ich sie teilte. Für die haben diese „schlechten Bilder“ auch einen anderen Stellenwert (z.B. Erinnerung), als für einen Außenstehenden. Trotzdem ist die ganze Serie überwiegend verhunzt und für mich auch ein bisschen ärgerlich.

  8. Dieses Foto habe ich nicht mit einem Objektiv, sondern mit einem Subjektiv gemacht.
    Eine Objektiv Basis, in die Optikmodule eingesetzt werden. Lochblende, Zonenplatte, etc.

    Jetzt muß man objektiv gesehen nur noch fotografieren. Das Foto zeigt kein Krokodil, auch kein Flußpferd, nein, einen Stein im Kreuzbergbach auf dem Kreuzberg in Berlin-Kreuzzberg.

    Warum ich dieses Foto gemacht habe? Rein objektiv gesehen, ist es mein hässlichstes Foto aller Zeiten. Subjektiv gesehen habe ich noch viel mehr hässliche Fotos.
    Das Objektive ist subjektiv. Der Betrachter ist es auch.
    http://41mm.wordpress.com/2009/07/30/black-box/

  9. So,ein bißchen Zeit brauchte ich nun doch zum Suchen um dieses wunderbare Exemplar zu finden. Ich habe mir vor einiger Zeit ein fisheye zugelegt, vor allem für die Panoramafotografie. Aber auch für sehr unterhaltsame Schnappschüsse ist es bestens geeignet. Aber sowas wie hier bekomme ich mit Absicht nicht hin. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wer das sein könnte. Deswegen ist es meine Auswahl für das hässlichste Foto auf meiner Festplatte :-)
    http://www.mf-fotografie.de/haesslich-75.jpg

  10. Blogartikel dazu: Mut zum schlechten Foto | Pyrolirium

  11. Dann will ich auch mal: Ich übersetze mal hässlich in schlecht und zeige das Best-of meiner schlechtesten Fotos. Für mich gibt es schlechte Fotos, die technische Mängel aufweisen, und schlechte Fotos, die schlecht sind, weil sie nichtssagend und langweilig sind. Ich bin ein Universaltalent, ich habe beides in meinem Portefolio. Dank der Leseraktion sind diese ungehobenen Schätze nun endlich mal ans Licht gekommen: http://pyrolim.de/pyrocontra/2013/mut-zum-schlechten-foto/

  12. Blogartikel dazu: browserFruits April #1 - kwerfeldein - Fotografie Magazin

  13. Vor ein paar Jahren wurde ich Opfer einer kaum zu bändigenden Seuche: Dem HDR-Wahn :O
    Fasziniert von Bildern, die Märchenbüchern entsprungen schienen, erstellte ich eine Zeit lang nur HDRs.
    Obwohl meine Werke zu 99% Landschaften abbildeten, packte mich eines Tages die Neugier und ich erstellte aus meiner Hand eines.
    Dieser Schritt war mein persönliches Heilmittel gegen diese Epidemie, denn das Resultat war so grausam schlecht und unnatürlich, dass ich fast sofort mit dieser Spielerei aufgehört habe.
    Heute achte ich hauptsächlich darauf, dass meine Bilder natürlich aussehen, was mich in meinen Augen zu einem viel besseren Fotografen macht :)

    http://dl.dropbox.com/u/20190225/Kwerfeldein%20-%20H%C3%A4sslichstes%20Foto.jpg
    PS: dieses Foto habe ich eigentlich schon längst gelöscht, konnte es aber in den hintersten Gefilden von Facebook mit viel Geduld finden ;-)