Zusammengepfercht in einem Van mit anderen Urlaubsgästen komme ich in dieser geschäftigen Stadt namens Hanoi an. Schweiß tropft mir vom Rücken, während ich schweißgebadet bin, nicht an die Hitze gewöhnt. Währenddessen starre ich aus den kleinen Fenstern. Ich kann die alten gelben Häuser wegen der vielen Bäume und gefährlich aussehenden Stromkabel kaum sehen. Unser Van vermeidet professionell alle Roller auf der Straße. Und es gibt viele. Während sie die roten Ampeln ignorieren.
Der Van hält und ich und mein Rucksack werden herausgeschoben. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Die Straßen sind so voll! Und alle hupen. Dadurch gerate ich etwas in Panik. In der Ferne geht eine Dame langsam die Straße hinauf. Sie geht neben ihrem Fahrrad, das mit sooo vielen Einkäufen beladen ist. Ihr langsames Tempo und ihre Farbenpracht beruhigen mich.
Als sie näher kommt, sehe ich, dass sie tatsächlich die Artikel auf ihrem Fahrrad verkauft. Es erinnert mich an meine Mama, weil ich manchmal für unsere Familie einkaufen musste und mich immer bei ihr beschwert habe, dass ich das mit meinem Fahrrad machen muss. Ich höre mein 14-jähriges Ich klagen: „Kein Mensch kann so viel Zeug auf dem Fahrrad tragen, Mama!“ Ich lächle, weil ich heute gelernt habe, dass sie es können. Und wie! Kurzum: Hier wurde meine Bildidee geboren!
Hanoi ist sehr groß und voll. Ich konnte die Blumenverkäuferin nicht isoliert fotografieren, überall waren Bäume, Menschen, Motorräder, Geschäfte, Müll. Es gab nur eine Sache, die ich tun konnte, um die Aufnahme zu machen, die ich wollte: meinen Blickwinkel ändern.
Also ging ich höher. Ich suchte ein paar verschiedene Brücken und Balkone in Hanoi und wartete auf Blumenverkäufer*innen. Niemand kam. Für Tage. Für Wochen. Sogar monatelang. Um mir die Zeit zu vertreiben, fing ich an, Fotos von den anderen Händler*innen zu machen, die unter den Brücken hindurchgingen. Und gelegentliche Roller, die mit einigen lustigen Sachen beladen waren.
Nach zwei, drei Monaten hatte ich immer noch nicht meine Blumenverkäuferin fotografiert. Ich fotografierte sie schließlich am Internationalen Frauentag. Wir bekamen Blumen bei der Arbeit und ein Kollege erwähnte beiläufig, dass draußen so viele Blumendamen waren. Wirklich? Ich sah meine Freundin und Kollegin Louise an und sagte ihr, dass ich zum Mittagessen gehen würde.
Ich eilte zu meiner Lieblingsbrücke und wartete. Zehn Minuten später näherte sich eine Blumenverkäuferin der Brücke. Ich war ein bisschen nervös, aber sie kam näher und ich machte das Foto. Und ich wusste, dass es ein gutes Bild war. Ich tanzte ein wenig auf der Brücke und ging wieder an die Arbeit.
Informationen zum Buch
„Merchants In Motion“ 
von Loes Heerink
Einband: Hardcover
Seiten: 168 Seiten
Maße: 20 x 25 cm
Verlag: Visionary World
Preis: 28 €
Dieser Artikel wurde für Euch von Herausgeberin Katja Kemnitz aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.