Eure wichtigsten Fotos 2017
Als wir dazu aufgerufen hatten, uns Eure wichtigsten Fotos aus dem letzten Jahr zu zeigen, haben wir nicht damit gerechnet, dass die Auswahl so schwierig wird. Nicht nur, weil die Fotos gut und sehr verschieden waren, sondern auch wegen Eurer Offenheit. Noch mehr als Eure Bilder haben uns teilweise die Geschichten dazu berührt.
Diese Offenheit zeugt auch von viel Vertrauen und wir möchten Euch dafür herzlich danken. Da eine Auswahl zu treffen, fühlt sich teilweise auch sehr ungerecht an – unsere Auswahl ist natürlich sehr subjektiv und nicht wertend zu verstehen. Wenn Ihr alle Einreichungen sehen möchtet, stöbert gern selbst in den Kommentaren zum Aufruf.
Mein wichtigstes Bild entstand diesen Sommer auf Rügen. Eine wunderbare Zeit mit meiner Klasse habe ich dort verbracht. Im Gepäck ein musikalisches Theaterstück für Grundschulkinder, um die Freude am Instrument und der Musik zu vermitteln.
Die Abende verbrachten wir natürlich am Strand und die Stimmung war großartig. Meine Freundin tanzte und wirbelte über den Strand, als ich dieses Foto machte. Ich mag die Bewegung im Bild, dieser flüchtige Moment, in dem sie „aus dem Rahmen tanzte“. Die Leichtigkeit ihrer Bewegung beschreibt für mich die Sorglosigkeit und Freiheit, die wir erlebten. Nun ist das Foto wichtiger Bestandteil meiner Fotomappe für einen Studienplatz.
Mein Lieblingsfoto ist an demselben Tag entstanden, an dem ich entschied, meine Magersucht vollständig überwinden zu wollen. Es ist auch das erste Selbstportrait, auf dem ich ehrlich gelacht habe und es sich vollkommen richtig angefühlt hat. Dieses Foto steht für meinen ganz persönlichen Neuanfang. Und wenn ich mich verloren fühle oder überhaupt nicht mehr weiß, was ich eigentlich tue und wofür, gucke ich mir dieses Foto an. Denn es gibt mir eine Ahnung davon, wo ich hin möchte und wie es sich dort anfühlt.
Das für mich wichtigste Foto des Jahres 2017 entstand im Dezember. Es zeigt eine gute Freundin von mir in einem Moment der Stille. Jahre zuvor lernte ich sie kennen, jedoch war ich zu schüchtern, sie zu fragen, ob ich sie ablichten dürfe und als sie mir dann erzählte, sie würde ihre Haare abschneiden wollen, überwand ich mich und hatte ein wundervolles, ruhiges und intimes Shooting mit ihr.
Wir nutzten hauptsächlich ihr Schlafzimmer, das mit dem vielen Holz und dem Licht der Deckenleuchte so wunderbar warm wirkt. Im Wohnzimmer erfreuten sich derweil unsere Bekannten daran, die Zeit mit Konsolenspielen vertreiben zu können. Schon während des Fotografierens spürte ich die berühmten Schmetterlinge im Bauch, die mich hin und wieder in meiner Tätigkeit als Fotografin begleiten. Als ich dann später die Ergebnisse auf dem Bildschirm betrachtete und auch bei den Bearbeitungstechniken Neues probierte, wusste ich: So will ich künftig weiter arbeiten.
Ich war im Herbst dieses Jahres für einen kurzen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten. An einem Wochenende bin ich mit ein paar anderen Beteiligten des Kurses in den Yosemite Nationalpark gefahren. Am Sonntagmorgen sind wir früh aufgebrochen, um vom Glacier Point aus eine Tageswanderung zu unternehmen.
Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch ein Waldgebiet, in dem zur Verhinderung von Waldbränden kontrollierte Feuer gelegt wurden. Durch diese lag ständig Rauch in der Luft, den man auch riechen konnte. Zusammen mit der Morgensonne sorgte dies für eine unvergleichliche Atmosphäre, die ich einfach festhalten musste.
Das Foto entstand während der Fahrt vom Beifahrersitz aus und fängt die Atmosphäre sehr gut ein. Es ist für mich auch deswegen so wichtig, weil es im Gegensatz zu vielen anderen tollen Fotos des Jahres ein kleines Stück mehr Einzigartigkeit besitzt.
Mein wichtigstes Foto ist verbunden mit einem Ereignis, das große Spannungen in der Gesellschaft ausgelöst hat und für manche zum Sinnbild linker Gewalt oder Polizeigewalt wurde. Es entstand im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg, genauer gesagt beim Auftakt dessen auf der „Welcome to hell“-Demonstration. Diese Demo leitete ein Wochenende voller Gewalt in der Hansestadt ein.
Doch war es ein besonderer Moment, nachdem die Polizei die Demo stürmte, Menschen in alle Richtungen flohen und die gesamte Straße in den Rauch einiger Rauchgranaten und Bengalos getaucht war, als ein älterer Punk sich vor die Polizeikette stelle, seinen Arm hochhielt und versuchte, sein Anliegen hinauszutragen. Diesen Moment konnte ich in meinem persönlich bedeutsamsten Foto aus 2017 festhalten.
Anbei mein persönliches Bild 2017. Warum? Weil es so echt ist! Entstanden ist es auf einem Feldweg in der Vulkaneifel, während Annika und ich auf den Regen warteten. Rund um uns herum schüttete es aus allen Wolken, nur nicht auf unserem kleinen Fleckchen Feldweg.
Das amüsierte uns so sehr, dass wir mehr lachten, als dass wir Fotos machten. Das gab mir die Möglichkeit, Annika in einem Moment purer Freude einzufangen. Von da an veränderte sich meine Sichtweise des Fotografierens sehr stark. Mein Fokus liegt seitdem auf puren und echten Emotionen. Genau das ist mein Ansatz und prägt die Art meiner Arbeit bis heute!
Ich habe lange überlegt, welches Bild ich auswählen kann. Letztes Jahr war ich viel unterwegs und habe unglaublich viele schöne Momente erlebt. Im Sommer war ich zusammen mit drei Bekannten für drei Wochen in Island und wollte aus allseits bekannten Gründen unbedingt nicht nur die berühmten Spots abklappern, wie ich das zwei Jahre zuvor schon gemacht hatte. Auf dem Valahnúkur verbrachten wir einen der vielen Abende, aber dieser war besonders.
Zu Beginn der goldenen Stunde hatten wir den Berggipfel ganz für uns allein. Ich hatte sofort dieses Bild im Kopf und glücklicherweise dank Islands hohen Klippen und Canyons meine Höhenangst tatsächlich ein Stück weit überwunden. Nun stand ich da, in dieser verrückten Landschaft und konnte es auch nach gut zwei Wochen in diesem unbeschreiblichen Land immer noch nicht fassen, wirklich dort zu sein.
Kurz danach trafen wir auf einen recht bekannten isländischen Fotografen, der mir erklärte, dass die Konditionen für diese Nacht sehr gut seien und wir Polarlichter sehen werden. Und wir sahen sie, womit wir niemals gerechnet hätten – mitten im August. Dieser Tag war so voller schöner Momente und hätte nicht besser enden können.
In einer Zeit, in der die Welt aus dem Gleichgewicht gerät, muss man sich zu seinen eigenen humanistischen Werten bekennen. Wir sind alle Menschen auf dieser Insel namens Erde und müssen miteinander auskommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man dies eher mit Liebe als mit Hass erreicht. Lasst uns die Gemeinsamkeiten betonen und die Unterschiede akzeptieren.
Dieses Foto ist auf Texel entstanden, wo wir jedes Jahr für ein paar Tage Urlaub machen und dementsprechend schöne Erinnerungen an die Insel haben. Ich machte das Bild auf einem Spaziergang, nachdem wir von der Krebsdiagnose einer engen Freundin erfahren haben, daher war der Moment für uns beide sehr emotional. Das Bild ist nicht gestellt – einfach eine Momentaufnahme, weil der Blick durch die Kamera mich zeitweise von der Welt zu trennen scheint.
Wichtigstes Bild 2017. Das hört sich endgültig an. Als wäre es besser als andere. Ich mache nie ein Ranking auf, denn meine Aufnahmen sind festgehaltene Situationen, in denen ich mich wohl fühle. Fotografieren ist für mich Entschleunigung. Das Leben so zu nehmen, wie es ist. Wer zu 75 Prozent dabei ist, ist mein Hund. Sie zwingt mich zum entschleunigen. Mit Hektik und Stress wird es nichts. Sie ist genügsam und liebt das „Jetzt“.
Tagsüber liegt sie im Körbchen am Fenster. Ständig interessiert an dem, was der Tag so bietet. Ihr zuliebe habe ich die Aufnahme gemacht. Weil sie mich unbewusst dazu bringt, das zu tun, was mich erfüllt. Hier ist sie auf ihrem Lieblingsplatz. Obwohl wir gerade aus dem Regen zurück waren.
Ich werde dieses Jahr 54! Mit 16 bekam ich meine erste Spiegelreflexkamera (Minolta SRT303b – funktioniert heute noch). Lange habe ich nur auf Reisen fotografiert und mir vor zwei Jahren eine Nikon D800 gekauft, um wieder „ernsthaft“ zu fotografieren. So ernsthaft, dass ich mir gerade ein Schwarzweiß-Analoglabor zusammenbaue und mit meiner letzten Errungenschaft, der Graflex 4×5 inch, dieses Jahr mein erstes Großformatfoto geschossen und entwickelt habe, nachdem ich Bruce Barnbaum in Heidelberg kennengelernt habe – und jetzt bleibe ich dran!
Als wichtig empfinde ich selten ein Foto von mir, aber die Bilder von der Geburt meiner Tochter im Januar und der Nacht danach bedeuten mir persönlich sehr viel.
Auch wenn ich die Wichtigkeit meiner Fotos für die Menschheit im Allgemeinen als eher nicht so hoch ansehe, war für mich dieses Jahr die Fotografie hiesiger Höckerschwäne am wichtigsten. Von Anfang 2017 bis zum Spätsommer habe ich so ziemlich jede gute Gelegenheit verwendet, um gute Fotos von ihnen zu machen. Unter all den Fotos, die dabei entstanden sind, gehört dieses hier auf jeden Fall zu meinen Favoriten. Daher nutze ich die Chance und küre es, zumindest für diesen Moment, zu meinem wichtigsten Foto 2017:
Und wieso? Naja, erstens natürlich, weil ich Höckerschwäne einfach gern habe. Besonders aber deshalb, weil der See, in und an dem die Schwäne leben, Ende März vergangenen Jahres genau den passenden Wasserstand hatte, um eine kleine Insel gerade so zu überfluten. Die ganzen Schwäne, Gänse und Enten konnte also nicht nur im Wasser schwimmen, sondern schienen auch auf dem Wasser zu stehen. Und genau zu der Zeit gab es dann auch noch ein paar Tage mit Hochdruckwetter und Morgennebel am See.
Keine Ahnung, wann sich die Situation so wieder ergibt, ich bin jedenfalls froh darüber, dass ich die Chance genutzt habe und ein paar, wie ich finde, ganz gelungene Fotos gemacht habe. Die beiden hier auf dem Foto haben 2017 dann übrigens fünf neue Schwäne in die Welt gesetzt.
Eigentlich ist mein Foto des Jahres 2017 nur eine zufällige Momentaufnahme: Es war einer dieser Wintertage in Reykjavík im Januar. Ich hatte frei und machte es mir in meinem Zimmer so richtig gemütlich, auch weil für den ganzen Tag Schneestürme vorausgesagt waren. Manchmal saß ich einfach nur auf meiner Couch und beobachtete, wie der Schnee über die Straße fegte. So auch an diesem Tag. Am frühen Nachmittag bekam ich eine unbändige Lust auf die leckersten Zimtschnecken der Stadt.
Ich zog mir meinen Islandpulli, meine dicke Jacke und meine warmen Schuhe an, zog den Reißverschluss bis zur Nase und die Mütze tief ins Gesicht. Die Bäckerei Brauð & Co. war nur ein paar Straßen weiter. Der Schnee peitschte mir ins Gesicht und wäre die Aussicht auf die Zimtschnecke nicht gewesen, ich wäre wieder umgedreht. An der Ecke zum Bäcker erhaschte ich dann diesen farbrauschenden Moment zwischen den Schneeböen und für mich ist es ein bisschen wie der Inbegriff vom winterlichen Reykjavík: Manchmal unwirtlich, aber irgendwo gibt es immer ein warmes Licht.
Übrigens hatten sie beim Bäcker leider nur Blaubeer- und Lakritzschnecken. Aber die waren fast genauso lecker.
Wir hoffen, Euch haben die Fotos und Geschichten inspiriert. Welche Arbeiten haben Euch besonders gut gefallen?