19. Januar 2013 Lesezeit: ~16 Minuten

Varieté: Eure wichtigsten Fotos 2012

Am Ende sind es 20 Bilder geworden, die in der Redaktion jeweils mehrere Fans gefunden und sich so für die heutige Präsentation im Varieté qualifiziert haben. Jeder Redakteur hat dabei einen eigenen Geschmack und eine eigene Gewichtung zwischen Bild und Geschichte. Sozusagen die Schnittmenge daraus seht Ihr nun hier.

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Dennis schrieb:

Dieses Foto war reines Glück. Da der Wetterbericht schon seit Tagen Sonne angesagt hatte, außer Nebel aber nichts zu sehen war, beschloss ich eines frühen Morgens, auf „meinen Hausberg“ zu steigen, um ein bisschen die Aussicht oberhalb der Nebelobergrenze zu genießen und möglicherweise auch ein paar schöne Fotos der Milchstraße zu schießen.

Am Ausgangspunkt angekommen, konnte man schon sehen, dass die Wolkendecke nicht mehr besonders weit über mir endete und als ich mich fertig gemacht habe zum Aufstieg, war die Nebelobergrenze schon auf Augenhöhe. Ich beschloss deshalb, mit der Stirnlampe auf dem Kopf ein paar Fotospielereien zu machen und da entdeckte ich, wie wunderbar das Licht dieser Natriumdampflampe (Straßenlaterne) auf den Fotos wirkt.

Dieses Foto ist für mich etwas ganz Besonderes, weil es mich an einen fantastischen Morgen erinnert, an dem einfach alles stimmte.

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Marcel schrieb:

Dies ist mein wichtigstes Foto aus 2012, da es eins der ersten Fotos ist, die ich unter dem Begriff „Streetphotography“ bewusst gemacht habe. Ich werde in diesem Jahr sicherlich versuchen, mehr aus dem Straßenleben zu fotografieren, da es eine Menge Spaß macht, Situationen wie diese auf den Sensor zu bannen.

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Tomsen schrieb:

Entstanden in Barcelona Anfang November mit einer X100. Obwohl der Abend zuvor ziemlich lang ging, bin ich morgens recht früh aufgestanden, um am Strand ein paar Impressionen einzufangen. Zur gleichen Zeit waren Metall- und Flaschensucher, Sportler, Angler und Radfahrer unterwegs. An einigen Stellen an der Küste befinden sich Fitness-Stationen, an denen sich die Frühsportler austoben.

Eine dieser Stationen habe ich eingefangen. Das Foto ist fast genauso aus der Kamera gekommen, ich habe nur wenige Entwicklungsschritte in Lightroom vorgenommen. Die Aufnahme hängt als DIN-A3-Ausdruck bei mir an der Wand und hat irgendetwas Magisches für mich, ich mag die Stimmung sehr.

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Bastian schrieb:

Dieses Foto ist im letzten Jahr in Hamburg, am Rande eines Workshops entstanden. Viele meiner Fotos zeigen alltägliche Situationen, meist auf der Straße. Ich versuche, auf meinen Fotos Geometrie und Ästhetik in Zusammenhang mit dem Alltäglichen und Normalen zu bringen. Die Menschen in diesem und in vielen anderen meiner Fotografien sind nur zufällige, beliebig austauschbare und ungefragte Darsteller.

Wann ist ein Bild wichtig? Persönlich wichtig sind für mich persönliche, festgehaltene Momente, die aber nicht oder nur sehr selten veröffentlich werden. Ein veröffentlichtes „wichtiges“ Foto ist für mich eher ein geglücktes. Ein Moment, den ich als perfekt empfand und schnell genug war, diesen festzuhalten.

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Martin schrieb:

Dubai ist wohl für die meisten Fotografen ein wahrer Traum, so auch für mich. Im März 2012 habe ich mir den Traum erfüllt und war für eine Woche dort. Es gibt so viele schöne Motive, dass man sich schwer für „das“ beste Foto entscheiden kann. Daher mache ich es mir leichter, indem ich das Bild mit den meisten Reaktionen auswähle.

Es entstand in der Dubai Marina zur Abenddämmerung. Weil ich nicht mein schweres Stativ mitschleppen wollte, habe ich in dem Fall meine Kamera mit dem Gorillapod an einem Brückengeländer fixiert, um eine etwas längere Belichtung zu ermöglichen. Die Nachbearbeitung bestand dann vor allem in der Korrektur des Weitwinkels, Farbanpassungen und vor allem dem künstlichen „silky“-Effekt der Wasseroberfläche, den ich für diese Aufnahme sehr passend fand, weil er das Surreale von Dubai Stadt noch mehr unterstreicht.

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Sabine schrieb:

Mein für mich wichtigstes Foto aus dem vergangenen Jahr 2012 ist aus einer Idee entstanden, die erst einmal sehr lange Zeit auf die Umsetzung warten musste. Objektiv betrachtet erkennt man darin wohl weniger Emotion, sondern eher die Anatomie, die Halswirbelsäule, wie sie da so zwischen Kopf und Körper mutig und entblättert steht, kraftvoll, als das wohl interessanteste und komplexeste „Verbindungsstück“ unseres Körpers.

Ich sehe zwar diese wahrhaft geniale Komplexität und Kraft, aber ich habe bezüglich der Halswirbelsäule auch schlechte Erfahrungen gemacht. Sie ist mit all ihren Nerven, Arterien und Muskeln heutzutage scheinbar sensibler als jemals zuvor. Durch unnatürlich wenig Bewegung, langes Sitzen und eine falsche Haltung erfahren wir heute eine steigende Anzahl chronischer Erkrankungen, deren Ursache oft in der Wirbelsäule zu finden ist.

Wenn man erst mal Probleme speziell im Bereich der Halswirbelsäule hat, so meine Erfahrung, muss man sehr viel dafür tun, um dem Körper wieder das zu geben, was er braucht: Zum Beispiel den muskulären Ausgleich. Das Foto bekam den Titel ‚Break‘, der zum einen ‚Pause‘ oder ‚Ruhe‘ bezüglich der Therapie und zum anderen ‚Bruch‘ bedeuten kann, was auf die Sensibilität und den Schmerz hindeuten soll.

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Tom schrieb:

Mir fiel die Wahl wirklich schwer. Da für mich meine Reise nach Myanmar eines der großen Highlights des letzten Jahrs war, habe ich mich für ein Foto, das bei dieser Reise entstand, entschieden. Da mich die Menschen in ihrer bescheidenen, durch Tradition und Glauben geprägten Lebensweise unheimlich beeindruckt haben, fiel meine Wahl auf das obige Bild, das in Mandalay in einem Tempel kurz nach Sonnenuntergang entstand.

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Thomas schrieb:

Solitude…

Der Chhatrapati-Shivaji-Terminus-Bahnhof in Mumbai zählt zu den größten und geschäftigsten Bahnhöfen der Welt. Ich habe es geschafft, eine einzelne Person unposiert ins Bild zu setzen und mit schönem Licht eine harmonische Szene zu schaffen. Zusammen mit der Stahlkonstruktion des Bahnhofs sowie des Fernzugs auf Gleis 8 bildet dieses Foto für mich eine sehr gelungene Einheit.

Es zeigt auch, dass man an einem noch so bevölkerten Ort Bilder von einsamen Personen machen kann. Für mich sind die großen Bahnhöfe dieser Welt ein Magnet, um mich da mit meiner Kamera herumzutreiben. Dieses Bild steht ganz vorn in der Ausbeute meines Langzeitprojekts „Grown up at a Railway Station…“.

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Lukas schrieb:

Nicht, weil es doch einige Leute angezogen hat, sondern weil ich enorm viel lernen durfte. Wir waren zwei Wochen in Kroatien und ich dachte mir, ich würde von den neuen Orten dort inspiriert werden – Fehlanzeige – zumindest am Anfang.

Ich entdeckte eine einsame Bucht und wollte dort fotografieren. Drei Mal stand ich in aller Frühe – 5 Uhr ist für mich schon sehr früh – auf, um den Strand bei Sonnenaufgang zu erkunden. Jedes Mal scheiterte ich dann vor Ort an meinem Vorhaben. Kein einziges Foto oder Konzept wollte funktionieren – motiviert natürlich nicht sehr.

Eher aus Verzweiflung als aus Entdeckerdrang raffte ich mich ein letztes Mal auf und entdeckte diesen Stein im Wasser, der Rest spricht für sich. Dieses Bild ist meine Erfahrung, mit was man belohnt wird, wenn man tatsächlich dran bleibt und nicht aufgibt. Mal abgesehen vom Sonnenaufgang auf der Oberfläche des Ozeans im Pyjama.

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Malte schrieb:

Mein wichtigstes Foto 2012 ist letzten September auf Island entstanden:

Zum einen ist es eines meiner Lieblingsbilder, zum anderen hat es mich jede Menge Zeit, Mühe und eine Stativtasche gekostet.

Ich liebe minimalistische Fotos in schwarzweiß mit einer surrealen Stimmung. Vor einiger Zeit habe ich Langzeitbelichtungen als eine Technik entdeckt, die meinem Wesen und meiner Art zu fotografieren entspricht und die gleichzeitig meine oben genannte Vorstellung von Fotos unterstützt.

Das Bild ist meine erste richtige Langzeitbelichtung, die ich auch veröffentlicht habe. Der Prozess des Fotografierens war sehr mühevoll, es hat immer wieder geregnet und gestürmt während der zirka zehn Minuten langen Belichtung. Ich musste einige Male versuchen, Regentropfen von der Objektivlinse zu wischen, ohne jedoch die Belichtung zu ruinieren. Aufgrund des Sturms wurde dann auch noch meine Stativtasche von den Klippen geweht.

Bei der Nachbearbeitung bin ich dann später an die Grenzen meines Könnens gestoßen und habe lange gebraucht, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Das war etwa anderthalb Monate, nachdem ich das Foto gemacht habe.

Das Foto war dann der Auftakt für eine kleine Serie von Langzeitbelichtungen, die jedoch noch nicht ganz fertig ist. Meine Liebe zur Langzeitbelichtung ist nun vollends entfacht und ich werde mich für die nächste Zeit ausschließlich auf diese Technik konzentrieren.

Und wie das mit einer ersten Liebe so ist, werde ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens nie so richtig davon loskommen!

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Jan schrieb:

Zuerst dachte ich, dass mir die Auswahl recht schwer fallen würde; als ich dann jedoch durch meinen Stream auf flickr geflogen bin, war es doch sehr schnell klar, welches Bild mein eindeutiger Gewinner ist.

Seit Ende Oktober befinde ich mich für ein Auslandspraktikum in Island und nutze die Chance, um verstärkt der Landschaftsfotografie nachzugehen. Ich fühlte mich seit der Ankunft schon recht wohl hier im Norden, aber nach rund zwei Wochen Aufenthalt sollte etwas passieren, was mich letztendlich so faszinierte wie sonst nichts anderes in diesem Jahr:

Ein Abend mit sehr starker Nordlicht-Aktivität. Dieses Erlebnis gab mir die Lektion, dass es Schönheit gibt, die weder auf Sensor noch Film abgebildet werden kann. Dieses Bild erinnert mich daher an ein unbeschreiblich schönes Erlebnis.

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nussundpoint schrieb:

Ich war im Sommer 2012 wieder in Thailand und wir haben ein paar Tage in einem Hotel am Strand verbracht. Dieses Foto ist eigentlich sogar in ziemlicher Hektik entstanden. Ich habe ja ein 365-Projekt gemacht und brauchte für diesen Tag unbedingt noch ein Foto, allerdings hatte ich in Kürze einen Massagetermin und anschließend würde es schon dunkel sein, also stellte ich mich kurz auf den Balkon und machte ein Foto von diesem wunderschönen Ausblick.

Schließlich war ich ganz entspannt und konnte den Tag richtig genießen und schätzen. Im Nachhinein ist es für mich jetzt das Bild, das die Ruhe vor dem Sturm zeigt. Wenn wenige Stunden nach der Aufnahme passierten einige sehr schlimme Dinge, woraufhin nichts mehr wie vorher war, als wäre man in einen anderen Film mit komplett anderer Handlung und Stimmung gerutscht. Dieses Foto hilft ein bisschen dabei, das alles zusammenzuhalten.

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Erik schrieb:

Warum es so wichtig ist? Es wurde im März bei 500px als Editor’s Choice ausgewählt und war somit das erste meiner Fotos, das von irgendwem zu irgendwas ausgewählt wurde. Das hat einen immensen Anschub für mein fotografisches Selbstbewusstsein gegeben und mich letzten Endes überzeugt, mich auf einen Studiengang Kunst mit Schwerpunkt Fotografie zu bewerben. Heute studiere ich und bin sehr glücklich über diese Entscheidung. Das war nämlich zugleich auch das Beste, was mir 2012 passiert ist.

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einfach mal so schrieb:

Jede Stadt hat wohl so seine bekannten Fotomotive, die schon zu Hauf fotografiert sind und an denen man sie sofort erkennt. In München ist das mit dem Brunnen am Karlstor wohl nicht anders. Wie also ein Bild hinbekommen, das etwas anders ist? Da half mir der glückliche Umstand mit den Tauben. Die gibt es in Berlin, Köln, Rom und Paris, sie sehen überall gleich aus und sind deshalb auch völlig städteneutral.

Im Nachhinein entschied ich mich für einen Bildausschnitt, auf dem keine Menschen zu sehen waren. Einer der lebhaftesten Plätze bei Tag und keine Menschen; nur die Tauben und ihre Stadt. Vor allem in schwarzweiß gefiel mir die Aufnahme sehr gut, weil zeitlos, ob in den 60ern oder eben in 2012, eine Hommage an meine Stadt.

Die Aufnahme entstand übrigens nicht mit der SLR Toy Lens, sondern mit dem Walimex 7,5 MFT Fisheye. Einer hervorragenden, scharfen Optik, leider muss man aufgrund des Weitwinkels sehr nah an das Motiv herangehen, das dürfte wohl die Tauben aufgeschreckt haben.

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Laura schrieb:

Es ist wohl das persönlichste und das traurigste, das echteste Foto, das ich bisher dem Internet preisgegeben habe. Es erzählt von einem schmerzhaften Abschied von einem wunderbaren Menschen, der mein Leben bunter gemacht hat und mir gezeigt hat, was Lebensfreude ist. Von einem Menschen, der so unglaublich viel zu früh gegangen ist.

Ich bin kein Fan von Worten in Bildern, aber hier war es wie selbstverständlich, dass die Worte, die uns verbunden haben und immer noch verbinden, Teil des Bildes sein müssen. Ein Flüstern: „so close no matter how far“. Seit diesem Tag frage ich mich, ob ein Ende ein Anfang sein kann, ob man sich wiedersieht und ob etwas bleibt.

Das Bild erzählt von einem Lichtschimmer der Hoffnung und einem Verlangen nach einer Berührung, die keine sein kann, von einem Fenster, hinter dem man nichts sieht außer sich selbst und von einer Reflexion, die einem erst das Ausmaß der eigenen Trauer offenbart.

Dieses Bild ist eine kleine Truhe voller Trauer und immer, wenn ich es betrachte, nehme ich einen Teil der Trauer mit, die im Ganzen nicht zu ertragen wäre.

Am 5. Januar war das Bild und der Tod ein Jahr alt und noch immer verstehe nicht nichts.

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Anton schrieb:

Dieses Foto entstand auf dem Feldweg direkt vor meiner Haustür. Es war ein herrlicher, schöner Wintertag. Also entschloss ich mich, mit meiner Canon AE-1 spazieren zu gehen, in der Hoffnung, ein schönes Landschaftsbild mit viel Sonne und noch viel mehr Schnee zu fotografieren.

Nach kurzer Zeit bildetet sich dichter Nebel und die Sicht war stark eingeschränkt. Da entdeckte ich die Fußspuren, die sich in den Schnee eingedrückt hatten. Durch den Nebel bekommt das Bild eine besondere Wirkung, da die Fußspuren im Nebel verschwinden.

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Roland schrieb:

Definitiv „Mojave“?

Das Foto wurde nicht wie im Titel angedeutet, in der Mojavewüste aufgenommen, sondern auf Dungenesse, einer Halbinsel in England. Die Aufnahme entstand analog auf Film und wurde danach digital editiert.

Nikon f2 Photomic 1975
Nikkor 35mm f/2.0
Fuji Superia Reala 100

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O. schrieb:

Weil es einfach herrlich gegensätzlich ist. Dunkles Holz gegen helles Licht, weiche Unschärfe gegen harte Struktur. Dabei wirken beide Seiten von Neigung und Wuchs her wie inszeniert.

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Katrin schrieb:

Entstanden ist es auf Baltrum, wo ich bereits einige Male war und trotzdem jedes Mal wieder mit neuen Bildern zurückkomme. Im vergangenen Oktober habe ich zehn Bilder aus dieser Langzeitserie ausstellen dürfen – dieses war auch dabei.

Warum nun genau dieses mein Wichtigstes ist und nicht eins von den neun anderen? Es ist das erste Bild, das ich (jemals) verkauft habe. Ich habe mich irre gefreut und deshalb hat es diesen Status als mein wichtigstes Bild des letzten Jahres verdient.

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Conrad schrieb:

Als reisender Spätzünder habe ich dieses Jahr meine erste Flugreise unternommen. Die typische Island-Rundreise mit den üblichen Motiven, an denen man sich schon sattgesehen hat. Dennoch, es sind meine und die halbe Wohnung ist damit zugepflastert und sie überbrücken die Wartezeit, bis es wieder dorthin geht. Kann man sich in ein Land „verlieben“? Ich denke ja…

Ich habe mich für diese Aufnahme entschieden, weil sie in meinen Augen gut die Kontraste zeigt, die das Land ausmacht. Licht und Wetter, grandiose Landschaft und ganz klein der Mensch darin.

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Wer das Exposé verpasst hat, den laden wir herzlich dazu ein, dort noch einmal selbst in den Kommentaren nach persönlichen Lieblingsbildern zu stöbern. Welches sind Eure Lieblingsbilder?

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