09. Januar 2012 Lesezeit: ~5 Minuten

Stilllife Teil 1: Ideenfindung

Im folgenden Artikel möchte ich Euch einen kleinen Einblick in die Stilllife- und Foodfotografie geben. Ich werde erklären, wie ich bei meinen Bildern vorgehe und warum ich bestimmte Dinge so oder so verfolge. In diesem ersten Teil wird es zuerst einmal vor allem um die Ideenfindung gehen.

Eine wichtige Frage für viele ist, welche Kameras oder Objektive sich am besten für die Foodfotografie eignen. Dabei geht es gar nicht zwangsweise um ein bestimmtes Modell oder Format, sondern um die Fähigkeit, seine eigene Technik zu beherrschen.

Es ist viel wichtiger, Licht und Schatten zu verstehen, eine gute Komposition finden zu können und grundlegende Dinge wie Blende, Verschlusszeit und Weißabgleich zu begreifen und zu wissen, wie man diese für seine Aufnahmen nutzen kann. Für gute Fotos ist es wichtig, sich nicht auf Automatiken der Kamera verlassen zu müssen, sondern sie voll unter Kontrolle zu haben.

Aber bevor es mit technischen Details los geht, fangen wir deshalb am besten bei null an. Bevor man überhaupt zur Kamera greift, braucht man eine Bildidee. An das Konzept kann man ganz individuell heran gehen. Ob einem als erstes ein bestimmtes Gericht oder ein bestimmter Gegenstand in den Sinn kommt, den man gern einmal fotografieren möchte oder auch eine Stimmung, ein Gefühl oder vielleicht sogar ein Ort. Bei mir ist das von Bild zu Bild ganz unterschiedlich und variiert immer wieder.

Ich möchte meine Vorgehensweise gern an einem bestimmten Beispiel erläutern: Der Anlass für die Bildstrecke in diesem Artikel war der jährliche Weihnachtsgruß in unserem Hochzeitsblog. Das Thema war also schon vorgegeben. Nun ging es mir dieses Jahr darum, mich etwas subtiler damit auseinanderzusetzen. Ich wollte keine Kerzen und Plätzchen, sondern dezentere, winterliche und weihnachtliche Elemente in den Bildern unterbringen.

Ich wusste, dass es eine Mischung aus Food- und Stilllife-Fotografie werden soll. Mein erster Schritt bei der Umsetzung eines Themas ist die Recherche. Ich notiere spontane Bildideen, Materialien und Deko-Elemente, die mir direkt in den Sinn kommen. Da es mir bei den Rezepten dieses Mal besonders um die Gewürze ging, habe ich eine Liste mit weihnachtlichen Gewürzen angelegt und anschließend nach passenden Rezepten recherchiert.

Beim Sammeln dieser Einzelheiten ergaben sich viele Bilder ganz von selbst. Während ich die Liste zusammenstellte, ergab sich für mich auch der Stil, in dem ich die Serie halten wollte. Die letzten Bilder waren warm und gemütlich, dieses Mal wollte ich elegante, klare Bilder. Demnach reduzierte ich meine gesammelten Rezepte auf solche, die zu dieser Vorstellung passten.

Am nächsten Tag habe ich begonnen, mir passende Requisiten zurechtzulegen und die ersten Aufnahmen vorzubereiten. Nach und nach kamen dadurch dann auch wieder neue Ideen für die Serie hinzu.

Zum Thema Bildgestaltung möchte ich mich kurz fassen, da es dabei keine bestimmten Regeln gibt, die zu beachten sind. Ob das Objekt nun im Goldenen Schnitt liegt, angeschnitten wird oder man mit einer Zentralperspektive arbeitet, hängt ganz von Eurem Geschmack ab. Genauso verhält es sich mit dem Kamerastandpunkt und der Wahl der Brennweite. Das ist alles eine Übungssache und man muss sich vorher darüber klar werden, was einem an der Aufnahme wichtig ist und wie das Objekt darauf wirken soll.

Schreiben könnte man zu diesem Thema sehr viel, aber ich bin der Meinung, dass Ausprobieren hier viel weiter hilft! Bei der Bildgestaltung kommen einfach so viele Aspekte zusammen, dass man keine allgemeingültigen Regeln aufstellen kann.

Bei der Umsetzung meiner geplanten Serie begann ich zuerst damit, mein Set aufzubauen und mich dann mit der Kamera an die Aufnahme heranzutasten. Wenn man noch keine genaue Vorstellung vom fertigen Foto hat, sollte man die Kamera in der Hand behalten und verschiedene Perspektiven ausprobieren, anstatt sich mit einem Stativ direkt einzuschränken. Wenn ich meinen Kamerastandpunkt und meine Lichteinstellungen gefunden habe, beginne ich mit der Feinarbeit am Bild.

Erklären möchte ich das kurz an diesem Beispiel:

Wichtig beim Foodstyling ist der Garpunkt. Jede Zutat sollte einzeln zubereitet werden, um diesen genau zu erwischen. Sicher geht es auch anders, aber das erfordert eine Menge Übung! Ich mache es immer so, dass ich die Zutaten zwar koche, aber sie nicht so gar sind wie man sie sonst essen würde. So bleibt die Form und auch die Farbe besser erhalten. Ganz rohe Zutaten erkennt man sofort, das zeigt das erste Beispielfoto.

Ich habe also beim Beispiel mit dem Punsch nach und nach die einzelnen Elemente in einem extra Topf mit Wein gekocht. Da dem Foto trotzdem noch die Lebendigkeit gefehlt hat, habe ich die Flüssigkeit mit einer Styroporplatte etwas eingespiegelt und zusätzlich ein paar Bläschen dazu gegeben, die ich vorher getrennt in einem Gefäß aufgeschlagen hatte. Durch den schwarzen Topf hätte man sonst gar nicht richtig wahrgenommen, dass sich darin eine Flüssigkeit befindet.

Die Lichtsetzung in der Stilllife- und Foodfotografie ist besonders wichtig. Im nächten Teil werde ich Euch mit Hilfe von einigen Beispielbildern verschiedene Möglichkeiten vorstellen, wie man das Licht gut einsetzen und lenken kann.

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