11. August 2022

Kalochorafitis: Ein Bergdorf auf Kreta 1983/2021

1983: Griechenland war seit zwei Jahren der EG beigetreten – mit großen Folgen für das Dorf Kalochorafitis auf Kreta. Die jungen Leute waren fortgezogen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die Alten blieben in ihrer Heimat zurück.

Während eines Sommerurlaubs auf Kreta kommt der Fotograf Jürgen Escher zum ersten Mal in das kleine Bergdorf, das in den Ausläufern des Ida-Gebirges liegt. Kein Ortsschild weist auf Kalochora­fitis hin. Es besteht nur aus wenigen Häusern rechts und links der Straße.

Die bäuerliche Lebensweise der Menschen fasziniert Jürgen Escher. Ein halbes Jahr nach seinem Urlaub kommt er 1983 wieder nach Kalochora­fitis, begleitet die Menschen in ihrem Alltag, schaut in ihre Gesichter, gibt ihnen eine Stimme. Wie wirkt sich der Umbruch auf das Leben der Dorfbewohner aus?

Die Antwort geben die Menschen selbst. „Je länger ich im Ort lebte, desto mehr Bewohner*innen fragten mich irgendwann nach einem Fototermin”, schreibt Escher in seinem Buch „Kalochora­fitis”. In seinen Fotografien und Interviews blickt er hinter den Vorhang großer gesellschaftlicher Ereignisse und auf die Veränderungen ihres alltäglichen Lebens.

1983

Spielende Kinder auf der Straße

Spielende Kinder 1983 © Jürgen Escher

Drei Menschen an einem Tisch

Kalochorafitis 1983 © Jürgen Escher
Frauen und Männer sitzen zusammen im Kafenío. In Kalochorafitis ist das selbstverständlich, in anderen Dörfern nicht.

Eine Frau mit zwei Eseln

Feldarbeit 1983 © Jürgen Escher
Während Zacharias Konstandakis mit dem Maultiergespann die Furchen zieht, macht Chariklia Charalampaki eine wohlverdiente Pause.

Portraits dreier Frauen

Kartoffelsetzen © Jürgen Escher
Chariklia Charalampaki hilft 1983 zusammen mit Eleni Konstandakis und Styliani Charalampaki beim Kartoffelnsetzen. Selbstverständlich half die ganze Familie mit auf dem Feld. Heute machen es die Saisonarbeiter*innen.

2021

2021 besuchte Escher Kalochorafitis erneut, wieder sprach er mit den Menschen, wieder fotografierte er das Leben, wie es sich seither dort gewandelt hat. Damals und heute gewähren seine Arbeiten tiefe Einblicke in die Kultur und das Dorfleben von Kalochorafitis. Und das Leben hat sich verändert:

Die Landwirtschaft bietet inzwischen ein besseres Einkommen. Viele junge Menschen kehren zurück, bringen Ideen und Lebensweisen aus der Stadt mit, beleben und bewahren zugleich alte Traditionen. Und nach vielen Jahren gibt es jetzt wieder Familien mit Kindern im Dorf.

Portrait einer Frau

Besitzerin des Kaffeehaus 2021 © Jürgen Escher
Evangelia Vangelió Papdaki ist 86 Jahre alt und betreibt 2021 das einzige Kafenío im Ort, das an der neuen Straße liegt.

Treibhäuser

Treibhaus 2021 © Jürgen Escher
Das Treibhaus von Vangelis Mawroyanakis liegt am Rand des Dorfes. 2021 wachsen darin Peperoni.

Markt

Markt in Timabaki 2021 © Jürgen Escher

Jürgen Eschers Buch „Kalochorafitis”, ausschließlich in schwarzweiß fotografiert und brillant im hochwertigen Duplexverfahren gedruckt, steht in der langen Tradition der humanistischen Fotografie. Seine Bilder schlagen eine Brücke über fast vier Jahrzehnte und zeigen, dass das Leben der Menschen in Kalochorafitis mit dem heutigen Europa eng verbunden ist. Damit ist das Buch weit mehr als eine nostalgische Zeitreise. Der Bildband ist eine berührende Erzählung von der Suche nach Heimat und Sinn.

Informationen zum Buch

Kalochorafitis: Ein Bergdorf auf Kreta 1983/2021 von Jürgen Escher
Seiten: 144 Seiten
Maße: 30 x 24 cm
Einband: 
Festeinband, Fadenheftung
Verlag: Edition Bildperlen
Preis: 35,00 €

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